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Anzeiger»»»Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 78. Freitag, den 27. September 183U Ein neuer Felssturz bei Felsberg in der Schweiz. Chur, 2.-Sept. In Felsberg ist in der Nacht auf heute um halb zwei Uhr ein bedeuten« der Felssturz erfolgt. Schon zu Anfang de» Sommers bemerkte man ein vermehrtes Weichen des sogenannten „Haasen", das in der Mitte des MonatS Juni bis auf 19 Linien in einer Woche stieg. Hierauf trat wieder beinahe Stillstan^in, bis in den letzten drei Wochen plötzlich diW>e« fahr des Sturzes sich vergrößerte. In der letzt, vergangenen Woche erweiterte sich der Riß um ungefähr drei Fuß, und fortwährend lösten sich kleinere Massen und fielen in die Tiefe, so daß man den Sturz dieser Felsmassen mit Gewißheit erwartete. Wer oben war, vernahm öfters einen unterirdischen Donner, der unheimlich und ge fahrdrohend rollte und grollte. Am 31 Aug. Bormittags setzte die „Katze", die schon längst sptungfertig war, in das Thal, mit lantem Ti- gergebrüll, und eine dichte Staubwolke umhüllte die Felsen. Die Katze war aber nur ein kleiner Theil der beiden drohenden Felsköpfe „Haas" und „Hund". Bon diesem Augenblick an war man jeden Augenblick auf deren Sturz gefaßt, und es verging keine Biertelstunde, da nicht einzelne Vor läufer herunterfielen und Staubwolken aufwarfen. In der Nacht vom 1. auf den 2. Sept, erfolgten immer größere Lösungen, bis dann um halb zwei Uhr ein donnerähnlicheö Krachen de» Sturz ver kündigte. Fast die ganze Bevölkerung des Dor fes befand sich außerhalb desselben, theils in Neu felsberg, theils oberhalb des Dorfes in Hütten, theils unter freiem Himmel, die Katastrophe ab wartend. Plötzlich sieht man in der ziemlich Hel len Nacht aus einer^ dichten Staubwolke eine Menge Felsblöcke hervorschießen und in großen Sätzen den Berg herunter hinter das Dorf fallen. Der Böhen erbebt, und ein dumpfes Krachen läßt gkttubefl, -aS ganze Dorf liege in Trümmern. Aber nein, wie man bineilt. da erblickt man ei nen großen Wall von Felsblöcken hinter dem Dorfe aufgethürmt, etwa 20 von der Größe eines klei nen Hauses, und unzählige kleinere. Der größere Theil der zersplitterten Kalkselsmasse war aber oben zunächst unter dem drohenden Felsen und weiter herab am Bergabhange liegen geblieben. Bon dem Walde, der auf diesen Felsen gestanden, findet man keine Spur, die Tannen scheinen zer malmt unter den Steinen zu liegen. Mehrere größere Felsblöcke sind ganz, andere zerspalten. Einer stieß an einen seit' alten Zeiten hinter dem Dorfe liegenden Felsen, und erschütterte denselben so, daß vorne von ihm ein Stück ab- und ver- stnckelt in den Boden hineinficl, wie wenn es hi neingepflastert wäre. Das war ein starkes Nie sten, und der Widerhall in den Bergen donnerte ein „Helf dir Gott" dazu. Noch die ganz« Nacht und den ganzen folgenden Tag hindurch rieselte cs stets vom Berg herunter, und mitnnter erfolgte noch ein bedeutendes Gelöse von nachfallendem Gestein. Der größte Felsblock ist unter dem Le- onhardskopf liegen geblieben. Ein großer Stein, der früher heruntcrgerollt war, ist von einem grö ßer» auf ihn gefallenen zermalmt. Einer von der Größe eines Stalles ist seitab in eine» Kartoffel acker gesprungen und Hal dort eine 10 bis 12 Schuh tiefe Rinne aufgerissen, hat dann noch ei nen Satz genommen und ist dann liegen geblie ben. Da « Dorf hat gar keinen S ch a den genommen. Ein einziger kleiner Stein setzte über die erste Häuserreihe weg, ohne zu schaden Im Dorf wäre», wie gesagt, nur sehr wenige Leute; in einem Hanse eine alte, kranke Frau mit zwei Töchtern, die bei ibr wachten. Die schwache, schwerhörige Frau glaflbte, aks ihr Hans so sehr erschüttert wurde, es sei Jemand unter ihrem Bette, der dasselbe bewege. - Cun Mann, der ^gerade durch die Gasse ging, konnte sich mit Mühe aufrecht er* .Ohellttn, so bebte -die Erde ünter seiifrn Füßen.