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Anzeiger «n» Elbeblatt ' für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 48. Freitag, den 7. Juni 1850. LandwirthschaftlickeS. Die Aussichten für die nächste Ernte scheinen, so viel sich bis jetzt beurtheilen läßt, im Allgemei nen nicht sehr glänzend genannt werden zu kön nen, wie nachstehende Zusammenstellung der aus verschiedenen Productionsländern einlausenden Nachrichten des Näheren ergiebt. In Schlesien steht das Getreide im unteren Theile der Provinz, d. h. von Liegnitz an bis hinab gegen Grünberg, nach Maßgabe des dort vorherrschenden BodenS gut, dagegen aber im mittleren und oberen Theile und gerade in den sonst so gesegneten Gegenden mehr schlecht als gut. Insbesondere trifft man hier nur ausnahmsweise gedeihlich wachsenden Roggen an. Die Sommersaat berechtigt dort zu guten Hoffnungen; hier sind die Erwartungen nicht sonderlich. Nun kommt zu alledem noch der fortwährende rasche Wechsel der atmospärischen Temperatur, welcher auf alle Gewächse ungünstig einwirkt und der insbesondere auch schon wieder die Erscheinung des Rostes — jetzt zwar erst wie- der auf dem Roggen — hervorruft. Derselbe »eigt sich gegenwärtig wohl nur auf wenigen Stel len, dürfte aber, wenn seine Ursache nicht bald aushört, sich weiter und wohl auch auf die andern Getreidearten ausbreiten. Außer Schlesien klagt man in Mähren und Böhmen über den schüttern Stand des Getreides, vornehmlich aber des Rog gens. Dagegen rühmt man in Sachsen und wei ter im Westen die Ueppigkeit desselben. In' Pom mern, der Mark Brandenburg und dem übrigen Norden Deutschlands erwartet man eine mittlere Durchschnittsernte. In Belgien steht der Weizen mit Ausnahme einiger Gegenden im nördlichen Theile der Provinz Namur sehr gut; über die Roggenfelder wird jedoch von mehreren Seiten beklagt; dieselben hatten im Anfänge des Früh jahrs ei» vielversprechendes Aussehen, aber jetzt fürchtet man, wenn die kästen Nordwinde längere Zeit anhalten sollten, nur drei Viertel einer ge wöhnlichen Ernte zu erhalten. Diese Befürch tungen scheinen jedoch übertrieben. Der Winter raps steht besonders auf schwerem gutgedüngten Boden ausgezeichnet und läßt hoffen, daß die diesjährige Ernte hinter der vorjährigen nicht zu rückbleiben werde. Auf leichterem Boden, oder wo derselbe schlecht gedüngt ist, haben die Pflanzen ein weniger kräftiges Ansehen, jedoch sind diese Fälle vereinzelt. Ueber Hafer, Flachs und alle Sorten Sommergetreides läßt sich noch nichts Be stimmtes sagen, die kalte Witterung hat die Pflan- zen etwas zurückgehalten, aber die Erfahrung lehrt, daß ein paar Wochen schönen Wetters allen Scha den wieder heben können. Klee steht sehr schön, er ist zwar noch etwas im Wachsthume zurück, jedoch dürfte dies nur auf den zweiten Schnitt ungünstig einwirken. Aus den östlichen Nachbar ländern Deutschlands lauten dagegen die Berichte sehr ungünstig. In Polen ist es zwar noch nicht so schlimm, wie in Galizien und Ungarn, aber man verspricht sich dort nirgends großen Segen. Besonders sind eS die beiden letzteren Länder, welche fast Mißwachs zu fürchten haben. Gerade die fruchtbarsten Striche Ungarns, wie unter an- derm das Banat, sehen einer Ernte entgegen, die seit langen Jahren nicht so schlecht gewesen ist: Wie eS in dieser Hinsicht in den übrigen Ländern Europa'» aussteht, darüber fehlen bi« jetzt zuver lässige Nachrichten. (L. Ztg.) Tagesbericht. Dresden, 4. Juni. Das heut. Dresden« Journ. bringt die „Aufhebung des Bela gerungszustandes von Dresden", eintz Bekanntmachung, die Berufung der Stände,Hz der Zusammensetzung, in der sie zu de« außer-