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Anzeiger Elbeblatt . für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wo chenschrist zur Belehrung und Unterhaltung. ^§7. Dienstag, den 22. Januar 1830. Bekanntmachung. Nach der Bekanntmachung des Königlichen Ministern des Innern, das Verfahren bei Bewerbung um Prämien für Verdienste nm die Landwirthschaft betreffend, vom 10. Jnni 1848, (Gesetz» unv Verordnnngsblat für daS Königreich Sachsen vom Jahre 1848, 19. Stück, Seite 143, Nr. 51) sollen alle ans Prämien für Verdienste um die Landwirthschaft sich beziehende Gesuche nicht mehr nach tz. 6 des Prämienausschreibcns, vom 10. Dec. 1844, bei dem Bezirks-Amtshauptmanne, sondern bei dem landwirthschaftlichcn BezirkSvcreine des amtshauptmannschaftlichen Bezirkes, in welchem der Wohnort des Bewerbers liegt, angebracht, und von diesem „landwirthschaftlichcn Bezirksvereine" nach Anstellung der nöthigen Erörterung, dem Directorio des landwirthschaftlichen Hauptvereines voraclegt werden. Seitdem sind auch die landwirthschaftlichen Bezirksvereine aufgehoben worden und an deren Stelle 5 landwirthschaftliche Kreis-Vereine getreten. Da nun gleichwohl seit dem Erscheinen der im Eingänge erwähnten Bekannrmachung des König» lichen Ministern des Innern vom 10. Jnni 1848 mehrere Gesuche um Auswirkung landwirthschaftlicher Prämien noch bei mir angebracht worden sind, so finde ich mich veranlaßt, alle diejenigen Landwirthe deö mir anvertrauten Bezirkes, welche wegen irgend eines Verdienstes um die Landwirthschaft um eine Prämie nachsuchen wollen, hiermit darauf aufmerksam zu machen, daß sie ihre Gesuche bei dem land wirthschaftlichen Kreis-Vereine zn Dresden einzurciche» haben. Hain, am 8. Januar 1850. Der Königliche Bezirks-Amtshauptmann. von Wolf. Die europäische Frage. Der Blick in die Zukunft ist mehr als je umschleiert, denn wo der Absolutismus gebietet, da gebietet der Zufall, und wo der Zufall herrscht, da ist die Vorausberechnung der Zukunft höchst un sicher. Dennoch wollen wir unsere Vermuthungen über die Ereignisse der nächsten Zeit mittheilen, denn sie sind in aller Weise bedeutsam für die Demokratie. ES gewinnt jetzt den Anschein, als bereite sich Rußland zu einem entscheidenden Kampfe mit der Türkei vor. Wir haben lange nicht daran glauben wollen, weil wir Rußlands innere Ohn macht kennen, weil wir wissen, daß es ein „eherner Koloß ist auf thörnernen Füßen", weil wir wissen, daß Rußland alle Kriege mit den Nachbarn zu scheuen hat, da sie ihm jederzeit mehr Anstrengung und Schaden kosten, als sie ihm Gewinn bringen. Wir haben deshalb seine Intervention in Ungarn mehr als eine Thal der Nothwehr und Vcrzweis» lung betrachtet, denn als eine That der Vergröße rungspolitik; wenigstens haben wir geglaubt, daß eS einen großen Mangel an Selbstcrkenntniß »er reiche, wenn Rußland neuerdings noch auf seiner alten Vergrößerungspolitik bestehen wollte. Allein „wen Gott verderben will, den ver blendet er vorher". Es ist fast unzweifelhaft, daß. im russischen Kabinet seit längerer Zeit die söge- nannte nationale, besser gesagt, diestockrns- sische Partei obenanf ist, welche Rußland berufen glaubt, die abgelebten, überfeinerten, entnervte» Völker der Westens zu kultiviren,, auf echt russische Art zu kultiviren. Damit stimmt nun allerdings das Benehmen Rußlands in der tihckifchen Drffe-