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Dresdner Nachrichten : 01.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18811201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18811201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-12
- Tag 1881-12-01
-
Monat
1881-12
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.12.1881
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1»»-, I Witterung vom.Hl.Nolümeer. Baromct-r nach Oskar Bltzold, Wall,!r. >5<AI'd;. <NI.) *1»^ t 171 vlill. seit gestern aMlll aesticar». Tstrimomelrogr. II. Neaum.: Sciupl'i. 7"W., VW» l liicdr. Temv. II" W.. iioLstc Tel»». n»w. Lüd-ANnd. L'kiier. Aussichten für den 1. Decembcr: Zunächst ziemlich heiter, trotten, spater Trübung. Donnerstag, 1. Tee br. Politische». Eö ist nicht nur die Fortschrittspartei, welche den Preis des Eintrittes Hamburgs in die Zolleinheit des Reiches zu hoch findet, sondern Männer aller politischen Schattirungcn werden im Reichs tage dcni Kanzler die Durchdringung seiner Vorlage schwer machen. Wenn die Fortschritts-Sezesflonisten den neuen Titel, den ihnen Bismarck gegeben, „Freihandelüpartci", acccptiren, so verliert der Einnrand dieser Partei gegen die Zolleinigung der praktischen Be deutung. Die Sezessionisten treiben mit der Frage Politikihnen sind nicht die SO Millionen zu viel, sondern sic verbeißen sich in die abgctbane Ansicht, der Freihandel überhaupt und derjenige Ham- burgs insbesondere, sei für die wirthschastliche Zukunft des deutschen Reiches nützlich. Anders stellt sich die übrige Opposition sie ist nicht gegen das Zollsystem des Reiches, noch gegen die Einverlei bung Hamburgs, sondem sie behauptet, die Summe von 40 Millio nen, die dem Reiche, und weiterer 40 Millionen die -Hamburg zu- gcmuthct werden, seien zu hoch für das, was man damit erkauft. Möglich, das, wenn man Hamburg den Freihafen ganz Hütte ent ziehen können, der See Handel dieses deutschen HasenplatzeS ver nichtet worden wäre. Aber wenn Hamburg von seinem Konsum und Transit ausländischer Waaren abgcdrängt worden wäre, so kan, dies der deutschen Industrie im höchsten Grade zu Gute. Fetzt zahlen Reich und Freistaat 80 Millionen für die Erhaltung des früheren Zustandes, denn, dass der Freihafen verkleinert und die Speicher außerhalb der Zolllinie verlegt werden, macht die künftige Zollkontrole vielleicht wirksamer und bequemer, aber im Prinzip ist nichts geändert, als daß die Stadt H a m bürg und ihr Annex, ihren Konsum ausländischer Waaren höher versteuern müssen, und die deutsche Einfuhr frei lnrben. Ta auch jetzt schon aus jeden Ein wohner Hamburgs eine Aversionalsumme füllt, die er anstatt direkter Versteuerung alSZollaussallsentichädigung zu zahlen hat, so ist der materielle Gewinn des Reiches nicht eben groß, wenn die Hamburger künftig inehr in Deutschland taufen und das Gelauste zollfrei ver brauchen können, gegen die einzige Bedingung, da« sie ausländische Waaren künftig versteuern müssen. Die politische Einigung wird jeder Patriot als einen Gewinn anerkennen, aber eine Last von 80 Millionen, und mit Bremen und Altona vielleicht von 120 Mill., dafür, daß im Wesentlichen Alles beim Alten verbleibt und das zollfreie Gebiet verkleinert ivird, — eine solche Last dünkt viele Volksvertreter zu «nverhältnißmützig. Man darf gespannt sein, welche Erläuterung die Bundesregierungen in der Kommission geben werden, um die Vorlage in einem vortheiibafteren Lichte erscheinen zu lassen. Die Verlegung des päpstlichen Stuhles »ach Deutschland be schäftigt die liberale Presse eifriger als es nötlng wäre. Wer mit den Einrichtungerl der katholischen Hierarchie einigermasjen vertraut ist, kennt auch das Netz, daS die katholische Hierarchie über die Welt ausgespannt hat, und dessen unendlich feine Maschen, wenn schon unsichtbar, alle in Rom znsainnienlaufen. Den Knotenpunkt dieses Organismus verlegen wollen, hieße ihn zerreißen, und das hätte gerade setzt, in Zeiten wo die religiöse Diseipli» bedeutend ge lockerter erscheint als im Mittelalter, seine schwerster» Bedenken. Das Papstthum kann die Rolle, die es vermöge historischer Con- tinuität in Italien spielt, und zu welchem eine Umbildung der Massen unerläßlich ist, nirgend anders, am wenigsten aber in dein hochgebildeten Deutschland spielen. Das weiß Leo XIII. sehr gut. Mag er und die Jesuiten auf die Italiener den Schreckschuß einer Regierungsverlegung abfeuern so oft das politisch nöthig erscheint, um Pression zu üben — uns in Deutschland soll das unangefochten lassen. Weder die 20 Millionen Protestanten noch 16 Millionen Katholiken Deutschlands, mögen sie noch so achtungsvoll oder ergeben über das Papstthum denken, sind das geeignete Publikum, das der Papst bedarf Weit naher dem Kernpunkt der Verl-andlungen, die zwischen Rom und Berlin schweben, kommt rvohl die osfiz. Leipziger Zeitung. DaS amtliche Sachs. Organ, dem crnegewisscFühlung nrit dein kathol. Ultramontanismus nicht wohl abzusprechen sein dürste, sagt: ,,Es scheint zutreffend zu sein, daß der Papst die Vermittelung des deutschen Reiches in Anspruch genommen bat zur Wiederherstellung seiner weltlichen Macht und die Mission des Kardinales Hohenlohe damit in Verbindung steht. Man hat in Berlin die Zurückhaltung, die man in auswärtigen Fragen allgemein beobachtete, niemals so weit getrieben, wie liberale Blätter wohl behaupten und daS Prinzip der Richtintervention es verlangt. Die römische Frage ist nun einmal keine schlechtweg italienische. An ibrer Lösung ist jeder Staat mit katholischen Unterthcmen intcressirt, wie viel mein Deutschland» daS deren 16 Millionen zahlt und bei seiner konfessionellen Zerrissenheit mehr denn irgend ein anderes Land auf kirchlichen Frieden und cm gutes Verhältnis! »nt Rom angewiesen ist, besonder- unter den heutigen Verhältnissen. Es sollte uns darum auch keineswegs Wunder nehmen, wenn von den deutsch- römischen Derhandlungen bald mehr in die Oeffentlichkeit gelangt". Rein, daS «Eiche nicht Wunder nehmen, erst dann, wenn es authentisch feststündc, daß deutscherseits Neigung vorhanden wäre, die römisch-weltlichen Prätenstonen des Papstes zu unterstützen, würde die Zeit gekommen fein, di« Frage zu diseutiren. Einstweilen wirb der Reichskanzler keine Luft verspüren, seine politische Popularität auf dem Hochaltar des römischen JesuitiSmuS als Opfer darzubringen. Und wenn ja der eiserne Kanzler weich geworden wäre im Laufe der Jahre, so wäre die deutsch« Staatsidce gniugsam stark, einem Eompromiß kräftig zu wehren, der mit dem Frieden der Welt crkaust werden müßte. Wenn die absolut katholischen Staaten nur «in bedauerndes Achselzucken haben bei den irrigen Klagen des Papstes, er könne ohne weltliche Herrschaft nicht «che ln Rom au »kommen, so hat Deutschland, da» Mutterland der evangelischen Kirche, gewiß nicht die Ausgabe, für die Ideale des finstern Mittelalters das Schwert zu ziehen, etwa um selbst wieder in Canossa zu betteln, wenn durch seinen Arm Rom erst ivieder mächtig geworden ist. Schlimm steht cs mit dem Klerikalismus in Frankreich und man sollte glauben, dort batte Rom's Pontifex maximuS alle Hände voll zu Ihn», um die Religion selbst vor dem Untergänge zu retten. „No eioriculimug v'est nötig ounc-mi!" rief ein französischer Redner vor drei Fahren. Derselbe Redner ist jetzt der oberste Machthaber in Frankreich und beißt Gambctta, und sein Religions und Unterrichtsministrr heißt P. Bert und ist Atheist. Wahrlich, wenn Rom weniger an politische Herrschaft und Herstellung ver weltlichen Pavttmacht denken und mehr, wie eS doch der Sinn der Rcligionen ist, die Gläubigkeit, den Frieden der Gcmüther, die gegenseitige Duldung im Auge behalten wollte, wie würde Rom jetzt in Frankreich, wo viele Gemüther durch die republitanische Unduldsamkeit erregt und erbittert, sich nach einem Ende des irreligiösen Terrorismus umsehen — wie würde der Papst hier wirken können. Frankreich, das unter Napoleon Hl. in den Banden der Klerisei schmachtete, ist in das andere Extrem verfallen und rüttelt an den Säulen aller weltlichen und geistlichen Ordnung, rathloS fragt der friedliche Landmann und fromme Kleinbürger nach den Tröstungen der Christenlehre — hat Papst Leo dafür kein Herz, hat er dabei Zeit an päpstliche Zukunstssoldateii zu denken, wenn er ivieder ein Stück Land habe» würde, so mag das die Knlholikcii Deutschlands belehren, daß der Papst nicht zu ihrem Segen nach Deutschland kommen würde, das ihm bioS eine polnische Haiidivasse abgeben soll, dessen Friede ihn aber ebenso kalt läßt, ivie der Friede Frankreichs ihn nicht rührt. Rcucste Telegramme der „Tresduer Rachr." vom :;o.Novl>r. Reichstag. Fürst Bismarck ist schon vor Beginn der Sitzung anwesend und hat unter den Abgeordneten neben v. Kleist-Retzow Platz genommen, mit den» er sich sehr lebhaft «uterhült. An Stelle des zurückgetretencn Grasen v. Kleist wird Abg. Wichmann zum Schnftfülnec gewühlt. Folgt Fortsetzung der Etatsberathung. Beim Etat des RcichSkanzleramteS fragt Prof. V irchow, wie sich die Verhandlungen mit Rom gestaltet haben. Reichskanzler Fürst Bismarck erklürt, daß Verhandlungen gegenwärtig über haupt mit dein römischen Stuhle nicht im Gange seien. Die Beziehungen, die Prof. Virchow meint, sind nicht die des Reiches, sondern die Preußens. Fm preußischen Landtage würde ich darüber Auskunft geben können, aber ich glaube nicht, daß die gewünschte» Mittheilungeu dem Lande nützlich sein können. Dem preußischen Budget wird eine Position für Errichtung einer Vertretung beim päpstlichen Stuhle eiugefügt werden. Die Sprache, die frülwrvo» römischer Seite geführt wurde, hat den Kampf iiervorgeruseii; die Beziehungen znm jetzigen Fnkaber dcS päpstlichen Stuhles sind freundlich und ist deshalb keine Ursache vorhanden, den Interessen der katholischen Einwohner nicht Rechnung zu tragen. Die Ver tretung wird nicht eine solche wie bei einer auswärtigen Macht sein können, sondern eine Vertretung beim obersten Priester der katholischen Kirche. Fin Augenblicke erscheint eine Einzel vertretung als augezeigt, ivas aber nicht ausschließt, daß dieselbe, wenn die vereinigten Bundesregierungen dies sür nötbig erachten, sofort in eine Vertretung des gesammten Deutjchlands übergesührt werden tan». Fch wünsche, daß wir dem Frieden möglichst nahe kommen. 1)r. Wmdthorst Hütte cs für rich tiger gehalten, wenn angeknüpst Worden, wo inan abgebrochen: niit einer deutschen Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhle, anerkennt aber dankbar, daß seitens der Regierung endlich die Fnitiative ergriffen worden. Um Deutschland fester zu gründe», schasse man religiöse Freiheit. Er geißelt die „Toleranz" der fortschrittlichen Professoren. Virchow wahrt sich dagegen. Nur die vielgepriesene Windthorst'sche Kirche sei stets intolerant gewesen. Er hätte ge- glauht, der Kanzler würde konsequenter sein-, er habe sich getäuscht. Wenn der Papstsitz in das Land verlegt werden sollte, dann würde die Sache doppelt unheimlich. Fürst Bismarck: Es habe sich für ihn nie um einen konfessionellen Streit, sondern um eine Macht frage gehandelt. Der Konflikt dürfe kein dauernder, das Ziel müsse der Frieden sein; er kämpfe doch nicht, um zu kämpfen. Uebrigens hätte er de» Kampf auch gar nicht fortsetzen können, da ihn seine Bundesgenossen verlaßen hätten vr. Reichenspergcr - Krefeld: Dein Christenthum stehe eine anti- christliche Richtung gegenüber. Die Professoren seien doch sonst immer stolz daraus, die Vorurtheiic der Religion abgescbütwlt zu haben. Ur. Häncl: Er habe das protestantische Bewusstsein nicht aufgerusen, sondern nur gewarnt. Fürst Bismarck antwortet aus verschiedene Ansübrungen. Die Liberalen Hütten für ihre Unter stützung einen Preis gefordert, während daS Centn,,» die selbe lediglich aus sachlichen Gründen bei der Zollrcform ge währt habe. Er schlage wieder, wenn er geschlagen werde. Dazu habe er sich nicht vcrmicthet, wehrlos allen Angriffen nusgesetzt zu sein. v. Kleist-Rbetzow meint. Virchow und Hauet seien fest genagelt worden wie gewisse Dliiere n» das Scbeinienthoi. was einen ungeheuren Lärm bcivonuft und dem Redner den Ordnungsruf cinträgt. Aus eine Bemerkung v. Kleist's bcmerlt Fürst Bismarck: Die Civilche sei ihm von keine» Partei aufgedrängt worden, vielmehr Hütten ihn seine Kollegen im Ministerium zu dieser Concesfiou veranlaßt. Eine längere Debatte entspann sich über das Konsulatswescn. Abgg. Kapp und Sonnemann sprachen für Vermehrung der Berufs-Konsulate und praktische Ausbildung der Konsul». Fürst Bismarck stellte eine diesbezügliche Vorlage in Aussicht. Er habe schon früher eine zeitweise Beschäftigung der in dm Reichüdienst tretenden Personen im praktischen produzirendcu Leben geplant. Tic Etatsberathung wird sodann auf morgen vertagt. Berliner Börse. Eine Anzahl dunkler Attentatügerüchte drückte russische Werthc und übertrug sich diese Stimmung bald auch auf andere Gebiete, so daß die Haltung im Allgemeinen matt war. Schluß etwas fester, ober still. Deutsche Bahnen fest, theils bester, namentlich Anbaltcr. Oesterr. Bahnen schwach. Banken still, knapp behauptet. Bergwerke, und Industrien unbelebt. Deutsche Fonds lustlos, fremde gedrückt. Ruff. Noten 1 Mark niedriger. miv Sächftsches. — Der zum Leipziger Polizeipräsidenten ernannte Herr Ober staatsanwalt Friedrich Richter in Chemnitz ist aus sein Ansuchen unter Belastung des Titels und Range» aus dem Staatsdienst entlassen worden. — Landtag. Die Kopisten bei den Land-und Amtsgerich ten, soivie den Staatsanwaltschaften haben an die Stäudeverjamm- ltwg eine Petition um Fnwegsallstelluiig der Lolmichreibcrci, d. h. um Fixirung der Schrei bclöhnc gerichtet. Ter Fnlmlt der von 240 Kopisten auS 01 Land- bez. Amtsgerichten des Königreiches unterschriebenen Petition gebt im Wesentlichen da hin: Die Dienstleistungen der Petenten bestehen hauptsäch lich i» der Anfertigung von Rein- und Abschriften und von Urkunden. Der dermatigc Preis der letzteren beträgt pro Bogen 22 Ps.. der der Rein- und Abschriften 20 Pf.: daneben aber seien die Osstziaiarbeiten, als Ättenhcstm, Rubriziren, Rc- nistrandcilführen.Aussertigen.Liguidiien rc. unentgeltlich zu leistcn. Die Gesuchsteller behaupten, daß in den verschiedenen Geschastsab- theilmigen bas Verdienst bei gleichen Leistungen verschieden sei und manche 20—40Proc. mehr verdienen, ohne mehr zu arbeiten,als andere. Ein so ungenügendes und unbestimmtes Einkommen lege ihnen Nal>- rungssorgcn auf und ein ihrer Stellung entsprechender Aufwand an Kleidung und Wäsche schmälere ihren kümmerlichen Verdienst, dem durch die Zeit der Gcrichtsferien, welche den Beamten Muhe und Erholung gestatte, weiterer Abbruch geschähe. Ihre trostlose Lage gestatte ihnen nicht einmal in eine Krankenkasse cinzutretcu. Für Streben gehe dahin, sich für den Expedientendienst auszuoildcu, pekuniär aber seien sie schlechter gestellt als die Diener bei den Gerichten, welche von ihrem Dienstantritt au pro Monat 72 Ml. erhielten und von 2 zu 2 Fahren eine jährliche Zulage von 72 Mk.; sie wünschen den Dienern im Gehalt gleichgestellt zu werden und Hilten, gleich den ähnlichen Arbeitern bei anderen staatlichen Anstalten, monatlich remunerirt zu werden, mit dem Hin weis, daß eine feste Ansoldung auch qualitativ bessere Arbcilsresultate erziele. Tie Petitions-Deputation der 2. Kammer weist der Petition entgegen darauf hi», daß das jährliche Ein kommen eines der dermalen bei den Justizbehörden beschäftigten 228 Kopisten zwischen 1604 Aik. als Maximum und 1212 Mk. als Minimum schwankt. Der mittlere Verdienst stellt sich auf 40 bis 100 Mk. monatlich. Strebsame Kopisten werden nach fünfjähriger Funktiviliruug als Lohnschreiber so weit sein, daß sie als so genannte remunerirle Kopisten Verwendung finden, als solche aber werden sie zu Expedienten-Geschäften verwendet und erhalten monatlich 72 Mark Fixum. Bewährt sich der Kopist in dieser Stellung, so tritt er dam» als sogen. Hilssexpedient, später als wirklicher Expedient ein. Der Kgl. Kommissar andcrerfeits erklärte, daß die Regierung sich mit der Petition nicht befreunden tömie, daß aber das Justizministerium nicht abgeneigt sei, sobald die Ge- richtöschreibereien definitiv eingerichtet seien, das Geschäft der Lvknschreiberei versuchsweise, wie in anders» Ländern, an Ge richtsschreiber zu verdingen. Der letzteren Ansicht gegen über erhoben sich Bedenken in der Deputation, da ein derartiges Verfahren eine Ausbeutung der Kopisten durch die Gerichtsschreiber befürchte» lasse. Trotz alledem hat sich die Deputation in Aner kennung der nicht allenthalhen befriedigenden Lage der Petenten einstimmig entschlossen, der Kammer zu empfehlen, die Petition der Kgl. Staatsregierung zur Keniitnißnalime zu übermitteln. Die zweite " ladnng .. „ tour nach Kilchberg uiUcuwmme», um sick^von den Einrichtungen und der Ausführung der kürzlich erössneten Sekundärbahnlinie Wil kau Kircbbera htiaüen m ult oenlo-i zu überzeugen. prächtigsten Wetter begünstigt. Die Herren Der Ausflug war vom kehrten Abends ','-8 Uhr wieder in die Residenz zurück und behalten wir uns vornüber den Verlauf und die Ergebnisse dieser parlamentarischen Spritzfahrt morgen eingehender zu berichten. — Nachdem betreffs der Petition dcü Herrn Direktor Müller in Sachen der Dresdner M iethzinssteuer deir formellen, durch daü Preßgesetz vorgeschriebe»«.'» Bedingungen seitens des ComitvS entsprochen worden, ist die Beschlagnahme der Druckcxemplarc ge nannter Petition durch die Kgl. Staatsanwaltschaft aufgehoben worden. Es steht also der weitesten Verbreitung der Petition und Bctheiligung an derselben durch Unterschrift nicht das geringste Bedenken mehr entgegen. — Aus dem Freiberger Reichstags wähl kr eise schreibt man uns gegenüber der neulicken Erklärung der Malischen -Hüttenarbeiter, daß dieselbe nur künstlich mit den Thatsachcn in Uebcreinstimmung zu bringen ist. Jene Erklärung behauptete, daß „die meisten unter ihnen ihre Stimmen dein Ordiiungskandidatcn zugewendet hätten". Nun hat aber Herr von Ochlschtänei in den überwiegend von Malische» Hüttenarbeitern bewohnten Ortschaften Tuttendorf, Sand, Weißcnborn, Zug und Haisbrücke zusammen 129, der Sozialdemokrat aber 597 Stimmen erhalten. Die wenigen in diesen Orten wohnhaften Gutsbesitzer, Geistlichen, Lehrer und Be amten nebst ihrem Anhänge haben ersichtlich jene 129 Stimmen aufgebracht; woher die 297 sozialdemokratische» Zettel gekommen find, ist nicht schwer zu erratlic». Nachträglich mögen cs die im königlichen Solde stehenden ober- und nicdcrmuldeuer Hüttenarbeiter bereut haben, aber die Tliatsache wird damit nicht aus der Welt geschafft. Eine Hauptschuld au dem beklagcnswerthcn Ausfall der Wahl trägt der Umstand, daß die in ihrer Mehrzahl nationalliberal gesinnten Hüttcnbcamtcn und Professoren eben wegen dieser Partcirichtung uns die Arbeiter nicht den geringsten Einfluß aus- zuüben vermögen. -- sserr Dampfkessel-Inspektor Sieb brat hält auch i» diesem Fahre ivieder Vorträge über Einnchtung und Bedienung von Dampfkesseln :e. Fm Interesse der Herren Fabrikanten, sowie der Heizer und Malchow,,bedien,iete» selbst liegt cs, in ihrem Fache möglichst ausgcbildet zu sein. Den Betreffenden wird nach Ablauf des Kursus ein Zcugniß über die gehörten Vorträge von der Prüfungskommission ausgestellt und finden die Vorträge wiederrinr in der K. Kunstgewerbcschuie, Abends von 8 -' «10 Uhr statt. M ehr Licht! Die unter diesem Ausrufe hin und wieder taut werdenden Klagen über »wngclhastc Gasbeleuchtung, auch in unserer Vaterstadt, erscheinen bei näherer Betrachtung derselben sehr ungerechtfertigt. Bei dein Durchwandern einzelner Straßen und Plätze lehrt allerdings der Augenschein, daß Vieles noch im Dun keln liegt und tkcilwcise bestätigen selbst unsere größere,: Verkaufs- läden diese Tkatsache. Um so überraschender und geradezu verblüffend wirtt der Effekt einer strahlenden Beleuchtung, wie sie am Böhm. Babn- hoss- und Plauenschcn Platz« fchon seit Monaten zu scffcn ist und di« seit einigen Tagen an dein neuen Verkaufs - Ba»ar der bekannten Seidenband- und Putzwaaren-Finna Daniel Schlesinger (Schloßstr. 4» von Herrn Mechaniker Moritz >>ille angebracht worden ist. Es find zwei der so schnell portheilkaft bekannt gewordenen Siemens» schen Rcgenerativ-Brcnncr (der Erfinder ,st unser ge ehrter Mitbürger). Aber auch in anderen Etablissements bat man rasch zu dieser unverkennbar vorzüglichen Neuerung gegriffen, I« dem Drucker- und Setzersaale der „Dresdner Nachrichten" fmk vier solcher Regenerativ-Brenrrrr angebracht worden, di«, »«» dem hiefigen «eleu eingerichtet wurden, und st „eichüsl von also auch in gess orr, Lärrorm
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