Volltext Seite (XML)
IS. Jahrgang. AL47S. Freitag. 7. Oktober ISA« Gegründet 1858 «radlaolchrtlt: »«chrtcht«, Dr«»«». A»nlpr»ch»r-Kamm,limmm»r SS 241. vur fltr «»chig^prOch«: 80011. d» Dr»»d«» und Vororten d»t lägltch zweimaliger Jutroguna, durch d>, Pol ^"gUZS'WCI1Ul)k dei lilgUch »oximallgem Versand mvnotUch 7,75 W., vi«ri«I>odr»ch M. , /VK «k Dt» > lpaltio« N mm dreit» gelle 2,so M. Aut gainllienanieigen, vnzeiaen unter AN^eicieN'Pl'öllö. SleUen. u.Wct,nungkmar>il. t tpallig« An- u. Verliäule 2S°/», Vvrzngkplich, laut 'O o ^ I zaris. Auswärtig» LuIIritg» gegen Dorausbezadtmig. Einzelnummer «ü Ps. Schrtsteitung und KaupIgeicha>I»Ii«ll»: MirienNr-K« 38,40. Dru» u. Verlag von vtepsch » Aetchordt in Drerd«. Poltichekk-Aonlo 1OS6 Drrode». vachdmck nm mll deutltcher Vuellenangad« <.Dr«»dn«r vachr.'t zutittiig. — Unverlangt« Lchrlftllvch« werd»n nicht ausbewadrt. krullolt vagibl L Oomp., vfS8l>en VstltüulgrSums: Leert:, S kübclllsn: VRs:»!:. 194 uns 0öcs7p!it219 ^»nrinpn.ok.r'i 2076°/ , ck«l»g>'.-/zclr.: Sagi.r-Or.nct.n Vollkomrnsns Irinsn - ^InnIdilungSN I^lübsl un6 Oskor-Ätionsn 7o"rnLd VIesed Weinstuben prnxer LtrnLo tttttm»t!t»ttt!M»ittmmmmitttM ISxlicA: Quto llüLllv / Qutxepllexle Weine / Lpkts.: „ülesLtipIitttv-. »», chm» k»ck«»t«»a,t»» OlnMüwm ch« d». m»a tdrmtnnllm mnpkatU«, n> natotillnIrtUm LunernUl s HMIK. NIKI L §Oö»N, Ink.: ttsümg »er«. Mki QexrMxtet ISIS. »». I criav«. 11«7. Der Dersalllermin in Weskungarn. Abschluß öes Wiesbadener Abkommens. Für 7 Milliarden Goldmark Leistungen dis ISS«. Berlin. 8. Okt. Die Minister Dr. Rathe « au und 8»«che«r haben heute in Wiesbaden in Vollmacht ihrer Reaiernnaeu das Abkommen über die deutschen Dachliesc» rnnaeu an Frankreich abgeschlossen. Die Unterzeichn«»« der Aebcuabkomme« ersolgt voranssichtlich am Freitag. In dem Hauptabkmnmcn bekunden die beiden Re-gie rungen ihren WKllen. den Wiederaufbau der zer störten Gebiete Nordfrankreichs durch Liefe rung bzw. Bestellung von Einrlcktnngö- und Beirivbsgegen- sränden und v>on Baustoffen in möglichst großem Umfange zu bewirken. ES handelt sich mithin um Sachlicserung-en im Sinne der Anlage IV des Teils 8 des Friedensvertrages. Die Duräilührung der Lieferungen soll ans beiden Seiten durch privatrechtliche Organisationen erfolgen. DI« Lieferungen der deutschen Organisation laufen neben den Lieferungen des Reiches. Für die Lieferungen aus dem Abkommen gilt die Einschränkung, baß sie Frankreich lediglich für Zwecke des Wiederaufbaues verwenden darf. Die zugunsten Deutschlands bzw. der LieferungSorganiia- tüm auf Grund des Abkommens entstehenden Kredite und die dieser Organisation gehörigen, in Frankreich be findlichen Waren und Barbeträge sind den Zugrissen Frank reichs entzogen. Zu den Lieferungen ist die deutsche Orga nisation nur insoweit verpflichtet, als sie mit den Prodnk- iionömögAchkciten Deutschlands, den Bedingungen seiner Rohstoffversorgung und den inneren Bedürfnissen seines sozialen und wtrtschafltichen Lebens vereinbar sind. Der Gesamtwert der Leistungen ans Grund LeS FricdensvertrageS und der Lieferungen ans Grund des Abkommens soll bis zum 1. Mai 1926 7 Milliarde« Goldmark rickzt überschreiten. Die Lieferungen sollen nur erfolgen durch unmittelbar« freie Vereinbarung der deutschen und 'ranzösii-chen Organisationen. Für den Fall. Haft eine Ver einbarung nicht zustande kommt, ist zwischen sogenannten MarchandifcS banales und den sogenannten Marchandises oeciales zu unterscli-eiden, Unter erstercn werden Waren fungibler Art. wie Holz. Glas u. bergt.. sowie Scriengcacn- seä-nbe verstanden, unter letzteren solche Waren, bei denen es dem Besteller auf den besonderen Charakter des einzelnen Stückes ankommt, wie industrielle Einrichtungen. Maschinen nfw. Beim banalen Material entscheidet bet Nichtzustande- kommen einer Vereinbarung eine Kommission über Liescrungsmöglichkcit und Preis. Transport, Licfernnas- nnb Abnabinebediugungen endgültig. Die Kommission seht sich zusammen aus drei Mitgliedern, einem Deutschen, einem Franzosen und einer dritten gemeinsam bcstirttintcn aber vom Schweizer Bnndcspräsibenicn ernannten Person. Kür die Preisfestsetzung, soweit sie nicht in freier Vereinbarung erfolgt, stellt die Kommission viertel» jährlich ein Preisverzeichnis für alle in Krage kommenden Gegenstände auf. das ungefähr den normalen französischen Inlandspreisen des betreffenden Erzeugnisses, abzüglich der französischen Zollgefälle und der Transportkosten des be treffenden BesicllviertcljahrcS entspricht. Ist der in dem Preisverzeichnis erstellte Preis niedriger als der gleiche Preis für die gleichen Waren m Deutschland, so ist Deutsch land nur verpflichtet zu liefern, soweit diese Preisdiffe renz nicht gröber ist, als 5 Prozent. Kommt für Spezial- material eine Verständigung nicht zustande, so kann die französische Regierung auf das Lieserungsversahren nach Anl. IV zu Teil 8 des Friedensvertrages zurnckgreifcn, jedoch nur soweit die Gegenstände tn den an Deutschland früher übergebenen Listen bereits enthalten sind. Die Zahlungen an die deutsche Liefern ngs- vrganisattonen geschehen durch die deutsche N:gie- rung. Dieser wird der Wert der Lieserungen aus Reparationskonto gutgeschrieben. Dabei unterscheidet das Abkommen drei Zeitabschnitte, bis 1. Mai 1926, bis 1. Mai 1986 und die Folgezeit. Tie Lieferungen im ersten Zeitabschnitt werden Deutschland nicht im vollen Werte, sondern nur mit 88 Prozent des Wertes g u t g c s ch r i e b e n. Beträgt der Wert der Lieferungen aus dem Abkommen in einem Jahre weniger als l Mil liarde Goldmark, so werden tu diesem Jahre 45 Prozent des Wertes dieser Lieferungen gutgeichriebcn. Ter Höchst betrag, der Deutschland in einem Jahre einschliesslich -er Lieferungen aus Anl lUI, V und VI zu Teil 8 des Fric- dcnsvertrages gutgeschriebcn werden darf, ist 1 Milliarde Goldmark. Der Betrag des tn den einzelnen Jahren nicht gutgeschriebencn Wertes der Lieferungen trügt einfache Jahreszinsen zu 5 Prozent. Am 1. Mai 1926 werden die ersten Beträge zusammen- erechnet. Die so gewonnene Summe ist tn zehn gleichen Jahresraten bis zum 1. Mat 1986 nebst den fällig werden den einfachen Zinsen gutzuschreiben. Bet den Lieferungen vom 1. Mat 1926 ab wird grundsätzlich der volle Wert (nicht nnr 85 bzw. 45 Prozents gutgeschriebcn. Doch darf die jährliche Gutschrift einschließlich Ser fülligen Jahresraten aus den Restbeträgen der Zeit vom 1. Oktober 1021 bis 1. Mai 1926 zusammen mit dem Wert der Lieferungen, so weit sie nicht bis dahin erledigt sind, auch jetzt 1 Milliarde Goldmark nicht überschreiten. Betrügt der Gesamtwert der Leistungen bis zum 1. Mai 1926 mehr als 7 Milliarden Goldmark, so ist der überschiessendc Betrag innerhalb dreier Monate am 1. Mai 1926 Deutschland gutzuschreiben, obne Rücksicht aus die Siegelung der sonstigen Gutschriften. Am 1. Mai 1986 ist wiederum festzustellcn, welche Betrage etwa Deutschland noch gut hat. Dieser Saldo ist nebst 5 Pro zent Zinsen und ZinseSztnsen in vier Halbjahresratcn 1986 und 1987 abzutragen. Alle Gutschriftbesiimmungen gelten mit der Maßgabe, daß keine Jahrcsgiitschrift höher sein darf, als der Anteil Frankreichs (52 Prozents an dem ge mäß Artikel 4 deS französischen Zahlungsplanes zur Ver teilung unter die Alliierten gelangenden Annuitäten, Vom 1. Mai 1986 ab kann Deutschland alle Leistungen ablehnen, soweit durch ihre Ausführung der von Frankreich in einem Jahre äußersten Falles gntzuschreibende Betrag (52 Pro zent der Annnttäts überschritten werden würde. Botschafter Dr. Mayer bei Vrland. (Ttgner Drahtbericht der „DreLdn. Nachrichtens Paris, 6. Okt. Offiziell wird bekanntgcgeben: Im Laufe dcS Gesprächs, das der deutsche Botschafter Dr. Mayer bet seinem gestrigen Besuche mit Briand hatte, legte der Botschafter die gegenwärtige Situation Deutsch lands dar, ohne dabei ein positives Ersuchen um Auf hebung der militärischen Maßnahmen auszu- sprechen. Ter Botschafter äußerte, daß die Durchführung einer solchen Maßnahme ans die deutsche Oefscnilichkcit eine glückliche Rückwirkung haben würde. Folgen öer öslerreichischen Dalulakrise. Wien, K. Okt. Die katastrophale Kroncnentwertun« hat in Wien eine wahre Käufcrpanik ausgclöst. In den Ge schäften aller Brauchen macht daS Publikum bei innerhalb weniger Stunden ausciuandcrsolgcnde» Preissteigerungen seine Einkäufe und zahlt widerspruchslos alle geforderten Preise. Viele Geschäfte weigern sich bereits, Waren ab- zugcben, andere sind bereits ausvcrkaust oder verlange« Zahlung i» sremdrr Valuta. Wien. 5. Oktober. Den Abendblättern zufolge siebt sich das Ernähril»gSmi»isteri>lin veranlaßt, die staatliche F l e i lck, b e w i r t j ch a f t n » g e i n z u st c I l e n. da das imerikanische Gefrierfleisch sich bei dem gegenwärtigen Dvllarkurse auf rund 1099 Kronen für das Kilogramm stellen würde. Die Regierung müßte also bei jedem Kilo gramm über 790 Kronen als Zubuße leisten. (W. T. B.) Graz. 6. Okt. Die „Grazer Toacepost" meldet aus Gvrz: Streikende veranstalteten einen Demonstra tio n s n m z u g und verlangten die Schließung der Ge schäfte. Weil die Filiale der Laibacher Kreditbank nicht ge schlossen wurde, wurde das Gebäude schwer beschädigt. Der Schaden beträgt 8 Millionen. (W. T. B.i Lrössnung öer Iniernalionalen Kunger- Konferenz. Brüssel, 6. Okt. Tic Internationale H n ng« r ko n se- renz wurde heute vormittag 1l Uhr im Palais des Aca- demie v>vin Minister JaSpar eröffnet. Von 27 geladenen Staaten waren 19 vertreten. Ten Vorsitz der Konferenz übernahm der ehemalige Ministerpräsident Delacroix, aus dessen Erinchen die Vertreter der einzelnen Staaten Be richt über ihre bisherigen Leistungen für Rußland erstatte ten. Die einzelnen Staaten sollen ihre Arbeiten fvrtsetzen. ohne zuvor das Ergebnis der UntersiichungSkommsssion für Rußland abzuwarten. In der NachmittagSsibung erstattete der amerikanische Dcleaiertc Brown Bericht über das Er gebnis der amerikanischen Unterlnchunnskommisston. Berlin, 6, Okt. Die deutsche Neichsrcgiernng bekundet ihr Interesse an der Hilfsaktion für Rußland durch Ent sendung des LegationSratcs H a uschild nach Brüssel, Amerika vnd die Schulden der Alliierten. Paris. 6. Okt. Havas meldet aus London: Präsident Harding hegt den brennenden Wunsch bezüglich der Rück zahlung der Schulden der Alliierten, daß der Kongreß die Verwgltung ermächtige, den Schnldnernalivnen die Zah lungsbedingungen zu erleichtern. Er hvsst, daß der Kongreß die Bill über die Rückzahlung der frcmdcn Schulden aunehmcn werde, was seiner Ansicht nach die Lage zur Ausführung dieser Transaktion bessern würde. (WLB.t London, 8. Okt. Die amerikanische Regierung stellt die Meldung in Abrede, daß sie bet der englischen Regierung auf sofortige Bezahlung des den Vereinigten Staate» ge schuldeten Betrages rechne. Gerade das Gegenteil iei der Fall. (W. T B.i Loydon, 6. Okt. „Morning Post" meldet ans Washing ton: Amerika habe nicht die geringste Absicht, die K riegs- schnlden der Alliierten zu streichen oder auch nur herabzusetzen. DaS Weiße Haus habe amtlich mitgctcilt, daß jedem Versuche, diese Frage aus der Washingtoner Konferenz aufzuwerfen, von den amerikanischen Delegier ten kräftiger Widerstand entgegengesetzt werden würde. (M. T. B.i Der Goldvorrak der vereinigten Staaten. Rcupork. 6. Okt. Rach Mitteilung des Schatzamtes be trägt der Saldo der flüssigen Mittel 8 946 568 009 Dollars, wahrend die gesamten Schulden um l 778 600 Dollars ge stiegen sind. Die Gnldvvrräle in den Vereinigten Staaten betrugen am l. September 9 877 970 000 Dollars. Das be deutet eine Zunahme von 88 809 512 Tolla'S seit dem 1. August. Es ist das die höchste Zunahme in diesem Jahre. Unter Sen letzten Goldscndungen befinden sich 6 8 Mil lionen Goldmark ans den Reserven der Deutsche« Rcicbsbank. Die Vereinigten Staaten verfügen jetzt über 42 Prozent der gesamten Kold"orräte oer Welt. Das Ententeultimatum an Ungarn ist abgelausc:i, Ungarn hat angeblich das strittige Burgenland geräumt, aber Oesterreich kann daS ihm feierlich zngcsichcrtc Gebiet noch lange nicht in Besitz nehmen. Trotzdem versichert die Entente, saß Ungarn das Ultimatum und damit den Vertrag von Trlanou erfüllt habe. Tatsache ist aber bisher nnr. daß Ungarn seine regulären Truppen aus dem Burgen land zurückgezogen und ein Protokoll unterzeichnet hat. das die NegicrungSgervalt über das strittige Gebiet der bereits vor etwa S Wochen zur Uebcrnahme in Oedenbnrg ein- getrofscnen Kommission von Ententogencraicn übcrträ-gi. Genau so wenig wie die ungarische Negierung bisher in Wirklichkeit die Macht in Wcstnngarn hatte, ist sie setzt av' die Generalskonnniision überaeggnaen. Noch am Versal!» tage, dem 4. Oktober, war die Macht Stephan Friedrichs, Hejas und Pronans mit ihren sogenannten Banden so start, daß sie Oesterreich offiziell die SclbständigkcitSerklärnng Westnnaarns bekanntgeben konnten. Um aber wenigstens einen Schein von Macht nach außen bin vorziitänschen. Hai die Generglskomnnssion gegenüber den Irregulären .n ihrer Hilflosigkeit beide Augen zunemacht und dgdirrch. dag sie sich das Regiment Oßlenbnrg zur Nnfrcchicrbaltung der Polizeiacwalt unterstellte, den Anschein erweckt, als sei sie mit allem einverstanden, was die Anhänger Stephan Fried rlchs dort getan lmben. Sie hat es nicht iür nötig befunden, irgend etwas gegen die Erklärung des selbständigen mili tärischen Imperiums zu unternehmen, hat vielmehr Oester reich anfgefordert. das Uebergabeprotokoll auch zu unter zeichnen. obwohl Oesterreich ittcht die geringsten Mittel Hai. da8 Gebiet tatsächlich zu übernehmen. Man kann cs Oester reich nicht verdenken, wenn cS eine derartige Komödie nicht mitmacht. daß es nicht eine papicrne sondern eine wirkliche Uebergabe ihres Besitzes fordert. Mit Recht weist Oesterreich vielmehr ans die innere Unwahrheit in dem historischen Dokument des Uebergabeprvrokolls in der feierlichen Er klärung der Entente hin. daß Ungarn den Vertrag erfüllt habe, obwohl man offiziell den Versuch macht, die Banden- pvlitik mehr oder weniger zu verschleiern. Wenn man auch verstehen kann, daß c§ Ungarn schwer wird, auf ein Gebiet zu verzichten, das sich seit drei Jahr hunderten dauernd in seinem Besitz befunden bat, so liegt doch das österreichische Recht so klar zutage, daß die Entente nicht daran vorübcrgehen kann, obne eine gewaltige Ei» bnße ihrer Machtstellung zu erleiden, ohne die von ihr ge schaffene neue Ordnung Europas noch mehr zu erschüttern, als es sowieso schon der Fall ist. Tie westungarischc Frage tauchte zum ersten Male im Sommer 1910 auf, als nach dem Zusammenbruch der Rätclierrschaft in Ungarn 231 deutsche Gemeinden Wcstnngarns die Bitte um Aufnahme in den Staat Dcutsch-Oestcrrcich an die Wiener Nationalversamm lung richteten. Ein Teil der Gemeinden erklärte sogar sofort offiziell den Anschluß. Oesterreich war damals noch so sehr von dem Sclbstbestimmnngsrccht der Volker über zeugt, daß cs die Entscheidung von einer Volksabstimmung abhängig machen wollte, die aber weder von Ungarn, noch von der Entente gewünscht wurde. Die Entente erklärte vielmehr, daß der Volkscharakter und das nationale Ernp finden der Bewohner des Vurgenlandcs so deutlich einen Anschluß an Oesterreich empfehlen, daß sie eine Volks absttminnng nicht für notwendig halte. So trennten die Friedensverträge von St. Gcrmain und Trianon ohne Ab stimmung allerdings recht willkürlich einen Teil West- Ungarns ab. öer Oesterreich zugcsprvchen wurde. Es han delt sich hierbei um ein Gebiet von etwa 4500 Quadratkilo Meter mit ungefähr 260 000 Deutschen, 90 000 Magnaren und 50 000 Südslawen. Das Gebiet trägt fast ausschließlich land wirtschaftlichen Charakter und ist insofern für Oesterreick von großer wirtschaftlicher Bedeutung, als dadurch die Ver sorgung seiner Hauptstadt mit landwirtschaftlichen Erzeug nisten wesentlich erleichtert wird. Länger als sechs Wochen wartet jetzt Oesterreich darauf, daß ihm das Land übergeben wird, das ihm die Machthaber Europas zugesproclien haben Und wenn cs diesen wegen der eigenen Uneinigkeit und vo> allem wegen des großen Gegensatzes zur Kleinen Entente noch nicht möglich gewesen ist, eine Lösung dieses jüngste» europäischen Skandals zu finden, so wirft das ein bezeick nendes Licht ans die Leichtfertigkeit, mit der die Entente Verträge erpreßt, vhne auch für die geeigneten Maßnahme» zu ihrer Durchführung zu sorgen. Wir stehen hier eben wieder einmal vor einem jener vielen Konflikte, die dadurch entstanden sind, daß eine entschlossene Nbentciirerpolitik. wie wir sie ln Wilna, in Ostgalizien und Obcrschlesicn er lebt haben, genügt, um die Entente vor vollendete Tatsachen zu stellen nnb ihre Vertragöparagraphen wenn nicht ganz zunichte zu machen, so doch wesentlich abzuändcrn. Wenn auch wohl kaum daran zu zweifeln sein wird, daß die große Entente ans Presttgerncksichten alles daran setze» wird, um Oesterreich doch noch mit Hängen und Würgen den größten Teil des strittigen Gebietes anszu- liefern, so muß man dock anerkennen, daß Ungarn die Zwietracht und die Meinniigsverschkedenheiten in den beide» Ententen geschickt benützt hat. um für sich Vorteile herauS- znschlagen. ES ist ein offenes Geheimnis, daß zum min- besten Frankreich seine Augen niit Wohlgefallen auf Ungarn ruhen läßt, daö es. am liebste» allerdings unter Latz»-