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Dresdner Nachrichten : 03.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188110035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18811003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18811003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-10
- Tag 1881-10-03
-
Monat
1881-10
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.10.1881
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Vrvsäov 1881. «7^«t», ,«,!«« Inlh,v», »I k«r »Medttt» " klb«ni>«»nit» L«ar« ««... ^ r »t«rk 7b Ps« Nu««. >0 Vl,«. e37000 l «rklichi. pür di, »Ucka-te elna-landikr M.. mllcrcht, m-L« Och die «edaetti» nicht verbindlich. »nnoncen sllr und nehmen luir Die Ann-neen-Bureaux V.ch«»!«»- »ietn ch «»gier; — «nvvls «off,: - Lau»« »»««».; — Iu»oli»«>,»«»r; ». malt«» in Äöriitz: — m«». »t«tz in Maadedurg: -- I. «arck » <l«. in Halle! — «i-In-r in HanUiurg. Tageölatt für Folittk. iilnterhaltllng,Geschäftsverkehr. Lörsenbencht. Fremdenliste. 25 Lriekdoem vnä 25 kkvvorts, ou«1t»oko« L'orlltn.t. mit lüonogrnmmsn <2 dolivlri«»- liuolrstLdvu, vvrseiill vvrpaekt in oiuviu vIvKautou Karton, l Llark. — 8orküuvut Iiostvdt aus 312 versedivckvuvu Llonouru onLlbsoks» L'oruurt, rvrseliluuxou), l'k. — CtUivr Llono-erümmon. ,jVVilviilU«vii>llL8«il,^. iktH'LOII t>yüllv,^ViId>äruttvr8trrr8!il!^ : !<--Sb!W!Sib!i--SWlM^-ed-S^!L-Li-^<LSWibr--SN Vripi88vrie- >! Weiknsviils-^usverltsuf ^ /u bokaunt tzilli/ZLte» Preis«.'». ZU»rtnr»nn ^ 8»»»», 8GtIt»888tl»88v 17, Hvxvilllltvt' tlvm Irft/l. 8t?I»1«88. 26. öaltrxrtnx. Injerai, werden Marteuiirabc i! dis Nachm. S Ulir auqenowmen. Sonniags dis MNtagslSUiir. In Neustadl nur an Wochentagen: „r. iilostergasseNr ddlSNachm.SUtir. — Die einspaltige Pen, reite kostet IL Pjgc. lLingesandt llll Psgc. Eine Garantie sur da» nachn tägige Erscheinen der Inserate wird nicht gegeben. LuSwartigc Annoncen »Austrogc Uonunbekannicitl-cijonen in>ertre» wie nur gegen Prannmcranvo- Zahlung durch 'tirtesmarlen oder Pviirittjaigu»,,. Acht Silben loste» N- Psg. Itiscrate sür di: Montag. Nummer oder nach cineni Fcnlage die Petitgcltc llll Pj. Rr. 27«. Witterung vom 2. Oltober. Barometer nach Vikar vdsold, Wallstrade lblAbdiSU.) d 7»? MiII, seit gestern 2Milk, gesallen. Tliciuwinetrogr. n. Ncaum.: Temp. >" » rö., I niedr Dem». >/.,» Kalte, lnichnc Tentv. In" Sri. Nord-On Wind. Lgolltg. I IRöIvinl«»;!»« jß vottkeSoru aus vLlliivii, i a kvrtlsv lulvtv, 1t<rttiVii80Uv uitil IjMvil V xs 6Mt»t1vliIt her MöiiSwr ^uswuftl ff l Julius TIilLutt. tu jj) LeordiÄSLe Xr. 9 uuck Tu cker Llauer Xr.^2, I. ^ SluSsichtc» fiir den:;. Oktober: Wenig Acnderung. ! «euettt Tcle«rammc der..DreSduerAaLr." vom 2 Ottbr. Bordeaux, I. Oktober. Die dcntschc Brigg „Willibald", die sich auf der Fahrt nach Cardiff befand, ist auf der Rbcdc von Pauillae mit dem englischen Dreimaster „I ll v", von Liverpool soillincnd, in Folge falschen Manövrircns des letzteren zusammen- acftosieii. Beide schiffe haben ziemlich schwere Havarie «elitten. N,U»N«re, l. October. Mehl u T. L» E. Rother Winterweilktt > D. dur/^ E. so. Pr. lausenden Monat t D. 5-»>/> E-, Pr. October I D. LG/« C.. Pr. Stob, r D. L» i!. Mais :>>I't lairvlls 7L E. Fracht 4 (5.! Dresden, 3. October. — Der Empfang unseres Königs bei der Ankunft in Wien (I. Oct.) mar sehr feierlich. Auf dcni geschmückten Perron des Nordlvestbahnliofcs hatten sich außer dem sächsischen Gesandten von Hclldorf der Statthalter von Niedcröstcrreich, von Possingcr, Vandeskommandirendc Frhr. von Philippovic, die Feldmarschall- lcutnants Frkr. von Fovanovic und Dtonde, der Polizeipräsident von Wie», Ritter von Marx, und viele andcrehohe Beamte cingefun- dcn. Eine Ehrcnkompägnic vom Fnf.-Reg. Wilhelm III., zsönig der Niederlande, war mit Fahne und Musikkapelle aufmarschirt. Se. Mas. Kaiser Franz Joseph, welcher über der Marschallüuniform das Band des (moßkrcuzes vom sächsischen Albrcchtsordcn trug, begrüßte deir wenige Minuten vor !) Uhr cintreffcnden König Albert aufs Herzlichste. Sc. Mas. der König nahm zur Rechten des Kai sers dre Parade über die zu seinem Empfange ausgcrückte Eliren- kompagnic ab; die Kapelle spielte dabei die sächsische Bolkülnnnnc. Darauf fuhren die Majestäten in offener Equipage nach Schönbrunn, ivo in der kleinen Galerie Nachmittags zu Ehren unseres Königs Galadincr stattfand. Die Abfahrt zu den Jagden in Steiermark erfolgte am Sonntage. — Dem Postpackmeistcr I. G. Hanicke ist bei seinem Uebertritt i» den Ruhestand nach Mjährigcr ehrenvoller Dienstzeit das allge meine Ehrenzeichen verliehen worden. — Die Wählerli st c n zum Rcichstmie liegen in den beiden Rathhäuscrn mrr noch bis zum 5. October, Mittwoch, aus. — In der Nacht zum gestrigen Sonntag gegen "ul Uhr ward das um diese Zeit noch lebhaft von Gästen srcguentirte Cafü König der Schauplatz eines tragischen Ereignisses. Schon in der 12. Stunde war ein junger Mann erschienen, hatte sich in die dunkle Nische an, Eingänge zur Konditorei (von, Hause aus) gesetzt und eine Taffe Kaffee bestellt. Seine einfache Kleidung und sein geröthe- tes, gesundes Gesicht gaben der Annahme Raum, er könne ein Sand mann, vielleicht auch ein Brauer oder dergleichen sein, aber sein sonstiges Wesen wandte ihm gleich Anfangs die besondere Aufmerksamkeit der Kellner und des Herrn König zu; — es war etwas Unstätcs in dem späten Gast. Endlich bestellte er sich eine Flasche Wein; in Anbetracht der vorgerückten Zeit und seiues Wesens gab man ihm aber nur eine halbe Flasche — was er kaum zu beach ten schien. Da er auf dem dunklen Platze die Kölnische Zeitung ergriff und anscheinend lesen wollte, rieth ihm der Kellner, sich doch vor m'ö Sicht zu setzen, was er auch that und sich links vom Ausgang nach der Promenade placirte. Da saß er denn eine längere Zeit und schien zu lesen. Plötzlich vernahm der Kellner ein cigenthümliches Knacken, er drcbt sich — sofort nichts Gutes ahnend — nach dem unheim lichen Gast um und da schoß sich jener eben mit einem Pistol nach dem Kopf und sank zusammen. Auf das Schnellste ward Polizei und Herr Or. Bodo Vogt geholt und letzterer konnte konstatircn, daß die Hirnschale nur gestreift, der Schuß also nicht lebensgefähr lich war. Der junge Man», bei welchem man keinerlei Ausschluß über seine Persönlichkeit und nur 14 Pf. Geld fand, ist nach dem Stadtkrankenhause geschafft worden. — Tie Ausgrabung des neulich erwähnten Sarges der Gräfin Cosel im Schlosse Stolpcn geschah auf Anregung des Prof. Steche in Dresden und wohnten derselben die -Herren Sand- bauineistcr Dressier, Pastor Voigt und Bürgermeister Fiebiger bei. — Unter d n Angeklagten, die sich am 10. d. M. vor dem Reichsgerichte Leipzig gegen die Anklage auf „Vorbereitung z u m v ochverrath " zu rechtfertigen haben werden, befinden sich 10 norddeutsche und 2'> süddeutsche «ocialiftcn, ferner ein Literat, Namens Dave, auS Belgien und eine Soeialislin aus Berlin. Die umfassende Untersuchung währte nahezu ein Jahr; die Hauptvcr- bandlung wird mit Ausschluß der Oeffcutlichkcit geführt werden. — Auf Veranlassung des Herrn Branddircctor Ritz fand neu lich im Beisein des Herrn Telegr.-Oberinspcctor Porsch und meh rerer städtischen Beamten eine Begehung derjenigen Straßen statt, die nächstens mit unterirdischen Telegraplien-Lci- tungcn versehen und mit den Polizeiwachen aus der Wachsbleich gaffe, dem Frcibergcrplatze, ferner der Louisen-und Wicsenthorstraße und dem Leipziger Balmliosc in telegraphische Verbindung gebracht werden sollen. Es wird dadurch ein Anschluß dieser genannten Stationen an das städtische Fcuerwekr-Tclearaphcnnctz liergcstellt und außerdem die Hauptpolizci am Ncumarkt direkt mit ihren Filialen verbunden. — Die öfters wicdcrkckrcnden Erinnerungen zur Rcvidirung der Blitzableiter mahnen daran, derjenigen Häuser zu geden ken, die in geschlossener Reihe, besonders an Ecken durch hohe Auü- baue und noch höher aufgepflanztc eiserne Stangen, ohne Blitz ableiter, besonders hervorragcn und dadurch große Gefahren bei Ge wittern berbeiführcu. Es fragt sich nun, ob bei dieser allgemeinen Gefahr für Leben und Eigentlnun solche Hausbesitzer, welche in ihrem eigenen und ihrer Micthcr Interesse die vcrhältnißmäßig billige Ausgabe sür Anlegung einer Blitzablcitung unterlassen, von wolusahrtspolizeiwegcn nicht hierzu veranlaßt werden können oder doch wenigstens dre gefahrbringenden eisernen Stangen sannnt Wetterfahnen ohne Weiteres zu beseitigen? Jedenfalls ist die Sache so beachtlich, daß sic öffentlich durch die Presse besprochen und in Anregung gebracht wird, sich den Dank Vieler erwerbend. — Heute Abend treten erstmalig im Victoria-Salon Miß Lazo und Mr. Angel» — zwei ganz hervorragende Trapez künstler — auf. Miß Lazo durchstiegt am Schluß ihrer Produktionen die ganze Länge des Saales, nur mit ihren Haaren am Trapez hängend. Echt müssen die Haare demnach sein. — P o st. Aus Veranlassung des Reichs-Postamts sind dem diesigen Herrn Ober-Postdirektor Geh. Rath Züschner von der Telegraphcn-Apparat-Wcrkstatt zwei vollständige F e r n sprcch - S» ft eine mit Weckervorrichtung überwiesen worden, wie solche für allgemeine Fcrnsprechanstaltcn zur Anwendung komme». Diese beiden Apparat-Lüsterne sind in dem Zimmer Nr. 18 des neuen Postgcbäudes, Annenstraßc Nr. 3, zur Ansicht aufgestellt. Die Ein richtung und Handhabung dieser Apparate wird allen Denjenigen, welche sich sür die Sache interessiren, aus Wunsch nach vorheriger Anmeldung im Zimmer Nr. 16 der ersten Etage genannten Ge bäudes an den Wochentagen in den Stunden von 10 bis 12 Uhr Vormittags gern gezeigt werden. — Ain 28. September entschlief in Stolpen der Todtcnbctt- meister Traugott Prescher. Er hat diesen Dienst 42 Jahre ver waltet und während dieser Zeit gerade 1000 Leichen beerdigt. Zu dem »weiten Tausend bildete er nun selbst den Ansang. Zu den im Ober-Postdirectionsbczirk Dresden im Lause dieses Jahres eingerichteten Posthilfsstcll e n sind in neuerer Zeit noch diejenigen in Friedebach, Kipsdorf und Obercarsdorf hin- zugetreten; im Ober-Postdirections-Bezirk Dresden bestehen nunmehr 20 Posthilfsstcllen. Bei den Posthilssstellen können die eingehenden ge wöhnlichen Bricfscndungen, Zeitungen und Packete zeitiger in Empfang genommen werden, als bei der Bestellung durch die Landbriefträgcr. Bei den Posthilssstellen werden auch Briese und Packete angenommen, sowie Postwcrthzcichen, Formulare zu Postkarten, Postpacketadresscn, Postanweisungen rc. verkauft. Auch kann man bei den Posthitfsstelleu die Bestellung machen, daß der Landbricftrüger Werth- und Einschreibsendungen, sowie Baarbcträgc zu Postanweisungen am Orte der Poslhilssstellc aus der Wohnung des Absenders zur Weiterbeförderung abhole. — Ein erst 19 Jabre alter Handlungslehrling in Leipzig hat sich wegen unglücklicher Liebe erschossen. — In der Gegend von Pirna sind gegenwärtig wiederum Ausmanderungsagenten thätig. Vorsicht ist dringend anzurathcn. — Am Freitag Nachmittag wurde im Roscnthal in Leipzig ein Spitzbube verhaftet, als er eben im Begriff stand, sich in einem Gebüsch mit neuer Wäsche ans einem Koffer zu bekleiden, den er kur; zuvor aus einer Hausflur in der Flcischergasse gestohlen hatte — Die 29jährige Dienstmagd Wilhelmine Rauh aus Pogech beim Gutsbesitzer Groh in Großzöbern bei Plauen i. V. in Diensten, siel am Mittwoch so unglücklich von einem Schcunenbodcn herab, daß sie alsbald ihren Geist aufgab. — In Licbcrtwolkwitz mußte am Freitag ein Hand arbeiter wegen Unzucht mit einem noch nicht schulpflichtigen Mädchen verhaftet werden. — Gcitl> ain, 30. September. Heilte ist auch die 2. Batterie der reitenden Artillerie, welche bekanntlich nach Riesa verlegt wor den ist, für iminer von hier ausgcrückt. Zur Verabschiedring hatte sich außer dem Herrn Bürgermeister Bauer auch die gcsammtc übrige Stadtvertrctung, der Herr Amtsrichter Kühn, die Herren Ortsgeistlichen und andere Einwohner eingesundcn. Nachdem der Gesangverein als Abschiedölicd „Nun zu guter Letzt geben wir Dir jetzt ans die Wanderung das Geleite" gesungen, richtete Herr Bür germeister Bauer eine weithin vernehmbare Ansprache an die schei dende Garnison Derselbe bcmerktc, wie er, als er die reitende Artillerie am 4. Oktober 1867 in Gcithain willkommen geheißen, nicht geglaubt habe, derselben Truppe auch wieder einen Abschicds- gruß Nachrufen zu müssen. 14 Jahre hindurch habe die reitende Artillerie in Gcithain ihre Hcimath gehabt, 14 Jahre hindurch habe sich mit ibr unter den angenchnislen Verhältnissen die Einwohner schaft glücklich gefühlt. Gcithain werde stolz darauf bleiben, eine Truppe in seiner Mitte gehabt zu haben, die unter der Betheiligung ihrer heutigen Herren Batterie-Chefs für die Einigung Deutschlands auf Frankreichs Boden geblutet, die also inmitten einer gewaltigen Zeit die Wacht am Rhein gehalten habe. Hierauf sprach der des halb besonders aus Borna Hierher gekommene Herr Ainlöliauptmann Ur. Spann die besten Wünsche sür die ausrückendc Truppe aus, die auch er ungern aus seinem Bezirke scheiben sehe. In das so dann von Hcnn Bürgermeister Bauer auf die zeitherige Garnison nusgebrachtc dreimalige Hoch stimmte die Einwohnerschaft Gcithains begeistert ein. Schließlich ergriff der Batteriechef Herr Hanptmann Lindncr das Wort, dankte in herzlichen, mit Beifall aufgenom- inenen Worten fiir die der Truppe beim Abschied gegebenen sichtlichen Beweise der Anhänglichkeit, gedachte des steten guten EinvernelnncnS zwischen der Garnison und der Stadt, an die die reitende Artillerie stets in Liebe gedenken werde und brachte ein vom Militär kräftig unterstütztes dreimaliges Hurrnh auf die Stadt Gcithain aus. Bei dieser Abschicdsseierlichkeit sah man manche Tliränc fließen. Tie nach Gcithain bestimmte neue Garnison, 2 Eskadronen Ulanen, rückt am 1. April 1882 in Geit- bain ein. Ein festlicher Empfang wird statt»»den. Elbhöfte in Dresden, 2. October, Mittags: 75 Cent, unter 0. AeniUeroi». -s KönigI. HostI> eat e rind e r N e u st a d t. Wenn das Haus Lvnei bis aus die Unifnssungsmaucrn abbrennen würde, so hätte der Eigenthümer wie das Publikum wenig zu verlieren. Das neueste Stück L'Arronge's ist betrübend gcringwerthig und kann mit „Mein Leopold" oder „Toetor.Klaus" kaum den Vergleich aus- halten, ja, die Prosa und Trivialität der Charaktere nud Vorlomm niffc berührt geradezu peinigend. Ob man ein Lustspiel oder ein Schauspiel vor sich hat, fühlt sich »irgend deutlich heraus, zu ersterem fehlt durchaus die Heiterkeit, zu letzterem die Vertiefung — Fläche, wohin man sicht. Daß das Hpus technisch gut gemacht ist, wiegt dabei nickst schwer, denn der beste Bau wird hin fällig, wenn das Material dazu nichts taugt. Im Mittel punkt der langen Handlung steht der Gnmnasiast Curt Lonci, er füllt, ein verzogenes auskeimendcs übrigens gutherziges Kneip- genie, im Abituricntenexamen durch und stürzt sich ins Wasser, (Lustspiel" in 4 Acten!» aber nachdem er herausgezogen mor den, wird der Junge ganz fleißig und besteht in dem nunmehr fol genden zweiten Examen lehr gut!) Allgemeinheiten über Kindcr- crzichung, Vaterstrenge, Muttmchwäche, Taschengeld und Schul- diSziplin, füllen diese Szenen der Familie (oder wie Herr l'Arrouge affcktirt sagt: des „Hauses") Lonei. Man geht solchen Dingen im Leben weit aus dem Wege — traurig genug, wenn man sie in aller Breite, weder tragisch noch heiter behandelt, sondern blos er schreckend, gcistcsarm hingeslcllt, im Theater durchzukosten bekömmt. Das wäre das Haus des reichen Kommerzienrath Lonei. Sein Gegen part ist das verarmte Avelshaus v. Sewald, dessen sparsame Kückien- ctteldebattcn den ersten Akt zieren. Beide Häuser mögen sich nicht — Pariser Modenbrief vom I. Oelober. Meine lhcme Hermailee! Erst acht Tage ist der Herbst alt aber schon darf man ihn eine» schönen, lächelnden Knaben nennen, über dessen Wiege kosende Sonnenstrahlen einen goldenen Baldachin weben. Es wurde wahrhaftig Zeit, daß die Mutter Natur sür den unfreundlichen Sommer, den mau mit Recht als ihren ungerathenen Sohn bezeichne» kann, einen aue- gleichenden Vermittler sandte. Wenn nur nicht die Verwirklichung eines alten Sprichworts sich in« Spiel mengt und uns die Freude verdirbt. Du weißt wohl, daß man allzuschönen Kindern ein frühes Ende oder mindesienS in reiferen Jahren eine häßliche Visage prophezeit. Wie schade um die schönen, wie durch Zauber hergestellicn Loilctten. die man jetzt nun zeigen und beneidet sehen will, wenn mit einem Male wieder Regen und Sturm alle Herrlichkeit vernichteten. Aber wer wird um die Zukunft sorgen, so lange die Gegenwart alles D-ntcn in Anspiuch nimmt und mit den rosigsten Lichtern umgiebt! Jeden Abend habe ich mit Madelaine eine wichtige Konferenz, bei der die Theorie des Moden- entwickelungsproiesses erörtert wird und Tag sür Tag planen meine Freundinnen neue Herbstausflügc. Es ist leine Kleinigkeit, immer originell, interessant und fesselnd zu erscheinen. Eine alle Zeit treffende Wahl der Toiletten auszusinden, ist bei Weitem schwerer, als die Knust in Gesellschaften mit angelernten Wissenschaften zu paradiren. Bei diesem Bestreben kann man borgen gehen, Gelehrte des AlteithumS und der Neuzeit müsse» Stoff und Form leihen. Ich nenne das „persön liche Renaissance hcrbeisühren". Wer aber hilft immer gleich mit neuen Draperien u. s.w. nns, wenn Monsieur Alphonse bei seiner männlichen Tugend (auch ein höchst moderner Schwur) versichert, während der nächsten vierzehn Tage nicht» liefern zu können. Ich habe mich mir einigen sehr schönen Stamm-Toiletten vorgesehen und will Dir nur beschreiben, weichen Variationen dieselben uiilcrworscn sind. Zuvörderst denke Dir ein glattes Kostüm, faltiger Rock, lange zugespitzte Paletot- Taille von kirschrolheni Sammet. Breite goldgelbe Spilzen werden uni den Rocksaum als Volant ansgesetzt, den eine starke geflochtene Lhenille- schnur abschließt. Unterhalb der Taillcnenden ist ein leicht gerafftes Tuch von goldgelben Spitzen wcllciisörmig drapirt. das durch Ebcnille- schnuren überkreuzt wird. Rückwärts endet dasselbe in einem Chenille- knoten und in zwei breiten durch Chcnillefransen unirahmken Barben. Die Taillenschößc sind ebensalls mit Fransen cingesaßt. lieber die Schultern de« vorn dreireihig geknöpften Leibchens sällt eine Pelerine von goldgelben Spitzen, vorn durch eine Chenillenichniir mit reichen Quasten, im Nückentheil mit einer breiten Sammetschleise abgeschlossen. Die Aermel erhalten oberhalb eine Franse, am Schluß einen answäris- strcbenden Manschcttcnbesatz von Spitzen und darüber gezogener Chenille. Der hier zngchörendc Hut ist an» Spitze» sondirt. mit Kinnbändern von rothcm Sammet und einer rothbrauricn Blättcrguirlandc, die vorn auf der Passe auslicgt und im Nacken schleifcnarlig endet, versehen. Soll mm dieser Anzug ein zweites Mal in seinen .z.'aiiptbcstandthcilcn getragen werden, so sind sämmtliche Spitzenbesätze" durch hellblauen Atlas zu vertreten, Pelerine und Manschetten in abgestepplcr Form. Ein drittes Arrangement ist durch schwarze Spitzen und Stahlpcrlcn- Passemciitcricn leicht zu erzielen. Will ich die Aufsehen erregende Promenaden - Toilette auch sür den Salon vcrWrndcn, so wird der Rock mit einer breiten weißen Spitze besetzt, und hierzu ein Ucberwurs ä In Ovnis XV. von weißem, gelbem, lachssarbigem oder nmiivv-Damast oder Moire verwendet. Meine übrigen Herbst- Anzüge sind ans braunem brochirtem Sammet und Latin-Aervcsilleusu mit Goldperlenstickereieii, blauem Tuch mit Bwcat-Besätzen und Faille mit Plüschverzicrinigeii re., jedoch inSgcsammt zu öfterer Veränderung eingerichtet lim diese zu erleichtern, werden sämmtliche Besätze nicht auf den Grundstoff des Kleides anfgehestet. sondern mit diesen durch leichte Hohlstrciscn verbunden. Wie sollte sonst auch Madelaine die täg lichen Neuerungen bewältigen. Die Hauptsache ist und bleibt die Zu sammenstellung der Farben, die richtige Beobachtung der Licht- und chattcn-Effette. lind deswegen weiden wir, ich wie meine Kammcr- rau. zu Sternciidcutcr» und erforschen den nächtlichen Himmel, ob er dem nächsten Tage durchweg Sonnenschein, ob ein wenig Äcbel. oder gar eine drohende Phvsiognomie verleihen werde. Im elfteren Falle kann man getrost unbeslinimtc Farben, sogar graue Nüaneen wähle», die Sonnenlichter machen sic anmuthig und leicht; bei Nebel sind satte Cou- leurcn wie Bordcaiixroth. Königsblau Tbmiiiangrün -c am Platze und ichl der Himmel düster wie ei» geiziger Ehemann ans, Im» so ärgern wir ihn erst recht und kleiden uns in Moosgrün, Riibuirolh nnd Paillc« gelb Nur darf die weite Rotondc ans crömesarbigcm oder silbergraucm Tuch nicht zu Hause gelassen werden, damit wir sie als Schutz gegen etwaige kleine Zornaiisbrüchc des Rcgcn-GollcS schnell überweise» können. Dieser modernste aller Schntzmäiitcl ist mit Schnüre» versehen, deren Gebrauch erst erlernt werden muß. Er schlägt mit einem Zug Kostüm wie tlntciklcidcr saumartig ein und entfallet sich beim zweiten Zug als schützendes durch seine Fischbcine gestütztes Dach über dem Hute. Jeden falls ist dieser Klciderschntz elegant und praktisch, wa» will man mehr! Weißt Dn Liebste, daß ich scheu recht melancholisch bei der Erwartung winde den Herbst znmcist in meinen Salons ziibringeii zu müssen? Mail hat im Oktober kurze Tage und doch wiederum wenige jener angenehmen Abende, die dem gesellschaftlichen Leben sördcnich sind. Conecrie wie Soiröen sind matt; die Kunst probirt aller Orten ihren Flügelschlag, aber sie wagt »och nicht in ihrer ganzen Macht bcrvorzutrele». weil zu viele ibrer Anhänger von der spät unternommenen Erholungsreise, zu der sie d.-S Podagra nnd die Langeweile trieb, noch nicht zurückgckchrl und neue Gönner gewöbmich anspruchsvoller sind. Ich hatte mir schon auSgcdacht, wie ich die Monotonie eines iiiigesclligcn Herbst-Monat» unter brechen wollte nnd zwar — schilt mich min gottlos — ich wollte ans acht Tage eine leichte Erk tlniig fingirc», in meinem schönsten Zimmer, das durch eine reizende weiße Atlas-Tapete mit Rosciidongiicl«. dergleichen V >hänge, Portieren MLbclbczügcn und Teppichen ans weißem Eisdär- sell nengcslaltet ist ans elegantem Ruhebette liege», die Besuche meiner weiblichen Bcknnnien empfangen (man ladet ja jcvt zu Krankeiibeftichcn !cido», aber zuletzt siegen die Lietzesverk'iuduuqeii so trivial wie!>»"-> A»gabc der Empiangszcit cm) und dabei die mannigsatngc Lux»»' möglich. Ein Sctzauspielcr mit 30M» Mark Einkommen ist in! Wäsche bewundern taffen nur der ich die vorbaiidenen Vorrälhc lomplc- nllcu Lagen der Mittler der kargen Gegensätze. Wie sich sinn die. u>c„ ließ. Zuvörderst würden sie im russische» Styl d h. mit seiner junge Tochter Lonci's an dcu Hals wirst, erregt einiges Bedenken; ch»ntcr Bliiincnsiickciei, Ti'chwäschc Sc>victtc» und große Tücher, die wo mag wohl dies Fräulein die Sludicu in Scham und Taktgefühl wie zufällig am einem Pscucrlischchcn ansgcdicilct lägen, bewundern gemacht Hatzen? können; dann müßte ihnen Madckaiiic das mit Iran imiisio»»t>Ii.v- Tcr Beifall, der nach eini.zen aewaltsam komischen Szenen kfte""ftuo getränkte Handtuch im Renaissance-Lihl Sliaerc, inil breiler iwspendct war, durfte wohl der Aussührui», gelten. Nach dem Guipiuc, daneichcn ich würde sie aufmerksam mache» daß dieselben kost- satz, daß das Gcwöhisiichc, das Triviale in der Kunst metzr den bare» Verzierungen an B-lliüchcr» und Bettbezüge» wiederzusindcn sind, Geschmack hcrabdrücke, als das ntzsokut Schlechte, darf man solche sobald die darüber ausgebrcitele Decke ans Bantro,eilen und Balcn- Stücke, die weder durch lustigen Spott, noch possenhafte Hetzer- eiennes emsenu wird und zun, Schluß könnie ich den animcrkfainci, trcibuiig nützen oder uurcrhaltcn, nicht leicht »elmien. Herr v. d. Obren »och muibeile" daß mein Aegiigu aus Battist und Spitzen, ganz Osten als Schauspieler Rcinönrdt war iu, Bcuclmien und Ton Sttffe Louis de« XV. gearbeitet, das rund ausgeschnittene Hemd in» voller Leichtheit und bei gutem Humor; Frl.Hahn und Fri.Diaeono "»er farbige» Maßliebchen-Kanie geschmückt ist und vcn Wäicheversian- sahen charmant aus, und Herr Swoboda und Frau Bayer gatzen bigei, „Fioiciuinc" genaiinl w»d Sic wurden sicher alle kommen, die mit sehr guter Haltung die Elter» Lonei. erffcrcr erfreuend durch liebe» ibeiliiehmcnden iicngierigen Freunde, mich beneiden und über der Schulter wie aus dem Rücken
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