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Dresdner Nachrichten : 07.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188504076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18850407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18850407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-07
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.04.1885
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Nacht-Telegramme. Pari«. Da» neue Cabtnet ist gebildet mordin Demselben gehören an: Der bisherige Kammer«Präsident Brisson (Präsidium und Unterricht), Frructnkt (Auswärtiger) und öampenon (Krieg). «. («chla»., Reale 78.4». «nlechr 108,7». Jlal. Sü.lL. viaaisdai,» Wb. Lombarde» i Spantrr . «,V»ler 84».! Lliomaara k>7L. Lr»,r. Tageblatt für Uolitik, NultihMM, KMftMltchr. BSrseikricht. MmdeMK. VLeUoli 21QFLV8 vonAsuksKsv zresebmackvollor KijoMlieii kl« : Brocken, Okriiiittv. Krouro, >1v>lLlNoti8,(,'uNtorri.^rl»tjLi»t6r, Nut-^xrttksvl). KlN^6t:^Kk»UN» tikarpfoilo, I.'krlt0t>on, Flstn- Kcd«tt0n!.,t0p1v vtr:. kpOlürtNUtt,. 8t l»»NUt kg<««u^tttnäi; «sui» evUtem Ii'tt. I. ir»> trnn diöi»»«, 1»I t>8«1« N, 1ViI«<1> ukkdi'icki nsno 211». u. Kopliivu^ti»«»« 6 »m l'ostplntx. ß SrLdLsirLiirLlör H uv Serueutli,, uncl in rsiokor FusiVirkI smpsioblt » Svrmiuw Stvill, Wsemhkillr01°: « N ktli»1«r »w »steu Kvu tülltsr rrlockkok. » « von Lei. 0o»» 1. ^uerkavll I. V., Kpaolal- a. stleuptxosel,. « V lSrenel««, S» (Vleto^t» K D empt, -Lol»»., «nirl., iu vvvws. erkme, A A brontzHLnIckt'nri). oekrl'ilet-Ouipeto. Kso^ler v. 8 dts 100 AK. » M L!uKtyr«ont1. prompt. Kostor ru ki'rLdxvuetrtvn prsibvn. » tz L « cklirfts clor stoi>ueti ckv5 oinrixon 8p?v1i»I- L »ml vcm A ß kivkarck Vldrivlst - R KNebst lodneuä sein. A RV. ZUKItvI't, ltönigl. Läolisisvlioi' unc! Itönigl. fpeussisoliep ftofptiotogi-spli, IO. Lenlin, l-siprigerplslr 12. Nr. V7. 30. Itilirga»-. Austagt: -10,000 Lrpl. Aussichten für den 7. April: Mäßiger Südostwind, veränderlch. keine oder geringe Niederschläge, etwas wärmer. Drcsdc», >885. Dienstag, 7. April. Paris. Den Morgen,eitunaen zufolge wird das neue Cabinet wahrscheinlich in folgender Weise zusainmeiigcscbt sein: B riss an Präsidium und Unterricht, Frcycinet Auswärtiges, Gablet Justiz, Ladi Carnvt Finanzen, Allni» Targe Inneres, Hcraut Handel, Raubet Landwirtbschast. Cuvinot Posten und Telegraphen, Sarnen öffentliche Arbeite», Campenon oder Lewal Krieg und Kranz oder Gablet Marine. — Das gestern Abend im Königs. Residenzschloffe abaebaltene diesjährige letzte Hofconcert, welches unter Mitwirkung ;der iänimtlichen Köuigl. Hoskapellc unter Leitung beider Herren Hoi- tävellineistcr auSgetührt ward, brachte: Ouvertüre zu „Eurycmthc" von Wever, Lied der Mignon von Schubert-Liszt (Frl. Malten), Cviicert für Pianviorte, Violine und Violoncell von Beethoven Merr und Frau Rappoldi. He-r Grützmacher), Arie aus der „Schvpiung van Haydn (Herr Riese), Concert für 4 Hörner von >H. Hiibler (Herren Hübler, Franzi., Mer; und Ehrlich), Tarantelle für Pianosorte von LiSzt (Frau Rappoldi), „die ffcixen" sür Altiolo und Frauenchor von Rubinitein (Frl. fflanitz), Skandinavische Sin- w»ie von Cowen. — Während des Cvneerts nahmen die Aller- höchsten Hcrrschasten und die zahlreiche illuitre Gesellschaft unter Ausschluß jeder ausgedehnteren Bewirtbung den Thee; die Mit glieder der König!. Kapelle sammt Hofkapellmeister, welche, wie üblich, das ganze Concert stehend gespielt hatten, blieben nach dem selben zu einem splendiden Souper von 70 Couverts versammelt. — Unsere König!. Majestäten werden lin den nächsten Tagen ihre Reise nach den Seen Obcritaliens antreten in Beglei tung des Kal. Leibarztes Geh. Med.-Rath Dr. Fiedler und des Ober stabsarztes Dr. Jacobi. — Unser Mitbürger Herr Hofliefernt F. H. Staudnitz, Jn- babcr der Firma Staudnitz u. Weißciiborii, begeht am 8. April sein öojähriges Biirger- und Meisterjubiläum. Der Jubilar erfreut sich der besten Gesundheit. — Dem vor wenigen Tagen aus dem Staatsdienste ausge schiedenen Oberlandforstmeistcr Roch haben die Kgl. Forst- bcamten Sachsens im Verein niit dem Direktor und den Professoren der Forstakadcmie zu Tharandt mehrere höchst werthvolle Gegen stände als Zeichen lihrer Hochachtung und Verehrung durch eine Deputation von 6 Forstbeamten überreichen lassen. — Wie man zuwellen bei recht traurigen Veranlassungen doch zu herzlichem Lachen gereizt werden kann, beweist der folgende Vor fall. Frau Anna Schramm weilte am Osterheiligenabend hier und sah beim Passircn der Augustusbrücke einen Menschenzusam- menlaus. Unten am Wasser sah man einen Wagen mit dem rothen Grenze, gefolgt von einigen Soldaten und einer Frau langsam heraiikommen. Als nun Frau Schramm einen Knaben unter der dichtgedrängten Menge srug, was denn geschehen sei, erhielt sie die Antwort: „Ein Soldat hat sich in's Wasser gestürzt!" — „Frei willig?" — „Ne, ne, ein Gefreiter!" — Am 16. d. M. soll die 8. Bürger- und 19. Bezirks- , c!i u l e an der Scdanstrasze eingeweiht werden. Der Bezirk der- 'clbcn umfaßt das sog. englisch-amerikanische und Schweizcrvicrtcl. um'ie den Stadtheil zwischen der großen Plauenschen- und der süd lichen Pragerstraße. Zur Erhöhung der Einweihungsseicr sind seitens der städtischen Schulbehörde und einer Anzahl gemeinsinmger Bürger iuige Mittel gewährt worden, welche den Aufwand sür Fahnen, Viision und Guirlanden, ferner Musik und eine bescheidene leibliche Erauickung der ca. tausend betheiligten Kinder vielleicht decken dürtte. Äußer diesen vorübergehende» Momenten des Festtages ist aber noch die gewiß sehr berechtigte Idee in'sAuge gefaßt worden, den beiden Schnlanstalten ein Harmonium für spätere, das kindliche Geiniithsleben so wirksam fördernde Schulseierlichkeiten, sowie den iSnindstock zu einer Schnlstiftung zu widmen. Zur Verwirklichung dieses Gedankens wendet sich ein Komitee mit einem Aufrufe an die Bewohner der Scevorstadt, der hoffentlich nicht ohne den ge wünschten Erfolg bleiben wird. — Einer der angesehensten und in Handelskreisen hochgeach tetste» Bürger nnsererStadt, Herr Kaufmann KarlRichard Sch efsler. ist im besten Manncsalter stehend am ersten Osterieiertag nach längerem Leiden sanft entschlafen. Als Mitinhaber der Firma Schesfler, Sieg n. Co. genoß er das größte Vertrauen der Kauf mannschaft und bekleidete mehrere Ehrenämter, u. A. das eines Handelsrichters, sowie der Entschlafene längere Jahre im Vorstand der hiesigen Produktenbörse mit bestem Erfolg thätig war. — Der Eisenbahnverkehr am Sonnaoend und am ersten Oslerfeiertag war im Verhältniß zu anderen Jahren weniger lebhaft zu nennen: es fehlte noch der Frühlingsglanz der Natur, der die Schaaren hinauslockt, und der in früheren Jahren schon zu diesem Feste einen pfingstartigen Verkehr veranlaßte. Stark besetzt war der ani Ostersonntag nach Berlin verkehrende Extrazug, der selbe führte ca. 400 Passagiere nach der Reichsmetropole. Die an- tonimcnden Züge brachten zwar eine^ große Zahl von Fremden nach TreSden, doch erforderte der ganze Sonntaasverkehr nur die Ein legung eines Ertrazuges nach Tharandt. Am vorjährigen Oster- u'»»tagc begann cs früh zu regnen und doch beanspruchte der Ber kel» an demselben 5 Extrazüge nach und von Tharandt und einen aus der böhmischen Linie. Ostern fiel Vorm Jahre um 8 Tage später, die Entwickelung der Vegetation war aber weit voraus. — Die diesjährige Leipziger Ostermeffe beginnt offiziell am 20. Avril und endigt am 9. Mai. — Wettincrstraße Nr. 14 ward in der Nacht Vom ersten zum zweiten Feiertag em Stubenbrand durch Kinder, die mit Streichhölzchen gespielt hatten, veranlaßt. Das Feuer wurde erst durch die Feuerwehr gelöscht. — Um dieselbe Zeit ward durch den Kicuztliürmer Feuer signalisirt und zwar in Blasewitz. Schiffswerft. Eine Spritze mit 20 Mann ging dahin ab, um ein zur Reparatur liegendes, in Brand gerathenes Elbbad vom Untergänge zu erretten. — Vor fünfzig Jahren. AuS den Erinnerungen eines alten Dresdners. In den zwanziger und dreißiger Jahren gab cs mehrere sehr kalte und anhaltende Winter. Ganz besonders viel Schncesall war z. B. im Winter 1838 zu 39: deshalb wurden sowohl vom Hose und der Aristokratie, als aus der Mitte des Bürgerstandes mehrere solenne Schlittenfahrten veranstaltet. Der härteste und ausdauerndste Winter war aber Von 1844 zu 45. Zum Fastenmarkte, welcher damals in der Woche nach Fastnacht abgchalten wurde, war die Kälte so groß, daß manche Jahrmarktsfieranten, welche im Freien ans Tischen seilhielten, gar nicht auslcaten, andere »ach wenig Stunden wieder rinpackten; der Kausverkehr war ganz gering. Ich hatte in diesem Winter an jedem Morgen zeitig von meiner dama lige» Wohnung neben dem Tromvetcrschlößchen nach Antonstadt aus die Lvuisenstraße zu gehen, und heute noch überfällt mich der Frost in der Erinnernng an diese Moraenpromenaden. Ostern fiel 1815 sehr zeitig, am 23. März: und da damals Mariä Verkündigung iam 25. März) als ganzer Feiertag gefeiert wurde, wem» cs nicht in die Charwoche fiel, so hatten wir also drei Feiertage. An allen drei Feiertagen war auf der Elbe noch die schönste Schlittschuh bahn ; insbesondere ging eine sehr schöne Bahn von der Apareille aus nach dem Lincke'schen Bade, zu beiden Seiten von hoher Schnee« maucr begrenzt. Zwar schlug bereits am ersten Feiertage gegen Abend das Wetter um, „der Thauwind kam von Mittag her", aber die Eisdecke war ellenstark und so steinfest gefroren, daß dasThau- wettcr dem Schlittschuhlaufen und Stuhlschlittcnsahren keinen Ein trag that. In den improvisirten Restaurationen, welche in großen Kähnen mitten aus der Eisfläche etablirt waren, ging es lustig zu. Das Thauwetter nahm aber rapiden Fortgang, und da auch heftiger warmer Regen dazu kam, so meldeten, noch ehe die Woche zu Ende ging, Känonensignalc den Aufbruch des Eises auf der Oberelbe früher, als sich es die Bewohner beider Elbuser gedacht batten und bevor sie niit ihren Bergungsarbeiten zu Ende waren. Auch hatte Niemand eine Ahnung davon gehabt, daß die Fluth die enorme Höhe von 11 Ellen über Null nach dem alten Maße an der Augustusbrücke erreichen würde (6 Meter 30 Ctm.). Am Sonn abend in der Osterwoche waren bereits viele Straßen überschwemmt. Am Sonntag sahen viele Leute mit Schrecken ihre Häuser bez. Wohnungen, unter Wasser gestellt, die sich vorher sür ganz sicher gehalten hatten. Am Sonntag Mittag 12 Uhr sollte ini Peitalozzi- stiste (damals vor dem Löbtauer Schlage) die Erziehungsanstalt nir Lehrerwaiscn feierlich eröffnet werden. Ter Geh. Schulrath Tr. Blochmann, der Direktor Zehrscld und Schreiber dieses trafen sich an der evangelischen Hoskirche um 11 Uhr zum gemeinsamen Gange zu der erwähnen Festlichkeit. Umveit des Silberhamuiers mußten wir einen Trainrüstwagen besteigen, um die überschwemmte Ostra- Allee zu passiren; in Fricdrichstadt bestiegen wir einen Kahn, der uns bis an die Schäferei (am Löbtauer Schlage) brachte. Während unserer Anwesenheit im Pestalozzististe war das Wasser wieder ge stiegen und wir bewerkstelligten unsern Rückweg auf einem Ponton, der durch die Schlltzengassc nach dein Orangeriehause fuhr. Aus ge nannter Gasse waren schon alle Parterrewohnungen tief unter Wasser gesetzt. Ich war froh, glücklich nach Hause zu kommen: aber mich befiel ein schweres Bangen, denn am nächsten Tage s31. März) wollte ich ausziehen und zwar nach Antonstadt aus die Holzhofgasse und die betreffenden Eckensteher mit Handwagen (Dienstmänner gab es noch nicht, bedeckte Möbelwagen ganz we nige) waren schon bestellt. Als ich mich Sonntag gegen Abend auf den Weg machte, um das Terrain zu rekognoszire», war ein Theil des Schloßplatzcs bereits überschwemmt: in Neustadt wurde man per Rüstwagen über das Wasser expedirt und während des Ganges über die Brücke machte das Getöse und Anprallen der großen Eis schollen, untermischt mit ungeheuren Mengen Nutz- und Brennholz einen unheimlichen Eindruck. Tausende von Menschen hatte» die Brühl'sche Terrasse besetzt und verfolgten mit Spannung und Ent setzen das Wachsen der Fluth. Am frühen Morgen des anderen Tages (Montag, den 31. März) ging ich über den Altmarkt nach dem Sckloßthore zu. Es wurden eben die Schleußenoohlen mit großen Sanvgnadern belegt, um dem Aushcben derselben durch das Wasser ein Gegengewicht zu stellen. Das Äeoraenthor stand bereits unter Wasser: nur mit Mühe erreichte ich die Brücke: das Wasser war so hoch, daß man beim Ausgang zur Brücke die Fluth mit dem Taschentuche erreiche» konnte. Die Menge der Balken, Hausgeräthe und Holzscheite, welche an den Brückenpfeilern zerschellten, war zahllos, eine Schiffmühle kam daher geschwommen und wurde in deni Strudel zermalmt. Es war Montag nach Ostern, ich wollte mit Beginn der Schule in der Bezirksschule aus der Louiseilstlaßc (unter Direktor Nieritz) sein. Der Bautznerplak stand unter Wasser. Durch einen Eisschutz in der Rübe der Wasserstraße war am Sonn tag spät Abends eine Unmasse Stauwasser durch die Glacisstraße gekommen, die ganze Alaunstraße stand ebenfalls unter Wasser. Die Leute riefen rathloS aus den Fenstern heraus: denn, da sie gar keine Vorrichtungen getroffen hatten, mußten sic auf den ersten Ponton warteii, welcher bis an den Berg (am damaligen „Küchen loche") fuhr. Von Schulehalten konnte keine Rede sein und ich be gab mich schleunigst auf den Rückweg, um wieder nach Altstadt zu kommen. Aber das ging nicht so schnell. Als ich endlich in der Nähe der Neilstädter Schule (jetzt „Hotel zum Kronprinz") wieder einen Rüstwage» bestiegen hatte, hielt ich mich glücklich geborgen. Aber der Schreck kam noch. Denn als unser Wagen die Höhe der Brücke erreicht hatte, kam ein Polizeier mit der Weisung: cs solle ganz langsam gefahren werden: auch war die Brücke auf der Alt städter Seite bereits gesperrt und unser Wagen war überhaupt der letzte, welcher passiren durste: es waren etwa 20 bis 25 Personen darauf. Als wir nun mitteil durch die Wasserflut» zwischen der ka tholischen Kirche und dem Theater fuhren, geschah plötzlich ein furchtbarer Aufschrei von Tausenden von Stimmen, das hohe Kru zifix war mit einem Theile des betr. Brückenpfeilers in die Fluthen gestürzt. Schrecken rmd Besorgniß erweckte die Künde davon, die blitzschnell auch in die entferntesten Stadttheile gedrungen war. Tausende von der Altstädter Seite strömten nach der Terrasse, Niemand dachte im ersten Momente daran, daß auch diese gefährdet sei, denn in den Kassematten stand das Wasser elleiihoch. Gegen Mittag war der Höhepunkt der Fluth, welcher einige Stunden an- hielt; gegen Abend fiel das Wasser bereits um mehrere Zoll. Tic Ersten, welche einige Stunden nach der Katastrophe den beschädigten Pfeiler pcissirten, waren die Leibgardistcn der Schloßwache. Für Fuhrwerk freilich war die Brücke nicht passirbar. Mein LoaiSwechsei mußte natürlich verschoben werden. Da aber die nachfolgenden Miethparteien drängten, begab ich mich in niemer Verlegenheit am Donnerstag zum Hauptmann der Leibgarde von Friederici (in die Lcibgardekasernc am Palaisplatze), welcher mir bereitwilligst 8 Mann Leibgarde gewährte, die Tags darauf, mit 4 Tragen ausgerüstet, meine Möbel prompt und sicher über die gefürchtete Elbbrücke nach Antonstadt ckransportiiten (die Marienbrücke gab cs damals noch nicht). Tic Wasserfluth hatte in Dresden großen Schaden anae- richtet: viele Wohnungen mußten aus Anordnung der Polizei (die gescnnmte Polizei war damals städtisch) geräumt werden. Es war ein Glück, daß der Monat April fast lauter sonnige und warme Tage hatte und so die Häuser schneller anstrvcknen konnten. Im großen Gehege lagen noch nach drei Wochen große, cllcnstarke Eis- ichollen, welche beim schnellen Zurückgeheu der Fluth an den Bäumen hängen geblieben waren. — Die Frage, ob die Brücke außer an dem einen Pfeiler, noch weitere Beschädigungen erlitten habe, be schäftigte i» den nächsten Wochen Bauvcrstäiwige und Laien. Da, ani Sonnabend vor dem Neustädtcr (Cantate-) Jahrmärkte wurde plötzlich die Brücke gesperrt, weil man einige große Risse bemerkt hatte und der Einsturz mehrerer Pfeiler befürchtet wurde. Und das mußte gerade zum Jahrmärkte geschehen! Zwei Dampsschiffc wurden sofort beordert, den Personenverkehr zwischen der Apparcillc und der Wiese an de» Pontonschuppen zu vermitteln. Gegen Abend war auch IbereitS die Militärschiffbrücke fertig gestellt. Der Stadtrath faßte einen schnellen Entschluß und schon ain ander» Tage hatte sich der damalige Kämmerer Rachel nach Schandau und Umgegend be geben. um eine Anzahl großer Zillen anzukaufen. Diese bildeten die Basis einer sehr soliden Schiffbrücke, welche schleunigst erbaut, von» Ufer am Elbdcrge nach dem Neustädter User führte »iid auch für das schwerste Lastfuhrwerk passirbar wgr. Die alte Elbbrücke wurde aber für den Fußverkehr nach einigen Tagen wieder eröffnet, indem die schadhaften Stellen mit Holzbrücken übersetzt wurde». Die Hoffnung aber, man werde das in den Fluchen begrabene Kru zifix wieder finden, ist nicht in Erfüllung gegangen, obgleich sich du Fischer in den ersten Monaten nach dem Ereigniß viel Blühe ge geben haben. — Erinnerungen an die Kriegsjabre 1870/7). K Eine angenehme Abwechselung bot uns die BetbeNigung an einer Fasaneniagd am 11. Januar 1871» bei welcher sich jeder dicnstsreie Kamerad meiner Compagnie nach Belieben als Treiber nützlich machen konnte, während die dienstsrcicn Herren Oifiziere als Schützen fiaunrten. Die Ausbeute war freilich sehr kärglich und vergeblich blieb unser Eifer, wenigstens c i n Exemplar jenes ivobl- schmeckenden Fedcrviebcs sür unsere Küche in Sicherheit zu bringen. Am 12. Januar — zum erste» Male seit Beginn des Feldzuges — sorgte man böbcrcrfcitS dafür, daß der Stcchichritt nicht ganz in Vergessenheit gcricth und noch vor der Kapitulation konnte sich auch ein Jeder einmal an einem kräftigen Paradeschritt erbauen, der aus französischem Boden nur in besonderen Fällen während der großen Marscbbewcgungen resp. bei dein Vorbeimarsch vor den hochgestell testen Fübrern der Armee zur Alislübnmg gelangte. Ein undnrcb- dringlichcr Nebel, der den Nebenmann kaum erkennen ließ, lagerte in der Nacht vom 14. zum 15. Januar vor Paris und hierzu paßte das zunächst in der Richtung von Dränen — le Bourget hörbar wer dende Chosscpot - Concert, accompagnirt von den feindlichen Bat terien, nicht gerade sehr. Eben durchsauste wenige Schritte rechts seitwärts von uns eine feindliche Granate die Lust und veranlaßte uns unwillkürlich zum Nicdcrlcgen. als auch schon ein zweites feindliches Projcctil in unserer nächsten Nähe einschlug und mit solcher Vehemenz, crepirte, daß einzelne Erdklumpen und Eiscn- stücken, glücklicherweise nachdem die mörderische Wirkung vorbei war, in unseren, von einem Lieutenant geführten Halbzug hineinprasselte». Ein Jeder dankte Gott für den gnädigen Schutz, denn entsetzlich hätte sich bas Unglück gestaltet, wenn bas eiserne Ungclhüm mitten in unser Häuslein einschlug. Da, wie schon früher einmal hcmcrkt, stellenweise das Terrain mit nicht crevirten „Zuckcrhüten" wie besäet war. andererseits auch die masscuhasten kleinen und große» Löcher als Einschlagspunkte der platzenden Geschosse zur Vorsicht mahnte», so gestaltete sich bei dem undurchdringlichen Nebel das Vorgehen in die Vorpostenlinic zu einer recht unangenehmen Ausgabe und die Situation verbesserte sich keineswegs, als auch von der Ferne Nonnc- ville ein heftiges Gewchrfeuer hörbar wurde. Am Eisenbahnkörper angeiangt, erwarteten wir, theiiweise durch den Damm etwas vor den kleineren Grüßen der Franzosen geschützt, mit gctheiltcn Em- nfmdungen die Dinge, oder vieimehr den Aussatt, der da zu kommen schien und inzwiichci, hatten unsere Kameraden vom 2. Ärenadier- Regiment im Abschnitt Sevran ein schweres Stück Arbeit, um mehrere feindliche Colonnen zum Rückzug zu bewegen. Namentlich die Vorposten der 8. Compagnie, Venen die Vcrtheidignng der Ferme Nonneville zufiel, kämviten mit Bravour und cs gelang ihnen auch, die Rotbkoscn unter Zurücklassung von mindestens einem Dutzend Gefangenen mit blutigen Kövscn abzuwcisen. Allem Anschein nach hatten die Angreifer beabsichtigt, die Ferme in die Lust zu sprengen und es war auch die böchste Gefahr für den Eintritt einer derartigen Katastrophe im Verziige. da einzelne der Feinde schon in daS Gcböft cin- gedrungen waren. Die braven Bertbeisiger verloren 5 Verwundete, während ein um dieselbe Zeit erfolgter Vorstoß der Franzosen auf die Kandlfeldwache, die von der 7. Komoagnie des 2. Grenadier- Regiments besetzt war, ohne Verlust abgeschlagen wurde. Das Gewekrseuer von rechts herüber ließ darauf schließen, daß limere wackeren Kameraden vom Gardccorps in dem von der Eisenbahn' berührten, außerordentlich exponirten Dorfe le Bourget wieder einmal Besuch bekommen haben mußten. Einen cbemo erhebenden als überraschenden Eindruck machte cs auf uns, als plötzlich an mehreren Stellen die Klänge der „Wacht am Rhein", zum Theil aus weiter Entfernung ertönten, und diese von preußischen Regi ments-Kapellen intoniitc Musik verfolgte offenbar einen strategischen Zweck, um den Franzosen die Meinung beizubringen. cS befänden sich Mafien von Infanterie auf dem Bormaisch. Ein letzter heftiger Vorstoß des Feindes, angekündigt durch starkes Gewehr- und Geschlltzseucr, veranlaßte das Ausblitzcn in den vorgeschobenen vrcuhlschen Fcldartillerie-Batterien; die Belagerungsgeschütze arbei teten dabei auch fleißig mit und nach wenigen Minuten benschte aus der ganzen Front tiefes Schweigen, nur durch leise Kommandos und Zurufe in der Vorpostenlinic unterbrochen — der Feind befand sich allcrwärts auf dem Rückzüge. Ich entsinne - h auch noch recht gut, daß wir eines Tag« im Januar bei m . '.,>?m Wetter ans dem Wege zwischen Anlnay und Sevran Manchheiveguiigen aus- sührten, deren Zweck uns momentan durchaus nicht einleuchtcn wollte; wohl aber wurde es dann einem Jeden klar, daß damit beabsichtigt gewesen sei, den Franzosen, die, begünstigt von einer aus gezeichneten Fernsicht, offenbar dem diesseitigen Terrain große Auf merksamkeit zuwendetc», einen Begriff von der anscheinenden Stärke der Trupe en in den erwülmicn Ortschaften zu geben und ihrcSympalhicii sür den offenbar geplanten Ausfall abzuküblcn. Auch in der Nacht zum 17. Januar verbleit sich der Feind nicht ruhig, und wenn schon der Abschnitt Auina» resp. unsere Borpostcn dabei nicht die Ehre hatten, von den Rothhosen behelligt zu werde», so konnte unS doch eine mehrstündige Alarmbereitschaft nicht erspart bleiben und mit großer Spannung lauschten wir dem Knattern des GewchcfcucrS, das links — aus den Abschnitten Sevran und Livry — zu uns herüber drang. Die Kameraden vom 3. Bataillon des 2. Grena dier-Regiments und bez. des Regiments Nr. 103 hatten in dieser Nacht einen heftigen Vorstoß der aus Bouvy und Groslay - Ferme vordringenden Franzosen aus den Feldwachen 3, 4 und 5 zu be stehe» und fügten denselben auS den wohiverschanzten resp. vcr- barrikadirtcn Positionen beträchtliche Verluste bei, während der diesseitige Verlust nur 5 Verwundete betrug. Sowohl am 17. als am 18. Januar unterhiclteu die Belagerungshatteiieii ein starkes Bombardemcnt auf Bondy, Bobign», Drancy >i»d Gxvslan-Ferme in der Absicht, diese vorgeschobenen Stützpunkte der feindlichen Streitmacht unhaltbar zu machen und auch von den Forts krachte cs ununterbrochen hciüber. Inzwischen ging in Versailles jener welthistorische Akt in Scene, der niit der Proklamation des obersten Heerführers der deutsche» Armeen — cS standen damals 823,000 Deutsche, davon ca. 40.000 sächsische Krieger in Frankreich Se. Majestät den König Wilhelm von Preußen zum deutschen Kaiser schloß. Der großartige» Feier wohnten auch der Höchst- kommandireude der Äaasarmee. Sc. Kgl. Hoheit Kronprinz Albert und der Kommandeur unseres SkrmcekorvS, Se. Kgl. Hobelt Prinz Georg, sowie eine Deputation des sächsischen Osfizicrkorps bei. Am >9. Januar früh gegen 7 Uhr wurde das Feuer der Festungs- Artillerie auf die vorerwähnten feindlichen Stellungen dauernd iinterlirochcn und kurz daraus rückten gleichzeitig vom Gardekorps Kompagnien gegen Drancy, sowie die 3. Kompaffnic unjercs und die 10. Kompagnie des 2. Grenadier-Regiments »n der Rich tung nach Groülay-Ferme—Bond» vor. Mit Hurrah drangen die Kameraden der 3. Kompagnie, geführt von ihrem Hcniptmann, in die starkverschanste Ferme ein. »och cbe ein Schuß gci.ll-m war und der Schützenzug überraschte aul der Westseite des Gedostes eure —
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