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Dresdner Nachrichten : 28.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188504288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18850428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18850428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-28
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.04.1885
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l» 1 «m: Nn«ove«n-L_ kl»« l^rdiiLltchkN. Hagevlatt für Politik, zlaltttßaÜLng. chesWsoerkehr. KSrsenöericht, Irm-nlNjke. Lgl. Käebs. u-Xgl-krsuss. ttofpKotvgl-ApK, Lltnsltnu«, i-ivestr. 1ü, Lvittn, 1^e1prl!)'«.il>IiUr IL. LTsT^r. K Im Oomw.-Vsrl. «m I. v. MI»Rt«»w>, la«»p»»», or- L » sedisn cowplst A « MMch's LnLfenumgskarte so« Sachsen, z § 8 8vot., 4 LraLvrtchbzn., 1 Ort»roi«r. — kreis 15 U»rlc. U « Onontdokrliowsr n»tdZ«var kür Kannsnt«, Laisemcks, ttotsl- W » u. Orcstdoksdos., Tauri«t«nst»1. ste. Sicherst« ^usllunkt über L P »IIs VerlttnDsn. A 8KÜPSSN u. VrLVLttsn, SIMiv 8tl«ip8nsäsln, » » »am»»r«^r i» gut»« Bart u»<t csimuwdanil wlt »oliäon NLÜ praicrikik,» T « l^ckargam» daran, A 8 Uch»«e>>vtt«i»2 Lr»»««- u»ck voomlsottenllnöpke», » » ' kAplerrrtselie ompkodlsn « U A. «»»»«, Vresckeu, L « Hstlsckrvkkerstr. Sld. a. Sopkleostr. S »m kostpl»t». L A VlIlKgLAS, H > (höchst eescbwsckvolls Ksndsiten) Luäot man iu pTösstor « ! 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Manche» deutet darauf hin, daß die Entscheidung nahe devorsteht und das letzte Wort binnen wenigen Tagen ge sprochen sein wird. Es erscheint daher zeitgemäß, den Einsatz zu vergleichen, den Rußland wie England wagen, wenn ste den Kriegs- psad beschreiten. Zunächst vergegenwärtige man sich, um welche schicksalsschwere Entscheidung eS sich handelt. Der unbetbeiligten Welt soll das Schauspiel geboten werden, daß zwei Riesenreicke nicht um den Besitz oder die Eroberung mehr oder weniger großer oder bedeutungsvoller Ländergebiete, sondem um einen Preis den Wassengang einschlagen, der für da- eine (England) die Be hauptung einer bisher unbestrittenen Weltstellung, sür das andere (Rußland) die Erlangung der Weltherrschaft darstrllt. Weder die Prügelei am Kuschksluffe oder die Austragung der aus diesem Anlaß aufgeworfenen „Ehrensrage", noch die armselige Oase Penichded, auch nicht die drohend« Besitzergreifung Herats und deS übrigen Afghanistans durch die Russen reichen entfernt aus, einen Kriegsfall zwischen zwei Reichen abzugeben, deren Herrschaft sich über ein Drittel der gesammten bewohnten Erde erstreckt. Diese Grenz- fncitigkeit und die auS ihr emporgewacksenen kleinlichen Winkel züge der Diplomaten sind so verschwindend, daß keinS der beiden Reiche leichtsinnig oder verblendet genug ist, um solcher Nichtigkeiten willen einen Kampf zu wagen, bei dem für jedes von ihnen nicht weniger denn Alles auf dem Spiele steht — an di« Perspektive eine« Weltbrandes. der auch die Unbetbeiligten ergreifen kann, gar nicht zu denken. Hält England di« Stund« für gekommen, der nordifchen Großmacht, die seit Jahrzehnten unablässig, beharrlich und nie ermüdend, durch Wüstensand und trostlose Steppen sich von Etappe zu Etappe dem indischen Paradiese nähert, ein gebietendes Halt! zuzurufrn? Und, wird Rußland die ihm entgegengestreckte Jaust Englands zurückschlagen? Englands Weltürllung baut sich auf den Reich thümern und den unermeßlichen Hilfsquellen seines von 200 Millicn nen Menschen bewohnten indischen Reich» auf. Der weiße Zar, dessen Ländergcbiet zwar jetzt schon größer als das Englands ist der aber auch die ärmsten, mit der geringsten EntwickelungSsähigkeit auSgestatteten Gebiete Europas und Asiens sein eigen nennt, folgt gleichsam nur einem Naturgesetze, wenn er die seinem Weltreiche »och fehlende Unterlage de» ReichtbumS in Indien und seinen Schätzen sucht. Bei solchem absoluten Gegensätze fragt eS sich einzig »m das Wann? Haben die Staatsmänner und Heersübrer Ruß lands herausgesunden, daß es für diesen ihren Zweck keinen besseren Verbündeten giebt, als den ungesäumt erfaßten und energisch aus- genutzten Augenblick, so wird sie Nicht» in der Welt abhalte», loS- zuschlagen. Weder di« ausgesprochene Friedensliebe des Kaiser- Alexander III., noch die persönliche Abgeneigthrlt Gladstone'S gegen Kriege werden den Ausbruch der Katastrophe verhindern, noch die Ungewißheit und die Wechselfälle der Entscheidung, noch die Un berechenbarkeit anderer Ereignisse, die sich während einer langen Kriegführung unerwartet einstrllen. Dem Zaren mag der letzte Entschluß schwer fallen (ein glücklicher Krieg bringt ihn in Ab hängigkeit von seinen siegreichen Heerführern, ein unglücklicher oder ohne entscheidende- Ergebniß verlausender Krieg entfesselt den Nihi lismus, gefährdet den Thron der Romanow» und den Bestand des russischen Reich«) — schließlich reißt auch den allmächtigen Zaren das Schwergewicht der Ding« fort. DaS Publikum in Deutschland ist, wenige Ausnahmen abge rechnet, der Meinung, daß England schon deshalb schließlich klein dcigebrn muß, weil es überhaupt nicht Krieg führen kann. Diese Anschauung hat viel innere Wahrheit und wenn der Kamps beider Riesenreiche um die Weltherrschaft letzt noch um ein oder mehrere Iah, zehnte verschoben wird, so ist ln der Schwäche Englands der Hauptgrund zu suchen. Etliche gehen sogar soweit, zu behaupten, daß es sür England an einem entsprechenden Kriegsschauplatz« fehle Wirklich gäbe eS kein seltsamere» Kriegsttzeater als in diesem Fall«. Es ist entweder unermeßlich, fast schrankenlos oder kann auch winzig klein sein. Möglicherweise berührt e» den zunächst streitigen Punkt, Afghanistan selbst, gar nicht Die Afghanen sind durchaus nicht darauf erpicht, ihr Land als Schlachtfelder benutzen zu lassen. Ihr Emir erklärt: er werde jeden Eindringling zurückudlogen, sei eS Russe oder Engländer. Ist die» mehr al» eitle Drohung, so hätte jcver der Rivalen sich erst durch ein von streitbaren Bergvölkern bewohntes Reich mit Gewalt einen Weg zu bahnen, ehe er aus den eigentlichen Feind stieß«. Der Krieg zu Lande verschwände damit zunächst so ziemlich auS der Reibe der Möglichkeiten, um erst nach den Entscheidungen de» Krieg» zur See wieder aufzutauchen. Hierfür wären nickt blos fast all« Europa umsvülenden Meere, sondern auch da» indische Meer, der Stille Ozean und die Ge wässer Chinas und Japan» da» Operation«gebiet der Flotten. Hier liegt dir Uebrrlegenheit Englands greifbar zu Tage. Sosehr seine Flott« seit Jahren vernachlässigt ist. so stellt sie doch eine Streitkrafr dar, mit welcher die Seewehr des Zarenreich» gar nicht in einem Atkem zu nennen ist. Einigermaßen wird diese» Mißverhältnis« wettgemacht durch die Absicht der Russen, Kaper auszurüslen, um englrschr Kauffahrteischiffe al» gute Prisen aukzudnngrn. Ein halbe« oder ganzes Dutzend russischer Kreuzer könnte allerdings dem Handel England« furchtbare Wunden schlagen, während lue gleiche Maßregel, von England ergriffen, dem bescheidenen See- Handel Rußland« wenia Abbruch zu tbun vermöchte. SS unterliegt aber nach der übereinstimmenden Rechtsanschauung der civilisirten Stewte« kein««, Zwerftl. kah di« Kaperei lediglich See- ränderet, «in Rückfall in di« Barbarei ist. Macht sich Ruftand dessen schuldig, so sind die Engländer in ihrem Recht«, die vrman- »uug russtscher Kaper al» Seeräub« an die Raaen ihrer Schiffe aufzuknüpsen. Man wird abzuwarten haben, ob Rußland sich von dem Völkerrechte nach dieser Richtung hin loSsagt. England bat dafür bereits seine Gegenmaßregcl getroffen, inben, es die in den japanischen Gewässern gelegene Insel Port Hamilton annektirie. Sie wird der englischen Flotte als OverationSbasis gegen solche russische Kreuzer drencn, die von den Häsen OsisibirienS aus hcr- vorbrechen würden, um die englischen Kauffahrer in den Gewässern Japan», China- und Indien» auszubringen. Die Bedeutsamkeit dieses TbeileS des etwaigen KriegStheaters bedarf jedoch einer Darlegung im Zusammenhang, nicht inindcr die Zulässigkeit dn Kaperei überhaupt und ihrer rechtlichen Folgen, end lich auch die Frage der Dardanellen. Denn abgesehen von jenem ostasiatischen Kriegsschauplatz liegt es auf der Hand, daß, wenn England den Krieg mit einiger Aussicht aus Erfolg führen will, es Rußland an seinen verwundbarsten Punkten angreisen muß: das sind seine von europäischen Meeren bespülten Gestade, also in der Ostsee und dem Schwarzen Meere. Russlschcrscits wird zwar die wunderliche Behauptung ausgestellt: die Neutralen dürsten einer englischen Flotte die Durchfahrt weder durch die Beite und Sunde, noch durch die Dardanellen gestatten. Ersteres ist naiv. Die nach der Ostsee führenden Wasserstraßen sind nicht durch Seblag- bäume abzusperren. Nur eine Koalition der Uferstaatcn, Schwedens. Dänemarks und Deutschlands könnte einer englischen Flotte das Einlaufen in die Ostsee verwehren, sie käme aber einer offenen Parteinahme für Rußland und einer feindseligen Handlung gegen England gleich und dazu ist sür die Neutralen noch kein Grund vorhanden. Etwas anders liegt die Frage siir die Durchfahrt durch die Dardanellen. Für beute sei diesbezüglich nur bemerkt, daß die Türkei vertragsmäßig verpflichtet ist, einer kriegführenden Macht diese Durchfahrt zu verbieten. Alle englischen Deutungsvcrsuche der betreffenden, nicht in allen Stücken unanfechtbaren Verträge ändern schließlich an diesem Verbote Nichts Aber ebenso fraglich ist es, ob sich die Türkei wirklich einem auf Bruch dieser Bestimmung ge richteten Verlangen Englands widcrsetzt und zuletzt spitzt sich die Frage wobl daraus zu, ob die englischen Tausenpfundnoten oder die russischen Rubel früher an die richtige Adresse der Paschas gelangen, dir die Dardanellen dann einer englischen Flotte die Passage ge währen oder verbieten. Bricht die Türkei, eingeicküchtert oder be stocken, die Meerengen-Vcrträge, so kann dies das Signal zu einem Einschreiten der bis dahin neutral Gebliebenen, zu einem Welt brande werben. Doch abgesehen davon und wenn man ber Meinung ist, daß nicht die Flotten die letzte Entscheidung geben, sondern der Land krieg. dann ist man sofort mit der Behauptung da, die Russen müßten unbedingt siegen. Vieles spricht für einen solchen Ausgang. Rußland gebietet über jahrelang dazu vorbereitete, kriegslüchtige und weit zahlreichere Armeen als England, dessen unfähige Gene räle keinen Vergleich auShalten mit den kriegSaeübteren russischen hcersührern. Man zweifelt namentlich mit Recht nicht daran, daß England zunächst tüchtige Schläge davon tragen und daß die russischen HeereSmassen sich siegreich über die Grenzen Afghanistans und selbst Indien» ergießen werden. Aber man darf nicht vergessen, daß auf die Dauer die Summe kriegerischer Hilfsmittel eines ganzen Volkes den Au-schlag giebt. Ein sich lang kinansziehender Krieg verzehrt die geringeren Hilfsquellen des russischen Staat- weitaus rascher als die reicheren Englands, dessen Volk unter ernsten Schicksals schlägen sich seiner Kraft und derBedeutungdesKampseSbewußtwerden und ihn mit Zähigkeit durchführen kann. England besitzt einen Schatz von elementarer Volkskraft in sich, der auf di« Dauer viel leicht — niebr kann man nicht sagen — der Unbrkilslichkeit des unerschöpflichen Menschenmaterials seines Gegners gewachsen ist. Sind io die Einsätze beider Reiche unermeßliche, so erscheint auch der Ausgang durchaus nicht über alle Zweifel hinaus sichergestellt Beide Ttieile haben also Grund zur ernstesten Selbstprüsung, che sie das eiserne Würfelspiel beginnen. «enefte Telegramme der „Dresdner Rachr." vom 27 April. Berlin. Reichstag. Der Präsident theilt bei Erledigung einer Anzahl von Urlaubsgesuchen mit, daß nun bereits 91 Mit glieder beurlaubt sind und fortan nur noch in dringenden Fällen mit besonderer Zustimmung des Hauses Urlaubsgesuche bewilligt werden könnten. (Beifall.) Dan» wird die zweite Berathung der Zolltarifnovelle fortgesetzt. Für Raps- und Mbsaat beantragt die Kommission folgende Fassung a) Mips, Rübsaat, Mohn. Sesam. Erdnüsse und anderweitig nicht genannte, Oel enthaltende vegetabi lische Stoffe 2 Mark, b) Leinsaat und Palmkerne frei. (Referent Abg. v. Wedell-Malchow). Nach der Regierungsvorlage sollten nur Raps und Rübsaat mit einem Zolle von 1 Mark belegt werden. Staatssekretär v. Burchard erklärt sich gegen eine weitere Erhöhung des Rapszolles, welche eine anderweite, aber sehr schwierige Nor- mirmrg der Oelzöllc erfordern würde. Auch das Subventionssvstem in. Bezug auf das in der Oclindustrie verwendete ausländische Roh material sei hier nicht angebracht, weil einmal der Export von solchem Oel nicht bedeutend sei, andrerseits eine ungleiche Behandlung der Groß- und Kleininduftrie eintreten würde. Aba. Brömel (deutsch sreis.) ist gegen eine Erhöhung des Rapszolles überhaupt. Selbst der Zoll von einer Mark würde derart aut den OelPreiS wirken, daß die Oelzöllc verändert werden müßten. Die Schaffung von Exportbonifikationen sür Fabrikate aus ausländischem Rohmaterial sei nicht von der Hand zu weisen. Die deutsche Oelmüllerei. die sich nicht in der besten Lage befinde, könnte dann auch bessere Preise für inländisches Rohmaterial zahlen. Abg. Scipio (nat.-lib.) bean tragt unter a) die Worte -Sesam u. s. w. bis Stoffe" und d) „Leinsaat rmd Palmkerne frei" zu streichen, ferner von der Nr. 26 „Oel". welche nach der Kvnnnissionsfassuny lautet: „») Oel aller Art in Flaschen oder Krügen N Mark, d> Leinöl in Fässern 4 Mark, anderes Oel in Mffern 9 Mark, a) Oliven- und RictnuSöl in »ssern amtlich denaturirt. s) Palm- und Kokosnußöl 2 Mark. 1) , ückstüüde. feste, von der Fabrikation fetter Oele auch gemähte», frei, n) rc." die Worte „und Ricinusöl" zu streichen. Aba. Frege (kons.) befürwortet die Konimissionsbcschlüssc. Der voracschlagciie Rapszoll »verde den deutschen Rapsbau derart heben, daß wir in einigen Jahren im Wesentlichen deuüchen Raps, der zudem besser sei als der ausländische verwenden konnten. Gegen Exportbonifi kationen sür ausländischen Raps habe er nichts einznwendcn. Abg. Schräder (deutsch-freist) bittet unter Hinwels aus die Erklärungen des Staatssekretär» v. Burchard alle Zollerhöhungcn abzulehnen Abg. Woermann (nast-lch.) befürwortet den Antrag Scipio. Nach längerer Debatte fanden die KommssionSanträge mit einem Ameii- dcment Sattler Annahme, wonach auch Bauniivollciisaat zollfrei bleibt. Ebenso fand die von der Komiiiiisio» bcautragtc Bestim mung Annahme, daß den Inhabern von Oelmüblen der Eingangs- Zoll für eine der Ausfuhr entsprechende Menge der zur Mühle ge brachten ausländischen, ölcnthaltriidcn vegetabilischen Stoffe» nach gelassen werden soll. Der Zoll sür Palnien- und CokuSnußöl wird aus zwei Mark festgesetzt, nachdem Richter unter Hinweis aus die Produktion der neuen Kolonie» für Zollsrcihrit plaldirt hatte. Der o) Zoll sür Bienen- und Pflanzenwachs wird auf 15. sür Fiichthran, Jischspeck aus 3 Mark festgesetzt. Der Zoll auf Schmieröl wurde von 6 aus 10 Mark erhöht, auch soll Rohöl zur Schmierölsabrika- tion nicht zollfrei eingesübrt werden dürfen. Die Weiterberathung folgt morgen, außerdem die Berathung über das Zuckcrsteuergesetz. Berlin. Den Reichstag bis nach Pnngslen znsaiinnen- ruhalte», erscheint als ein Ding der Unmöglichkeit. Auch heute ist kein beschlußfähiges Haus zusammen, obgleich das Abgeordnetenhaus heute keine Sitzung hat. Rach Beginn der heutigen Neichstags- sitzung waren nach der „Auszählung der Hüte" in der Garderobe 148, eine halbe Stunde später nur noch IM anwesend. Die Ver handlung nimmt einen schleppenden Verlauf, es wird sachlich diSku- tirt und sachliche Diskussionen naiiicnllich über technische Spezial- fragcn reizen weder die Tribünen noch die Abgeordnete» selbst. Es heißt, daß die Regierung nach dem Gutachten des Staatsraths einen besonderen Börsensteuereniwurf cinbringen werde. In diesem Falle, der sehr wahrscheinlich ist, wäre an eine Erledigung in der Angelegenheit noch in dieser Session nicht zu denken. Es besteht indes; die Absicht, die zweite Beratbung der Börsensteueranträge Wedelt und ÄrnSpcrg aus alle Fälle noch nach Erledigung der zweiten Berathung der Zollnovelle vorzunehvinn. Die Ackerinann- scke Novelle zur Gewerbeordnung wird in dieser Session nicht mehr erledigt. Die darauf verwendete Arbeit ist natürlich nicht verloren : in der nächsten Session wird der Reichstag die Materie vorgear beitet finden und dieselbe um so rascher erledigen können. Damit wird zugleich den Wünschen Derer entsprochen, welche erst die in ^ den früheren Sessionen geschaffenen Einrichtungen sich mehr einleben lassen wollen, bevor sie weitere Aeiiderunge» der Gewerbeordnung gntheißen. Die von der Koiimiission ausgearbeitete Vorlage betr. die Sonntagsruhe hat wenigstens Aussicht zur zweiten Berathung zu kommen, im übrigen ist die Arbeit der sozialpolitischen Kommist sioii Material für die künftige Session. Berlin. Das gegenwärtiae Stadium der englisch-russischen Frage wird hier nicht pessimistisch ausaefaßt. Eine Lesavouirung Komaroff'S kalt man nicht sür möglich. Der Ausweg wird darin gefunden, daß kcmstatirt würde, Lumsden's Bericht sei mißverstanden worden. Die Pariser Meldung von einer deutschen Vermittelung wird unterrichteterieits stark bezweifelt. Ucker London wird den hiesigen Blätern gemeldet: In einer außerordentlichen Sitzung be riech am Sounabeno der russische Ministerrach die letzten englischen Vorschläge. Der Czar wünschte die Aufrechterüaltnmz der russischen Grenzsorderungen, glaube aber, Rußland könne der Ansetzung einer gemeinschaftlichen Spezialkommission zur Prüfung der Berichte Ko- mmaroff's und Lumsden's und zur Entscheidung darüber, wer von beide» Unrecht habe, zustmimen. Giers äußerte seine Meinung dahin, man müsse den Botschafter Staat abbernfeil, wenn England keine Verminst annchinen wolle. — Für den kommenden Bußtag (Mitt woch) ist anläßlich der skandalösen Vorgänge auf dem Svandauer Bock vom Eharfreitag die sofortige Schließung des Ausschankes und Räumung aller Wirthschastslokalitäten der Boikbrauerei durch die Schutzmmmschast für den Fall angeordnet worden, daß Ruhe und Ordnung irgendwie gestört werden sollten. — Der „Germania" wird aus Rom gemeldet: Erzbischof Melchers wird aus Wunsch des Papstes nach Rom kommen, wo er aus einen hohen Posten be rufen und im kommenden Konsistorium den Purpur erhalten wird. Als Kandidat des heil. Stuhles sür das Erzbisthu», Posen-Gnescn gilt Gras Poninski. Die preußische Regierung weigerte sich bisher, den Wunsch des Papstes zu erfüllen, die Verhandlungen ziehen sich deshalb in die Länge. — Von den 14,000 hiesigen Tischlergesellew, erhielten 10,000 von ihren Meisten! den Minimallohntaris bewilligt, 700 legten infolge Nichtbewilligmig die Arbeit nieder. Berlin. Die „Nordd. Alla." schreibt: Als der Kaiser gestern Nachmittag vor der englischen Botschaft vorgcfahren und ausge stiegen war, sprang ein vorübergehender junger Mensch auf den Wagentritt. Derselbe wurde als ein 17jähriger taubstummer Por- zellaiunalcr aus Berlin rckognoszirt, der üi einem vorübergehenden Anfall von Geistesschwäche gehandelt hatte. Danzig. Der Fleischermcistcr Behrendt wurde infolge des Wahrspruches der Geschworenen von der Anklage der Ermordung des Knaben Cybula freigesprochen und sofort in Freiheit gesetzt. Paris. Die Schneider beschlossen die Einstellung der Arbeiter wenn ihre übrigens sehr hohen Forderungen nicht bewilligt würden. Die Meister suchen der Drohung zu begegnen, indem sic sich Arbeit ans Deutschland verschreiben. — Oberst-Leutnant Herbinger wurde zurückbemfen, um sich wegen des Rückzuges von Langson zu ver antworten. London. Die „Times" besprechen die Eventualität eines englisch-russischen Krieges und sagen, eS sei müssig. sich einzubilden, daß England, wenn es gezwungen lei, das Schwert zu ziehen, sich hindern lassen werde, seine Waffen da zu gebrauchen, wo cs die bestigslen Schläge austheilen könnte (d. h. »m Schwarzen Meere). Wenn England in einem Kampfe aus Leben und Tod mit Ruß land begriffen sei, werde ein formeller Protest der Pforte die eng lische Flotte an der Einfahrt in daS Schwarze Meer nicht verhin dern. (?) Es gebe auch Punkte. wo Rußland verwundbar sei und wo Bundesgenossen gefunden werden dürsten, die Rußland einen alten Haß nachtrügen (d. h. die Türkei). In einem langen und kostspielige» Kriege würden die europäischen Mächte es schwierig finden, ihre Neutralität aufrecht zu erhalten, nickt alle würden für den Gegner Englands Partei ergreifen (d. h. Italien). Berliner Börse. Gerüchte von einer günstigeren Wen dung der russisch-englischen Politik, stark steigende Londoner No tirungen und gebesserte Geldverhältnisse führten eine erhebliche Kourssteigeruiig auf dem spekulativen Gebiet herbei, iiameiitlich bei spekulativen Banke», nachdem die Börse recht schwach eingesetzt hatte. Die Course schlossen fast durchweg höher als am Sonnabend. In Banken und fremden Renten war das Geschäft recht belebt, im Kaffcwcrkehr ging es dagegen recht still zu und die Haltung war hier nicht ganz fest. Industrien waren vernachlässigt. chaanrfun ». 27. April. Credit 22«>/.. «la-kdadn LKW«. Lamdardcn Ii»i>/«. «Oer Saale —. Oelierr. «ilderrente —. vadkrrenie —. «all,irr —. Velten. «»Ideen,« —. «-/. Nng. «oldrente 77er Rügen —. «er Rügen -. ». Orienta-Ieche —. «exesie Ungar, »owanl. —. ». vrienlanleihe Ungar, vadierr. Di«e-iN° >8«,S7. «»»»»- »-«»..«. Malt. «Ne», 27. «Vril. Credit 281,20. Staattdai,» 2S»,«0. Lombarden 128,00. «ordweHd. l«,<X». Marino»« «I.vr.i. Uno. Credit 280.00, Schn-ach, »««». 27, «prU. «»lud. Reute 77,87. »nlethe 108,27, Italiener S2.20. «laotlbahn «lILd. L-mdardcn 280,00. da. «rtoritülen —. CggVter 307,00. Oe«. Baldrenk —. «panier LS,8». vtloinane» »Sl.oo, Weichend. «andan, 27. April, Bar«. II lldr 10 Min. Consal« «>/,. 1872er Rügen 86> «. Italiener Üambarden U>». Türken IL»/.. «»,» »und. Amerikaner »»>,. Ungar, lßoldrente 78. Oiklerr.«aldrrnle kt. «renß. Lansai» >02. <r«>N>»cr Oitomandank Lucz-Aciie» 77. — Bli»«»»»: Ziemlich feg. — Wetter: Schön. San»««. 27. April, «nglischer wetze» 1 »IS 2 Sch., fremder 1 Sch. gegen «arigr Woche besser, geringe Nachfrage. Mel» mitunter l Sch..Mehig»rstr, Mai«, Hafer >/, Sch., «olinru >,, bt« 1 Sch. gegru »artge wache gefiiegr«. Uedrigr» stell,. Weiler: Bewölkt. 2L. 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