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«richetitt Nu Verbindung mit den »Nach richten aus dem Buchhandel») täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — JahreSpreiS: slir Mitglieder ein Exemplar 10 », ftir Nichtmtlglieder So Börsenblatt für den Anzeigen: für Mitglieder 10 Pfg., ftir Nichtmttglieder 20 Pfg.. für Nichtbnch- hättdler so Pfg. die dreigcspaltenc Petil- zeile oder deren Raum. Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige. Eigentum des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. ,z° 205. Leipzig, Mittwoch den 4. September. 1895. (Amtlicher Teil.) Allgemeiner Deutscher Luchhnndlnngs-Gehilfen-Derband J»i August wurden gezahlt 2600.50 Krankengelder, 350.— Begräbnisgelder. Leipzig, den 31. August 1895. Der Vorstand. (Nichtamtlicher Teil.) Der Befähigungsnachweis im Buchhandel. n. (Vgl. Börsenblatt Nr. 201.) Herrn A-I.'8 Bekämpfung derjenigen Prüfung, die die Befähigung zur Begründung eines selbständigen Geschäfts betriebes Nachweisen soll, ist durchaus begründet. Der über mäßigen Vermehrung der Sortimentsbuchhandlungcn kann nur Einhalt gethan werden, wenn die Verleger weniger leicht sich zur Kontoeröffnung entschließen, der Unfug abgestcllt wird, daß jede im Adreßbuch aufgeführte Firma vollen Rabatt er hält und die Thütigkeit gewisser rastlos »neue Pioniere der Wissenschaft- schaffenden Kommissionäre durch Nabattbeschräw kungen eingeengt wird. Ob mit freiwilligen Lehrlingsprüfungen zu-erreichen sein würde, daß Prinzipal und Lehrling die Ausbildung ctivas ernster nähmen, ist mir zum mindesten zweifelhaft. Ei» Versuch des Börsenvereins oder der Kreis- und Orts vereine in dieser Richtung könnte nicht schaden; die Opfer dafür würden nicht so groß sein. Das Wichtigste ist un zweifelhaft, wie Herr. HI. sehr richtig ausführt, die Be schränkung der Lehrllbgszüchtcrei, die zum Teil gerade zu in Gewissenlosigkeit ausznartcn scheint. Eine sehr angesehene Dresdener Firma beschäftigte vor etwa Jahres frist zwei Gehilfen und siebeil Lehrlinge, eine sehr be kannte Leipziger Firma, deren Konkurrenz überall sehr lästig empfunden wird, hatte Anfang dieses Jahres sieben Lehrlinge, einen Schreiber und einen Gehilfen! Jeder Kundige kann diese Beispiele vermehren. Die »Einkehr jedes Einzelnen in sich selbst« (so Herr K.) hilft hier aber nichts; widerstrebende Elemente müssen ge zwungen werden, und ein Streben, solchen Zwang zu er möglichen, ist keine rückläufige, sondern eine aufwärts führende, gesunde Bewegung. Meines Erachtens liegt in der energischen Bekämpfung der Lehrlingszüchterei eine hohe Aufgabe für den Börseuvcrein Und reichen die heutigen Gesetze nicht aus, so ist gerade jetzt, wo die Regierung den geplanten Handwerker- kammcrn Befugnisse in dieser Richtung cinzuräumen im Begriff ist, der Zeitpunkt geeignet, weiter gehende gesetzliche Befugnisse zu erlangen. Gewiß hat Herr N. recht, - vor Vereinsmeierei in der Gehilfenschaft zu warnen, zu angestrengter privater Fortbil dung auszufordern. Aber es wird in diesen Vereinen auch Zweiimdsechzlgster Jahrgang. Tüchtiges geleistet; ich erinnere nur an die opferwillige Arbeit, die die Mitglieder der Tübinger »Insel« bei Bearbeitung ihrer »Lehrlingsstatitik« geleistet haben. Ich kann auch nur wünschen, daß die Bestrebungen der Gehilfen, durch einen Verband ihrer Vereine ihre soziale Stellung zu heben, guten Erfolg haben, selbst auf die Gefahr hin, daß dieser Verband einmal den Prinzipalen unbequem wird. Mag da im An fang auch manche Unklarheit über Wege und Ziele herrschen; der Einzelne steht bestehenden schlechten Einrichtungen ohn mächtig gegenüber; im Verein mit seinen Berufsgenossen kann er ihre Aenderung bewirken. So wird ein solcher Verband, richtig geleitet, auch in der Lehrlingsfragc Nützliches leisten können; zu wünschen und wirkungsvoller wäre noch, daß die berufenen Vertretungen der Prinzipale hier ihrerseits etwas leisteten. Göttingen. I),-. W. Ruprecht. (Sprechsaa l.) Entgegnung auf die Erwidrnilige» von G. Fromiimnii's önchhondlniig in Mainz. (Vgl. Börsenblatt Nr. 196, 201.) Es wird wohl jedem Leser der Erwiderung der Firma G. Fromrnann's Buchhandlung in Mainz auf meine Er klärung in Nr. 196 d. Bl. ausgefallen sein, daß darin nicht einmal der Versuch einer Rechtfertigung oder Widerlegung gemacht, sondern daß diese Erwiderung lediglich als Gelegenheit zu einer billigen Reklame von ihr benutzt worden ist. Die genannte Firma giebt ohne weiteres zu, daß sie eine Fort setzung zu -Trotzkops» bestellt und diesem Buche eine Figur ent nommen hat — natürlich die Hauptfigur. Ob es bei dieser einen geblieben ist, wird die Folge zeige». Schwerlich wird die von ihr beauftragte Schriftstellerin ihre Frau Ilse sich ohne ihren Mann in den Provinzen Ost- und Westprcußen, »dem Herd ihrer Erzählung», Herumtreiben lassen. Und so werben sich noch andre Figuren nn- reihen, und auch an Erinnerungen aus der Vergangenheit wird cs nicht fehlen. Sonst dürften die Leserinnen, die eine Fortsetzung der Schicksale der ihnen liebgcwordenen Heldin und ihrer Frcudinnen erwarten — und keine Beschreibung von Königsberg und Zoppvt sich schönstens bedanken. Die Figuren, ihre Eigenschaften und Schicksale, sowie die Ent wickelung ihrer Charaktere sind aber unbestreitbar das geistige Eigentum des Autors. Die Firma G. Frommann's Buchhandlung in Mainz scheint sich um diese Seite der Frage nur insofern ge kümmert zu haben, als sie sich mit den Paragraphen des Urheber rechts, wie sie meint, genügend beschäftigt hat. Ob es moralisch verwerflich ist, sich an fremdem, gleichviel ob geistigem oder mate riellem Eigentum zu vergreifen, ob durch eine derartige Handlungs weise die wohlerworbenen Rechte des Verlegers geschädigt werde», ob das Publikum getäuscht wird, das macht ihr weiter keine Sorgen. Es klingt wie der reine Hohn, wenn sie am Schlüsse ihrer Erwiderung -den lieben Herren Kollegen vom Sortiment - bestens für das überaus große Interesse dankt, das diese ihrem Unternehmen entgegengebracht hätten, und wenn sic versichert, sic werde bemüht sein, dem Buche eine gediegene, dem Inhalte ent sprechende Ausstattung zu geben, um den Wünschen des Publikums, mit denen der Verfasser jener Erwiderung als Sortimenter voll und ganz vertraut sei, in jeder Beziehung gerecht zu werden. Meiner Ueberzeugung nach sollte der gesamte Buchhandel zu- sammenstehen gegen eine derartige rücksichtslose, meines Wissens noch nicht dagewesene Konkurrenz, die die Moral im buchhänd lerischen Verkehr herabzudrückcu und unser Ansehen beim Publikum 631