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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010322012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901032201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901032201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-22
-
Monat
1901-03
-
Jahr
1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.03.1901
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Hildach-Liederabend. Froüivetter. I -V»»Iäk1ß, id>4» MTkaj R vvR» Der englisch-russische Streitfall bei Tientsin. Die senfzervolle .Einigkeit" der Möchte in China ist durch den Zwischenfall bet Tientsin, der in dem sich überall vordrängcnden englisch-russischen Interessengegensatz seinen Ursprung hat, auf eine erste Probe ernsteren Charakters gestellt worden. Bor einigen Wochen war schon eine Reibung zwischen den beiden mächtigen Nebenbuhlern dadurch entstanden, daß England einen Kreuzer nach den in der Bucht von Korea gelegenen Blonde- und Elliot-Jnselu gesandt hatte, aus keinem anderen Anlaß als um zu zeigen, daß Großbritannien seine .Einflußsphäre", die ja nach englischer Auf fassung überhaupt keine Grenzen hat. auch bis dorthin auSzudehnen gewillt sei. Daraus winkte man aber in Petersburg sehr kurz und energisch ab durch die kategorische Erklärung, daß die gedachten Jnkeln auf Grund eines Abkommens mit China unter die aus schließliche Verwaltung Rußlands gestellt seien und daß die russische Regierung sich daher jedwede englische Einmischung in dieser Sache schlechtweg verbitte. Das half und der Vorfall war damit aus der Welt geschafft. In der Tientsiner Angelegenheit scheinen sich da gegen wirklich drohende Wolken aufgethürmt zu haben, von denen zwar anzunehmen ist, daß sie sich nicht mit Donner und Blitz ent laden werden, die aber dennoch recht scharfe Schlagschatten aus das Verhältniß der beiden Mächte zueinander und auf die ge lammte internationale Lage in Ostasien werfen. Der Streit ist dadurch entstanden, baß die Engländer zwecks Legung eines Ausweichgleises auf der Strecke der in ihrer Ver waltung befindlichen nordchinrsischen Eisenbahn einen kleinen Land- streüen in Besitz nahmen, der nach russischer Darstellung bereits im November vorigen Jahres von China an Rußland abgetreten worden ist; die russischen Behörden wollen auch unverzüglich damals den fremden Konsuln in Tientsin von der erfolgten Ab tretung Mitthetlung gemacht haben. Von englischer Seite wird dies zugegeben, aber behauptet, daß die Konzession ungiltig sei, «eil eS im verflossenen Herbst überhaupt keine chinesische Regier ung in Peking gegeben habe; deshalb soll nach jetziger englischer Versicherung gleich damals von London ans gegen die russische Erwerbung Protest eingelegt sein. Die Russen scheinen jedoch von der völkerrechtlichen Giltigkeit ihres Rechtsanspruchs völlig über zeugt zu sein; denn sie erklärten dem englischen Befehlshaber General Barrow. daß sie die Legung des Gleises aus ihrem Gebiete nicht dulden würden, und als dessen ungeachtet der britische General den Bau weiter führen ließ und sogar mit Anwendung von Waffengewalt drohte, antworteten die Russen ihrerseits mit der Entsendung einer Truppenmacht, die den Befehl hatte, die Einstellung des Bahnbaues nöthigen Falls mit Gewalt zu er zwingen. Nunmehr kam auch dem .schneidigen" britischen Kom mandeur die Erkenntniß des ganzen Ernstes der Lage und er ließ, wenn auch nicht die Truppen von dem streitigen Grundstück ab- ziehen, so doch wenigstens mit dem Bahnbau aushören. Statt dessen begannen dir beiderseitigen Truppenkontingente eine andere Arbeit, über die sich die zuschauenden Chinesen mit Recht in'e, Fäustchen lachen durften: Engländer und Russen hoben nämlich Laufgräben aus und lagerten sich gefechtsbereit einander gegen über. die Russen mit dem Befehl, auf Jeden zu schießen, der die Arbeiten an der Bahn fortsetze. Um einen Ausweg mit guter Manier für beide Theile auS dieser unerquicklichen Situation zu finde», wnrde alsdann der deutsche Oberbefehlshaber Gras Wälder- see angegangen, der sich denn auch unverzüglich nach Tientsin aus gemacht hat. Soweit der Thatbestand. der in unliebsamer Weise eine jüngst verbreitete Meldung in Erinnerung bringt, der zufolge die ge heimen Berichte des Grafen Waldersee über das Verhältniß zwischen Engländern und Russen in Ostasien schon seit einiger Zeit .recht pessimistisch" gelautet haben sollen. Prüft man nmi di« Frage, inwieweit das Verhalten der beiden Gegner den diplomatischen und völkerrechtlichen Gepflogenheiten im internationalen Verkehr entspricht, so läßt sich nicht verkennen, daß der englische Kommandant sich einer durch die Umstände nicht gerechtfertigten BrüSkirung der Russen schuldig gemacht hat. Wollte der General Barrow korrekt, verfahren, so mußte er den russischen Einspruch ruhig zur Kenntniß nehmen, unter sofortiger Einstellung des Bahnbaues das diplomatische Verfahren in die Wege leiten und den russischen Befehlshaber entsprechend verständigen. Durch beschleunigte Verhandlungen »wischen den betheiligten Kabinetten hätte alsdann in wenigen Tagen die Rechtsfrage klar gestellt und die ganze Angelegenheit, die jetzt dank der unangebrachten Bärbeißigkeit des englischen General» bis unmittelbar an die Grenze «ine» Konfliktes getrieben worden ist, begraben sein können. Da die Sache aber einmal soweit gediehen ist. so dürfte sich die vermittelnde Aufgabe de» Grafen Waldersee nicht ganz leicht gestalten, und selbst wenn der deutsche Ober befehlshaber, wie zu hoffen ist. mit dem ihm zu Gebote stehenden diplomatischen Takt und Geschick den Fall zu einem guten Ende bringt, wird doch ein scharfer Stachel bei dem unterliegenden Theile zurückbleibsn. Daß schon jetzt zwilchen London und Peters burg ein« Einigung erzielt und die .Harmonie" wieder hergestrllt sei. sodaß Graf Waldersee überhaupt nicht» mehr zu thun finden werde, ist nur eine BeschwichtigungSmeldung, der bisher jede that» illchltche Unterlag« fehlt. Nach einer Tientsiner PrtvatdepAche hat Graf Walderlee bereits eine Unterredung mit dem russischen General Wogak gehabt, der die zeitweilige Bewachung des streitigen GebietStheUes durch eine neutrale Macht Vorschlag und erklärte, die Russen müßten dafür Genugthuung haben, daß bengalische Reiter die russischen Fahnen entfernten, und nur in dem Rückzuge der englischen Truppen könne diese Genugthuung bestehen. Dann werde die russische Regierung bereitwillig anhören. wa» England zur Bekräftigung seiner Ansprüche etwa vorzubringen habe. Es sei Unrecht von England gewesen, durch Gewalt Thatsachen schaffen zu wollen. Gegen die völkerrechtliche Korrektheit dieser Ausführungen wird sich schwerlich etwas Stichhaltiges Vorbringen lassen. Die Haltung der englischen Regierung läßt noch nicht recht erkennen, woher der Wind weht. Vielleicht verfällt man in London schließlich auf da» AuShllfsmtttel. die chinesische Regierung zum Sündenbock zu machen, weil diese einen Landstreifcn. der nach englischer Auffassung der englische» Eisenbahngejellschaft gehört und angeblich für den Bahnbetrieb unentbehrlich ist, an Rußland über lassen hat. Einstweilen bat eS ganz den Anschein, als wenn Regierung und öffentliche Meinung in London gleichmäßig nervös wären, um so mehr, als die Franzosen in Tientsin gemeinsame Sache mit den Russen machen und die Einsetzung eines Kriegsgerichtes gegen den englischen Hauptmann Bögler verlangen, der angeblich einen französischen Soldaten bei einer aus Anlaß des englisch russischen Zwischenfalls erfolgten anti-englischen Kundgebung fran zösischer Truppen niederschlug. Daß alle diese Vorgänge den sonst so phlegmatischen britischen Inselbewohnern einigermaßen auf die Nerven fallen, ist angesichts der augenfälligen militärischen Schwäch« England» rmr zu begreiflich. Bemühen sich doch 2S0000 Mann grobbritannischer Truppen seit nunmehr 1>4 Jahren vergeblich, de» kleinen Burenvolke» Herr zu werde« und Südafrika den« britischen .Weltreiche" anzugliedern l Dazu kommen die im Parlament enthüllten Kassen Zustände in der Heeresleitung, bei deren Erörterung so arge Dinge aufgedeckt wurden, daß es John Bull, wie «S in einem Londoner Bericht der .Boss. Ztg." heißt, .förmlich gruselt", wenn er an die Möglichkeit neuer kriegerischer Verwickelungen zumal mit dem einzigen von ihm wirklich gefürchteten Gegner denkt. Auf der anderen Seite aber steht auch das ganze sowieso schon stark geschwächte Prestige Großbritanniens als führender Macht in Ostnsien auf dem Spiele und »S ist gewiß nicht unberechtigt, wenn englische Slimmen die Befürchtung aussprechen, daß auch die .Fiction" <dars man zu der in der Wahl dieses Ausdrucks hervor tretenden Srlbsterkeuntniß gratullren?) der alleinigen britischen Einflußsphäre im Uangtsethal künftig nach solchen Erfahrungen mit der Geringfügigkeit der englischen Widerstandskraft nicht mehr auf recht zu erhalten sein werde. Möglich, ja wahrscheinlich also, daß die aristokratischen LordS im Auswärtigen Amte tn London sich augenblicklich in einer Verfassung befinden, die von dem plebejischen Zustande des .NngstlchwitzenS" nicht weit entfernt ist. Ein Spiegelbild der herrschenden Stimmung giebt die Meldung, daß man in Londoner diplomatische» Kreisen die Lage in China als äußerst ernst ansehe. Der Tientsiner Zwischenfall werde wohl bei gelegt werden, doch sei der Ausbruch von Feindseligkeiten lederzeit möglich. Bisher sei keine Verständigung angebahnt worden. ES ist bezeichnend, daß die englische Presse jammert, die Russen würden „so etwas" nicht .gewagt" haben, wenn nicht der südafrikanische Krieg die erbarmungswürdige militärische Un zulänglichkeit Großbritanniens vor aller Welt so schonungslos auf gedeckt hätte. Im Anschluß daran liegt aber auch die Frage nahe, wie denn die Engländer kotz ihrer gerade jetzt so scharf dokumen- tirten militärischen Schwäche dazu kommen, in solcher brüsken Weise gegen die Ruffen vorzugehen und sich leichtfertig in einen schweren Konflikt zu stürzen, der sehr wohl hätte vermieden werden können. Das muß den Verdacht erwecken, als glaube England sich im Rücken durch eine andere Macht gedeckt. Tdatsächlich wird denn auch in einem Thell der Londoner Presse die Meinung vertreten, das englisch-deutsche Abkommen. daS ja nach der Versicherung des Grasen Bülow sich nicht aus die Mandschurei beziehe, müsse ,etzt aus den Tientsiner Streitfall, bei dem die „deutschen Interessen bedeutend" seien, zur Anwendung gelangen. Daß diese englische Austastung unzutreffend sei. daß die offensichtliche starke Resignation des Grafen Bülow in seiner letzten Chinarede nicht auS der Befürchtung unerwünschter Folgerungen aus einem vertragsmäßig festgelegten zu engen deutsch-englischen Ber- hältniß hervorgegangen sein möge, sondem daß wir allezeit Eng land gegenüber unabhängig genug bleiben, um gegebenen Falls die günstige Rolle de» sich freuenden Dritten spielen zu können, — das ist der Wunsch und die Hoffnung, mit denen in nationalen deutschen Kreisen dir Weiterentwickelnng nicht bloS des Tientsiner Streitfälle», sondern dcS gelammten englisch-russischen Gegensatzes verfolgt werden wird. Neueste Drahtmeldnnqen vom 21 März. Berlin. (Priv -Tel.) Reichstag. Die dritte Beratbung de» Etat» wird fortgesetzt bei dem Spezialetat der ReichSjusti, - Verwaltung. — Auf Anregung des Abg. Gröber erklärt Staatssekretär Nieberdina. die einleiteiwen Schritte zur Revision de» Strafgesetzbuchs seien geschehen: ehe aber der Reichstag in die Lac« koj^nen werde, sich damit zu befassen, werde noch viel Zeit vergehen; in den nächsten Jahren jedenfalls noch nicht. Keinesfalls bestehe ein Zusammenhang zwischen der Revision dcS Strafrechts und der vom Abg. Gröber vorgeschlagencn Reiolution, in welcher eine Statistik über die Fälle der unbedingten Begnadigung gewünscht werde. Schon neulich, als eine solche Statistik im Bereiche deS MilltärstrafrechtS gewünscht wurde, habe der preußische Kriegsmiiiister erklärt, daß eine derartige Kontrole zu einer Kritik des Begnadigungsrechtes führen würde, also einen Eingriff in dieleS Kronrecht bedeute. Die cinzelstaatltchen Regier ungen würden ans diesem Grunde sicherlich in den Einzellandtagen sich wetgern, eine solche Statistik zu geben: und ebenso wenig wurden sie. wenn er selbst die eiiizeistaatlichen Regierungen um das Material ersuche, um dem Reichstag die gewünschte Statistik vor zulegen. diesem Ersuchen stattgeben. — Abgg. Spahn (Centr.) und Ballermann .<nat.-lib.j können diesen Einwand gegen die Reiolution nicht als berechtigt anerkennen Eine allgemeine Statistik, in der die Einzelfälle nur in der Gesammtheit erscheinen, könne keinerlei Beiorgniß bezüglich einer Kontrole des Begnadigungs rechtes begründen. — Abg. Heine lSoz.) prntcltirt gegen die Aussübrunaen deS preußischen Justizmiiiisters Schönstedt rm Ab- geordnetenhause, wobei ihm. dem Redner. Behauptungen unter geschoben worden seien, die er gar nicht aufgestellt habe. So sei eS ihm gar nicht eingefallen, die Erfindung des äoluo svsntualis, dieses inrislischen Schießhundes. Schönstedt zuzuschreiben. Redner geht dann näher aus den Fall des Landaertchtsdirektors Schmidt ein und bemerkt u. A-. wenn der Justizmlnister diejenigen Richter in der Berwaltung hielte und förderte, welche der Majestäts- beleidigung angeklagte Schriftsteller sretiprächen. ab auch der Kaiser ihre Verurtheiiuna wünsche. (Präsident Graf Äallestrem rust den Redner wegen dieser Wendung zur Ordnung.) Wie weit wir jetzt gelangt seien, zeige die Handhabung des äoius gventualia sn Altona. Dort habe das Gericht eine Verurtheilung wegen Majestätsbeleidiaung ausgesprochen, weil der Betreffende mit den Worten: .Großspurige Reden und prahlerischer Riese Goliath' „offenbar den Kauer im Auge gehabt" habe. (Heiterkeit.) Das sei eine verhängnißvolle Maullorbiustlz. Wir seien jetzt in Zeiten gekommen, wie unter Culiaula und TiberiuS. dabei gehe die Ehre und die sittliche Kraft der Nation rettungslos verloren. — Staats sekretär Nieberdina: Der Aba. Helne hat sich über den Ton preußischer Minister beschwert. Ich habe mich fragen müssen, ob gerade er. nach dem, wie er sich selbst heute hier ausgedrückt hat. verrchtiat ist, Anderen ihren Ton vorzuwerfen. (Beifall rechts.) Er hat sich besonders über den preußischen Justizminister beschwer!, aber seine eigene Rede war ein Meisterstück, wre man einen Ab wesenden mit spitzigen Bemerkungen abfinden kann. Herr Heine hat dem Minister vorgeworsen, daß derselbe dem Landgerichts- direktor Schmidt schwächliche Haltung nachgesagt habe; aber so darf ein Minister sich denn doch wobt ausdrücken! Ebenso hat der Minister nur in berechtigter Weise die Angriffe des Vorredners ans die Unabhängig'eit der Richter zurückgewielen. Der Staatssekretär betont sodann ,ock> besonders, die emzelstaatlichen Minister seien keineswegs oh>,e Weiteres berechtigt, die» im Reichstag zu er scheinen. Das Hans könnte sie oliv auch nicht aufforvern. hierher zu kommen. Auch die Buirdesrakhsmitgtieder seien nur berechtigt, hier zn erscheinen, nicht aber verpflichtet, gleichwohl erscheinen ja hier im Hause sehr oft einzelstaatliche Minister: aber wenn sie hier so angegriffen würden, wie von Herrn Heine, sei es er klärlich. wenn sie von ihrem Rechte Gebrauch machten, hier nicht zu erscheinen. — Abg. Haase (Soz.) meint, daß Minister Schön stedt nur im Gefühl seiner Schwäche heute ausgeblieben sei. Der Minister wisse sehr wohl, daß er sich nicht gegen den Vorwurf zu vertheidigen vermöge, daß unter seiner Amtsführung Beeiilstirssungeir von Richtern vvrgekvmmen seien Redner exemplifizirt zum Beweise dafür auf die Erhebung der Anklage gegen das Kömgsberger sozial demokratische Blatt wegen Beleidigung der ostpreußischen Landwirth- ichaftSkammer. Die Anklage sei auf Anweisung des Jnstizministeis ersolgt und dessen bezügliches Schreiben an den Staatsanwalt von diesem streng vertraulich in Abschriften den Richtern vorgelegt worden, dock nur. um damit eine» Druck aus diele auszuüben. — Staatssekretär Nieberdi» g: In den Ausführungen des Vor redners ist nichts enthalten über eine Verletzung des Reichsrechts. waS den Reichskanzler zn irgend einem Einschreiten veranlassen könnte. Außerdem ist unS dre vorgedrachte Thatiache ganz un bekannt. — Aba. Beckh (freis.) befürwortet eure Resolution be treffend Entschädigung unschuldig Verhafteter. — Staatssekretär Nteberding bemerkt dazu, Derartiges bestehe noch in keinem anderen Staate. Den verbündeten Regierungen lei also kein Vor wurf daraus zn machen, daß man die Entschädigung unschuldig Verhafteter noch nicht in die Wege geleitet habe. Keinesfalls sei an Vorlegung eines bezüglichen Geietzentwurfes schon in nächster Session zu denke», wie die Reiolution es verlange. — Abg Heine (Soz,> bleibt dabei, daß das Verhalten des Ministers Schönstedt ikbes Zusammenarbeiten unmöglich mache. Weshalb komme er nicht, um zu antworten, wen» er auaegriffen werde. Daß hier die Sache Vorkommen werde, habe der Munster schon seit dem 7 Februar gewußt. — Die Resolution Beckh wird unter Streichung der Zeitangabe „schon in nächster Session" angenommen, ebenso die Resolution Gröber. — Beim Etat des Reichsschatz amtes erklärt Schatzsekretär v. Thielmann aus eine Anfrage des Abg. v. Kardorff. im ReichSschatzamt ist. wie den Herren schon bekannt ist. der Zolltarif bereits abgeschlossen: jetzt unterliegt er den betheiligten anderen Restarts des Reiches. Ich habe die Hoff nung, daß deren Beratbung noch vor Ablauf dieses Monats zu Ende lein wird. Dann bandelt es sich aber noch um sehr umfang reiche Erläuterungen mit Tabellen, deren Fertigstellung Wacken erfordern würde. Wann das Ganze an den Bundesrath und die verbündeten Regierungen kommen wird, ob noch im Laufe des April, ist nicht zu sagen, und welche Zelt die Berathungen der ver bündeten Regierungen in Anspruch nehmen wird, das bin ich nicht i» der Lage z» versprechen. — Beim Etat des ReichSeisen- bahnamts sucht Ab. Stolle (Sor,) nochmals »achzuweisen, daß das Verhältniß zwischen der sächsische» und der Preußischen SlaaiSbnhnveiwaltung sich zu einem Eisenbahukricg zugeipitzl habe. — Präsident Schulz stellt das Vorhandensein eines Eiiei'bahnkrieges Wischen jenen beiden Verwaltungen abermals i» Abrede unter Berufung aus die bezüglichen »enlrchen Verhandlungen im Reichs tage selbst wie im vreußfichen Abgeorvnetenhause. — Abg. Müller-Sagan («reis. VotkSp.) dankt brr Regieruna für die schleunige Herabsetzung des Tarifs für die Milttäruriauber. — Beim P oste tat kommt Ada Gle bockt nochmals auf die Frage der polnischen Briefadreffen zurück und beklagt sich über da» Verfahren »er UebersetznngSbureaus. Bon diesen würden vielfach
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