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U W - 1 Da» Wochenblatt „Land bäte und «eneral-Nnzelger für Uhemn'ch und Umgegend" erscheint EomiabendS >,»d kostet mit de», Kklusir. Nnterhaltnngshlatt vierteljährlich 45 Psg. Druck und Verlag: Zs,»ander Wiede, Kyemnitz. Für de» redaktionellen Teil ver antwortlich: Juli ns Theist in Chemnitz, siir den Inseratenteil; der Verleger. stcmit. 24. DMn. Au»eige»-PreiS: S gespaltene KorpnSzell« oder der»» Raum -0 Pfennige. Bel voraus bestellten Wiederholungen gröbere» Inserate entsprechender Nabatk. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man die Zahlung beifügen. Postzeitungsliste unter.1-". -Amerger und Umgegend. (s für Ghemnitz und Umgegend Expevittanr Thralerskrass» iistr. V. Fernsprechanschluß Nr. 133. Verlags-Anstalt da« Ehenttrttzer Eiseltbahn-Zeituttg. Schrecke,»sherrschast in den russischen Ostsee Provinzen. In der verflossenen Woche habe» sich in den russischen Ostsee- Provinzen geradezu haarsträubende Szenen ereignet. In diesen Ge biete» hat die Anarchie den Gipfel ihrer Bestrebungen erreicht. Wohin das alles führen soll und wie sich die russische Regierung aus ihrer bedrängten Lage, die sie zu», großen Teile selbst verschuldet hat, befreien wird, bleibt vorläufig ein unentwirrbares Rätsel. Die „Köln. Ztg." bemerkt mit Recht zu all' den Greueln in den gefähr deten Landesteilen: Man darf es wohl als eine wirkliche Schande bezeichne», was der Unverstand und zeitweise auch die Böswilligkeit der russischen Verwaltung im Lause von zwei Jahrzehnten ans den blühenden Provinzen des russische» Reiches gemacht hat, die sich nicht nur durch wirtschaftliches Gedeihen, sondern auch durch eine kulturelle Stellung auszeichneten, die sie weit über die Provinzen des innere» Rußland erhob. Die Kulturarbeit des Deutschtums, die für die Ent wickelung dieser Provinze» maßgebend war und zur Folge gehabt hatte, daß vor 20 Jahren allein in diesen Provinzen der Nihilismus mit seinen Verbrecher» nicht Fuß fassen konnte, wurde durch unsinnige Verwaltniigsmaßregeln gestört, bei denen die Aufhetzung der Lette» und Esten gegen die Deutschen eine große Nolle spielte. Jetzt hat man das Ergebnis in der „Republik Lettland", die wir als solche keineswegs ernst nehme», die aber immerhin das vorher blühende Land in eine Wüste verwandeln und die Arbeit von Generationen zerstören kann. Die gesetzlose Wut des lettischen Pöbels und der halbverrückt gewordenen Bauernschaft richtet sich gegen die Besitzenden nnd unter diese» in erster Linie gegen die Deutschen, die, namentlich auf dem Lande, verwiegend den Besitz und zugleich die Ordnung vertreten. - In der Tat erlitten die deutschen Bewohner in jenen Gebieten fürchterliche Drangsale. Entsetzliche Grcuellate» sollen auf dem platten Lande von den aufrührerischen Bauern verübt worden sein, nnd fort gesetzt schweben die besser situierten deutschen Familien in Gefahr, Leben und Eigentum zu verlieren. Wcr es daher von ihnen nur immer ermögliche» kann, sucht sich für einige Zeit über die deutsche Grenze in Sicherheit zu bringen. Am Mittwoch brachte ein zusammengesetzter Zug etwa 18 Waggons Passagiere vo» Riga viu. Dynaburg nach Eydtluhnen. Von Libäu und Mitau sind über 400 Flüchtlinge daselbst eingetroffen. Der reguläre Zug Pctcrsbnrg-Ehdtknhneu brachte etwa 200 Personen, auch zumeist Flüchtende, unter ihnen sehr viele Frauen und Kinder, nach Eydtkuhneu. Viele Männer kehren nach der Heimat zurück, um die Auslösung ihres Haushaltes zu versuche». Die Wartesäle der Station sind überfüllt, eine vollständig reguläre Weiterbeförderung ist unmöglich. Ö'reueltate» entsetzlichster Art sollen in der Umgegend von Libau, Mitau und Riga verübt worden sein. Viele Offiziere wurden von lettischen Bauern gräßlich verstümmelt. In de» Städte» von Livland »nd Kurland wurden zwischen Truppen und Aufständischen regelrechte Schlachte» geschlagen. Die „lettische Republik" ist proklamiert worden und führt den Kampf gegen die russische Regierung, mit allen Mitteln des Schreckens und der Vernichtung. In Mitau kam cs zu heftigen Straßenkämpsen, wobei zwei Offiziere »nd sechs Soldaten gefallen sind. Die aufrührerischen Bande würden zurückgeworfen. Bei Lennewarden (Südlivland) wurden 120 Dragoner vo» einer Ucbermacht angegriffen, 40 Dragoner fielen, der Nest hatte sich durchgeschlagen. Auf der Riga—-Order Bahn ist ein Militärzug aufgeflogen. Bei diesem bellagenswerten Ereignis wurden über 200 Kosaken getötet. Auch über Petersburg kommt die Meldung, daß Südlivland in Hellem Aufruhr steht. Auf Gutsbeamte wird vou den Untergebenen geschossen, die Landsitze liegen in Trümmern. Das Gut Jürgensbnrg wurde von etwa 200 Aufständischen belagert, das Schloß Lemberg in Brand gesteckt, nachdem es mit Petroleum begossen war; in Allasch wurden ein Wohnhaus und eine Brennerei eingeäschert. Von Mitau bis Segewald sind die Güter niedergebrannt. Von 120 ausgerückten Dragonern wurden 34 vermißt; die übrigen erzählten gleichsalls, auf einer Strecke von 120 Kilometern überall brennende Güter gesehen zu habe». Die revolutionäre Bewegung ergreift nunmehr auch den Nördlichen Teil des Landes mit estnischer Landbevölkerung. , Wie verzweifelt sich die Lage in Riga gestaltete, geht am besten ans der Tatsache hervor, daß die Vertretung der Stadt mit de» Revo lutionären unterhandeln mußte. Dabei traten deren Forderungen mit allcr nur wünschenswerter Deutlichkeit ans Licht. Die Rigaer Stadt verwaltung Hatto sich unter Vorwissen der Ritterschaft mit den Aus- ständische» in eine Unterhandlung eingelassen. Letztere verlangten von der Ritterschaft für die Herausgabe von 17 Geisel», unter denen sich auch 4 deutsche Reichs»,«gehörige befinde», daß die lettische Republik anerkannt und eine völlige Lossagung von Rußland zugelasse» werde. Alle Pachten und Loskaufzahlungen sollen erlasse», der Kriegs- und Belagerungszustand soll aufgehoben werden. Nach schwedischen Berichten ist der Ausbruch der lettischen Revo lution i» Riga die unmittelbare Folge des von der Behörde prokla mierten Kriegszustandes, von dem die Arbeiter Gefahr für Freiheit nnd Leben fürchteten. Auf eiu Signal ihrer Führer verwandelten sie an einem bestimmten Tag« sämtliche metallenen Werkzeuge oder zur Bearbeitung überlieferten Metalle in Waffen. Sofort begann da» Blutvergießen. Friedlich dahergehende Menschen wurden auf der Straße erschlagen und zwar ohne Unterschied der Nationalität; so traf dieses Schicksal zugleich einen Deutschen uüd einen, Russe», die nebeneinander des Weges. kamen. Ein Bankbepmter fuhr in einer Droschke mit einer größere» Geldsumme vom Bahnhof, nach der russischen Reichsbank; er wurde erschaffen und da» Geld geraubt. Die Deutschen Hallen sich tapfer und sind vortrefflich organisiert.' Das Losungswort ist: „Der deutsche. Nachb-rschutz"; man hat die Wände , der Häuser durchbrochen, um von einem Haus in das andere kommen zu können; wird ein Han» angegriffen, dann gibt »in schrille» Pfeifen« signal.den Nachbarn das Zeichen. Mau will sich gemeinsam ver teidigen nnd eventuell gemeinsam sterben. In dem Rigeuicr Kauf- herrnhans, wo die Kapitäne des Frachtdampftts „Droning Sophie" und des Kriegsschiffs „Genau" in Gesellschaft waren, suchten fünf bis an die Zähne bewaffnete lettische Arbeiter einen deutschen Baron, um ihn z» ermorden; zum Glück für ihn war er ausgegangen, andern falls war es nm ihn geschehen. Die 330000 Menschen beherbergende größte baltische Stadt zählt mit ländlichem Zuzug 50000 erwachsene lettische Männer, »nd man kann sich denken, welches Gewicht dieser ystcmotisch gegen das Deutschtum ansgewiegelte Faktor für die dortigen Verhältnisse besitzt. Die nationalrnssische Arbeiterminorität in Riga hat sich den Letten vorläufig untergeordnet; als nächstes Ziel gilt die Vertreibung der Deutschen vom baldischen Boden. Znm Schutze der Deutschen hat die deutsche Regierung mit er- reulicher Schnelligkeit die erforderliche» Maßnahmen getroffen. Um wutsche Reichsangehörige vor den Brutalitäten der Revolution zu chütze», sind auf Veranlassung des Reichskanzlers mehrere Dampfer nach d:n bedrohten Gebieten abgegangen, die bereits eins größere Anzahl deutsche Reichsangehörige in die Heimat zurückbefördert haben. Den letzten Meldungen znsvlge ist in d:r alten Hauptstadt des Zarenreiches, in Moskau, ein neuer Generalstreik in vollem Gange. Die Angestellten aller dortigen Bahne» sind im Ausstande; alle Ans tändigen sind bewaffnet. Der Gcneralgonverneur hat über die Stadt den Zustand des verstärkten Schutzes verhängt. In Petersburg will man nicht glauben, daß der Streik diesmal zu dem sehr weit gesteckten Ziele führen könne, wenn man sich indeß an maßgebender Stelle in Petersburg nur nicht verrechnet. Negierung die meisten Aussichten habe, als Nachfolger Loubets das Elysee zu beziehe», verdient keinerlei Beachtung. Rouvier denkt gar nicht daran, seine Kandidatur für die Präsidentschaft aufzustelleu, und würde auch von den Blockparteien abgelehnt werden, da diese kein Zutrauen zu seiner inländischen Politik haben. Als Kandidaten kommen nur Falliöres und Donmer ernstlich in Betracht. Nach dem angeb liche» Stand der Dinge zu schließe», scheint die Wahl FallivreS mit mindestens 100 Stimmen Mehrheit gesichert zu sein. — Der französische Professor HerVL hielt in Cette einen attti- militärischeu Bortrag, worin er erklärte, daß im Kriegsfälle die Soldaten sich gegen ihre Vorgesetzten auflehnen müßten. Ueber die Marokkvfrage erklärte er, wenn es einem Minister gefallen habe, die Beziehungen Deutschlands zu Frankreich zu stören, so sei es Pflicht des Proletariats, sich nicht als Kanonenfutter herzngeben. Zuletzt befürwortete er die Einigung der Sozialdemokratie, nm dem erlösen den Internationalismus znm Siege zu verhelfen. — Kolossale Betrügeretc» sind zum Schaden der spanischen Staatskasse bei.Abstempelung der äußeren Anleihe verübt worden. Ju der Kammer ist die Angelegenheit zur Sprache gebracht und behauptet worden, daß die Staatskasse um 36 Millionen Pesetas geschädigt worden sei. Der Regierung ist die Sache höchst unan genehm, zumal hohe Persönlichkeiten als Beteiligte in Frage kommen ollen. — Die Admirale Noschvjestwenski und Wirenius, die » Japan kriegsgesangen gewesen waren, sind am Dienstag in Petersburg ein getroffen. Ihre Ankunft ist bei der gegenwärtige» Lage der Dinge in Rußland von der großen Menge gar nicht be merkt worden. — Der Vorgänger des gegenwärtigen Gouverneurs von Livland war General Paschkow, der vor einigen Monate» abberufen wurde, weil er die Energie. vermissen ließ, die der erste Vertreter des Reiches in einer so gespannten Lage besitzen muß. Er ist aber, wie jetzt nachträglich bekannt wird, doch nicht blind gegen den Ernst der Zeit gewesen nnd hat den Kriegsminister Ssacharow seinerzeit gebeten, ihm 300 Kosaken nach Riga zu senden, mit denen er sich .-»heischig machen wollte, die Ordnung wieder herzustellen. Wie Gcncr l Paschkow nun kürzlich einem Mitarbeiter der „Nowoje Wremja" >. ähtt hat, wurde dieser Wunsch vom Minister abgeschlagen, weil dadurch der Mobitssierungsplan für den Fall eines. Krieges-mit Deutschland gestört werden würde! Ward eS nicht General Paschkow selbst, der diese Mitteilung macht, und stände sie nicht in einem so angesehenen Blatte wie die „Nowoje Wremja", man wäre geneigt, das Ganze für einen schlechte» Scherz zu halten. Daß General Ssacharow als Panslawist kein Freund Deutschlands war, ist schon längst bekannt gewesen. Daß er aber zu einer so ernste» und kritische» Zeit, wie es der verflossene Sommer für Rußland war, von der Möglichkeit eines Krieges mit Deutschland spreche» konnte, ist gerade zu frivol. Und er schlägt dem Gouverneur von Livland deshalb eine Hilfstruppe von 300 Kosaken ab! — Das Bomben-Attentat gegen de» Sultan hat jetzt seine Sühne gesunden. Am Montag wurde nämlich das Urteil in dem Prozesse Joris gefällt. Jor s, drei anwesende Armenier, iinter ihnen der frühere Portier des österreichischen Hospitals, die abwesende Frau Joris, Frau Rips, Fräulein Fei», sowie vrei andere Armenier wurden zum Tode verurteilt Dreizehn Armenier, von denen die meiste» abwesend waren, wurden zn lebenslänglichem Kerker und drei anwesende Armenier z» 15 jährigem Kerker verurteilt. — Am Vorabend der Mavokkokonferenz hat sich in dem Lande, über dessen künftige Entwicklung beraten werden soll, in Marokko, die Lage in bedrohlicher Weife verschlimmert. Der inner« Aujrnhr, von dem es eiu Zeitlang ziemlich still geworden war, hat neuerdings, wie schon gemeldet, an Stärke wieder zugenvmmen; jetzt erwartet man eine kriegerische Entscheidung in dem nordöstlichen Be zirk an der französisch-algerischen Grenze »nd nahe der Mitlelmeerküfle. — In Schonghai war es dieser Tage zu äußerst bedrohlichen Unruhen gekommen, die sich gegen die Europäer richtete». Hierbei wurde der mit der Verwaltung des dortige» deutschen Generalkonsulats beauftragte Legatiousrat Dc. Scholz von ansständigen Kulis mit Steine» beworfen und verletzt, als er sich selbst vo» dem Umfange des Aufstandes überzeugen wollte. Der Taotai von Shanghai hat dem dculschcn Vertreter sofort schriftlich sein Bedauern über den Vorfall ausdrückcn lasse». Zum Schutze der Deutschen ist ei» Kreuzer ans Tsingtau registriert worden. Inzwischen sind bereits deutsche Matrosen gelandet, die zusammen mit den Engländer» und Franzosen die NuhL sürS erste wieder hergestellt haben. Auch gegen die Japaner regt sich das chinesische Selbstgefühl immer stärker. Wie ferner aus Schanghai gemeldet wird, zögert China sehr, Japan weitere Kozessioiien zu machen. Die chinesischen Studenten, die kürzlich »ach Japan gingen, zeigen sich immer entrüsteter über die Vorschläge bezüglich ihrer Be handlung dort nnd kehrcn massenhaft zurück; ei» Dampfer allein brachte sieben hundert von ihnen nach Schanghai. Sachsen «nd Thüringen. — Angst vor der Volkszählung bekundeten einige Sachse», gäügcr ans einer Domäne bei Nicnbnrg a. d. S. Als die Zählung beginnen sollte, wurde» die russischen Polen aufsässig, wollten durch aus nicht gezählt sein »nd versicherte» einmal über das andere: „IS sich grundehrliches alles Polack, will sich nicht schicken lassen nach Rußland, wo cS Väterchen totschießen läßt, is sich braves Polack." Nur mit größter Mühe gelang es d.m Zähler „grundehrliches* Polack zn üdcrzcnge», daß cS nicht nach Rußland verschickt, sondern nur gezählt werden solle. — Bei ciuei» in einer Erfurter Lampenfobrit beschäftigte» Mädchen, das im dringenden Verdacht des Diebstahls stand, wurde eine Hl»Os»chn»g vurgenomme», die eine große Menge Lampenteile Wochenschau. . Cbemnig, de» 23. Dezember 4305. Dentsches Reich. — Die Hochzeit des Prinzen Eitel-Friedrich mit der Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg wird neueren Dispositionen entsprechend erst in de» erste» Tagen des März k.J. stattsinden und nicht am silbernen Hochzeitstage unseres K iserpaires. Das Kaiser paar wünscht die silberne Hochzeit in aller Solle und nur im engste» Familienkreis zu begehen, was sich doch mit der gleichzeitigen HochzritS. seier feines Dvciten"Sohnes' nicht hätte vereinigen kaffen. — Zuber de»«tfch.ei»g1ischc,»Shmvathtekttttdgebttttg, die auf Veranlassung der Aeltesten der Berliner Kausmannschaft in der Neichshauptstcidt stattfand, hat sich auch der Ministerpräsident Campbell Bannerman geäußert. Ist seiner Antwortdepesche auf die Mitteilung des Aeltestenkvlleginms sagt er: „Ich teile vollständig Ihren Wunsch für die Herstellung und Erhaltung freundschaftlicher Gefühle zwischen dem britischen nnd dem deutschen Volke." — Die gegenwärtig zwischen Berlin und Paris über einige Vorfragen der Marokko-Konferenz schwebenden Unterhandlungen nehmen einen gute» Verlauf. — Es versteht sich von selbst, daß sich zur Zeit die Aussichten der erst nach Neujahr zur Verhandlung im Reichstage gelangen de» Stenervorlagen noch in keiner Weis« mit Bestimmtheit abschätze» lassen. Jinmerhi» scheint es einige Beachtung zu verdienen, wenn in Bundesratskreise» die Meinung vorherrscht, welche auf die Bewilligung einer lauernden Erhöhung der eigenen Einnahmen des Reiches um eine viertel Milliarde ziemlich sicher rechnet. Am zweifel haftesten gilt das Schicksal der Quittuiigssteuer. Was die Fahrkarten- stener betrifft, so liegt Grund zu der Erwartung vor, daß aus dem Schoße des Reichstags heraus versucht wird, sür eiu andcrcs pro gressives Verhältnis als des in der Vorlage vorgeschlagcnen eine Mehrheil zu gewinnen. Kein einziger Negicrungsvorschlag scheint in seiner jetzigen Form Aussicht aus Annahme zu haben — damit macht man sich auch i» Biindcsralskreiscn vertraut, wenn man auch auf die schließliche Bewilligung und Aufbringung der angesorderten 245 Millionen fest vertraut. — Als ein Erfolg dentschen Pflichteifers ttnd deutscher Umsicht darf es bezeichnet werde», daß die deutsche Post in Marokko ihre sämtlichen Konkurrenten, nämlich die französische, englische und spanische Post, überflügelt hat. Tabei besteht die französische Post in Marokko schon seit 1860; englische und spanische Postanstalten sind gleichfalls schon vor mehreren Jahrzehnten eingerichtet worden. DaS Deutsche Reich hat seinen eigenen Pvstdicnst erst am 20. Dezember 1899 eingerichtet. Und trotz dieses kurze» Zeitraums sind die viel älteren Konkurrenten überholt worden! — Beschämend! Eine Sammlung des „Essener General anzeigers" ergab: Für die russische» Inden 15 563,50 Mk., für die deutschen Truppe» in Südwest-Afrika 39 Mk. Jeder Zusatz dazu ist überflüssig! — Die Flcischpreise gehen znriikk. Die Freie Flcischer- innung in Hannover macht bekannt, daß sic sich „in Berücksichtigung der, wenn auch minimalen, so doch rückgängigen Bewegung der Schweinepreise" veranlaßt sehe, de» Preis des Schweinefleisches im Kleinhandel um 5 und 10 Pfennig hernntcrznsetzui. — Auch die Verwaltung des Schlacht- und Viehhofes zn München stellt fest, cs könne keinem Zweifel unterliegen, daß die Hochkonjunktur in Len Preise» sür Kälber und Schweine als überwunden zu betrachten sei. ^ ' Ausland. — Es ist nichts zu machen, denkt offenbar der ungarische Ministerpräses Baron Fcjervary wieder einmal und hat samt seinen übrigen Ministerkollegen dem Kaiser erneut das Eiitlassnngsgesnch überreicht. Daß der alle Haudegen Fejervarh „die Geschichte satt diko,n,»kN hat", darf schließlich nicht Wunder nehmen. Der Kaiser hat das Gesuch Fejervarhs abgelehnt. Ob sich der cmitsi,Me Baron über diesen neuerliche» Beweis ehrenden Vertrauens so recht freuen wird? " — Die Meldung, daß Minisierprästdent Ro «vier nach zu Tage förderte. Der Schreck über diese Feststellung tötete di« dem großen Ersolae seiner Erklärungen über die Marvtkopvlitik deriMutter des Mädchens, die krank darniederlag, auf der Stelle.