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K. S1. - Da» Wochenblatt „Landbote unb «eneral-Aiizelger für Chemnitz und Uniqegead" erscheint Smmabend» und kostet mit dem Ml«,fl«. Unterhalt,»igsblatt vierteljährlich 45 Pfg. Dnick und Verlag: Aserauder Wiede, Kyemnih. Für de» redaktionelle» Teil ver antwortlich: JnlinS Tyeig in Lheninttz, für den Inseratenteil: der Verleger. Postzeitungsliste unter,1-". Vorgänge in Rußland. Wie lange die unheilvollen Zustände im Zarenreiche noch dauern, und zu welchem Ende sie führen werden, läßt sich vorläufig nicht absehen. Die Unruhe» in de» baltischen Provinzen Rußlands haben bereits einen so bedenkliche» Charakter angenommen, daß es der vollen Energie und des raschesten Handels der Negierung bedürfen wird, will sie in den Ostseep'toviitzcn den Sieg der Anarchie mit seinen für die Kultur des Landes verderblichen Folgen verhüten. Seit der Ver hängung des Kriegszustandes über Livland ist Riga vollständig von der Außenwelt abgeschlossen. Post, Telegraph und Eisenbahnen streiken. Sämtliche Geschäfte sind geschlossen, Droschkenkutscher, Straßenbahner, Gas- und Elektrizitätswerke streiken. Totenstille herrscht in der Stadt. Im Umkreis« Rigas sind die Schienen ausgerissen. Ein am Mittwoch von Petersburg kommender Zug entgleiste und stürzte den Damm hinunter. Auf dem Lande wird Eigentum und Lebe» der Deutschen bedroht.. Ganz Livland von Riga bis über Dorpat und Reval hinaus ist im Aufruhr. Die Acußerungen dcS Ministerpräsidenten Grafen Witte, die dieser von Zeit zu Zeit an die Oesfentlichkeit bringt, klingen immer bedenklicher. Wenn die jetzigen Zustände noch einige Zeit fortdauern sollten, sieht er selbst das Ende seiner amtlichen Tätigkeit herannahcn, und was daun kommen muß, sucht er zwar vorsichtig zu umschreiben, ist aber unschwer zu er'ennen. Graf Witte erklärte dem Petersburger Korrespondenten des Daily Telegraph, bis die der Anarchie feindlichen Elemente der Gesellschaft sich die Hände reichten, sei die Lage wahr haft beunruhigend und ernst. Er habe die Hoffnung noch nicht auf-, gegeben, sei aber nicht fest davon überzeugt, daß die Gesellschaft sich noch rechtzeitig besinnen werde. Ohne die moralische Hilfe dieser werde die Anarchie fortdauern, bis die Nation die Unterdrückung der Revolution durch Gewalt verlangen dürste. Falls es dazu käme, würde die Ausführung einer Persönlichkeit, dis dazu geeignet wäre, ibertragen werden, sicher nicht ihm selber, da er sich dazu nicht eigne. Seine Aufgabe sei, das Problem durch moralische Mittel zu lösen. Falls es sich als unlösbar erwiese, werde es anders formuliert und von anderen angegriffen werden. Dcr Verhaftung zahlreicher Führer der Arbeiter und unbot mäßigen Beamten läßt die russische Negierung jetzt eine Maßregel folgen, welche ihrem Wesen nach auf die Verhängung des Belager ungszustandes über das ganze Zarenreich hiiiauskomn>t. .Sie.crweitert die Vollmachten der nicht schön unter Kriegsrecht gestelltest Gebiete in so umfassender Weise, daß die aussührendc Gewalt für die nächste Zeit von der Zentralinstanz auf die obersten Gonvernementsbehörde» übergegangen zu sein scheint. Die Generalgouverneure, Gouverneure und Stadthanptleute der nicht im Ausnahmezustände befindlichen Gegenden erhielten nämlich die Berechtigung, für den Fall, daß die öffentliche Ordnung bedroht würde, für die Dauer von höchstens drei Monaten obligatorische Bestimmungen zu erlassen, Verwaltungsstrafen zu verhänge» und die Einfuhr von Waffen aus dem Anslande und Finnland sowohl Verkäufern als Privatpersonen zu verbiete». Bei der revolutionären Bewegung in Rußland.spielten bisher religiöse Momente neben den wirtschaftlichen, sozialen und rassen- solilischen keine bemerkbare Rolle. Das Vorgehen einiger lokalen Behörde» scheint jetzt aber einer Sekte Grund zur Unzufriedenheit gegeben zu haben, die möglicherweise neue Verwickelungen herbeifnhrcn kann. 36,000 Altgläubige ans Rcschiza und Umgegend führten bei der Regierung gegen die Verletzung des Manifestes vom 30. Oktober Klage. Die altgläubigen Rekruten des Hcercs seien gezwungen worden, den Fahneneid vor einem orthodoxen Priester zu leisten, während chgar die Israeliten den Eid vor dem Rabbiner abgelebt hätte». Die Abordnung soll die Negierung darauf ausmcrksam mache», daß ernst» yafle Ordnungsstörnngcn eintrcten müsse», wenn sie nicht entschiedene Maßregeln gegen die örtliche Verwaltung ergreift. Was von den besten Kennern des russischen Volkes schon längst empfohlen worden ist, dazu scheint man sich am Zarenhofe nun cnd- li h entschlossen zu haben. Wie nämlich unterm 15. d. M. aus Petersburg gemeldet wird, beabsichtigt das Zarenpaar, sich am <0. Dezember, dem Namenstage des Zaren, nach Moskau zu begeben, wo der Zar die Verfassung beschwören werde. Vis jetzt ließ sich die Nichtigkeit dieses Gerüchts freilich nicht kontrollieren. Wochenschau. - Chemnitz, den 16. Dezember 1905. Deutsches Reich. — König Friedlich Slngnst war anfangs dieser Woche znm Besuche des Königlichen Hofes in Slnitgart cingetrofsen und vom König von Württemberg auf dem Bahnhöfe empfangen worden. Im Nesidcnzschlosse wurde der König von dcr Königin Charlotte begrüßt. Später fand ein Familienfrühstück im Wilhelmspalast statt. König Wilhelm hat den König Friedrich August zum Chef des In fanterie-Regiments Alt-Württemberg Nr. 121 in Lndwigsbnrg ernannt. — Für die nächstjährige,, Kaisermanöver, deren Schau- platz Nicderschlcsien sein wird, sollen zur Verstärkung des 6. (schlesischen) /Armeekorps sächsische Truppen herangezogen werden. Obwohl es die Neichsverfassung gestattet, daß eine solche Teilnahme bundesstaatlicher Kontingente an den Kaisermanövern auf einfache» Befehl des Kaisers erfolgt (nur Bayern macht in dieser Peziehnng eine Ausnahme), so ist doch prcnßischerseits die Genehmigung und das Einverständnis der sächsischen Kommandobehörden eingehvlt morde». Es handelt sich bei dieser Teilnahme um eine ganze Infanteriedivision und mehrere sächsische Kavallerie-Regimenter, unter denen sich auchcdas Ulaneu- Regiment befinde» wird, zu dessen Chef der König von Sachsen kürzlich Kaiser Wilhelm 11. ernannt hat. . . . - — Die frühere Grobherzogi»« Melitta poi« Hesse«,, jetzige Gemahlin des Großfürsten Kyrill, ist nach übereinstimmenden Llätlermeldungen aus dem koburgischen Familienverbaud ausgetreten. Die Nachricht erregt bedeutende- Aufsehen. für Kyemrritz und Ilmgegeni». NM, 17. «»zeigeie-Prels: 6 gespaltene KorpuSzell« oder bereu Raum 20 Pfennige. Bet voraus- bestellten Wiederholungen gröbere« Inserate entsprechender Rabatt. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man die Zahlung beifügen. Expedition» Lheackerskrasse Nr. v. Ferusprechanschlnb Nr. 13S. Verlags-Anstalt de« «hemnitzrr Gisettvahn-Zertims. — Die konservative Fraktion des sächsischen Landtage» hat den Antrag gestellt, die Negierung möge tunlichst bald einen Gesetz entwurf-einbriugen, durch welche» die Gemeinde» verpflichtet werden, Großbetriebe, die im Kleinhandel Lebensmittel/Äennßmittel, Be- kleidungsgegenstän'e» Heiznngs- und Beleuchtungssachen und dem ähnliche, für den täglichen Gebrauch bestimmte Waren verkaufen, ohne Rücksicht daraus, ob diese Betriebe in dcr Hand eines einzelnen oder von Gesellschaften irgend welcher Art sich befinden, samt ihren Zwciggeschästen mit einer Umsatzsteuer zu belegen. Ausgenommen werden sollen solche Großbetriebe, die lediglich die Vermittlung des Bezuges von Waren bezwecken, welche ihrer Natur »ach ausschließlich für den Gewerbebetrieb des Abnehmers bestimmt sind, ferner solche Genossenschaften oder Vereinigungen, die lediglich die Erleichterung des Vertriebes der eigenen Erzeugnisse ihrer Mitglieder im Klein handel bezwecken. Die untere Grenze des steuerpflichtigen Umsatzes soll für die einzelne» Gemeinden nach ihrer Einwohnerzahl abgestnft werden. - — Einen Ausruf zur Anbahnung besserer Beziehungen zwischen dem Deutsche» Reiche und England hat der Rektor der Uni- versitäl Breslau, Professor Kaufmann, in Umlauf gesetzt. Der Aufruf fordert alle Deutschen und Engländer, welche de» Wert deutscher wie englischer Arbeit und Literatur zu schätzen wisse», auf, dahin zu wirken, daß die herrschende Verstimmung einer ruhigeren und wohl wollenden Beurteilung der Verhältnisse weiche. Unterzeichnet ist der Ausruf von Professor Kaufmann, Oberbürgermeister Bender, Kardinal Fürstbischof Kopp und Generalsuperinteiident Nottebohm. Vor einiger Zeit halten sich einige Kamernner Häupt linge mit einer Beschwerdeschrist über den Gouverneur »ach Berlin gewandt. Diese Beschwerde hat zu eine», gerichtlichen Verfahren geführt, das mit der Verurteilung der Häuptlinge zu längeren Freiheitsstrafen wegen Verleumdung und Beleidigung des Gouvcrnenrs endete. Ausland. — Rad an-Szenen gab cs am Dienstag wieder einmal im österreichischen Reichsrat und zwar bei der Beratung des Dring lichkeitsantrages der Tschechisch-Radikalen betreffend die Vorgänge in Prag. In einem Bericht über die Sitzung heißt es u. a.: Abgeordneter Klosac greift die Prager Polizei heftig an und verliest einen Bericht, nach dem Leute von Wachmannschaften gröblich beschimpft und gemiß handelt worden, - EntrüstniiMAfe feitents-der^Tfchechifch - Radikalen anhaltende Rufe: Wo ist der Münster des Innern! ünunterbrochener Lärm; Abgeordneter Fresl pfeift; anhaltende Unruhe.) Abgeordneter Klosac beantragt Ladung des Ministers des Innern zu de» Verhand lungeii. Vizepräsident Kaiser, der glaubt, daß Klosac mit dem An träge die Rede geschlossen habe, erteilt dem Abgeordneten Breznowsky das Wort. (Lebhafte Protestrufe bei den Tschechisch. Radikalen.) Klosac setzt ununterbrochcn unter dem Beifall seiner Parteigenosse» seine Rede fort, während Breznowsky nach längerer Unruhe seine Rede beginnt, die nur den am nächsten stehenden Stenographen ver ständlich ist. (Anhaltende Unruhe. Vizepräsident Kaiser läutet wieder holt.) Die Alldeutschen rufen: Sitzung unterbrechen; Schluß, Schluß!) Klosac spricht fort trotz eines Ordnungsrufes. Lärm und Unruhe dauern an, während beide Redner fortspreche». Inzwischen erscheint der Minister des Innern im Saale. Die Abgeordneten Schönerer und Hanichel schlagen mit den Pultdeckel». Abgeordneter Jro ruft wiederholt: Hoch das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht! Abgeordneter Hofer schlägt mit einem Heft auf das Pult. Inmitten des anhaltenden Lärmes beschließt Abgeordneter Klosac unter lebhaften Beifallsrufen seiner Parteigenossen seine Rede. Zu gleicher Zeit beendet Breznowsky seine Ausführungen. Es kommt zu erregten Zu rufen zwischen den Tschechisch-Radikalen und Alldeutschen. — Die nationale Opfe» Willigkeit der Tschechen wird mit Recht eine vorbildliche genannt. Ei» neuer Beweis für diese rühmenswerte Eigenschaft der „Herren von Böhmen" ist die Tatsache, daß das Budweiser Aktienbrauhaus vom Reingewinn des letzte» Jahres allein 10875 Kronen den Tschechisierungsvereinen an dcr Sprachgrenze übermittelt hat. — Eil» Kolonial-Skanval» Der Pariser „Temps" meldet: Ein Sergeant der Kolonial-Infanterie i» Französisch-Kongo wurde vor ein Kriegsgericht gestellt, weil er drei Eingeborene, die sich ge weigert hatten, die Stenern zu zahlen, ohne reguläres Urteil hinrichtc» ließ. Einer der Hingerichteten wurde von de» Milizsoldaten des Sergeanten aufgefresse». — Soldateiikost als H,»„vef»«tter r Französische Zeitungen heben folgendes in englische» Blättern entdeckte Inserat hervor, das kan», geeignet ist, die englische Heeresverwaltung in besonders glänzendem Lichte erscheinen zu lassen; Bisqnlle der königlichen Armee und Marine vom südafrikanischen Kriege übriggebliebe». Unversehrt, in wasserdichten, festen Weißblechdosen. Ansliesernng j» Plymouth, 4 Schillings 3 Pence die Dose. Ausgezeichnet für Hunde. Dem französische» Soldaten, der dieses Inserat liest, mag ein Gedanke an die britisch, gallische Waffeiibrüdcrschast wvhl nicht gerade appetit reizende Aussichten erwecke». — Daß dcr neue Kurs, de,» Kaiser Nikolaus mit seinem Manifest vom 30. Öktobcr cingeschlagen hat, einem Teile seiner nähere» Familienmitglieder nichts weniger als genehm ist, darf wvhl als ein öffentliches Geheimnis bezeichnet werde». Dem Beispiele des Großfürsten Wladimir, der gerade i» den kritischste» Tagen von alle» seinen militärischen Stellungen zurücktrat, sind inzwischen andere Großfürsten gefolgt, die wcnigcr hervorragende Aeniter bekleidet hatten. Daß diese Vorgänge in Rußland allerlei Gerüchte von mehr oder weniger ticsgehenden Zerwürfnisse» am Zarenhofe Hervorrufen und begünstige» mußten, liegt zumal bei der jetzige» nervös erregte» Stimmung der Bevölkerung ans der Hand. Sicherlich werde» dabei arge liebertteibnngc» mit hcrnmgetrage», die unter de» gegen wärtigen Verhältnisse» nur zu leicht Glauben finden. Daß indessen l tatsächlich „Unstimmialcilen" i» dcr kaiserlichen Familie vvrgekommen sind, wird durch folgende Mitteilung ans Petersburg bestätigt: De», Zar wollte ein Manifest unterschreiben, worin er zur Beruhigung de» ausgeregten Volkes knndgeben wollte, daß er am Tage der Eröffnung der NeichSduma die Konstitution beschwöxe» werde. Al» er an, Schreibtisch saß und einigen Mitgliedern des Zarenhauses diH Urkunde vorlas, nur sie gleich darauf zu unterschreiben, stieß ih» Boris Wladiniirowitsch an, wobei dem Kaiser die Feder ans de» Hand fiel. Ob dieser Vorfall absichtlich herbeigefuhrt wurde, ode» ob es sich dabei um einen Zufall handelte, will »iemand ge»a< wissen. Tatsache aber ist, daß die Urkunde bis heute noch nicht unterzeichnet ist. — Der Streit zwischen den Großmächte»» und der türkische»» Regier»»»»g wegen der mazedonischen Finanzkontrolle hat sich nnerwart'eterweise noch einmal kompliziert, da die Pforte, getreu ihre» allen dilatorischen Taktik, neue Einwendungen erhoben hat. Ein» Einigung wird wohl trotzdem demnächst zustande koinmen; i» Ko»- stantinopel faßt man allerdings vorläufig die Situation als bedenk lich ans. > — Wie ans Washington über London gemeldet wird, soll Präsident Roosevelt i» eine», Privatgespräch erklärt haben, daß er nach Ablauf seiner Präsidentschaft eine große Rundreise zu unter nehmen gedenke. Er beabsichtige in erster Linie König Eduarh, von Großbritannien und Kaiser Wilhelm zu besuchen. Nene Kämpfe in Deutsch Ostafrika. Während im Norden unseres ostafrikanischen Schlitzgebietes die Unruhen unter den Eingeborenen beendet zu sein scheinen, greift der Ausstand im Süden weiter um sich und bereitet den Abteilungen unserer Schutztruppe, die sich ans dem Marsche nach dem Nhass.r befinden» ernste Schwierigkeiten. Das Detachement des Hauptmanns Sehflied ist am 1. d. M. am Jlulnplalean im Bezirke Lindi on etwa 2000 Aufständischen von drei Seiten fanatisch angegriffen worden. Der große Zauberer Hongo, der Führer der Aufständischen, und vicl« seiner Gefolgsleute sind jedoch hierbei gefallen. Ihre Niederlage war vollständig. Hauptmann Seyfried ist leicht verwundet, WirtschqM«. Jnspektor Linder am rechten Handgelenk schwer verwundet. Ferne« erhielte» drei Askari und einige Hilssleute leichtere Verletzungen Die Machembalente haben zusammen mit Flüchtlingen von Mivera und mit Maknalcnten de» Ak>da von' Luagalla aus de», Makoude- Plateau im Bezirk Lindi vertriebe» und seine Häuser verbrannt. Durch Flüchtlinge von Norde» ist die Karawanenstraße Lindi— Massassi wieder »»sicher geworden. Ans Jringa wird ei» glückliches Gefecht gegen aufständische Wasagara i» der Laiidschaft Mage gemeldet. Hanplmann Nigmann steht in Stntschnngwe, an dcr Grenze deS Bezirks Jringa, wo ein langaiidanerudcr Gebirgskrieg zu erwarte» ist. Die verlasseiie Missionsstati'o» Pangire ist am 18. November von Aufständischen"zerstört worden. Sachse» and TsMittge». — Ei» ans dem Gefängnis entsprungener Verbrecher hatte sei» etlichen Tage» im Dorfe N»»tersie»»a„ bei Kobtttg bei eiucr Familie als Maschineningenieur und Leutnant der Reserve Arthur Wurm Wohnung genommen. Er lebte ans großem Fuße, ivar auch ehr splendid gegen andere. Die Gendarmerie ermittelte, daß der „Herr Leutnant" mit einem aus dem Gefängnis in Linz entsprungenen Verbrecher, Schlosser Joseph Will, identisch sei und wollte de» äubercn Herrn verhaften. Im letzten Moment sprang der Gesuchte» nur mit Hemd und Hose bekleidet, aus dem Fenster seiner Wohnung und entkam durch die Felder in den Banzer Wald. Trotz sofortiger Verfolgung und Depeschieren» nach allen Richtungen hat man dcn Gauner »och nicht erwischt. — Auf eigenartige Weise kam in Polditz bci Tor,»»», die Witwe Apitz, eine sehr gebrechliche alte Person, iil»s Leben. Die alte Fra» wollte Kaffeebohnen ans dem Schubfach cincs großen Schrankes entnehmen. Dieser ließ sich schlecht öffne», und als die Apitz mit aller Gewalt-an dem Schubfach zog, fiel dcr sehr wackelig stehende Schrank um und ans die Bedauernswerte. Ten dadurch verursachten Verletzungen ist die Verunglückte, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, erlegen. — Ans entsetzliche Weise ist i» Heinrichs bei Suhl die Tochter Frida der Witwe Jäger umS Leben gekommen. Als sie ans einem Spirituskocher Kaffee warm machen wollte, wnrden ihre Kleider von den Flammen ergriffen, die im Augenblick lichterloh brannten. Als Nachbarn zur Hilfe kamen, hatte da» Mädchen bereits furchtbar« Brandwunde» erlitte», denen cs erlag. — Eine neue Art der Verwendung der Damen-Nadfahrhose ha« in Leipzig eine Verkäuferin aus Raschau erfunden. Allabendlich berstecltc sic in de» weiten Pumphosen Wäsche nsw.. die sic aus einem Parlicwareugcschäft in der Reichsstraßc, in welchem sie beschäftigt war, stahl. Bci der Haussnchnng in der Wohnung des wiederholt vorbestrafte» Mädchens fanden sich über 7 Zentner Ware» im Werte von etwa 1500 Mk. vor. Eine 64 Jahre alte „Schriftstellerin" ans Kamcnz, welche als Hehlerin fungiert hatte, kan, cbeiifalls in Hast. — Zn 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust ver urteilte das Landgericht in Dresden dcn 20 Jahre alten Fabrik arbeiter Reuter ans Borna wegen schwerer Einbruchsdiebslähle. Dcr Angeklagte hat in dcr Zeit vom 14. März bis 27. Oktober in äußerst gemeingefährlicher Weise 24 Diebstähle in verschiedenen Orlen der Kreishauptmannschaft Dresden verübt. — Dcr Tclcgraphenarbeiter Giittther in Leipzig stieg an einem Mast der Verbindungsbahn in die Höhe, wobei er mit cin.m Arme dem elektrischen Leitmigsdraht zu nahe kam. Der Unglück liche ward sofort getötet. Sein Körper konnte erst von dcr Leitung befreit werden, nachdem das Elektrizitätswerk in Connewitz den Giro» abgestcllt hatte.