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Dienstag, 17. Oktober 18SN, Aveuds SS. Jahr-. Aufgehoben ist die auf Donnerstag, de« 19. dies. Mo« Da» Nie,uer Tageblatt crschelnt jeden Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen m Niem ' ..o Strehla oder durch unser« Träger frei in» Hau» I Mart 60 Psg., bei Abholung am Schalter der Kaiser!. Postanstalten 1 Mart 2S Pfg., durch dm Briefträger frei inS Hau» 1 Mark Ü5 Pf. Anzeige,i-Annahme für die Nummer de» Ausgabetage« bi» Bormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Berlag von Langer t Winterlich in Riesa. — «Geschäftsstelle: Aastantenstraß« VS. — Für die Reaktion venmtwortlich: Hermann Stmidt in Riesa. Borur. 1l> Uhr im Gasthof zur .Stadt Riesa" in Popp tz uriges s^e Veest.igeruug. Riesa, 17. Oktober 1899. Der Ger -rioNz ße;^r .^gl. Ar-ttsger< Sekt. Eidam. Oetttiches v«d Sächsisches. Riesa, 17. October 1899. — Zur Feier der Vermehrung der Garnison Riesa findet morgen Mittwoch Nachmittag 6 Uhr in der Elbterrasse eine von den städtischen Collegicn veranstaltete Festtafel statt. s'z — An das Landes-Medizinalkollegium, das am 20. Nov. eine Plenarsitzung in Dresden abhalten wird, sind verschiedene Anträge von allgemeinem Interesse gerichtet worden. So hat der ärztliche Kreisvereinsausschuß im Regierungsbezirke Leipzig beantragt, daß der Vorsitzende eines Ehrenrathes ärztlicher Be- zirksvcreiue befugt sein soll, im Verlaufe eines ehrengerichtlichen Verfahrens beim zuständigen Amtsgerichte den Antrag auf eidliche Vernehmung von Zeugen zu stellen. Herr Sanitätsrath Dr. Heinze-Leipzig beantragt, daß das Landes-Medizinalkollcgium sich für eine baldige Revision des Krankenversicherungsgeseßes erklären möge und zwar in der Richtung, daß zu ärztlicher Behandlung und Zengnißausstellung ausschließlich in den deutschen Bundes staaten approbirte Aerztc berechtigt seien, 'den Mitgliedern der Kassen innerhalb des Kasscnbezirkes die freie Aerztewahl zustehc, die Honorirung der Aerzte nach den Mindestsätzen der Landes taxen zu erfolgen habe, und endlich die zwischen den Aerzten und den Kassen abgeschlossenen Verträge der Genehmigung der Standesvertretung bedürfen. Die Königl. Staatsregierung soll gebeten werden, die Revision des Krankenvcrsicherungsgesetzcs in vorstehendem Sinne unzuregen. — Als ein Radfahrer aus Lommatzsch's nächster Um gebung neulich durch das Dorf Poppitz fuhr, tummel ten sich, so erzählt der „L. A.", auf der Straße dort eine Anzahl Jungen, unter denen sich wohl keiner befand, der die Altersstufe der A-B-C-Schützcn schon überschritten hatte. Sie waren in das von der jüngsten Jugend hierzulande mit Eifer gepflegte Kreiselspiel vertieft. Da sie mitten auf der Straße waren, sahen sie sich bei der Ankunft des "Rad fahrers natürlich genöthigt, schlenigst Platz zu machen ^V/Emrd was fand da einer der Drirpse für Worte, um seinem Unwillen über die Störung Luft zu machen — ? „Gott- verd Radfahrer!" knirschte er. Der Radfahrer mußte zwar zunächst lachen über den Zorn des Bürschchens, dann gab ihm aber der Vorfall zu denken und zwar über die Eltern des Knaben. — Im Hinblick auf das in den einzelnen Orten des Be zirks der Amtshauptmannschaft Großenhain zu bemerken gewesene Auftreten der Feldmäuse und die auf behördliche Anordnung hier gegen anzuwendcnden Vertilgnngsmittel dürfte es den betheiligten Landwirthen nicht unwillkommen sein, wenn wir hiermit auf den sogenannten Löffler'schen Mäusetyphusbazillus auf merksam machen, welcher nach einer Mittheilung des pathologischen Instituts der tierärztlichen Hochschule das einfachste und bei zweckentsprechender d. h. über größere Bezirke zugleich stattfindsndcr Anwendung nach den bisher vorliegenden Erfahrungen das beste Mittel ist, und, daß das pathologische Institut der thierärztlichen Hochschule mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Inner» Culturen des Löffler'schen Mäusetyphusbazillus jederzeit an Landwirthe (nicht an Zwischenhändler) abgiebt. Der Inhalt eines Fläschchens reicht je nach der Zahl der Mause für du aus. Ter Preis beträgt für 1 Glas 50 Pfg , für 200 a 45, für 400 L 40 Pfg. (bei dem aus dem Löffler'schen Institut stammenden und durch Zwischenhändler verkauften gleichen Culturen L 1,50 Mk). Neber die Gebrauchsanweisung des Lösfler'schen Mäusetyphusbazillus ist aus dem Artikel: „Für den Landwicth" (in der Beilage d. Bl.) Näheres mitgetheilt. — Eine Erleichterung im Eisenbahnverkehr, die das Reise gepäck betrifft und auf einzelnen Stationen Sachsens bereits c!u- sührt worden ist, hat sich nach dem V. A. gut bewährt: cs wird chcShnlb von der Staatscisenbahnvcrwaltung beabsichtigt, diese Einrichtung auch auf weitere Verbindungen mit lebhaftem Gepäckvcrkchre auszudehucn. Tas Verfahren besteht im Allge- i weinen darin, daß die Gepäckstücke, welche nach der Schätzung l Vdes anuehmenden Beamten die Grenze des Frcigewichts nicht überschreiten (also sogenanntes Freigepäck) nicht gewogen und daß die Gepäckscheine nicht erst auSgrfüllt zu werden brauchen, sondern den Reisenden sofort ausgehändigt werden können. Es wird aber für jedes einzelne Gepäckstück, auch wenn mehrere zusammen nicht über 25 Kilo wiegen, ein besonderer Gepäckschein ausgegeben. — Das „Dr. I." schreibt: Ein in Dre den erscheinen des socialdemokratisches Blatt bemerkt zu den Bestimmun gen über den Laugewerblichen Arbeiterschutz in den seiner zeit veröffentlichten „Grundzügen"" eines allgemeinen Bau gesetzes für das Königreich Sachsen folgendes: „Die säch sische Regierung hätte, bevor sie ihren Entwurf zur Be gutachtung der vielverzweigten mitberathcnden Faktoren übergab, unbedingt die Meinung der Arbeiter hören müs sen und sich dann an der Hand der praktischen Erwägun gen von ihren bautechnischen Bcrathcrn die Grundlage zu einer guten Gcrüstconstruction schaffen la s n sollen. Ab r von der sächsischen Regierung zu verlangen, sie soll die Arbeiter gutachtlich hören, das wäre in dem Lande des Zuchthauscurses einfach unerhört re." Diese tendenziöse Auslassung ist vollkommen unwahr, was zum mindesten zeigt, wie schlecht das Blatt in den Angelegenheiten der Arbeiter orientirt ist. Thatsächlich ist der die Bestimmun gen des Bauarbeiterschutzes enthaltende Abschnitt der „Grundzüge"" nach Maßgabe von 8 12ve Absatz 2 der Ge werbeordnung bereits im Fcbruar dieses Jahres der Säch sischen Baugewerksberufsgcnes.ensch.'ist und der Ticsbaube- rufsgenosscnschast zur Berathung und Begutachtung mit ihren Arbeiter-Vertretern zugefertigt worden. Dem Mi nisterium des Innern liegen u. a. die auch von den Ar- beitcrverir.tern unterschriebenen Prctrcolle über die ein gehende Verhandlung der Sach: feiten der fünf Sectivns- vorstände der Sächsischen L'augcwerksbcrufsgenosscnschast vor. An der Bcrathung des Dresdener Sectionsvorstandes hat am 8. März d. I. als Arbcitervertreter auch der in den: Artikel genannte Laudtaasabgeordnete Fräßdorf theilge- nommen. Im allgemeinen haben sich hierbei alle Bethei- ligtcn mit den „Grundzügen"" der Negierung zufrieden erklärt.'Einige wcitergchcnde Wünsche Früßdorfs und eines anderen Dresdener Arbcitcrvertretcrs betreffen lediglich das Verbot der Verwendung von grünem Sandstein, die Lüftung der mit Cocsöfen geheizten Räume, die Reinhal tung der Aborte und Baubuden, die Hcizbarkeit dieser und die Bestellung von Arbeitern zur lleberwachung der Be folgung der Unfallverhütungsvorschriften. Letzteres gehört wie im Protokoll sofort bemerkt worden ist, zur Zuständig keit der Berufsgenossenschaft. Besondere Vorschriften für die Gerüstconstruction sind von keiner Seite vorgeschlagen worden. — Ein das gesammte Bäckergewerbe berührender An trag ist beim Landcs-Medicinal-Collcgium gestellt wor den. Er lautet: „Das Königliche Landes-Medicinal-Col- legium wolle beim königlichen Ministerium des Innern beantragen, daß den Bäckern :c. verboten wird, das zum Backen bestimmte Mehl in Säcken auf Hausfluren, Gän gen, Treppen, Hofräumen re. aufzulwwahren, sondern daß ihnen aufgegeben wird, für dasselbe sauber gehaltene, ver schließbare Räume bereit zu stellen." Der Antrag ist von mehreren ärztlichen Bezirksvereinen Sachsens unterstützt worden. — Die Mitte des Octobers wird mit Recht als Scheide grenze der sommerlichen und winterlichen Jahreshälfte angenommen; der Aufenthalt im Freien ist von nun an beschränkt. Die Sonne kann, da sich der Nachmittag im Laufe des Octobcrs um 06 Minuten verkürzt, nicht mehr die Erde sommerlich durchwärmen. Der Sonnenaufgang verzögert sich früh nur um eindreiviertel Minuten, so daß der Vormittag länger ist als der Nachmittag. Der Mond steht nun fast die ganze Nacht am Himmel und beginnt Mitte des Monats bereits kurz vor Sonnenuntergang seine Wanderung. Linden und Roßkastanien werden immer kah ler, Ahorn und Birken beginnen zu glühen und ihr Blatt gold zu zeigen. Unsere Zugvögel haben uns meist ver lassen; Rothkelchen und verwandte Arten ziehen noch Nachts atz. Meisen, Ammern, Braunellen, Goldhähnchen, Zaunkönige, Haubenl-rchen, Hänflinge, Misteldrosseln und Wasserstarc sind unter den kleineren Vögeln als abgehärtete Winterlinge zu neunen. Andere gehen nur einen Strich südlicher oder suchen sich Winters dichtere Buschhölzer i nd mild r > Thal r. Tie Eichkätzchen kommen nach Früch ten bis in die Nähe der Stabt. Auch die rostfarbenkehlige H Rauchschwalbe, die bis vor kurzen: unsere Häuser umflog, ist nun südwärts geeilt. Da sie in einer einzigen Sekunde 40—50 Meter durcheilen kann (die Taube nur je nach den Arten 15—20 Meter), so ist die Schwalbe im Stande, in einem Tage von Deutschland bis Malta, ja bis Norbafrika zu gelangen. M eißcn, 16. October. Innerhalb eines Zeitraumes von 16 Jahre» zum zweiten Male wurde heute unserer Stadt die Ehre zu Theil, eine große Zahl Mitglieder des Sächsischen LaudcsobstbouvcreinS und des Deutsche» Pomolegcnvercins in ihren Mauer» begrüßen zu können. Ihre Ankunst auf dem e" Bahn Hofe erfolgte um 2 Uhr -15 Minuten. Zum Empfang § hatten sich sowohl die Mitglieder d-r Meißner Jestabordmmg, als auch zahl'eiche Mitglieder des Bezirksvbsrbauvercins Meißen eingesuuden, welche die Feslgäste unter dein Vorantritt der Stadt capelle nach dem Marktplatze geleiteten. Hier fand die festliche Begrüßung Katt. Vom Rathhause aus sprach Director Endler folgende Verse: Willkommen in Meißen, umkränzt von Reben, -i Allivo pulsirt ein gar fröhliches Leben; Willkommen Alle, Ihr Politologen, Die Ihr kamt ans verschiedenen Gauen gezogen; Willtommcn vor Allem Ihr, schöne Damen, Tie, zu zieren das Fest, mit nach Meißen kamen! Wir bictcn Euch nach alter deutscher Sitte Den Willkommentrunk auf unseres Marktes Mitte; Und ist's auch kein Johannesberger Wein '»! Und ist's auch keiner sonst von irgendwo am Rhein, So ist er doch auch nicht in Grüneberg gewachsen, Das Beste ist's, das wächst bei uns in Sachsen. Wir freue» uns, Euch heute hier zu sehen, Mög' lautrc Freude unser Fest durchwehen! Wir aber rufen aus: Hoch Deutschlands Pomvlogcn! Viel Segen wir aus Eurer Arbeit zogen. Die Pomologc» aus dem ganzen Deutschen Reich Sie leben hoch mit ihren Frauen zugleich!!! Von einer großen Zahl reizender junger Winzerinnen wurde nm- den Festgästen ein vom Verein für Hebung des Fremdenverkehr gestifteter, vorzüglich mundender Festtrunk credenzt. Die Fest . gäste nahmen den „guten Tropfen" — 9Oer Doniprvpstberg — bereitwilligst an und waren über den freundlichen Empfang Hock erfreut. Vom Markt aus zerstreuten sie sich dann noch vcr schiedenen Richtungen. Gegen 6 Uhr Abends versammelten sic die Festgäste gemeinsam mit den Meißnern in den festlich g- schmückten Räumen der „Geipelburg." — In einer nicht wieder zugebenden Weise hat ein hier wohnhaftes Ehepaar gegen d> übernommene Pflicht, für das leibliche und geistliche Wohl do ihnen anvertrauten zweieinhalb Jahre alten Ziehendes zu sorger. gesündigt. Das bedauernswerthe Kind wurde von den Herzlosti Zieheltern derart körperlich mißhandelt, daß der zarte Körper über und über mit blauen und braunen Flecken bedeckt war . Die Zieheltern werden sich dafür vor Gericht zu verantwortet haben. Das unschuldige Kind wurde in andere Pflege gegeben. Dresden, 16. October. Im Bureau des Herrn Rathsauctionators Canzler kamen heute Mittag 12 Uhr die zum Concurse der Vereinsbank zu Pirna gehörige-.', bedeutenden Außenstände zur öffentlichen Versteigerung Diese Außenstände betrugen insgesammt über eine halbe Million Mark und es waren unter denselben Einzelpostc: von 155000 M , 85000 M-, 80,000 M. rc. verzeichnet Als Hauptbetheiligter bei diesen Außenständen ist Her. Höhne, früher Aufsichtsrathr-mitglied der verkrachten Pir naer Bereinsbank, zu nennen. Zur Versteigerung hatten sich 15 Personen cingefunden, von denen nur zwei als Bieter auftraten. Die gesammten, also über eine halbe ; Million betragenden Außenstände wurden Herrn Peschel »lesaerD Tageblatt ««d Anzeiger (Eldetlatt M Alykizn). Lelegramm-Adresse: ß!^ I Ferusprechstele »Tageblatt", Riesa. Nr. 20. der Königl. Aintshauptmannschast Großenhain, des KSnigl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa.