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iesaerß Tageblatt «nd Anzeiger (Wrblitt mü Aykign). relrgramm-Ldrrfl«: ßll DH »ernsprechstelle »Lag,blatt', «les» «r « der Königl. AmtShanptmannschaft Großenhain, des KSnigl. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Riesa. LSI. Freiing. 10. November 1899, Abends. 52. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Ta, Abend» mit Ausnahme der Sonn» und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Mesa ''^o Strehla oder durch unser« Träger stet tu» Hau» 1 L^art SV Pfg., bet Abholung am Schalter der Baiser!. Postanstalten 1 Marl 25 Pfg., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mark SV Pf. «n^tgr»A>«ah»i für di« Rununer de« «urgabetngi» bi» vormittag V Uhr ohne Bewahr. Druck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Beschäst»stell«: Bastanienstraße SS. — Für di« Reaktion veranttoortllch: Hermann Schmidt in Riesa. Bekanntmachung, Sonntagsruhe im Kürschnereigewerbe betreffend. Der BundeSrath hat beschlossen, daß der Betrieb in Kürschnereien an 6 lstatt 4) Sonn oder Festtagen im Jahre bis 12 Uhr Mittags gestattet ist (Reichs-Gesetz.Blatt 1898 Seite 1188). Diese freigegebenen Sonn- und Festtage haben wir für den hiesigen Stadtbezirk aus die letzten 6 Sonntage vor dem Weihnachtsfest festgesetzt. Die Arbeiter dürfen jedoch an diesen Sonntag« am Besuche deS sonntäglichen Gottesdienstes nicht gehindert werden, auch ist ihnen au Stelle des Sonntages eine 24 stündige Ruhezeit an einem Wochentage zu gewähren. Riesa, den 10. November 1899. Der Rath der Stadt Boeters. Sch. <. vertliches und Sächsisches Riesa, 10. November 1899. — Aus dein uns heute zugegangenen Außerordentlichen Staatshaushalts-Etat für 1900/01 ersehen wir zu unserer und » gewiß aller Riesaer Freude, daß für Arealerwerbung für einLandgerichtsgebäudeinit Gefängniß inRiesa und erste Baurate für den Neubau 800000 Mark einge stellt sind. Begründung ist noch nicht beigegeben, vielmehr Vor behalten. Für Arealerwerbung zum Neubau eines Landgerichts und Amtsgerichtsgebäudes mit Gesangcnanstalt in Dresden und erste Baurate für den Neubau sind 1500000 Mark ausge worfen. Es bestätigt sich also die frühere Meldung, daß der Neubau eine) Landgerichtsgebäudes sowohl in Riesa als auch in Dresden geplant ist. — In der ani Dienstag Abend unter Anwesenheit von 14 Mitgliedern des Kollegiums abgehaltencn öffentlichen Stadtverordnetensitzung, der als Rathsdeputirter Herr Bürgermeister Boeters anwohute, gelangten unter Leitung des Vorsitzenden des Kollegiums, Herrn Rendant Thost, folgende nach der Tagesordnung festgelegte Gegenstände zur Berathung und resp. Beschlußfassung: 1. Die Actien - Gesellschaft für elektrische Anlagen und Bahnen in Dresden hat in einem an den Rath gerichteten ein gehenden Schreiben v. 9. Sept. d. I. diesem die Festsetzung der Anlagesummc für das von ihr in Riesa errichtete Elektricitätswerk auf 399275 Mk. bestätigt, bezüglich Erhöhung dieser Anlagesumme aber durch Erweiterungen rc. der Anlage, sowie der Höhe derin den ver schiedenen laufenden Zwischenzeiten zu erfolgenden Werthfesisetzungen des Werkes eine Aenderung der §8 15 und 16 des mit dem Rathe unterm 14./29. Juni 1897 abgeschlossenen Vertrages be antragt. In einem weiteren Schreiben hat die Actien-Gesellschast dem Rathe von dem Entschlüsse Mitthcilung gemacht, daß sie be- ) absichtige, am Schlüsse des Jahres eine Betriebs-Gesellschaft zu Korunden, welche ihre sämmtlichen Elektrizitätswerke, darunter auch «as Riesaer, käuflich übernehmen soll und zwar zum Buchwerth -s- 15 °/o und gemäß 8 15 des erwähnten Vertrages die An frage gestellt, ob die Stadt Riesa von ihrem Vorkaufsrechte Ge brauch machen und das Werk zu den Bedingungen des genannten 8 käuflich erwerben wolle. Bezüglich der Erhöhung der Anlage summe ist der Rath unterm 25. September zu dem Beschlüsse gekommen, dem Absatz 3 des 8 15 des Vertrages dem Ersuchen der Actien-Gesellschast entsprechend anzufügen: „Werden Neu anlagen seitens der Gesellschaft ausgrführt, welche sich nicht als Reparatur oder Erneuerung der bestehenden Anlagen, sondern als Erweiterung derselben darstellen, so wird durch deren von der Stadt zu genehmigenden Anschaffungswerth der Buchwerth der Gesammtanlage entsprechend erhöht.- Dagegen hat der Rath weiter unterm 9. Oktober cr. beschlossen: .Ten Ankauf des Werkes z. Zt. abzulehnen- und weiter: „Bon dem in dem Ver trage festgesetzten Abschreibungsmodus" nicht abzugehen. Ein vom Stadtverordneten Starke zu dem erstbezeichnet« Raths- beschlusse gestellter Vertagungsantrag wurde einstimmig abgelehnt. Nach nur kurzer Debatte finden sämmtliche drei Rathsbeschlüfse einstimmig Annahme. 2. Ein zwischen der Königl. Garnisonverwaltnng zu Riesa und dem Rathe in Vertretung der Sradtgemeinde Riesa ab geschlossener Vertrag, nach welchem letztere verpflichtet ist, die Kaserne des Königl. 2. Pionier-Bataillons mit Leitungswasser zu versorgen gegen Zahlung einer Gebühr von 10 Pfg. pro odm, nach den Bestimmungen der Wasserwcrksordnung ohne Rabatt gewähr wird einstimmig genehmigt und der Herr Vorsitzende zur Mitvollziehung desselben ermächtigt. Die Zuleitung erfolgt durch eiserne Röhren, die bis zur Grenze des fiskalischen Areals von der Stadt-Gemeinde und in Kaserncuurc.il selbst von dem Mili- tärfiscus cinschl. des Wassermessers zu tragen sind. 3. Nachdem Herr Baumeister Schneider sür das am Kaiser .Wilhelm-Platz, der Augusta- und BiSmarckstraße gelegene städtische Unreal von 1390 qm dem Rathe einen Kaufpreis von 10 Mk. t pro qm----ca. 14000 Mk. ofserirt halte, war infolge bezüglicher Beschlüsse beider städtischer Kollegien eine Bekanntmachung er lassen, in welcher zur Abgabe weiterer Kaufsgebote aujgefvrdert worden war. Hierauf sind nur zwei weitere Gebote eingegangen und zwar hat Herr Böttchermeister Harzbecker einen Kaufpreis von 11 Mk. — 15290 Mk. offerirt, während Herr Baumeister A. Zäncker sür die am Kaiser Wilhem-Platz und der Augusta straße gelegene 460 qm große Eckbaustelle einen Kaufpreis von 12 Mk. 50 Pfg. pro qm ---- 5750 Mk. und für das übrige 930 qm betragende Areal einen solchen von 10 Mk. 50 Pfg. pro qm ----- 9765 Mk., zusammen also 15515 Mk. offerirt hat. Ein vom Rathe hierauf zum Zwecke der Vermittlung einer Einigung unter den drei Bewerbern anberaumter Termin hatte einen Erfolg um deshalb nicht gehabt, als der eine der Herren Bieter nicht erschienen war. Der Rath hat nunmehr nach dem Vorschläge des Bauausschusses beschlossen, Herrn Baumeister A. Zäncker das gesammte Areal zu dem von ihm offerirten Preise käuflich zu überlassen unter der Bedingung, daß die am Kaiser Wilhelm-Platz gelegene Eckbaustelle innerhalb zweier Jahre be baut wird. Kollegium tritt diesem Rathsbeschlüfse einstimmig bei. 4. Von einer Mittheilung des Rathes über eine am 19. October cr. vom Finanzausschüsse vorgenommene Revision der Stadthauptkasse und der Stadtsteuereinnahme, bei der nicht die geringsten Erinnerungen zu ziehen gewesen, nimmt Kollegium mit Befriedigung Kenntniß. 5. Als Wahlgehilfen für die bevorstehende Stadtverordnetm- Ergänzungswahl werden per Acclamation gewählt die Herren Starke, Richter und Koschel. 6. Zur Herstellung des Fußwegs vor dem neuen Amtsge richtsgebäude in einer Länge von 63,5 m und einer Breite von 1,90 m macht sich nach einem Anschläge des Stadtbauamtes ein Kostenaufwand von 850 Mark erforderlich, wovon 700 Mark auf den Staatsfiskus entfallen und für diesen zu verlegen sind, während der Restbetrag von 150 Mark aus städtischen Mitteln beizutragen ist. Der Rath hat beschlossen, die Kosten in den Haushaltplan für das Jahr 1900 bei Conto 35 einzustellen und ersucht Kollegium um Zustimmung. Dieselbe erfolgt einstimmig. (Vors. Thost enthielt sich hierbei der Abstimmung.) 7. Auf Grund eines eingehenden Berichtes des Herrn Bür germeisters Boeters über den herrschenden Mangel an Schreib kräften in der Rathskanzlei, der Stadtkassenexpedition und dem Meldeamte hat der Rath beschlossen u, den Rathskopisten Hof- Mann unter Belastung in seiner Stellung in Klasse 7 Stufe 1--- 700 Mark Gehalt zu versetzen, d, vom 1. Januar 1900 ab drei neue Kopistenstellen in Klasse 8 Stufe 1 zu errichten und o, 500 Mark zur Besoldung der Hilfskopisten an Stelle der bisherigen 150 Mark jährlich zu verwilligen. Kollegium erklärt einstimmig seine Zustimmung zu diesem Rathsbeschlusie. 8. Die Rathsbeschlüfse, nachfolgende Abgabenrestanten ») den Musiker Dahlenburg, b) den Eisenwerksarbeiter Ludwig Siede, o) die verehel. Arbeiterin Kasprczack geb. Paul (in Ge meinschaft mit ihrem einer gleichen Bestimmung unterliegenden Ehemanne, ä) dem erst vor Kurzem aus dieser Lage befreiten Malergehilfen Maximilian Keyser aufs Neue unter das Restanten regulativ zu stellen, wurden einstimmig genehmigt. 9. Von einem Dankschreiben der Expedienten Lorenz, Mohr, Kretzschmann und Kresse für die ihnen gewährte Pensionsberech tigung bezw. Einrückung in eine höhere Gehaltsklaste nimmt Kollegium Kenntniß, desgl. von einem Dankschreiben des Kirchen vorstandes für die bisherige Ueberlastung des RathhauSsaales zu seinen Sitzungen. 10. Stadtv. Träger bemängelt aufs Neue die Beschaffen heit des Leitungswassers, wie sich dasselbe besonders am Re formationsfeste auf eine Zeit von 4—5 Stunden in seiner trüben Färbung gezeigt. Bürgermeister Boeters begründet diesen Fall mit der in diesen Tagen vorgenommenen Spülung des Rohrnetzes. Stadtv. Richter bemerkt hierzu, in Dresden und Chemnitz herrsch ten die gleichen Kalamitäten, es laste sich das jetzt eben nicht ändern. Bürgermeister Boeters bemerkt weiter, die chemischen Untersuchungen des Wassers seien nunmehr so weit beendet, das Wasser sei amoniaksrei, eS enthalte aber Spuren von Eisen und hierauf werde es jetzt noch vom Chemischen Institut in Leipzig untersucht. Nach Abschluß der Untersuchung werde dem Rathe ein Gutachten zugehen. Eine baktcorologische Untersuchung werde alsdann noch an Ort und Stelle vorgenommen werden. Stadtv. Pietschmann: Das Wasser sei von Anfang an lehmig gewesen, jedenfalls wäre es bester gewesen, daS Wasserwerk wäre an an derer Stelle erbaut worden. DaS Reinigen der Wasseruhren anlangend, so müsse dies auf städtische Kosten geschehen, wie käme denn der Hauswirth dazu, den Lehm aus der Uhr entfernen zu lassen? Stadw. Schneider pflichtet dem bei. Stadtv. Starke meint, gegen die Kalamität sei jetzt nichts zu machen, aber es möchte doch für rechtzeitige Benachrichtigung der Anwohnenden vor der Vornahme der Spülung der Leitung Sorge getragen werden, damit die Consumenten sich darnach richten und event ihren voraussichtlichen Bedarf an Wasser rechtzeitig decken können. Herr Stadtv. Richter versprach als Mitglied des Wasserwerks ausschusses letzterem Bericht zu erstatten. — Gestern Abend gab die Kapelle unseres 22. Pionier- Batl. im Wettiner Hofe ihr erstes Abonnement-Konzert, das sich eines recht stattlichen Besuches zu erfreuen hatte. Die Ka pelle gab sprechende Beweise für den rastlosen Fleiß, den sie seit ihrem Antrittskonzert aufgewendet, um wirklich künstlerische Leistungen darbieten zu können. Herr Stabshornist Himmler hatte auch diesmal sein prächtig gewähltes Programm fein herauS- gearbeitet und erntete allseitigen Beifall. Dem nachfolgenden solennen Ball ward zahlreich zugesprochen. — In dem Außerordentlichen Staatshaushalts-Etat für 1900/01 sind auch eingestellt für Erweiterung des HafenS in Riesa (Gröba) einschließlich Gleisherstellungen und Straßmver- legung (zweite und letzte Rate) 1252 000 Mark. Die Erläu terungen bez. Begründung hierzu besagt: Im außerordentlich« Etat der Finanzperiode 1898/99 ist unter Tit. 54 der Betrag von 1 731 000 M. als erste Rate für die nebenbezeichneten Her stellungen eingestellt und ständischerseits bewilligt worden. Die Gesammtkosten dieser Anlage sind am Schluffe der dem Titel 54 beigegebenen Erläuterungen zu 2 706 100 M. beziffert Word«. Dieser Betrag hat sich, nachdem der Arealerwerb zum größt« Theile erfolgt und der generelle Entwurf eingehend durchgear beitet worden ist, nicht als vollständig ausreichend erwies« und erreicht nach dem vorliegenden „überrechneten allgemeinen Kostm anschlage" die Höhe von 2 983 000 M., d. i. 276 900 M mehr als vordem, sodaß als zweite und letzte Rate die Summe von 1252 000 M. einzustellen war. Die Mehrforderung von 276 090 M. findet ihre Begründung vor allem in einem Mehr aufwande von rund 150 000 M. für Arealerwerb. Derselbe wurde, abgesehen davon, daß in einigen Fällen höhere Entschä digungen als veranschlagt zugebilligt werden mußten, zumeist dadurch hervorgerufen, daß da, wo von vorn herein nur theil- weiser Erwerb von Grundstücken vorgesehen war, theils im Hin blick auf die bei späteren Hafenerweiterungen zu erwartende er neute Inanspruchnahme derselben, theils zur Vermeidung von Zahlung hoher Beträge für Minderwerth der Restgrundstücke und Störung des Geschäftsbetriebes in denselben der Ankauf der ge sammten Anwesen gerathen erschien. Endlich sind westlich des Weidaer Kommunikationsweges längs der Leipzig — DreSdue, Eisenbahn Flächen zum Aussatz von Bodenmassen auS dem Hafen erworben worden, auf welchen bei späteren Erweiterung« Ver bindung-- und Rangirgleise anzulegen sein werden. Für diese würden später besondere Dammschüttungen erforderlich werd«, während sie jetzt unter Verwendung jener Aussatzmassen billig beschafft werden können. Gegenüber dem früheren Anschläge find mehr in den Besitz des FiskuS übergegangen: 1500 Ar Feld-, Wiesen- und Gartenland, 3 Häuser mit Zubehör an Nebengebäuden, Hofraum, Gärt« rc., 1 Mühlengrundstück, 1 Brauerei u. a. m., sodaß nach Abschluß deS Grunderwerbes i« Staatsbesitz gelangt sein werden: 3900 Ar Land, 2 Mühlengrundstücke, 1 Brauerei und 8 ländliche Hausgrundstücke nebst Zubehör. Außerdem erschien es zur Vermeidung der bei späterem Weiter- auSbau des Häsens nur unter Störung des Hasenbetriebes und unter kostspieliger Wasserhaltung ausführbaren Herstellung der