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Riesaer D Tageblatt ««. Jahr«. Dienstag, 23. September 1913, abends. Da» Riesaer Tageblatt erschriat jede« Tag abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtag,. ViertelMrlichcr Bezugspreis bei Abholung 1 Mart SS Psg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Marl 65 Psg., durch den Briejträger srei inS HauS 2 Mark 7 Pf, Nummer des Ausgabetages bis " -- ....... «nd Auxrigrr (LlbedlM mrd LuMger). Amtsötatt für die Kvnlgl. AmtShauptrnannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Rat der Gtadt Mesa, sowie den Gemeinderat GröVa. I in der Expedition in Mesa 1 Mark 50 Psg., durch unsere TrSger frei in» Hau» . , . . . . .fg. Auch MonatSaboimementS werden angenommen. Auzeigen-Simahme für di« . Ausgabetage» bis vormittag S Uhr ohne Gewähr. Preis sür die kleingespaltene 43 mm breite AorpuSzeile 18 Psg. (Lokalprel» 12 Psg.) Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Rotationsdruck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethe st raße SS. — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Hähne! in Riesa. Straßensperrung an der Oschatzer Straße. Bei Gelegenheit der Sperrung der Oschatzer Straße zwischen der Klötzerstraße und der Moltkestraße wegen Neubeschotterung bi» zum 27. September diese» Jahre» weisen wir besonder» darauf hin, daß die vorhandenen Ftttztvege nur von Fußgängern benutzt werden dürfen. Alle» Fahren, insbesondere auch mit Fahrrädern, und Reiten auf den Fußwegen wird nach der Straßenpolizeiordnung bestraft. Der Rat -er Stadt Riesa, am 23. September 1913. Eingegangen sind solgende Gesetze, Beiordnungen und Bekanntmachungen, die in der Rat»kanzlei eingesehen werden können: Gemeindesteuergesetz vom 11. Juli 1913. Kirchensteuergesetz vom 11. Juli 1913. Schulsteuergesetz vom 11. Juli 1913. Kirchengesetz, den Haushalt der eoangelisch-luthe- rischen Kirchgemeinden betreffend; vom 10. Juli 1913. Gesetz, da» Kirchengesetz über den Haushalt der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinden betreffend; vom 11. Juli 1913. Ver ordnung zur Einführung de» KirchensttuergesetzeS vom 11. Juli 1913 in der Oberlausitz; vom 12. Juli 1913. Bekanntmachung wegen Einführung de» Kirchengesetze», den Haus halt der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinden betreffend, vom 10. Juli 1913 in der Oberlausitz; vom 11. Juli 1913. Bekanntmachung deS Wortlaut» der Landgemeinde, ordnung; vom 11. Juli 1913. Verordnung über Herstellung, Aufbewahrung und Ver wendung von Azetylen sowie über Lagerung von Kalziumkarbid (Azetylen-Verordnung); vom 22. Juli 1913. Verordnung über die Versorgung bewohnter Elbfahrzeuge mit Trink- wasser; vom 25. Juli 1913. Verordnung zur Ausführung der „Eichordnung sür die Binnenschiffahrt auf der Elbe"; vom 9. August 1913. Bekanntmachung, betreffend die Eichordnung sür die Binnenschiffahrt auf der Eibe; vom 15. Juli 1913. Verordnung, die Verleihung de« Tntekgnung»recht» zum Bau einer vollspurigen Nebenbahn von Kupfer- hammer-Grünthal nach Deutschneudorf betreffend; vom 13. August 1913. Verordnung über das Lohndtenstalter der Arbeiter im StaatSoerwaltungSdienste; vom 14. August 1S13. Bekanntmachung wegen Aenderung der Ordnung für die theologischen Kandidatenprüfungen in Leipzig; vom 18. August 1913. Bekanntmachung, den zwischen Preußen und Sachsen zweck» Herstellung einer Verbindungsbahn vom Haltepunkte Techwitz der Eisenbahnlinie Altenburg—Zeitz nach dem neuen GemeinschastSbahnhof« Zeitz zu dem Vertrage zwischen Preußen, Sachsen und Sachsen-Altenburg vom 12. November 1895, betreffend die staat». rechtlichen Verhältnisse der Altenburg—Zeitzer Eisenbahn, abgeschlossenen Zusatzvertrag betreffend; vom 18. August 1913. Verordnung wegen Ergänzung der Ausführungsver ordnung zum Biehseuchenübereinkommen zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich- Ungarn vom 26. Februar 1906; vom 18. August 1913. Verordnung, betreffend die An stellungsgrundsätze; vom 28. August 1913. Kirchengesetz über Kirchgemeindeoerbände; vom 10. Juli 1913. Verordnung, die staatliche Genehmigung deS Kirchengesetzes über Kirch- gemetndeverbände betreffend; vom 27. August 1913. Verordnung zu weiterer Ausführung de» Gesetze« vom 20. Mai 1867, da» Befugnis zur Aufnahme von Protokollen und zu Beglaubigungen bet Justiz- und Verwaltungsbehörden betreffend; vom 25. August 1913. Rat -er Sta-t Riesa, am 23. September 1913. Gßm. Die beiden massiven Schuppen (Scheunen) in der Nähe deS Anschlußgleise» auf dem Tr. P. Zeithain, werden am 25. September 1913, vormittags 19 Uhr in 2 Losen auf Abbruch verkauft. Die vor Abgabe der Angebote einzusehenden Bedingungen liegen im Geschäftszimmer Nr. 19 der Garnisonoerwaltung au». Königliche Garnisouverwaltuug Tr. P. Zeithain. Oertliches und sächsisches. Riesa, den 23. September 1913. —* Eine stattliche Anzahl Gäste hatte sich gestern abend im Saale deS Eo. JünglingSveretnS eingefunden, um den MissionSvortrag der Frau Missionar Oldewage zu hören. Nach einer kurzen, in herzlichen Worten gehaltenen Begrüßungsansprache deS Herrn Pastor Römer ergriff Frau Oldewage das Wort, indem sie zu nächst in etwa etnstündigem Vortrage über ihre Erlebnisse draußen auf den fernen Misstonsstationen berichtete. Sie begann mit einem dankbaren Rückblick auf die Zeit, da sie hier in Riesa als Lehrerin tätig war. Dann führte sie ihre Hörer in schlichter, aber eindringlicher Rede hinaus ausS Feld der Mission. ES war ihre Absicht, Teilnahme und Liebe sür daS schwarze Volk zu wecken. Das ist ihr sicher gelungen. Sie berichtete zunächst über die Reise ins Innere Afrikas mit ihren vielen Beschwerden und Gefahren. Dann entwarf sie ein anschauliche« Bild ihrer Tätigkeit. Wir finden sie zuerst am Kilimandscharo, in einer fruchtbaren, großartigen Gegend, wo sie zunächst den Dienst der Kranken pflegerin zu leisten hatte. Gerade diese Arbeit zeigte ihr so recht das Bild der Schwarzen: ihr unbesorgtes, fried fertige» Wesen gegenüber den Weißen, sobald sie deren Hilfe merkten, ihr Mißtrauen wegen der vielen Dinge, die sie nicht verstanden und darum als Werk der Geister an- sahen. Der Geisterglaube ist ja überhaupt eine Quelle deS UebelS für die Schwarzen: Geister der Verstorbenen sollen di« Krankheiten heroorbringen, darum suchen die „Zauber doktoren" sie zu bannen. Der Umstand, daß durch deren törichte» Beginnen nur geschadet, nicht aber geholfen wird, führt sie zu den Missionaren: sie begehren zunächst leib liche Hilfe. Dann spüren sie aber bald, daß der Missionar ihnen noch mehr zu bringen habe. Die Vortragende gibt ein anschauliches Bild des leiblichen Elends der Schwarzen. Sie find eben keineswegs „glücklich in ihrem Naturzustand", wie man ost Leute reden hört, sondern haben unter schreck lichen Krankheiten zu leiden, besonder» unter Wunden, so wie den furchtbaren Wirkungen de» Sandflohs. Nach dieser düsteren Arbeit erwartete die Vortragende ein sonnigeres Leben: die Arbeit an den Kindern, die sehr zutraulich sind zu der weißen Frau und besonder» große» Interesse für Deutschland bekunden, unter dem sie sich eine Art Wunder land denken. Weiler berichtet die Vortragende von den Nöten und Gorgen der Hausfrau drüben im Lande der Unkultur und erzählt voll Humor von den ersten Versuchen de» BrotbackenS. Viele» muß sich die Hausfrau eben selbst erfinden, aber da» macht gerade die Arbeit froh und an- genehm. Die weitere Tätigkeit der Vortragenden spielte sich im viel einfacheren und ärmeren Raregebirge ab, wo im Gegensatz zum Gebiet de» Kilimandscharo «ine noch junge MisstonSstatton bestand und darum die Arbeit den noch heidnischen Schwarzen galt. Hier konnte die Vor- tragende daS ganze Elend de» Heidentum» sehen, wo schon im Antlitz «in Leben beständiger Furcht, im Schmutz deS Leibe» zugleich der Schmutz der Seel« zu spüren war. Dort sand sie, mitten drin in der Heidenwelt, die rechten. fördernden Stunden völliger Einsamkeit, in der der Mensch die Gottheit unmittelbar fühlen lernt. Zuletzt arbeitete die Vortragende in Schipatini, wo sie daS Werden einer Misstonsstation miterlebte, vom einfachen StrohhauS bis zum Bau festerer Wohnhäuser. Dabet werden die Schwarzen zunächst als Arbeiter gebraucht, sie lernen aber bald Zutrauen zu dem Missionar und werden so empfänglich für höhere Einflüsse, bis sie ihm schließlich sogar ihre Geelennöte offenbaren. Die Vortragende schloß mit der Schilderung des wehmütigen Abschieds von den schwarzen Freunden und fügte daran den Wunsch, daß die Christen in der Heimat Mitleid und Liebe gegenüber den armen Heiden lernen möchten. Hierauf führte eine große Anzahl herrlicher, klarer Lichtbilder die Anwesenden mitten hinein in da» Leben und in die Arbeit auf dem Missions felde. Reicher Beifall lohnte die interessanten Ausführungen, und Herr Pastor Römer sprach der Vortragenden noch be sonders den Dank der Anwesenden aus. Eine Geld sammlung brachte das schöne Ergebnis von 69 Mark. — Ein bei ruhigem Wetter und normalem Wasser stand auf der Elbe sehr selten vorkommender Unfall, ein Dampferzusammenstoß, hat sich Sonntag mittag zwischen Mühlberg und Lößnig ereignet. Der Zusammen stoß erfolgte zwischen dem kurz vor 1 Uhr in Mühlberg erwarteten Personendampfer und einem bergwärts mit einem Schleppzuge fahrenden Raddampfer. Glücklicherweise blieben die beiderseitigen Maschinenräume und Radkasten unberührt; der angerichtete Materialschaden bezog sich auf die Außenseiten und beim Personendampfer auf Wirtschaft» gegenstände im unteren Raume. Infolge deS heftigen An prall» wurden einige Personen zu Boden geschleudert. — Der Dampsbagger „Simson", der in diesem Jahre fast sechs Monate dem Deckwerksbau bei Dröschkau durch Bagger, arbeiten bet Altbelgern gedient hat, hat diese Tätigkeit dort eingestellt und liegt seit Sonnabend an der Hafen- mündung in Mühlberg. Er hat die Aufgabe, in den nächsten Wochen den Hafen auSzubaggern. —* Als eine Seltenheit wurde un» heute eine Kartoffel (Sorte „Imperator") überbracht, die das an sehnliche Gewicht von 750 Gramm hat. Sie ist auf einem Felde in Langenberg geerntet. — Zu dem auch vom Riesaer Tageblatt veröffent lichten Ergebnis der Erhebungen, welche die Handels kammer Dresden über den Umfang unddteArtder durch das Kaisermanöver 1912 verursach ten Störungen des Güterverkehrs veran staltet hat, werden in den Tresdn. Nachr. längere Ausführungen gemacht, die zur weiteren Klärung des Sachverhalts beitragen sollen. Es heißt da u. a., daß den Abtransport des weitaus größten Teils der Trup pen die sächsische Staatsbahn zu übernehmen hatte. Sie hatte in 125 Militärzügen rund 69000 Offiziere und Mannschaften, 13000 Pferde, 1050 Fahrzeuge und 536 000 Kilogramm Militärgut zu befördern, und außer dem 122 Leerzüge zu fahren. Liese schwierige Aufgabe hat sie ohne jede Störung bewältigt, und es sind die außerordentlichen Leistungen der Verwaltung und ihrer Angestellten von berufener Stelle anerkannt worden. Wenn dieser gewaltige Andrang auch vorauszusehen war und man sich mit Aufbietung aller Kräfte be mühte, seiner Herr zu werden, so waren doch Stau ungen auf einigen sür den Güterverkehr wichtigen Bahnhöfen nicht zu verhindern. Verschärft wurden diese Verhältnisse durch Stockungen des Güterverkehrs in be nachbarten Bezirken, die auf das sächsische Netz zurück wirkten. In besonders ungünstiger Lage befand sich der Bahnhof Riesa, an den nicht nur der Umschlagsverkehr, sondern auch der starke Uebergangsverkehr mit den in Elsterwerda anschließenden preußischen Linien die größ ten Anforderungen stellten. Hier nahmen die Stockungen einen solchen Umfang an, daß sie trotz aller Anstren gungen erst nach einigen Wochen behoben werden konn ten. Hier sei eingeschaltet, daß eine erneute Erweite rung dieses Bahnhofes bald durchgesührt werden wird. Eine unvermeidliche Begleiterscheinung dieser und der außerhalb Sachsens eingetretenen Verkehrsstockungen und des durch sie verlangsamten Umlaufs der Wagen war ein Mangel an Wagen, der zum Teil auch schon durch die starke Beanspruchung des Güterwagenparkes für die Militärtransporte herbeigeführt worden war. Wenn auch dieser Wagenmangel nicht entfernt den Umfang ange nommen hat, wie der Handelskammer Dresden berich tet worden ist, die davon spricht, daß oft nur ein Drittel der angeforderten Wagen oder weniger gestellt worden sei, und wenn auch bekanntermaßen bei Wagen mangel die Bestellungen über den wiMichen Bedarf erheblich hinauszugehen pflegen, so soll doch nicht bestritten werden, daß der Mangel empfind lich war. Er beschränkte sich nicht auf das sächsische Netz und war in erster Linie nicht sowohl auf Un zulänglichkeit des Wagenparks, als vielmehr auf die geschilderten Verkehrsstockungen zurückzuführen. Die in dem Deutschen Staatsbahnwagenverband zusammenge schlossenen deutschen Staatsbahnverwaltungen lassen eS indessen an einer stetigen Vermehrung des Güterwagen parkes nicht fehlen, beispielsweise berrägt im Jahre 1913 die Vermehrung der Wagenzahl 7 Prozent, und dies bedeutet für Deutschland die Neubeschaffung von nicht weniger als rund 40000 Güterwagen für den Be trag von etwa 120 Millionen Mark. Dabei wächst der Fassungsraum in noch stärkerem Verhältnis, weil bei Neubeschaffungen Wagen unter 15 Tonnen Ladegewicht überhaupt nicht mehr gebaut und Lei dem jährlichen Ersatz alter Wagen anstatt der 10- und 12i/z-Tonnen- Wagen ebenfalls nur Wagen mit mindestens 15 Tonnen Ladegewicht angcschafst werden. Im übrigen muß immer wieder betont werden, daß die Eiscnbahnverwaltungen bei wirtschaftlicher BetriebSsührung nicht öine solche Wagenzahl vorrätig halten können, wie sie erforderlich wäre, um in den verhältnismäßig kurzen Zeiten stärk sten Verkehrs, z. B. während der Herbstmonate, allen Anforderungen sofort zu entsprechen. ES würde sonst ein großes Kapital während des größten Teiles des Jahres ungenutzt bleiben. Auch die Privatindustrie kann bei besonders starker Beschäftigung nicht immer alle