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skr. 1QS L8. Iahrg. Freitag, veu 9. Mai Ivlv abends ^'2/ ><«» X. B»»»»«»r«1»i «de X mU Mustr. Beilage dterteliährlt« ' " uni gang Deuiich- k, vefterret» gn Drrgden Sau» ».»0 F »» 0 vieaelMrlUd B.S8 Ja »en und aan, Deutichland frei Hau» ^ in o^tmri« L.S» ic. »tn,el.»tumwn »v 4. > «üa«»« »oll»^inma erichetni «ochentagen naödmmag». an allen Veschäftsstclle und Red« Kresden-A. 16, HolbeiuftBatzrVü Fernsprecher 21 »6« Postscheckkonto Leipzig -1». r Slnzrigeu, Annahme vonGcschäilsanzeigen bi» 10U>», von Namtltciianzeigen bl« 1t Uhr »um». Preis MrdieMlt LvaUzeile »« t.tmUeila. meteU t Familien - Anzeigen SÜ» g. Für >mi>e,itlich geschriebene, lowie lunch A»»»- sprscher aukiegebene AnzelgentS,»«» »«Wie »eraiuivorllichkcli si»r die RlchligleUde» X«gtz»» nicht llbernehinen. Sprechstunde der R It-I» llhr ^ Einzige katholische Tageszeitung in SiWeck Organ der Zentrumsparret. Ausgabe ä mU illustrierter Uuterhaltuugrbeilage und relig. WocheubeUage Feiembeub. Ausgabe v mrr «it der Wocheubettag^ W» »b'W Der Entwurf des Vorsriedensvertrages. »D Endlich Klarheit. Leit einem halben Jahre schwer ster Bedrängnisse äußerer und innerer Art hat man uns nun endlich den Friedensvertrag überreicht, der das Schick sal des dentsclM Volkes auf Jahre hinaus bestimmen soll. Alle Meldungen der feindlichen und neutralen Presse, die an ihrer Vertrauenswürdigkeit die ernstesten Zweifel be rechtigt! erscheinen ließen, haben sich beivMcheitet. Und dennoch wird nun ein Aufatmen durch Deutschland gehen, endlich Klarheit, endlich wissen wir, voran wir sind. Es hat keinen Zweck, trübsinnig darüber naclMdenken, wieviel von den berühmten 11 Punkten Wilsons noch in dem Frie- densvertrage enthalten sind, was aus all den sckzönen Phrasen von Völkerversöhnung, Selbstbestimmungsrecht iisw. geworden ist. Es >var eben alles nur Phrase. Die einzelnen Bestimmungen des Vertrages beweisen den vor läufigen Sieg der französischen und englischen Imperialisten über Wilsons Ideen. Allzu leicht scheint dieser Sieg nicht erkämpft worden zu sein. Ist es nicht unverständlich, daß man über ein halbes Jahr gebraucht hat, um all diese alten Forderungen, die ja eigentlich schon seit Jahren uns angedroht worden sind, zu Papier zu bringen. Eb Wäre aber wohl verfehlt, daraus den Schluß zu ziehen, unsere Unterhändler würden diese Unstimmigkeiten als Basis benutzen können, nur für uns annehmbare Forde- rungen, dnrchzusetzen. Man kann mit dem gleichen Recht behaupten, daß in dein Hinauszögcrn der Verhandlungen eine kluge Methode ans seiten unserer Gegner gebraucht wurde. Denn wer will leugnen, daß die unsichere außen politische Lage im Verein mit der Blockade das Chaos, in das die aus der militärischen Niederlage entstandene Nevolu- tion uns gestürzt hatte, immer mehr vergrößert hat und unsere moralische, wie wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit so gut wie vernichtet hat. Hoch erhobenen Hauptes soll heute das deutsche Volk die Friedensbedingnngen des Feindes entgegcnnehmen. Nach vier Jahren gigantischen Ringens ist eS der ganzen Welt gelungen, den Ring der Mittelmächte zu sprengen und zuletzt das Haupt dieses Bundes, Deutschland, tödlich zu treffen. Wir können stolz bekennen, daß wir besiegt sind und kalt den maßlosen Haß unserer Gegner als besondere Anerkennung unserer Kraft und Tüchtigkeit buchen und Mit einem Gefühle sittlicher Ueberlegenheit hinnehmen. Die Würde, mit der unsere Staatsmänner und unsere maßgebenden militärischen Führer den haßentstellten Wut ausbrüchen und Beschimpfungen der regierenden Minister der Entente und, ihrer .Heerführer stets begegnet sind, ist ein ewig unvergängliches Ruhmesblatt deutscher Geschichte. Von dieser kulturellen Höhe vermag uns kein Sieg des Herrn Clemertceau stürzen, wenn wir es nicht selbst tun. So ist denn auch heute die Entscheidung über unsere Größe in unsere Hand gegeben. Mögen unsere, durch die Revolu tion geborenen Führer den gestürzten Fürsten und ihren Ministern an Würde nicht nachstehen. Mögen sie sich be- mußt sein, daß sie unser höchstes Gut, unsere Ehre, rein und fleckenlos zu bewahren haben. So will es uns unmöglich mit der Ehre des deutschen Volkes vereinbar scheinen, daß über den Punkt der AuS- lieferung des Kaisers und unserer Staatsmänner wie mi litärischen Führer an ein Gericht unserer Feinde überhaupt üebtttiert wird. Hier gibt es für einen ehrliebeuden Deut schen nur «ne Antwort: Ein glattes Nein. Und in dieie-m Punkte meinen wir, hätte Graf Brockdorsf klarer und schär fer umrissen antworten können. Deutsches Volk, bewahre Deine Würde und Ehre, w möchten wir es laut und vernehmbar in der deutschen Presse heute schallen hören. Ehre verloren, alles verloren. Zu einer Stellungnahine zu den einzelnen Punkten scheinen wir uns nicht berufen. Wie sich die Diu ge «mb- wickeln werden, wird die Zukunft erweisen. Verhandlun- gen scheinen ja in Aussicht zu stehen. Erst dann, wen» sich aus den Verhandlungen ergeben lvird, wiewiet die Entente in der Lage ist, ibren Vernichtungswillen in die Tat um- zusetzen, erst dann wird der Moment gekommen sein, zu erwägen, ob wir die Verhandlungen abzubrechen Imben. Es liegt keinerlei Grund vor, schon heute den Mut sinken zu lassen und alles verloren zu geben. Andererseits er schiene es eine törichte Ueberhebung, der Regierung vom sicheren Hafen der Unverantwortlichkeit aus irgendwelch» Haltung anraten zu wollen. Unseres guten Rechtes bewußt, voll Verachtung für den würdelosen Haß unserer Gegner, wollen nur in stolzer Ruhe die nächste nEtwicklnng der Dinge abwarten. I>. >. >V. Aufruf an das deutsche Volk. Berlin, 8. Mai. Der Reichspräsident und die Neichs- regierung wenden sich mit folaendem Ausruf an das deutsche Volk: Der ehrliche Friedenswille unserer schwer duldenden V :o die erste Antwort in ungemein harten Waffeu- stillstandsbedingungen. DaS deutsche Volk hat die Waffen niedergelegt und alle Verpflichtungen dcs Waffenstillstandes, so schwer sie waren, ehrlich gehalten. Trotzdem setzen unsere Gegner sechs Monate lang den Krieg durch Ansrechterhaltung der Hungerblockade fort. Das deutsche Volk trug alle Lasten, pertrauend auf die durch die Rote vom 5. November von den Alliierten gegebene Zu sage, d. ß der Frieden ein Frieden des Rechtes auf der Grundlage der 14 Punkte Wilsons sein würde. Was uns statt dessen tu den Friedensbedingungen geboten wird, widerspricht der gegebenen Zusage, ist für das deutsche Volk unerträglich und auch bei Aufbietung aller Kräfte unerfüllbar. Gewalt ohne Maß u«b Gr»nzc soll dem deutschen Volke angetan werden. Au« solchem aufgezwungenen Frieden müßte neuer Haß zwischen den Völkern und im Verlause der Geschichte neues Morden er wachsen. Die Welt müßte jede Hoffnung aus einen die Völker befreienden und heilenden, den Frieden sichernden Völkerbund begraben. Zerstückeluikß und Zerreißung des deutschen Volkes, Auslieferung der deutschen Arbeiterschaft an den fremden Kapitalismus z« menschenunwürdiger Lohnsklaverei, bauernde Fesselung der jungen deutschen Republik durch den JmperiallSmus der Entente, ist oaA Ziel dieses Gemaltsrwdens. Die deutsche Volksregierung wird den Friedensoorschlag der Vergewaltigung mit dem Vorschlag des Friedens des Rechts aus der Grundlage eines dauernden Völkerfriedens beantworte«. Die tiefe Erregung, die alle deutschen Volkskreise ergriffen hat, legt Zeugnis dafür ab. daß die deutsche Regierung den geschlossenen Willen des Volkes zum Ausdruck bringt. Die deutsche Regierung wird olle Kräfte auspannen, um für daS deutsche *olk dieselbe natio nale Einheit und Unabhängigkeit und dieselbe Freiheit der Arbeit in Wirtschaft und Kultur zu erringen, welche die Alliierten allen Völkern Europas geben wollen, nur unserem Volke nicht. Unser Volk muß sich durch eigenes Handeln retten. Angesichts dieser Gefahr der Ver- ntchlung müssen das deutsche Volk und seine von ihm selbst- gewählte Regierung zusammrnsteht« ohne Unterschied der Parteien. Möge Deutschland sich zusainmeiischließen in dem einmütigen Wille», das deutsche Volkstum und die gewonnene Freiheit zu bewahren. Jede Gedanken der ganzen Männer der Nation gehören jetzt der Arbeit für die Erhaltung und Wiederausrichtung unseres deutschen Vaterlandes. Die Regierung ruft alte Volksgenossen auf, in diesem schweren Kampf mit ihr auszuharren im wechsel seitigen Vertrauen aus dem Wege der Pflicht und im Glauben an den Sieg der Vernunft und des Rechts. Der Reichspräsident Ebert. Die ReichSregierung: Echeidemann, Dernburg, Bauer, Bell. David, Erzberger, Gothein, Nvske, Preuß, Wifsell, Schmidt. An den deutsche« Oste«. Berlin, 8. Mai. Die Reichsregierung und die preußische Staatsregierung erlassen folgende Kundgebung an den deutschen Osten: Die Reichsregierung hat nach dem Bekanntgeben der FriedenSbedmgungMi zuin deutschen Volke gesprochen. Der Bevölkerung der östlichen Provinzen Preußens noch ein besonder es Wort Die Abtrennung Oberschlesiens vom Reiche, die Angliederung rein und überwiegend deutscher Gebiete Mittel- und Oberschlesiens. Posens, West- Preußens, Pommerns, di» Loslösung der alten Hansestadt Danzig, dieser Glanzstätte deut scher Kultur, vom Reiche, sind Eingriffe in das Selbst- destimmungsrecht der Bevölkerung dieser Gebiete, die durch deutsche Arbeit und deutsche Kultur das erwarben, U .S heute ihre Vorzüge bildet. Diese Eingriffe sind gänz ch unvereinbar mit den vom Präsidenten Wilson feierlich verkündeten Grundsätzen. Die für die südöstlichen Teile der Provinz Ostpreußen geforderte Abstimmung der Be völkerung kann diesen Gemalich'.rakler der Fordeennge-r, d'e mit dem Recht und der gegebenen Zusage unvevotnbai sind, nicht veriüllen. Die geforderte Abtretung des Nordoste,is per Provinz Ostpreußen un nicht nur einer Bevölkerung Gewalt an, die trotz der von anßen her heromgetragenen Propaganda durch und durch deutsch fühlt, sondern vervollständigt zugleich div wirlschuslUche Absperrung Deulschlands von den Ge bieten des großen russischen Volkes. Mit diesem im »in- gehinderten Güteraustausch zu bleiben, ist BoiauSsetzting für daS Gedeihen beider Völker. — Die Bevölkerung de: östlichen Provirzen Preußens soll überzeugt sein, daß dt« Regierung der Republik das Aeutzersjt: auf- bieten wird, um diese Gefahr abzuwehre«. Dazu ist jetzt mehr als je unbedingt nötig, daß das Vvlt netionale Disziplin hält und in Einheit und Ver trauen. im Glauben an die eigene Kraft und sckr gutes Recht, zusammensteht. Die ReichSregierung. Die Preußische S t a a t L r e g I e r un g. Landcötraner. Berlin, 8. Mai. Der Präsident des Reichs- Ministeriums hat an die Regierungen der Fpel- staaten folgendes Telegramm «lassen: In schwerer Not und sorgendelastet hat La-" deutsche Volk in den Monaten des Wassenstillstandes denArle- densbedingungen entgegengeharrt. Mst -ihrer- PefpIMt- gave ist bitterste Enttäuschung und unsägliche Trauer über da« ganze Volk-gekommen. DKssr-, GMHl aller Deutschen wird öffentlich Ausdruck ^zu gema 'ein. Aus Beschluß der Rekchsrogiening werden die lstegie, äugen der Freistaaten ersucht, zu veranlassen, daß .sbr die Dauer einer Woche alle öffentlich er; Lust barkeiten unterbleibe» und in Leu .2 Hontem nur solche Darstellungen zur Ausführung gelangen. die dem Ernste dieser schweren Zeit entsprechen. Der Fjriederrsausschutz. Eine Rede S ch c i d e m a n n S. Berlin, 8. Mai. lieber die Sitzung des Frydensuvs schusseS vom 8. Mai. nachmittags 5 Uhr, wird berichtet: Die Mitglieder des FncdenSanSschusseS ' find vollstcksrdlg er schienen, ebenso zahlreiche Mitglieder der Nation,choersaustN- lung. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung tstit einer kurzen Ansprache, in der er erklärt, dc: HZedrnsM- trag bedeutet eine Versklavung des der, tschau Volkes für ewige Zeiten. Der FriedensaussckM steht jetzt vor einer ungeheuer verantwortungsvollen Ausgabe. Ich erhoffe vom Friedensausschuß und der ganzen stiaiwitg!- versammlung eine Haltung, die nur darauf bedqcht Ist, der Würde des Vaterlandes und der Not des Volkes gerecht zu werden. Hieraus ergriff der M i n i st e r p r ä s 1 d e n t S ch e i'» c m a n n das Wort zu folgender Rede: Der heutige Tag, der uns endlich nach dem sechsmonatigen Martyrium heS Waffen stillstandes die Kenntnis der Hauptteile der..sr,tödlichen FrtedenSbcdingungen gebracht hat, bedeutet die tlcssje Schse des deutschen Niederganges, ja vielleicht noch nicht einmal. Ein Ja sowohl ein Nein kann uns noch tiefer, noch hoffnungsloser in die staatliche und nationale VMichtung Hinunterstoßen, und all die Nebenbsdingungen, die unüchts jetzt noch nicht übermittelt worden sind, die aber aus zahl reichen Nachträgen zu den ersten Depeschen sich schon aa» kündigen, werden das Wiederanfkommen durch lausend kleinere und größere Fesseln unmöglich machen. Wir stehen. am Grabe des deutschen Volkes, wenn oll das, was sich hier FriedenSbedingungen mailt, zur vertraglichen Tatsache wird. Ich kann Ihnen schpn: angesichts der noch nicht vollständigen Vermittlung der Be- dingr ngen keine restlose Darlegung von der Stellungnahme der.Regierung geben. Aber was ich tun kann und will, ist zu vergleichen: Die Grundlagen, auf denen wir den. Waffenstillstand abgeschlossen haben, die von beiden 'Leiten, von unseren Gegnern und uns. als rechtsverbindlich aner kannt worden sind, und die hauvlsächlichsten Bedingungen« so wie sie jetzt vorliegen. Am 5. November 1918 hat der Staatssekreiä: LansinZ an die deutsche Regierung depv> schiert: „Die verbündeten Regierungen haben den Schrift wechsel zwischen dem Präsidenten der Vereinigte» Staate» und der deutschen Regierung sorgfältig erwogen. Mit dem nachstehenden Begründungen erklären sie ihre Bereitschaft aus Grund der in der Kougreßvotschast des Präsidenten! vom 8. Januar 1918 aulgestelllen FriedcnSbedingungeni und der in seinen späteren Ansprachen verkündeten Grund» sätze einer Auseinandersetzung mit der Regierung Frieden