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Nr. 1«N — V. Jahrganft Sonnabend de« IS. JoN ISIS MWiGolksMmg >«lchel„l «Sgllch «ach«, mit «„»«ahme der «OTM- und Festta,». «»«/»de Mit .DI« Zelt In «ort und Vüd- dlerieliahrN^ >,10 In Dresden durch Boten »,4V In gan« Deutlchland frei Hau» Ü,8it d-M:,?L8MÄs Mr Wahrheit, Recht und Freiheit Unabhängiges Tageblatt Ans«,»«« werden die a,esp"l!'ni- PeMzeUe oder deren Raum mit 18 BeNamen mit 80 Ü die Zeile berechnet, b't Wiederholungen entsprechenden Rodert «uchdruckrret. Redaktl-u u»d l«trschLft»I»ell,! Dresden, Pillnther Siraste »8, nierniprecher »00« »üriRSikaab« nnderlanat. Schrtttftltch« »eine Verbindlich»»« Redaktion»-Sprechstunde: 1 j iL Uhr. ^^iselisncj uncj labencj Ol's^o-^isbssl'sp» >/, pfuncl 18 ^fsnnißs. HerÜng 8, lZocßstroß, Dresclen ktisriss-lntzdn In sllsa StsclttsIIsa. Die Hehe gegen die Enzyklika. Wien, den Ib. Juli IstIV. Kimm hat sich i» Tenlschlniid die »vüste Hetze gegen die Borrowäns Enzyklika, die Yon seilt'» des Evangelischen Bundes inszeniert Wörde» ivnr, einigermaßen gelegt und sich mir li»s die OrtSgriippenversaniinliingen des Evangelisci»«'» Bundes zurückgezogen, so desiinnt »in» bei »ns in Oester reich-Ungar» mit »iner ähnliche» Bewegung. In Ungar» bildet den Stein des Anstoßes die Verösfentlichiuig der Eii- ätzklika durch den Erzbischof bon Knlosza. DciS Merknu'irdlge bierbei ist ober der Ilinstnnd, daß diese Veröffentlichung be- reils »in D Juni, also bor inelir als Monntssrist geschehen ist, »vährend die n,weltliche Erregung der Bepölkermig, der Enlrüstiiiigsstiiri» gegen dieses Vorgehe» des Erzbischofs erst bellte, noch fünf Wochtn, losbricht. Ans diesem Beispiele siebt innn deutlich pennst, tnie eine solche „Erbitterung nller Kreise der Bevölkerung" gewacht tnird. In Ilnstnrn scheint zyijsche» dieser Hetze gegen die Enzyklika und dem Geiste der nnnmebristen Negierung und Parlawenlsinehiheit ein innerer Ziisniiiinenhaiig zu be- stehen. Daraus liesze silh nnch erklären, daß erst jetzt der Sturm in der sreiiimurerischen und jüdischen Presse gegen die im Bestinn der Mahle» ueröffentlicht'' Enzyklika loS- listch. Damals »'nr innn ja noch nicht sicher des Siege» und tnvllle dnher die Katholiken Niistorns nicht vor den Kopf stoßen und rechtzett'n die Müsse lüften. Nunmehr sieht sich ober die liberale und sreimnnrerische Regier»»., llustarns gesichert und deshiilb neht der Sturm gegen die katholische Bepölkernng erst jetzt los. Auch Oest-rreich hol nunmehr seine Enzyklikcchetze er holten, iln'i! Eizbisihos-Koadjiilor Dr. Nngl die Borromnus. Enzyklika in lateinischer Sprache in, Wiener Diözesanblcitte. ieni aintüüien Orgnne des sürsterzbischöslich-n Ordinariates, abzndrnclen sich erkühnte. Nun füllt die ganze jüdische Prespneiite über den Erzbischof-Koadjutor her, faselt von einer Erbitlernng aller kreise der Bevolkerunst über diese Veröffentlichung, von einer schtvereu Berletzunst der Ewp- findniige» der vsterreichisclst'i, Protestanten, wodurch dns biüheriste sriedlicl»' Nebeneiuanderlebeu der tierschiedenen christliche» Konfessionen sehr gefährdet wird. Wie lücher- sich und wie heuchlerisch diese Auslassungen der jüdischen Presse sind, das beweist zunächst der Umstand, das, mau be reitS von einer Erbittern»« und Errestiuist der Bevölkern»« sprach, bevor diese noch eine Ahnung von der Veiösfent lichun« der Enzyklika zu haben vermochte, andererseits aber von eben derselben Presse, die sich nun über die Verletz»»« der Gefühle der Protestanten aufs tiesste entrüstet, noch nie rin Wort des abfälligen Urleiles, geschweige denn der tiefen Entrüst»»« «efnnden tvurde, loenn die Katholiken, die katholische Kirche oder ihre E>nrichluu«en von den Gegner» derselben aufs Niedertrachti«ste verhöhnt, besudelt und in den Kot «ezerrt wurden. Im Gegeiileile, eben dieselbe Presse, die jetzt um den konsessionelleu Frieden und das friedliche Nebeneinanderleben der einzelnen christlichen Kon fessionen in unseren, Vaie,lande so besor«t ist, hat jederzeit den Los-Von-Noiii-Agitnloren, den Hetzaposteln des Evan- «elischen Bundes und anderen Verleumdern und Beschimp fern der katholischen Kircl-c ihre Spalten »mit «evssnet und so die konfessionelle Verhetz»»« der Bevölkern»« durch die eingewmiderten Abfallspastoren und ihre Helfershelfer anfs eifristste «csördert. Nun aber, da der Oberhirt der öster reichischen Katholiken, die doch mehr als W Prozent der Ge- sstintbevölkerung der Monarchie auSmachen, eine von dem Lberhanpte der katholischen Kirche andne«ebene Knnd- «ebun« im Urtexte veröffentlicht, ist dies für diese Presse eine frectse Herausforderun« eines streitbaren Disclzofd. Wir sind der Mein,in«, das; die Katholiken Oesterreichs sich von dieser Presse bereits viel zu lan«e und viel zu viel haben bieten lassen und es nun einmal höchste Zeit Ware, dieser Presse und ihren Hintermännern z» zei«en. das; Oesterreich ein katholischer Staat ist und das; es sich die Katholiken Oesterreichs nicht mehr gefallen lassen werden, das; man auf ihre Kosten die Verhetzung der Bevölkerung betreibe. Religiöse Unduldsamkeit in der «freien- Schweiz. Zur Zeit der Auspeitschung der konfessionellen Leiden schaften wegen der Enzyklika hat man in der protestantischen Presse viel von der katholischen Intoleranz gelesen. ES dürfte daher gewiß angezeigt fein, den Herren, die sich stets über die Unduldsamkeit der katholischen Kirche und der ka tholischen Bevölkerung beschweren, einige Beispiele pro testantischer Duldsamkeit vorzuführen. Ein katholischer ?III»I»0 In »II«N 8t»6it«II»s, PSlU ^ UN-, —- ,srr 4820. 248,, 887«, «783. SW säen Familienvater, der längere Zeit in Zürich gelebt hat, teilt uns nun über die dort herrschende Bedrückung der Kntho liken folgendes mit: In Zürich, der größten Stadt der Schweiz, leben be kanntlich sehr viele Katholiken, Man kann ruhig sagen, das; nahezu ein Drittel der Bevölkerung dieser Stadt sich zum katho!isck>en Glauben bekennt. lIin Jahre 1!M! waren es unter >7bl<l>l) Einwohnern rund uLOllK. Amu. d. Red.) Trotzdem befindet sich die katholische Bevölkerung daselbst in keiner beneidenswerten Lage und werden den Katholiken, wo nur irgend möglich, Schwierigkeiten in der Ausübung ihrer religiösen Ueberzeugung bereitet. Namentlich hat die katholische Bevölkerung unter dem Umstande sehr zu leiden, das; ihre Kinder, mehr als bOOK an der Zahl, ge zwungen sind, die ini protestantischen Geiste geleiteten össentlichen Schulen zu besuchen, die Errichtung von katho lischen Schulen ihnen aber verweigert wird. Man braucht nur einen Blick in die Lehrbücher, na mentlich in das Geschichtslesebuch dieser paritätischen Schu len zu tun, so wird man sich überzeugen können, in welch gewissenloser Weise man hier die Künder zwingt, abfällige Urteile über ihren Glauben oder die Kirche, der ste ange- hören, zu lernen. Ja, es gibt viele Lehrer, denen es einen Spaß macht, gerade diese die katholischen Lehren und K»l- lusäufzernngen herabsetzenden Stellen auswendig lernen und vor der ganzen Klasse hersagen zu lassen. Das; sich viele Lehrer auch sonst gehässiger und geradezu verleumderischer Bemerkungen über die katholische Kirche nicht enthaften, ist bei solcher Beschaffenheit behördlich anerkannter Lehr bücher nicht zu verwundern. Erlaubt sich aber einmal ein katholisches Kind, solche Bemerkungen auf ihre wahren Tatsachen zurückzusühren, so wird dasselbe mit --iner Strafe bedacht, die das kindliche Ehrgefühl am schwersten zu vor- letze» geeignet ist. Aehnlich wie iw Punkte der Schule steht es mit der Behandlung der Katholiken in den Spitälern, Wir meinen hier nicht die Verpflegung und ärztliche Behandlung des Kranken sondern die Rücksichtnahme auf seine religiösen Bedürfnisse, Der katholische Geistliche ist zum Beispiel im kantonalen Spital zu Zürich nur ein sehr ungern gesehener Besucher, der überhaupt nur zu den öffentlichen Be suchszeiten Zutritt erhält. Verlangt aber ein schwerkranker Katholik zu andere» Zeiten den religiösen Trost und die Hilfe seines Priesters, so hat er seine Bitte vergeblich ge tau, denn der Priester wird einfach nicht verständigt und falls er dennoch von diesem Munsche Kennntnis erhält und i» religiöser Pflichterfüllung herbeieist, so tnird er einfach svrtgewiesen. So gesclstch es bereits des öfteren, das; in den Spitäler» Zürichs Schwerkranke, die nach den letzten Tröstungen ihrer Religion verlangten, ohne dieselbe erhal len zu können, von dieser Welt scheiden nius'.teu, Ties nur einige wenige Zaille über die Art und Weise, wie selbst in der so freiheitlich gesinnte» Schweiz die religiöse Toleranz von den Protestanten geübl wird. Bei Fortdauer der Hetze gegen die Enzyklika werden »vir nicht ermangeln, auch aus anderen Ländern Beweise für die religiöse ii u d u l d s a in k e i t g -> g e » die katholis ch e g l ä u b i g e B e Völkern»« seitens j e n er prvt e st a » t i s ch e n K reise vorzuführe n, die dns Wort „Toleranz" stets im Munde führen. Politische Rundschau. Dreisten, sten 15. ch,l» tfttO. Dem Rrichstngr wird in seiner nächste» Session der Vorschlag zugehen, den Train i» Regimentern statt »nie bisher in Bataillonen zu organisieren. Lern Auswärtigen Amte in Berlin ist der Wort laut des riissisch-tnpmiischrii Ostnsiruvrrtrngrs von den Bol lchastern der vertragschlief,enden Mächte zur Kenntnis ge bracht »norden, Ans das Huldignngstelegranim der Mciurrrgksktlkii Briidrrschnst Mnrirnbiirgs in Mestpreuszen, daS diese an lählich ihres tillltjährigen Jubiläums au den Kaiser geschickt batte, ist, dem „Lokalanz." zufolge, aus Bergen folgendes Telegramm des Kaisers eingetroffen: „Ich entbiete der Maiirergeselleii-Brüderschaft meinen landeSvaterliche» Grus; und aufrichtigen Münsclst' zur seltenen Jubelfeier. Möge die Brüderscl»aft bis in die fernste Zukunft ihrem Gelöbnis treu bleiben zu eigenem und des Vaterlandes Segen." Bei der Abstimmung der Zwritrn badisch»« Kam mer über das ffinnnzgesetz haben die Sozialdemokraten f ü r dns Budget gestimmt. Der Abgeordnete Zjunke gab vor der Abstimmung folgende Erklärung ab: „Es Inge nahe, durch Ablehnung des HinanzgeseheS dagegen zu protestie ren, daß die völlige politische Gleichberechtigung der sozial demokratischen Staatsbürger noch immer nicht durchgeführt ist. Mit Rücksicht auf die besonderen politischen Verhält nisse verzichten meine Irennde jedoch auf ein? solche De monstration und werden für das ?jincinzgesetz stimmen." Das ^inanzgesetz gelangte darauf einstimmig zur Annahme. — Ein» markig» Rcdc hielt der Ehrenkomrnentator des protestantischen IohanniterordenS bei der letzten Zu sammenkunft der Ordensritter, Graf v. Zielen- Schwerin führte u. a. ans: „Zwar hatte ich meinen Herrn und Heiland schon ge funden, als ich in den Orden aufgenommen wurde, denn wie hätte ich sonst das Ordensgelübde ans mich nehmen können? Aber durch die Ordenstätigkeit habe ich erst den Mut gefunden, meinen Herrn und Erlöser auch vor den Menschen zu bekennen, und das ist das Größte, was ein Ehrist gewinnen kann, denn er hat die Verheißung, daß der Herr auch zu ihm, vor seinem himmlischen Vater, sich bekennen will. Diesen Getvinn aus der Mitgliedschaft zum Iohanniterorden wünsche ich Ihnen, meine lieben Herren Ritterbrüder, die sich hier im Rittersaale des alten Ordens schlosses versammelt, und allen, die über den ganzen Erd- kreis zerstreut sind, von ganzem Herzen. Wir sieben in schw-'rer Zeit! Kamps ringsum' Am letzten Ende, auf seiten unserer Gegner, der Kampf gegen das biblische Ehristentnin und gegen alle göttliche und menichlicbe Ord nung. Auch der Kreis, ans dem die Ordensritter üch er gänzen, der deutsche evangelische Adel, steht in großer Ge fahr, durch die allgemeine Krankheit des Zeitgeistes ver giftet zu werden. Da heißt es, offene Angen zu haben, ein warmes Herz und einen starken Mut. Kann auch nicht jeder Edelmann Iohanniterritter sein, so ist es doch feine gottgewollte Pflicht, die Jahne mit dem achtspitzigen Kreuze loch zu halten und in seine«! ,Haute und in seiner Um gebung den Geist zu pflegen und zum Durchbruch zu brin gen, der aus de«! Ordensgelubde spricht und der in den wenigen Worten seinen Ausdruck findet: Du WM deinen Herrn und Erlöser vor den Menschen bekennen! Liebe Ritterbrüder, ich bin ein alter Mann und kann für d n Orden nicht mehr viel tun, aber das kann ich noch und werde ich bis zu meinem Lebensende tun: für den Orden und seinen durchlauchtigsten .Herrenmeister beten, und daß auch Sie dies tun möchten, aas ist mein herzlictces Anliegen an Sie. Gott der Herr >egne nicb wrner den Aobaimiterarden und lasse vrel Segen von wm nisgcben. Las inalte Gart!" Katboliken, übersetzt »ich ibr diese wiaiien Worte in die Tat! Der Deutsch» Bauernbund glanvs uch bau -nt w stark, sämllicbe Agrarier nis dem nächsten Reichstage hincuiszuwäblen. In nnem Artikel einer Korrespondenz über die Wablaussichten erklär» er- „Die eine Tatsache stebt Won ieure '-nt. winer der großagrariiclien Invrer irnrd aen wchsren Reichstag meaer- fehen: sie werden alle zur Strecke gebracht »ersten Auie Ansiiabme. Der Deutsche Banernbunst wer ,ebt iner großen Zukunft ntgegen, .veil r neben >„>„ -erectUigten wirtschaitlicheii Interessen des Bnuernitanstes nemals Ke freiheitlichen Ideale 'ines varwärtsstrebenden .itnltur- Volkes ans de» Augen verlieren wird," Solche Phrasen verdecken »nr die innere schwäche' zu nächst wild der Generalsekretär des Bauernbundes, Dr B ö l, ,n e, der sei» Wart gebroctvn bat und m Reichstage für ein Ausnahmegesetz stimmte, abwobt r ich christlich verpflichlele, gegen jedes Anöiiahmegeietz zu Kimmen ans de,,, Neiclwlage herausgewählt werden, Mit den anderen führende» Köpfe» wird es ähnlich gehen, Aber diele zzeuke haben auch große Rosine» sür Bayern im Kopfe und schreibe»: „In Bayer» habe» wir die bestimmteste Aussicht die Wahlkreise der Herren Hilpert, Hufnagel und Niederlöhner sür Kandidaten des Deutsche» Naueriibuiides zu gewinnen falls nicht der eine oder der andere der Herren zu 'einen, Heile noch rechtzeitig einfehen sollte, daß er an der Seile des Deutschen Banernhundes und nicht an die des Bundes der Landwirte gehört. Mir werde» im kommende» Minl-r aber „nf Niederbayern unser Augenmerk richten, Der An hhlns; des bisherigen bayrischen Banernhundes an das Zentrum wird auf das schärfste Yon der dortigen Bauern schuft mißbilligt, Wir habe» um so weniger Anlaß, den Besitz des- Z e » trnins in Bayer n zu respektieren, als es Dr, Heini i» völliger Verkennung de, js,„, „nver- lraiite» Baiierninteressen für nolwendig erachtet bat in wenig scliöuer Meise de» Dentscsst-n Bauernbund anzii- greifen, iw Reichsiage selbst und auch anßeibalb E» sinh nicht weniger als drei Mandate, die in Niederbayern in sIrcige kowwen, Ebenso sind einige Mandaie In Sch »nabe» und in anderen Gegenden Bnyern« zu ge- Winnen." Dns ist nnfgesegler Schwindel, Die Niederbayern sind doch keine solchen Esel, daß sie einem Bauernbünde nach- lniisen, der sich ini Reichstage nachsagen Inssen muß, daß er Yow Hansnbiind iinlerstntzt »»erde. Es wag bei den bnlß- slawisch»» Masuren „elingen, Silninien für eine» solchen Bauernbund ejnznsannen. In Bayern «ebl das nicht, »„eil »in» darl nicht sa rückständig iß ff,idem bat der ffiibrer des lmyrische» Bauernbundes. Ab«, E i s e n b e r g e r. auf dein große» Regensburger Banerntage «ssentlich er-