Volltext Seite (XML)
GK.L44 L8. Jahrg GefchLsts stell« «nd Redaktion, Lre»de»«U. IS» Holb«instraße 4S Mittwoch, 22. Oktober 1918 Fernsprecher Ll llv« Postscheckkonto Leipzig Rr. 147»? «7 ««rngSVretS, «leNrljühilich in der «eschiistsstelle oder von der Post ««geholt AnSg-it« 1 4.VS SluSgab« I» S.VL In Dresden und ganz Deutschland stet Haus Ausgabe 1 4 VS ae, Ausgabe » 4.65 — Die Sächsische «ollSzettung erscheint an allen Wochentagen nachmittag». — Sprechstunde der Redaktion: 11 dis IS Uhr vormittag». Anzeigen! Annahme von NeschkstSanzeigen bi» 1« Uhr, von Familieuanzeigen b>» 11 Uhr vorm. — VretS kür dis Petit-Spaüzrile Lv 4. im Reklameteil 1^. Familien-Anzeigen 40 ^ — Für »- eullich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgegebcne Anzeigen lSnucu wir die Berantwortlichkeit für ->e S ./tigkeit de» Texte» nicht übernehmei! Dte Untersuchung über die ?>?ries«ensmö^i1chkeijen Berlin, 21. Okiaber, Im SchuugSsaale des Nei»hs- es rrar »eine rorminag der ziveite llnlci aasschnß »es packtamentarischen Vater'iickmugSaiisscluissts zu 'einer ersten öffentlichen Likung znstimmen. Ter lliitel'aiisichnß besteht ans den ALM. War Math (D.-N.'Z als Vorsitzen, den, Joost 'Zentrum', als -Schriftführer im- Tr. Sinz- heimer als Referenten, Tr, Cohn llln-abb. Jor.i. Frau Pfüts und Dr. Schücking (Teiil.st Am Vorimudstifche haben weiter noch Platz aeneumie» Tr. Spadn (ZeulrA und Tr. Onar'ck (Soz.) Erschienen waren ». a. der frischere Reichskanzler v. Bethmaun Holliveg. Vize- chairzler a. D. Helfferich und Botschafter a. T. Enns B e l n st o r f f. wivie M»lreick,e Ak-geordncie aller Par-- 'Wien. Als Sachiverständige waren erschienen: Professor -Po n n-Mi>inher , Prof. 'Tr. Hötzfch und Prof. Dietrich -S ch ä f e-r. 10 Ehr Ist Minnien eröffnte der Vorsitzende, der dentschnmionale Aba. W a r m n t h , die Sitzung m'i Mr Ertlärimg, daß der Altsschuß die A n s g a b e habe, säuit- liche M ögliö, kei t e n z n I- riede n ? besP r e ch v n - gen mit dem Feinde ausziiklärcn, ebenw die Gründe, f die solche Mol.Üchteiten oder dabingehendc Pläne und iNe schliisse deutscherseits zum Scheitern gebräche hcwen. Ter Unten,-»sschichs stelle nnr Tatsachen fest, gebe aber kein Sch »ch urteil -ab. Eni Urteil zu fällen, sofern sich das M-a terial viclleschit geMn eine ^bestimmte Persönlichkeit ver dichtet habe, werde Sache des St-cmksgericht »Hofes 'ein, wenn nämlvch das Gesetz, welches die Bildung eines solchen Gerichtshofes vorsieht, auch nach dieser Richtung ausgebaut werde. Me Presse habe es stets im Gerichtsversaoreu als Ehrensache betrachtet, bis zum Urteil Zurückhaltung zu üben, und er bäte daher, zunächst auch hier mit dem UrN'-t Aliruckzuhslten. Für die sachlichen Berhan-luugen ist Gr -g Bernst« rff f»r beute als Zeuge geladen. Rach der Entscheidung der drei Sachwerständigen r stattete der Abgeordnete Sinzheim er sein Referat Hier die sogenannte F r i e > e n 4 a kt i o n Wilsons. Das Rest rat bezog sich lediglich aus die Akten des Ausu-ä tigen Amtes. Tie Akten des Admiralstabes, .des Genera! - stabes und des Kriegr-ministeriums sollen später heran-.? zogen loerden. Zur Einteilung des Stoffes ergibt sich eine Gliederung in vier Perioden: vom AilSbruw des Weltkrieges bis zur Snssernote, in der gesagt wüste, daß der Unterseebootkrieg sich auf den Kreuzestrieg ve schränken solle unst das; die Blockade aufgehoben werd.u, müsse. Diese Rote wurde am I. Mai 1010 an Wilwn .st richlet. Die zweite Periode reicht von da bis zu r deutschen Friedensangebot vom 12. Dezember 1010, die dritte bis zum 0. Januar 1017, dem Tage des B. schlnsses zur Eröffnung des rücksichtslosen Unterseeboot krieges, die-letzte bis znm 31. Januar 1017 an dein eim Note übergeben wurde, ans die der Abbruch der Beziehun gen Amerikas niit uns erfolgte. In der ersten Periode kann nach den Akten von einer eigentlichen Friedensaktion nicht die Rede sein. nu> theoretische Erörterungen zwischen dem K a i - s e r und Gerard und der Regierung fanden statt. Gra? Bernstorff keilte mit, Wilson interessiere sich für den Fn" den. lieber diese Besprechungen finden sich nur zwei Am- Zeichnungen in oen Akten, die aber keine bestimmte Frie beiisattion erkennen lassen. Die zweite Periode ist weit wichtiger. Es erfolgten inzwischen an den Grafen Bern storff ganz bestimmte Instruktionen, in denen der Botschafter angewiesen wurde, einen Friedens appell Wilsons herbsiznführen. Dis Hailptinstriit- tion geht auf eine Unterredung mit dem Kaiser zurück, welcher besonders den Wunsch hegte, Präsident Wilson möge diesen Friedensappell an die Kriegführenden richten. Es sollte auch an den König iwn Spanien und andci'e neutrale Herrscher appelliert werden. Graf Bernstorff bat seiner seits über die Frickdensmöglichkeit -berichtet und darauf hin- gewiesen, das; der Präsident Wilson bereit sei, den Frieden zu pcrmitteln. Leider wurde im gegebene» Mo ment die Meinung zu unserem Ungnnsten wieder beein stufst, so durch die Frage der belgischen Deportationen und des Untei-seobootkrieges. Am 18. Oktober hatte Herr v. Bethmaun Holl- weg im Großen Hauptquartier zu Pleß mit Gras Burian eine Unterredung, um die Grundlagen für dm- Friedensangebot zu finden. Diese Vorberatungen führten z» dem Friedensangebot. Anfang Dezember um rde den» Grafen Bernstorff mitgeteilt, daß eine solche Friedens- ^ akticn nahe bevorstände. Er möge darauf sehen, daß Wil son bald die Friedensaktion übernehme. Darauf kam der Brief vom. Grasen Bernstorff, daß ein Schritt Wilsons in dieser Hinsicht spätestens für 'Neujahr in Aussicht stehe. Das .Wesentliche in 'dem V e r mi t t l n n g sa n geh o t s W ilsons war die Bitte., die k o n treten Frie d e n s - bedin g ii n g k m niitznteileii. Die Antwort des Staats- l sststeiäcs Ziminerinann enthielt indessen keinerlei And-en- > tnngen darüber. OUerchzeitig hat während der dritten f Peruwe eine neutrale Macht, die der Referent in ' öffentlicher Sitzung nicht nennen wollte, mitgeteilt, daß ein s Friedensappsti Wilsons in Amsiclst stehe, der äußerst ernst s zu uehiuen sei. Auch die Gegenseite werde darauf ein- gehen, wenn offenbar klar die Erklärung abgegeben werde, -aß der Ttatnsguo wiederhergestellt und Belgien eine Wiedergutmachung des Schadens erhalten werde. Diese Erklärung Wilsons war bereits am 18. Dezember in Ber- h-n bekämst. Am 20. erfolgte die A n t in ort des Staats- st'kretärs Zimmermaiin, die dahin ging, daß er auf die .Fordrinng, iontrete Friedensbedingniigen abzugehe::. nicht ein gehe. In der folgenden Zeit machte Gras Bernstorss den Versuch, wenigstens vertraulich die Frie deushedingiiiigeii oon der ReichSreaiernng nach Washington zu erhalten. Staatssekretär Zimmermann gab ans diese Anregung keine Antwort und bat am 7. Januar den Grafen Bernstorss, die Frage der vertraulichen Mitteilnn--- der Friedensbedingniigen dilatorisch zu behandeln. Daraus -wann am 19. Januar der nnei n g e s ch r ä n k t e U n l e r s e o b ootk-rieg. Graf Becnstorsf warnte der Unterseebootkrieg werde den Bruch mit Amerika -bedeuten. Am 20. Januar tele ' d- I Giltst land bereit gewe en wäre. E-.- benst in oe:n am is. :st- iden gra-phierte Vcriistorsf, daß W itso n v o n n e n e m d i e F r i e de n s v e r :n i t t I !> n g angeboten habe. Darauf fand eine Reise Bethmanns nach dem Hauptquartier statr. Das Ergebnis tvar, daß Bethmaun au Bernstorff telegra- pbierte, es sei ; n spät die Befehle an die Uiilerse'booie iönnten nicht znrückaenoenineii neiden. Am 28. st.nnar ni>>di.'n den! <-'e..sen Bernsto-i neet>-:::!ich die d e n t- w, e n F r i c e e n s b c d i n g n n a e n niilgcteilt, aber n-i i kenl :E'n,orten, dis seien die Bedingungen, unter dui : Dezember Frieden nicht, daß e- di.- -n iääeßen. rvedingnugen Wien, unter denen de'' Gauster Herei sei. Frieden ;u scl:l:eßei». Ob diese Auanort der Bitte Wilwvs outspracli, Ul nach der A.n's.i'snng des Berichterstatters eine Frage, die wstierer Erörterung b-edari. Nach schweizeriiche'i Meldung»"! i"c! le Wi>wn ru cd loci i erb in den Friede:: zu vermitteln und verlangte eine Erklärung, daß Teuts'l'land die Anweudnna de-,-, nueingescv-rnnkten Unwist'l'boottneirs ans R'neritä n i ch. t ins Auge sage. iraiifbni v'm"oe ernüdert. daß die Durchführung dos 'Gite'ie.'boottrieges die allgeineine Anwendung verlange. Ein Mari w-nidc der Arie g crllärt, n-'chöe:» das uwrikanische Telegramm gVmlmcriNl-.nns bekannt wurde. D i e V e r n e.h m u » a d o s l'1 r a f e » B e r n st oris ('s r a f B e r n st o r f s ertlärte, W ilson lwbe ' o so»t na ch A n s b rch des Krieges eine erste F r r e - d e n s v e r m i t t Inng rersnstst. Fm Septeuiber bat einen zweiten Persisch machen lasse», der daran scheite'!e, d 'ß der Perband gar n i cbt ant w o r t e t e. WH'on hielt sich niiiiniehr zurück. Im Winter 101.! l.d »vgr Oberst Hon sc in Paris. London und Berlin, erklärte aber nach seiner Rückte!», daß noch niemand 'u-n Frieden bereit sei. Znm etilen Male habe Wilson mit Bernslvsts nach der „Lusitani-st'-Angelegenheit über den Frieden ae prochen. Er erklirrte, daß er auf die A nsbebn n g d e r englischen Blockade dringe!' würde, wenn Deutsch land den Unterseebootkrieg aiithebe. Das war am 2. Ja nuar 10!-st Graf Bernstorff schilderte dann eingehend die Verhandlungen wegen des „Lnsitania"-Fg,lles, welche ver schiedentlich bis an den Rand des .Krieges geführt hätten, da Wilwn ve.langte, daß wir die Versenkung dieses SchUseS als ungesetzlich anerkennen sollten. Dieses Wort wurde aber ton uns unbedingt abgelehnt, so daß Wiüon sckl:e- ä n'chaab. Er würde sich damit begnügen wenn wi ertlärte», daß solche Neprek?Urei, 'Neutrale nick:, trei fen dürften. Diese Erklärung war fertig-gestellt und Wille aiisgetauschl werden, als in Berlin der verschärfte Unter- seebootk-ieg ertiärt wurde. Es wurde also nichts ans dieier Lösung. Bald -darauf wurde die „Snsser" torpediert. Jel t kam cinc endgültige Einigung zustande. Ter Unterst-'- hootkrieg sollte nach den Grundsätzen des Krenzertrie-g-s geführr werden. Im Laiche des Winters war Oberst House znm zw eiten mal nach Berlin gefahren, wo er im Ja nuar 1916 weilte. Als er zurückkam, erklärte er dem Gra fen Veriiistorff, daß der Hauptwid-rstand gegen einen Frieden vorläufig noch in B a >' i ? zu finden tvar, daß aber in England und in Berti, stur gewisse Bereit-. Willigkeit zum Frieden vorhanden gewesen sei. Wilstn bossle, wie Gras Bernstorss weiter aussiihst, .:.» Ende des. Sommers 1010 die Fiiedensvermiitliing besti!,m:k an-, bahnen zu können. Da aber trat R n u: n n i >'u in den- Krieg ein. Nlinitiehr wurde im Ausschuß die Jusniittion ver lesen. die dein Botschafter am 18. August w.itgeteilt rvurds und wonach die deutsche Regierung erklärte, daß sie gern bereit sei. eine Vermittlung des Präsidenten anznneh-- urcir und daß eine entsprechende Tätigkeit des Präsident"!? ermnntert werden sollte, daß wir uns aber noch nicht auf irgendwelche konkreten Fnod-eirsbedingun-ge» verpflichten tonnten. ('traf Bernstorff ertlärte dazu, nach diestr Instruktion habe ihm Oberst Honst gesagt, daß eine Vermittlung Wil- 'ons jetzt unmöglich sei und daher ansgesthobeu wäre, weit infolge des Eintritts Rumäniens in den Krieg der Verband völlig siegeSgrwiß geworden wäre und Wilson daher eine kühle Ab w e i s u ng vo n seit e n E n g I a n d s be - i ü r ch t e t e. Ferner erklärte der Gras, daß ihm in diesen: Zuü'.ma .-:>!> mg >'i I Memorandum wichtig erscheine, das vom .->,.i r: >,e .. i ,,r »ich s / erri: ('lerard nach Amerila mitaegebeu werden solche. Oiei-s Memorandum bezog sich aus den Unterseebootkrieg. In diestun Beriü-k heißt cs: Wilson beanslra-gte den Obersten .Honst, dem Gra fen Bernstorss streng vertraulich zu 'agen, daß er möglichst bald Friedensschritte tun will. Er mache aber zur Bedingung, daß in Deutschland möglichst wenig, von der Friedensvei'üiittlnng g e' ch r i e b e :i und a e - >p rochen wird und daß in Oeutichland alle U Boot kontroversen vermieden würden, um eine vorzeitige Ab lehnung des Schrittes durch nustre Feinde zu verhindern., Terselbe (öedantengang kehlt sau wörtlich in einem Tele gramm des Grafen Bernstorff vorn 21. November wieder. Graf Bernslorsf ertlärte dazu, daß er diese Instruk tionen immer mit dein Obestken Honse besprockaen und er wartet babe, daß die Friedensaltion im Laute des Dezem bers erfolgen werde. Er habe bis zuletzt geglaubt, daß, wir nickt wünschen, daß Wilson fick' in die Verhandlungen um territoriale Fragen einmische, daß wir vielmehr einer zweiten K a n s e r e n z znstimmten. die zwischen samt-- lichen Staaten der Welt staltsinden lallte und in der üben Völkerbund, Freiheit der Meere. Schiedsgericht niiv. ver- handeit weiden sollte, während territoriale Fragen üniev den A'ieasül'reiiden illein geregelt werden sollten. Wi l- > o l: a v e n i e ,u a ! s v e r l a n g t. au der Friedenskon ferenz teirzimelmien. Er habe aber geglaubt, daß es nichl ob::,- ihn zu Friedensverhandlnuaeu kommen würde. Westerbin fragte Aog. .K a tz e n st e i n , ob das deutsche Friedensaiigebot vom 12. Dezember von der aui-eri- lanistbe.i Regieruii»i..a l s l! n t e r st ü l; n n g oder als Gefährdung der amerikanistben Friedensrktionen aut- gstoßl u'.orden rer. 'voraus Graf Bernstorff Erklärte: Es wurde als Gefährdung gw-estben, das hat in Berlin Oberst House im Auftraae des Präsidenten gesaat. weil es a ls Schwäche unsererseits ausgelegt würde, Grat Bern-- iwrsf ertlärte ferner, daß er keine Zeit uii'br hatte, in Berlin daiaus ansmertsam zu mack'en, daß ein Fnedcns- angebat unsererseits tür die ameritänisck e Aktion sehr störend empsiiude:! wüste. Tie Ameritancr hätten im- , er aus- dem Standpunkt gestanden, eine Friedensaktion könne nur in einem Augenblick gelingen, wo Dentstdland stark --'i. Infolgedessen bade er immer wieder versucht, seine» Einfluß dahin geltend zu uwsten, daß bei uns in Deutschland iveder in der Preist noch von der Negierung irgendwie von Frieden ge'p'aoclen wurde, deun sonst würde immer eine Wil'oniche Friedensvennittlung gestört werden. Zn dieser Anskunst des Granu Bernstarff stellte der Abg. Katzcnstein fest, daß inan in Deutschland immer der Meinung gewesen sei, die der.t'ckau Friedei'.saugelwte mit ihrer Aufzählung deiitswer Erialae I'ätlen bei den feind lichen Mächten a b s cb r e ck e:: - ae'.rirkt. In Anierita scheine die Auffassung demnacl nders gewesen zu sein. Gras Bernstorff ertlärte ans nnnere Befragung, daß er den deutschen Friedensschritt zwm nicht -als Durchkreuzung, »i b e r d a ch a I 8 c i n e E r s ch w e r n n g der anierik a- nischen Be in ü h n naen bcze: ch n e n m ii s s e. Er habe den Eindruck gehabt, -daß die anierikanische Negie rung ziemlich enttäuscht war. weil ibr durch den deutschen Schritt vom 12. Dezember die Möglichkeit genommen wurde, ihrerseits den ersten Schritt zu t ii n. Oberst House habe ihm einmal gesagt, daß die Friedensaktion Wilsons dadurch gestört würde, daß bet dein Verbände die Auffassung bestände, daß loir das Frie-,