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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.11.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051111012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905111101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905111101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-11
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
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-— - - " Morgen-Ausgabe SS. Jahrgang. Nr. 575 Sonnabend 11. November 19VÜ, wärttgev »n-gabeftell« nud durch di« Poft bezogen für Dentschland uud Oesterreich vlnttljLhrltch -AO. iLr di, übrig« Liüoder uua Zettnagsprei-liste. Mednktton «d Expedtttmu ijohouikiBgoii» ch Sitz Hut); schließlich machte er e» — er starb schon 1888 — '7" 177.7 ""7 immer eine JahrrSvotation vou 120 000 FrcS., die eine immer um- Dezugs-Prei» tu der Hnnptexpebtttnn oder der« üluDgubO» stell« adgeholt: oterteltührüch ^»L40; bck tügltch zweimalig« ünfteünng tu» Hau» Var MckNgrie vo» rage. * Lm heutigen Tage tritt die Schließung aller Be triebe de» Verbände« der sächsisch-thüringischen Webereien und der Konvention der sächsisch-thüringischen Färbereien uud Appreturaustalteu in Kraft. (S. Deutsch. Reich.) * Der Verband sächsischer Industrieller veröffent licht eine Kundgebung zu Gunsten einer verfassungs mäßig festgelegteu Vertretung der Industrie in der Ersten Kammer nach Analogie der Vertretung der Landwirtschaft. (S. Artikel auf 3. Seite des Hauptblattes.) "Hochwasser wird au- Plauen, Altenburg, Grimma gemeldet. In Grimma mußten verschiedene an der Mulde gelegene Wohnungen geräumt werden. (S. Sachsen.) * Der Kaiser vou Oesterreich soll kürzlich die Absicht gehabt haben, abzudaaken und nur durch die Besorgnis davon abgebalten worden sein, daß dann die Revolution in Ungarn auSbrechen würde. (S. AuSl.) * Graf Witte läßt alle Beamten, denen eine Mitschuld an den Straßeuexzefsen nachgewirsen wird, den Gerichten übergeben. " Durch eine Bombe, die vou einem zwölfiährigeu Knaben geworfen wurde, fanden in Wilna zwei Schutzleute de» Tod, der Polizeimeister wurde schwer, ein Oberschutzmanu leichter verwundet. Der jugendliche Attentäter entkam. Berlin« UebaSt10RO»lM»r«>i Berit» MV 7, «owthwnftnch» SS. Lei. I. Ttt. «75. vrMtzieer M ebaktton» - tvnreanr DreSdeo-V^KSiurerttzpr.LSz Lel.l,tlir.SSSS. MMrr.TtlgMM Handelszeitung. Amtsblatt -es ASnlgl. La«-- ««- -es LSnigl. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates uud -es Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Und der Direktor de- mnsbv, der hervorragende Sozial politiker Professor Löopolv Mabilleau, fügte hinzu: „Hier sehen wir in erster Reihe ein Institut für wissenschaftliche An-kunfterteiluna und au- der Wirklichkeit geholte Tatsachen. Hier findet sich alles Geschehene zusammen, soweit e- daS soziale Leben, ganz besonders aber das Arbriterlos betrifft. . . Diesem Ziel dient u. a. unsere, auf Grund der movernsten Erfahrungen möglichst zweck mäßig zusammengrslellte Bücherei, welche sich durch Neuanschaffungen. Spenden und Zusendungen so sehr vergrößert hat, daß sie vou 8000 auf 22 000 Bände angewachseu ist, während die Zahl der Leser, im ersten Jabre 800, im letzte» 5000 betrug und wohl zehntausend be tragen würde, wenn wir über größere Räume verfügten. Und vou welcher Beschaffenheit die Leser sind! Tie Professoren uud Stu denten der Freien Schul« für StaatSwifsenschastrn und der Rechts fakultät finden sich täglich rin, um uniere 400 Fachzeitschriften zu lesen, unter denen di« regelmäßigen Veröffentlichungen sämtlicher Arbeitsämter der Erde keine kleine Rolle spielen. Die Gelehrten Frankreichs und des Auslandes wissen unsere so leicht zugänglichen, so wohlgeordneten und von unserem Bureau so gern erläuterten Sammlungen gar sehr zu würdigen." Seit drer Jahren können die Interessenten auch da- Archiv zurate ziehen, die ein sonst nirgend- in dieser Fülle, Vielseitigkeit und Vollständigkeit zugängliche-Material bergen, welche- in lKOO Spezral-Fa-zikeln gruppiert ist. Jede- Fas zikel behandelt irgend einen Fachgegenstaad, ein sozial wich tige- Ereignis, eine „Frage", einen Kongreß usw. usw. ES besteht au- Berichten der Vertreter und der Korrespondenten des Museums, aus Zeitungsausschnitten, Briefen, Denk schriften, Ausschlüssen ulw. Die Anstalt begnügt sich nicht mit dem Sammeln des ihr von selbst zufließendcn Materials; sie sucht solche- vielmehr auch heranzuzrehen, indem sie nicht nur in vielen Ländern ständige „Korrespondenten" unterhält, sondern auch häufig Sachkenner in die Provinz oder in- Ausland — auch in Vie Neue Welt — entsendet, damit sie brstlmmte Erscheinungen re- Wirtschaft-- und ArbeitSlebenS an Ort und Stelle studieren. Ebenso läßt sie sich auf allen Fachkougressen durch eigene Abgesandte vertreten. Während in den ersten Jahren je vier bi- sechs ForschuagS-Mitstonen au-geschickt wurden, gehen ihrer jetzt jährlich zehn bis drei zehn in die Welt hinaus. Der Direktor selbst bat drei Jabre hintereinander eine Untersuchung über die nordamerikanische Arbeiterbewegung geleitet. Dazu kommen noch die Inland- „Missionen". Vor zehn Iabren, anläßlich der Eröffnung de- Museum-, verglich Emile Chehsiou diesen ganzen Apparat, verschon damals geplant war, mrr einer Saug- und Druckpumpe, Vrc da« Material an sich zieht und es dann wieder verteilt. Die Verteilung geschieht durch Vorträge, durch Herausgabe einer Monatstchrift, durch Veröffentlichung zahlreicher Broschüren und Bücher über die ForichungS- und SammlungSergebmffe, durch mündliche oder schriftliche Auskunfterteilung, durch Rat geber bei der Wahl von Mitteln und Methoden. Schriftliche Ausschlüsse werden jährlich über dreitausend erteilt; die münd lichen sind zu zahlreich, um gezählt zu iverveu. Die Be wältigung dieser Fülle von Arbeit erfordert eine gewaltige Organisation, eine ganze Reihe von „Dienstabteilunaen"! Zwar bat eS schon seit dem Anbeginn sieben „Sach sektionen" für die sieben Hauptbebiete des Tätigkeitskreises des wusöv «ooiLl gegeben; allem der Generalsekretär war da- emsige zum Sammeln und Verteilen ihrer Beschlüsse und Ratschläge berufene Organ. In neuerer Zeit wurde eS notwendig, für einzelne besonder- arbeitsreiche Stoffgebiete eigene Sekretariate zu schaffen. So entstanden allmählich: der „Industrie- und Arbeitsdienst", der „landwirtschaftliche Dienst", die „WohliahrtSabteiluna", die „Rechtsabteilung" und zuletzt (1905) rie Abteilung für soziale Hygiene. Die Arbeitsleistungen dehnen sich immer mehr auS; jetzt gehört zu ihnen auch schon die Organisation vou Arbeitervereinen in Frankreich und vo» AuSsteUungSabteiluugen für Sozialwiffeu- schaft im Ausland (bisher Sl. Louis und Lüttich). Es würde an dieser Stelle zu weit führen, wollten wir auf die zahlreichen interessanten Einzelheiten der Geschichte, der Tätigkeit uud der Ersprießlichkeit veS Pariser Sozial museum- eiageheu. Wir dürfen in dieser Beziehung wohl auf die im Frühling 1904 erschienene Broschüre „Die soge nannten Sozialmuseeu" vou Leopold Kätscher (Leipzig, Dietrich, Preis 15 ^f) verweisen. Dort findet sich auch nähere- über die Sozialmuseen in Amsterdam, Pest, Mo-lau, München, Hamburg, Charlottenburg. Diese Anstalten haben aber andere Zwecke al- die Chambruusche; sie sind, gleich dem Wiener Gewerbe-Hygienischen Museum hauptsächlich UnfallverhütuogsauSstellungeu. Da- einzige Institut, da nach dem französischen Vorbild arbeitet, ist da» seit 1903 bestehende, musterhaft eingerichtete und von de» sehr tüchtigen Sozialpolitikern Dr. Ignaz Cahn und Dr. Philipp Stein geleitete, „Soziale Museum" in Frank furt a. M., da- regelmäßige Berichte veröffentlicht und die Zeitschrift „Gemeinnützige Blätter" herau-gibt. E- müßte eine ganze Anzahl solcher Museen geben und jede- sollte mit einer ständigen gewerbehygiemschen Ausstellung verknüpft sein. Gibt r- denn bei uu- keine Chambrun»? Vie fleirchtlst tm- Sie rSchrircve siegiermig. (AuS unserem Dresdner Bureau.) „Die Sache ging auS wie das Hornberger Schießen." Dies« Bemerkung konnte man am Donnerstag mehrfach von den Leuten hören, di« — sei es als Abgeordnete, sei «S in anderer beruflicher Eigenschaft, oder als Zuhörer der M acht- stündigen Debatte über die Fleischnot bergowohnt batten. So ganz stimmt diese Auffassung doch nicht. Praktisch, das muß man -»geben, ist freilich bei der ganzen Sache nicht viel berausaekommen, aber daS hat auch niemand erwartet. Daß die sächsische Regierung noch berühmten Berliner Mustern erklären würde, sie bedaure die jetzige, daS Volk schwer treffende Fleischteuerung, aber sie se, nicht in der Lage, Ab hülfe -u schaffen oder beim BundeSrat auf AbhülfSmatzregeln »u dringen, da» konnte man sich schon vorher an den zehn Fingern abzählen. Da» Agvariertum ist und bleibt nun ein mal da» erklärte Schoßkind der Regierung, wenn es auch neuerdings von Herrn v. Metz sch auf den etwa» ander» klingen den Namen „Schutz der heimischen Produktton" umgetaast worden ist. Genau so ist e» denn auch gekommen; «S gab ein hitziges Gefecht, hitziger al» manches, da» bisher in d«n ehr würdigen Gebäude an der LandhauSstroße geliefert wor den ist, »ad scharfe Pfeil« flogen hinüber and herüber, aber kitt vorbiKllicher Zsrialmuseum. Nach dem Tode seiner Frau, vor etwa zwölf Jahren, beschloß der fraazöstlche Parlamentarier Graf Chambrun, damals bereit- tast erblindet, den Rest seine- Leben- einem gemeinnützigen Wirken zu widmen, in-besoodere zugunsten des ArbeilerstandeS. Nachdem er da und dort beträchtliche Summen geopfert hatte, denn er war reich, sagte er eine- TageS zu dem geweseueu Haudel-miuister Jule- Sieg fried, der bei den Bestredungeu der französischen Sozial reformer eine große Rolle spielt: „Ich möchte irgend eine neue, bedeutende Stiftung im Interesse der geistigen, sitt lichen und materiellen Wohlfahrt der Aibeiter inS Leben rufen. Wozu raten Sie mir?" Zunächst versprach er, 200 000 FrcS. herzugeben. Nach achttägiger Ueberlegung und nach Zurate- ziehuuq einiger gleichgesinnten Freunde unterbreitete Siegfried dem Grafen den Gedanken eine- großen „SozialmuseumS" — ein lächerlich kleine- war zu jener Zeit von der Regierung geplant — und sofort bewilligte der von dieser Idee be geisterte Graf nicht 200 000 FrcS. ein für allemal, sondern eine dauernde IahreSvotalion vou 100 000 FrcS.! DaS ihm vorgelegte Programm, da- ihm außerordentlich gefiel, lautete folgendermaßen: 1) Eine ständige sozialwirtjchafttiche AuS- stellung, vorzüglich aus aus dem Laufenden zu haltenden graphischen Tafeln bestehend. — 2) Eine unentgeltlich zu denutzende Bücherei nebst ArbeitSsaal, enthaltend die Wick- ligsten Fachwerke, die eintchlägigen Zeitschiifien und Faszikel mit den Artikeln der besseren Presse aller Länder über die sozialen Zritfragen. — 3) Entsprechende AuSkuusterteilung an Interessenten. — 4) Raischläge betreffs der Schaffung von Einrichtungen zugunsten der Arbeiter. — 5) Veranstaltung vou Vortragen uud Lebrkursen über Wohlfahrtsfragen, sowie praktischen Erläuterungen der Ausstellung im Museum. — 6) Entsendung von Fachleuten behufs Studium» bestimmter Fachsragen im In- und im Ausland. — 7) Veröffentlichung der Ergebnisse der Tätigkeit de- „Museum»" in Gestalt von Zeitschriften, Büchern und Heften. — 8) Verteilung von Preise» uud Prämien für verdienstliche Leistungen und Ver anstaltung vou Prei-au-schreibungen. Bei Gründung der neuartigen Institution waren sich die au die Spitze ihrer Verwaltung und Leitung tretenden aus gezeichneten Männer — theoretische und praktische Sozial reformer ersten Range» — darüber klar, daß ihr Hauptzweck sei, allen Politikern, Unternehmern, Arbeitern, Beamten, Studenten und Volk-freunden da- Studium sozialer Fragen zu erleichtern durch Vorführung der gemachten Erfahrungen bezw. der etwa schon gefundenen Lösungen. Ferner darüber, daß sie, um wahrhaft ersprießlich zu wirken, von jedem kon fessionellen oder politischen Anstrich frei bleiben und sich lediglich von einem rein wissenschaftlichen Geist lenken lasten müfft. b. h. mit völliger Unbefangenheit die Tatsachen prüieu, die Ergebnisse ,nr Kenntnis nehmen und dem Publikum die auf Grund gewissenhafter Forlchunieu gewonnenen Er fahrungen zugänglich zu machen. Jetzt, wo Chambrun» Schöpfung sein erste- Jahrzehnt hinter sich Hirt — diele- Jubiläum bildet den Anlaß unsere- Artikel- — läßt sich aus das Genauste feststellen, daß sie diesen Grundsätze» unwandel bar treu geblieben ist. Dieser Umstand, sowie die bewundern-werte Organisation, die dem Pariser „musäs social" von vornherein gegeben und die stetig vervollkommnet und ergänzt wurde, hat ihm zu einem Erfolg verholfen, einem hohen Nützlichkeit-- und An- erkennung-ersolg, der die Erwartungen der Gründer weit übertrifft. Die Freude de- Siister- war so groß, daß er dem Museum immer neue Fond- zuweadete: bald 100 000 Frank» für Preise und Prämien, bald ein Hau- im Werte von N/, Millionen (Xus I-as-vases 5, wo die Anstalt ihren Sitz h-t); schließlich machte er e» — er starb schon 1898 — zu seinem Universalerben und sicherte ihm dadurch für immer eine Jahre-dotation vou 120 000 FrcS., die eine immer um fassendere Ausgestaltung de- Wirkung-kreise- gestattet. Bei der Jubiläumsfeier sagte Jule» Siegfried: „Man kau» sagen, baß die» Museum eia sozialwtffeaschaftliche- Laboratorium ist. E» erfreut sich eine» Stabe» vo« Elittmeofchen, d«« groß« und vielfältige Fachkenntntff« unablässig und unent geltlich aller Welt z«r Lersügnng steh«. Wir haben »S da mit ein«, an-gedehnt« öffentlichen Solidarität»- und Fortschuttttdlmst zu in»... Unser Sozialmuseum hat sich sowohl -« eine« Studien- al- auch zn einem Tätigkeits-Mittelpunkt heran-gebildet. Lei unS >'nd vo» Ausland« her wirb «S fortwährend «m Auskünflc und Uetund« gebet«; HLnftg ersucht man e» auch, neue Institutionen in» Leben z» «sät. veulscbes seiest. Leipzig, 11. November. * Bundesrat. In der gestrigen Sitzung de- Buude-rate- wurden die Gesetzentwürfe über die Pensionierung der Offiziere und die Versorgung der unteren Klassen de» Reichs- Heere-, der Marine und der Schutztruppe», sowie der Ent wurf von Aussührung-bestimmuugen zum Gesetze über die Wetten bei öffentlichen Pferderennen den zuständigen Aus schüssen überwiese». Angenommen wurden die Entwürfe de« Etat« für die Verwaltung der ReichSeiseubahueu und der Reichsjustizverwaltung, de» Etat» für den Reichskanzler uud die Reichskanzlei und de- Etat- für den Rechnungshof de» Deutschen Reiches. * Afrikanische Verlustliste. Ein Telegramm au» Wind huk meldet: Am 2. November im Patrouilleugefecht bei GaniuS bei KiriiS-Ost gefallen: Gefreiter Heinrich Reinock, geb. zu Kirchditmold, früher Jäger-Bataillon Nr. 11, Brust- und Schulterschuß; Reiter Georg Schöller, geb. zu Steinach, früher königl. bayerische- 2. Ulanen-Regimeut, Unterleibs schuß. Verwundet: Reiter Eduard Schulz, geb. zu Kubilehleu, früher Infanterie-Regiment Nr. 135, leicht Streifschuß in die rechte Hüfte. Verunglückt Reiter Hermann Müller, geb. zu Fürstenau, früher Infanterie-Regiment Nr. 22, am 1. No vember in Windhuk durch Unvorsichtigkeit eine- Kameraden mit einem Zielgewehr leicht verwundet, Schuß in die rechte HalSgegend. * Vom Frhrn. v. Mirbach und seine» Konto X von neuem anzufangen, hätte wohl kaum jemand Lust gehabt. Auch der BeleivigungSprozeß de- Herzogs Ernst Günther vou Schleswig- Holstein gegen den Redakteur Richard Loewe vou der „Ber liner Zeitung" hätte kaum andere als referierende Federn in Bewegung gesetzt. Aber e« hat dem Freiherr« selbst gefallen, die Sache wieder aufzurühreu. Tu l'ss voulu. Noch immer sitzt der Frhr. v. Mirbach auf hohem Pferde, noch immer schimpft er auf die Presse uud noch immer führt er den Namen Gotte- im Munde. E- ist kein erhebendes Schau- ipiel, das der Herr bietet, uud e« ist keine angenehme Ausgabe, an die lange, gräßliche Affäre zu erinnern, aber die Welt ist vergeßlich und deshalb ist eS notwendig, in aller Kürze einiges ilarzustelleu und aufzufrischeo, damit nicht die Allzuvergeß lichen iu ihrer Meinung verwirrt werden. Da muß zu nächst gegen die nouchalante Mauier des Frhrn. v. Mirbach protestiert werden, als sei eS ganz allgemein UsuS, über nichtempfangeue Summen zu quittieren. Auch wenn also der Oberbofmeister mit den mysteriösen 325 000 nichts mehr zu tun hat, so hat er e« sich doch selbst zuzuschreiben gehabt, daß gerade er nach dem Verbleiben vieler Summe gefragt wurde. Maa bei dem Manne, der Millionen sammelte und persönlich mit großen Summen glücklich ope rierte, auch die Schätzung für Werte nackgstassen haben, so ändert das nichts an dem inkorrekten Versahren. Und noch etwas muß gesagt werden. Wenn es dem Sammler Frhrn. v. Mirbach mrmals ausgefallen ist, daß ein paar simple Bankdirekioren eine volle halbe Million ihm für seine Kircheubauzwecke so aus dem Handgelenk zur Verfügung stellten, wie kam' er dann eigeuilick dazu, die erhaltenen Summen zurückzueistatien und über die nicht er haltenen zu quittieren? Ist ihm aber später ein Licht darüber aufgegangen oder auch nur der Verdacht gekommen, die Slifiuiigogelder könnten nicht aus reinen Privatmitteln stammen, londeru dem Bankinstitut gehören, und ist deshalb die Rückzahlung erfolgt, so bat der Ober hofmeister der Kaiserin wiiklich keine Veranlassung, der all gemeinen Erregung über diese seine unvorsichtige Verbindung mit unlauteren Elementen nun seinerseits unlautere Motive zu unterstellen. Die öffentliche Meinung und die Presse als ,bre Wortführerin können stolz darauf sein, durch ihren Druck reinen Tisch gemacht zu haben. Wir zeigen mit Fingern auf die Korruption in Amerika, wo Gelder der Versicherungsanstalten für Wahlzwecke verwendet werden. Sollen wir Pharisäerbast über das Konto X schweigen nnd deS kirchlichen Zweckes wegen mit dem Mantel der christlichen Liebe Mißbrauch treiben ? Im klebrigen wolle» wir doch auch nickt in Vergessenheit geraten lassen, daß da- Konto X und seine Nebenerlckeinungeu schließlich nur eine Episode in dem großen Speltatelstück bedeutet. Sollen wir an alle- da- erinnern, was den Z»rn nicht nur der Ungläubigen und Laue», sondern erst recht der eifrigen Christen hervorrief- Sollen wir deu Sammelerlaß des Oberhof- Anzekqen-Preis bi« ü gespalten« Petttzeil« 25 Pf. Familien^ Wohnung»- und stellen- Anzeigen 80 Pf. Finanzielle Anzeigen, GeschästSanzeigrn unter Text oder an besonderer stelle aach Taris. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AuguftuSplatz 8, Eck« JohanntSgaff«. Di« Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von lrüh 8 bi- abends 7 Uhr. Filial-Expedition: Berlin, ^ützowstr. 10. . . vre-den, Marienstr. 34. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig (Inh. Or. >k, R. L W. Kltnkhardt). Herausgeber: Dr. Liktor Klinkhardt. Bautzen, Zittau, Großenhain, Meißen, Pirna. Annaberg, Meerane, Olbernhau, Itvllbery, Zschopau, Döbeln, Grimma, Mittweida. Es heißt da, datz viele manaebbaft genährte oder noch nicht schlachtreife Stücke -ur Schlachtung kommen: nur von wenigen Schlachthösen, io von Mittweida un) Penig, wird ausdrücklich bestätigt, daß die Schlachtstücke in diesem Jahre an Güte und Gewicht hinter denen früherer Jahre nicht zurückgeblieben sind." Die Denkschrift muß darauf selbst einen merklichen Rück- gang des Vorrats an gutem, schlachtreifem Vieh zuqcben, - den sie auf die schlechte Futterernte des Vorjahres zurück führt. Der übriae Inhalt der Denkschrift enllpricht etwa dem, was Abg. Schubert ausführte und wovon er am Donnerstag im Landtag einen zweiten Aufguß verzapfte. Daß die Situation auch in weit rechts itöhenden Kreisen führ ernst angesehen wird, geht u. a. daraus hervor, daß logar die „Dresd. Nachr." anregen, ob nicht wenigstens em Druck aus den Bundesrat dahin angezeigt sei, völlig seuchen freien Landern gegenüber die Grenzwerre aufzuheben und weiter durch Herabsetzung der Eissnbähntarne für Vieh frachten eine gröbere Kommunikation und einen stärkeren Zustrom von Schlachttieren in die Wege zu leiten. Ta Minister v. Metzsch am Donnerstag im Landtage erklärte, die Regierung sei nicht in der Lage, beim Bundesrat posi tive Anträge und Vorichläge «inzubringen, so bedeutet dieser Vorschlag eine direkte Verurteilung des Verhaltens der Re gierung durch die „Dresd. Nachr." Aus die Debatte selbst noch einmal ernzugehen, hat keinen Wert. Besser als allez andere sprechen die Reden der ein zelnen Abgeordneten selbst. Mit aller Schärfe und Nach druck sei nur noch die Art und Weife zurückgewiesen. wie der Führer des sächsischen Bundes der Landwirte. Abg. Andrä, den Vegetarianismus als Heilmittel für die Fleischnot an führte. Eine solche Zumutung stellen, heißt den Ausdruck :n die Tat umsetzen, den Abg. Goldstern am Donnerstag mit einem Ordnungsruf büßen mußte. freilich — daS Resultat war gleich null. Immerhin liebt man hier ein etwas kürzeres Verfahren als im Reichskanzler valais: dort will man erst „in Erwägungen eintreten", hier sagt man wenigstens gleich, daß „nichts -u machen" ist. Trotzdem möchten wir die Debatte vom Donnerstag in der sächsischen Parlamentsgeschichte nicht entbehren. Sie hat den erfreulichen Beweis geliefert, dass in unser politisches Leben ein frischerer Zug zu kommen beginnt, daß man es nicht mehr dabei bewenden läßt, mit einem: „Wir könnens nicht ändern" die Achseln zu zucken und im übrigen die Dinge laufen zu lassen, wie sie wollen. Worte, wie am Donnerstag, sind lange nicht erschollen im sächsischen Parlament, und die Regierung, die durch alle vier Zivilminister vertreten war — Herr v. Metzsch harrte sogar bis ans Ende der langen, ermüdenden Debatte aus —, wird sicher das eine daraus ent nommen haben, daß man auf liberaler Seite nicht mit Glacö^ Handschuhen zu kämpfen gesonnen ist. Sie wird sich auf manchen harten Straub in diesem Winter gefaßt mache» müssen, und man kann ihr nur wünschen, daß sie in Zukunft besser gerüstet ist, als am Donnerstag. , Ihr Hauptrüstzeug war «ine Denkschrift, die unmittelbar vor ver Sitzung der Kammer zugegangen war, und sofort an die Abgeordneten verteilt wurde. Daß nur 90 Exemplare von der Regierung ausgegeben waren, also gerade so viel, wie binreichte, um den Bedarf der einzelnen Abgeordneten, des Bureaus und des Archivs zu decken, während die Journa listen keins erhielten, wurde erklärlicherweise sehr, übel ver merkt und mit entsprechenden, nicht gerade schmeichelhaften Kommentaren begleitet. Zwei Auffassungen traten dabei her vor: entweder stehe die Statistik auf so wackligen Füßen, daß man die Kritik daran möglichst hinausgeschoven zu sehen wünschte, oder aber wir seien in Sachsen trotz aller Spar samkeit so tief im Dalles, daß selbst die wenigen Mark für bi« paar Druckexemvlare das Gleichgewicht des Budgets ge fährden. Keine dieser beiden Auffassungen ist für die Re gierung besonders schmeichelhaft. Es mag ja sein, daß irgend «in Subalterngeist seinem Sparsamkeitsdranae durch die knappe Bemessung der Exemplare hat Ausdruck geben wollen, jedenfalls steht das eine fest, daß durch eine solche rücksichts lose Behandlung die Press« auf Hintertreppen gedrängt wird, deren Benutzung sie grundsätzlich verschmäht, und die Kritik wird auch Nicht dadurch aufgehatten. Aus dem Inhalt der Denkschrift, die uns von einem Ab geordneten freundlich -ur Benutzung überlassen worden ist, erscheint uns zunächst die Einleitung beachtenswert. Es heißt dort wörtlich: „Die hohen Fleischpreise, welche, im ganzen Lande die Lebenshaltung, namentlich der arbeitenden Bevöl- ckeru g in empfindlicher Meise verteuern und, indem sic den Minderbemittelten ein« dürftigere Er nährung aufnötigen, zu Besorgnissen in gesund heitlicher und volkswirtschaftlicher Hinsicht Anlaß geben, be stimmten die Regierung, eingehende Erörterungen über den Umfang und die Ursachen dieser beklagenswerten Erscheinung anzustellen." Es wird hier also, wie es auch am Donnerstag durch den Minister v. Metzsch im Landtage geschah das Vorhandensein hoher Fleischpreise unumwunden zugegeben, auch mit Recht diese Höhe und die daraus sich ergebenden Folgen als be klagenswert bezeichnet. Dann heißt es weiter: „Möglichste Klarheit darüber zu verbreiten, erschien ^r Regierungum so wichtiger, als eine durch die tatsäch lichen Verhältnisse nicht gerechtfertigte Beunruhigung inzwischen angefangen hatte, sich wei terer Kreise zu bemächtigen." Daß die von uns durch Sperrdruck hervor« ohobenen Wort« zutreissend sind, möchten wir ganz energisch verneinen. Eine Beunruhigung, die die Folge derart gesteigerter finan zieller Ansprüche ist, wie wir sie gegenwärtig erleben, ist durch die tatsächlichen Verhältnisse sehr wähl gerechtfertigt. Die ganz« Statistik, woraus die Regierung ihre gegenteilige Beweisführung aufzubauen sucht, umfaßt nämlich nur die Zett bis Ende 1904, wahrend wir setzt fast ein volles Jahr Wetter sind und gerade im Verlauf dieses Jahres sich die Preissteigerung am härtesten fühlbar gemacht hat. Von Interesse ist es, daß die Regierung selbst die dadurch ent stehende Mehrausgabe aus 15 ttl. für den Kopf der Bevölke rung und «iy Jahr annimmt. Warum wird übrigens in der Denkschrift mrr mit einer Familie vou vier Köpfen ge rechnet? Gei jeder statistischen Ausmachung wird doch sonst di« Familie zu fünf Köpfen angenommen. Di« jetzige Rech nung sieht aus. als wäre das Zweikindersystem in Sachsen amtlich sanktioniert. Zu noch größerem Befremden gibt aber der folgende Satz Anlaß, der lautet: „Dieser Ausfall, der angesichts der in Bälde zu erwar tenden Preisermäßigung nicht voll in Ansatz zu bringen ist, bleibt -war weit zurück hinter den Verlusten, di« sich m Jahren schlechter Ernte auch der Lein« Landwirt, in Zeiten sinkender Löhne der Fabrikarbeiter gefallen lassen muß, er ist gering im Vergleich mit der schweren Last, welche die steigenden Mieten aus die Schultern gerade der arbeitenden Bevölkerung vornehmlich in den großen Städten legen." Ein solcher Vergleich, wie er hier gezogen ist, hinkt doch auf beiden Füßen. Speziell der mit den landwirtschaftlichen Verhältussen ist einfach abgeschmackt. Er läßt völlig außer Acht, daß der Landwirt von vornherein mit gelegentlichen Mißernten rechnen muß. und daß diesen schlechten Ernte jahren auch wieder andere, um so bessere gegenüberstehen, so daß im ganzen eher ein Ausgleich zustande kommt. Und ob die Preisermäßigung wirklich so sicher „in Bälde" emirM, wie die RegierungSdenkschrist behauptet, ist doch noch sehr die Frage. Podbielski prophezeite im August: „in 4 bis 5 Wochen ist die Flelschnot vorüber", jetzt ist mehr als die doppette Zett verstrichen, und das Uebel wird von Tag zu ^beusoweniq kann die Statistik als einwandfrei gelten, die lediglich d»e Zahl der «schlachteten Tiere aufführt, wie dies in Ueberficht 8 der Denkschrift geschehen ist. Gantz abgesehen davon, daß sich auch hiernach bei den als Haupt- nahrungSmittel der Bevölkerung bienenden Schwein« in allen fünf sächsischen Regierungsbezirken <in Rückgang gegen daS Vorjahr zeigt, der -. B. für Dresden etwa 4 Prozent, für Leipzig etwa 1 Prozent ausmocht. kommt es doch nicht aus die Zahl der geschlachteten Tiere an. sondern aus Menge und Qualität deS Fleisches. daS sie liefern. Hinsicht lich dieser beiden Punkte ist aber ein Äanz entschiedener Rücksitz ritt zu verzeichnen, und deshalb ist eS auch kein Wunder, wenn „Uwerstand" eingetreten ist. d. b. wenn die ausgetriebenen Tiere nicht sofort alle zur Schlachtung ge kommen sind. Ihr« Qualität war aber nicht der Art, daß sie zur Schlachtung geeignet gewesen wären. Das gibt die Regierungsdenkschrift weiter unten auch zu, indem si« ;aai: „Die Uebersichf (über die Schlachtgewichte. Red.) laßt zwar «ne allgemeine doch durchaus nicht erheblic nahm« des Gewichts bei Rindern und Schweinen in« 1906 erkennen. Auch von der Mehrzahl der vorigen Schlacht Höfe wird zwar nicht aus Grund amtlicher Wägungen, aber doch fortgesetzter Beobachtung und unge fährer Schätzung über einen Rückgang de» Schlachtviehs au Güt« und Gewicht in diesem Jahr« berichtet, so von re
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