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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.12.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051201012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905120101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905120101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-01
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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Hev«s-eb« vr. Viktor Kltskhartzt. SS. Jahrgang. Rr.611. Freitag 1. Dezember 1905 4 I Ertviderun«. Aber die betont, läßt lichei» Reich- Mli*l^q>e»ttt«u v«tt* LL-o«str. M . - lv«»dea,»ari«-».»4. * Rach russisch« Meld«««« ist in Astrachan die Pest «»-gebrachen. Bi- vor ewigen Tagen sind 166 Tode»- fälle^^ verzeichnen davon 54 zwischen dem 21. und -«er projektierten Durch- e an Spekulanten verkauft hatten, wodurch ante kommen. Diel Gtenerprojekte« schi denken mag. Am i der rmvwsentlichen steuer, denen mLnia WWM. Ta-Mait Handelszeitnng. A«1svlalt -es Lönigk. Land- mck -es LiSnigk. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nate« ««- -es Nolizeiamtes -er Statt Leipzig. v« Mchti-«e vo» c-ge. *-» Deutschsüdwestafrika ist die Rinderpest «ingeschleppt Word«, wodnrch die Verpflegung der Truppe« ernstlich gefährdet und der Gang der ^peraLiome« wesentlich teeiutrSchttgt wird. (S. * I« Hamburg wurden zwei Staatsbanzeich »»»haftet, die GeheimplLne einer projektierten Dui hrnchsstraße an Spekulanten verkauft diese Millionen v«rdi«t«. (S. Neuigk.) * D« Ausstand der Post- «ad Telearapheu- beumte» hat sich «nf alle Station«» in Rußland Vie Novelle rum preurrirckeu kiulrommeuzteuetgereir. Wie wir schon in der gestrigen Abendnummer kur» unter den wichtigsten Mitteilungen erwähnten, wird dem vreußl» schen Landtag eine Novelle zum Einkommensteuergesetz zu- gehen, die eine Vereinfachung des Verfahren» sowie Steuer- ermäßigungen für stärkere Familien bezweckt. Die Negierung kommt damit den vom Finanzminister von Nhembaben m der letzten Session gegebenen Versprechungen nach. So weit bis jetzt über den Inhalt der Novelle Mitteilungen vor liegen, bezweckt ihr formeller Teil die Vereinfachung, Er leichterung und Beschleunigung des Veranlagungs- und Be- schwerdeverfahrens, namentlich für die grobe Zahl der Steuerpflichtigen mit einem Einkommen von weniger als MO Als Hauptmittel zur Erreichung dieses Zickes sind in Aussicht genommen die Beseitigung der Veranlagung nach dreijährigem Durchschnitt und die Veranlagung nach dem wirklichen Einkommen des letzten Jahres in allen hierzu ge eigneten Fällen sowie die Einführung der Berufung an die Veranlagungskommission statt an die Bernsungskommisslon für alle Steuerpflichtigen, die der DeklaraUonspslicht nicht unterliegen. Das, waS weitere Kreise auch überdi« preußischen Gren zen hinaus interessieren wird, sind aber die Steuerer- le i m t er u n g e n, die de* Entt urf in Ausocht Nimmt. Sie bestehen wie erwähnt in einer Steuerermäßigung für stärkere Familien. Diese Vergünstigung, die zurzeit nur den Einkommen unter 8000 zuteil wird, soll künftig auch den höheren Einkommen bis 6500 bewilligt werden. Ferner liegt es in der Absicht, die Beschränkung der Vergünstigungen am Kinder von weniger als 14 Jahren aufzu heben. Diese Beschränkung hat schon jetzt für viele betei ligte Familien keinen Sinn, weil gerade erst von 14 Jahren an die Kosten der Unterhaltung und Erziehung der Kinder besonders groß sind In noch höherem Maße trifft das für Haushaltungen mit mehr als 3000 Einkommen zu. End lich ist in Aussicht genommen, daß, wie jetzt schon bei drei und mehr Kindern die Ermäßigung um eine Steuerstufe ein treten muß, für die Folge eine solche Ermäßigung um zwei Stufen bei fünf oder mehr Kindern von Gesetzes wegen «in- zutreten hat. Diese Steuerermäßigungen, die von einem anerkennens werten sozialen Verständnis zeigen, werden sicherlich mit vielem Beifall begrüßt werden. Natürlich haben sie aber auch eine Kehrseite, die in dem durch sie bedingten Ausfall an Steuereinnahmen z.l Une.uvstcn der Stsa's'aste Hestedt. Uv? >st i»« H erLi: i eyaag der ka pi tat re i w e r en Ge fr l lis ch a f ten mit be schränkter Haftung zur Einkommensteuer ähnlich der Aktiengckellsclxckten geplant. Diese Gesellschaften haben eine starke, stetige und namentlich jüngst rasch stei- gende Entwicklung genommen. Schon 1900 tinrrden in Preu ßen 2400 solcher Gesellschaften mit rund 794 Millionen Mark Kapital gezählt. Bis zum Jahre 1905 bat sich die Zahl der Gesellschaften auf 5515 mit rund 114 Milliarden Mark Ka pital vermehrt. Von den 1905 in Preußen vorhandenen Gesellschaft« haben 8270 weniger als je 100 600 Kapital. Diese Gesellschaften mit insgesamt rund ISO Millionen Mark Kapital sollen auch in der Folge Steuerfreiheit genießen. schon siebemnal Minister und auch schon einmal Minister präsident Ein- allerdings dürfte den Franzosen an ihm "lcht gefallen: er ist unbeweibt, Witwer, und könnte die Repräsentation nicht ganz nach Wunsch führen. Neben diesen beiden Haupt-Kandivaten sind nun noch einige .Outsider- da. Unter ihnen muß al» nicht aussichtslos zu nächst der französische Kammerpräsident Do um er genannt werd«, wenn auch in Frankreich selbst feine Wahlchancen nicht besonder- hoch einzeichäyt werden. E- ist in vieler Beziehung recht bemerkt worden, daß Rouvier, der jetzige Ministerpräsident, dem man P-ästv,nt,chaitsgelüste nach sagte, wohl Herrn Falliörrs und Henn Bourgeois, nicht aber Doumer die Mitteilung hat zukommen lassen, daß sie in ihm keinen Mitbewerber zu sehen halten, da er auf keinen Fall kandidieren werde. Dann wäre auch noch der filtbcre Kammer präsident Herr DbScbanet zu berücksichtigen. Er war noch nie Minister, in diesem Falle etwas Ungewohnt cheS in Frank- reich. Vielleicht versucht man e- einmal mit ihm. Deschanel hatte bereit» voriges Mal die bellen Chancen, die sich in ren ersten Fahren LoubetS nicht vermiuderleu. Aber gerade an ihm merkt man die berühmte gallische Wetterweudischkeit; er hat an Position allmählich elagebllßt, ohne daß er ovcr sonst jemand wüßte anzugeben, warum? So wäre er denn auch nur al» möglich zu betrachten, fall» die Wahl wieder eine der bekannten unlösbaren Stichwahlen ergäbe, die durch den Verzicht der Sieger au»getragen werken. Denn es darf bei einer Präsidentenwahl in Frankreich nie vergessen werden, daß die Kandidaten, die zunächst die meisten Summen haben, gewöhnlich in der Stichwahl von einem, der wenig oder gar nicht in Betracht gezogen worden war, »abgelägt" wurden. Kerry hatte feiner Zeit gegen 350, Faure nur 72 Summen, und doch kam vieler als Lückenbüßer für die Rcvanckeleute in» Amt. Auch Herr CombeS soll in der Liste nicht ver gessen werden, der Vater de» Feldzug» gegen die Klerikalen, der jetzt mit der Trennung von Staat und Kirche geendet hat. Die Auswahl ist also nickt gering und so ist es ' glaubhaft, baß, wie e» heißt, Iauräs den Vorschlag macken will, die Republikaner sollten sich vor dem Zluammeutreten der Nationalversammlung vereinigen und in öffentlicher Dis kussion, au» ihrer Milte heraus, einen einzigen Kandidaten für die Präsidentschaft ausstellen. Natürlich hätte dann jeder den auf diese Weise nominierten Kandidaten zu wählen. Daß dieser Vorgang ein mit dem Geiste der Verfassung nicht ver-s einbarlichcr Schritt wäre, der die Wahl d-c PrandrMea i 4 Versvillck» uoch rl» Kvmövre erschauere >rc^, wirb v>, Radikalen nicht weiter geniere«, da e» für sie nur daraus ankommen kann, sich vor Zufälligkeiten zu fchützen, wie sie durch eine Zersplitterung der Summen leicht hcrveigeführt werden könnten. Wichte-, nach deutschem Gewichtssystem verkauft oder feil gehalten werden dürfen. ES ist dabei angeregt worden, bei Erlaß der Verordnung auf den durch Lagerung (Ver dunstung, Verstaubung) entstehenden Gewichtsschwund Rücksicht zu nehmen. Der Bundesrat dürfte demnächst zu diesen Anträgen Stellung nehmen. * Der Gcsctzentmurf übrr tzte Entlaftu«, des Rrtchs- invalipcnfonds, der dem Reichstage zugegangea, besagt: Vom l. April l906 ab sind au» dem ReichSinvaüdenfondS nur zu bestreiten: l) die PensionSgebühruiffe der Kri«Smvalide» von l870/71, so weit diese Gebührniffe auf deu MilitärpeusioaS- gesetzt» beruhen, 2) die gesetzlich«» Beihilfe» für Hinter bliebene der 1870/71 gefallenen oder gestorbene« Kom battanten, 3) die Kosten, die durch die Geschäftsführung der Verwaltung des Reichsinvalidenfond» entstehen. Die früher« Ausgaben für andere Mittel erfolgen vom 1. April 1906 ab aus dem ReichSetat. — Die Begründung besagt u. a.: Dem Reichsinvalidenfond» sollen in Zukunft m»r8ast« auf gelegt werden, die direkt mit dem letzten Kriege io Ver bindung stehen. Die Juvalideupension« der holsteinisch« Armee, die bayerilche Quote, die Ehreuzulag« für di» In haber de» eisernen Kreuze», di« Pension« für «hemalige tianzösische Militarpenstonen rc. fall« jetzt de« Etat zur Last. Damit wird der Entlastung de- Invalidenfond- sehr gedient. Der Etat hätte danach 382 SS1181 zu über ¬ nehmen, während dem ReichSmvalidrufouds »ar »och l87 22L OVO zur Last falle«. * Die Stärke unserer Marine. Die Stärke unserer Marine ist nach den neuesten Anordnungen bekanntlich nicht ganz unwesentlich vermehrt worden. Unsere Marine soll vom nächsten Jahre ab haben: 2190 Offi ziere, darunter 1511 Seeoffiziere, 269 Marine-In genieure, 50 Offiziere der Marine-Infanterie, 221 Sani tätsoffiziere, 74 Offiziere der Artillerieverwaltung, 46 des Torpedowesens und 19 des Minenwefeus. Mann schaften soll insgesamt 41 284 unsere Marine zählen, und zwar 1883 Deckoffiziere, 8985 Unteroffiziere, 29 316 Gemeine und 1100 Schiffsjungen; mit den 2190 Offi zieren sind dann also insgesamt 43 474 Marine-Personen vorhanden. ES wird eine Vermehrung gegen da- Vor jahr um insgesamt 150 Offiziere eingetreten fein, darunter 102 Seeoffiziere, 26 Marine-Ingenieure, i3 . Sauitälsoffizferc, 5 Offiziere der Lrtillerisverwalttmg, 3 des Torpedowesens, 1 deS MinenwesenS. Die Mann schaftsvermehrung ist auf 2688 festgesetzt, darunter 121 Deckoffiziere, 524 Unteroffiziere und 2007 Gemeine, also mit den 150 Offizieren eine Vermehrung der EtatSstärke gegen das Vorjahr «n 2802. Das Beamtenpersonal, zu dem auch der Staatssekretär v. Tirpitz gehört, soll 2479 Mann betragen, eine Ver mehrung gegen das Vorjahr tritt nm 124 ein, darunter 1 Abteilungsvorstand im ReichSmarineamt. Wir werden dann den Staatssekretär, den Direktor und 17 Abtei- lungSvorstände (Vortragender Rat im ReichSmarineamt) haben. Oberzahlmeister und Zahlmeister wird die Marine 149 zählen, Oberpfarrer und Pfarrer 20. Stabe- > apotheker und Apotheker werden 7 vorhanden sein. * Durch die Novelle zur preußische« KrriSordrmag, die der Minister deS Innern, v. Bethmann-Hollweg für die kommende Landtagssession vorbereitet, soll, wie die „Franks. Ztg." erfahren haben will, den Städten, die mit Ausschluß der aktiven Militärversonen 25000 Ein wohner haben (in Westfalen 30 000, in der Rheinprovinz 40 000), das Recht, auS dem Landkreise, dem sie bisher angchörten, auszuscheiden und einen eigenen Stadtkreis zu bilden, erschwert werden. DaS genannte Blatt be zeichnet es als „noch nicht ganz feststehend", ob man nur die Ziffer, die jetzt Voraussetzung ist, erhöhen will, oder ob man nicht dafür die Bestimmung treffen will, daß über das Ausscheiden der Städte in jäem einzelnen Falle ein Beschluß des Ministeriums herbeizuführen ist, der darüber entscheidet, ob und unter welchen Bedingungen eine Stadt auS ihrem jetzigen KrerSverband auStreten kann. * Rückkehr aus Afrika. Mit dem gestern vormittag in Hamburg eingetroffenen Dampfer „Professor Woer- mann" sind 11 Offiziere und höhere Militärbeamte und . eine kleinere Anzahl Mannschaften von Deutsch-Süd- Westafrika zurückgekehrt. - Der liberale Block i« Vaden hat wiederum einen Erfolg zu verzeichnen. Bei der durch den Tod des Lbg. Scherer notwendig gewordenen Nachwahl in Lörrach- Land lag die Gefahr einer Zersplitterung der liberalen Parteien nahe, und drohte auch eine kurze Zeit. Sie wurde aber glücklich überwunden: der Freisinn überließ den Nationalliberalen die Kandidatur und so gelana eS, den vom Zentrum bestgehaßten Landgerichtsrat Ob- kircher, der bei der Hauptwahl dem konservativ- ultramontanen Bündnis in MoSbach unterlegen war, zur Wahl zu bringen. - Die kirchliche Reaktiv«. Schon vor mehreren Monaten hat daS „L. T." darauf hingewiesen, wie man auf konservativ-kirchlicher Seite bestrebt ist, die Kräfte zu sammeln und zu organisieren. Eine neue Bestätigung Vieser Tatsache brinat die „Chronik der chr. Welt". Sie schreibt nach guter Information: „LepsiuS und Keller, die Gründer der feit einigen Jahren in Eisenach tagen den kirchlichen GemeinschaftSkonfereNz, die eine Zu sammenarbeit von Laien und Theologen anstrebt, sind darauf au-, daß sich alle gleichgesinnten Konferenzen und Vereinigungen in Deutschland zufammenschließen." Mdg« man auf mittelparteilicher und liberaler Seite da von lernen und an die Stelle der Zersplitterung auch eine Einigung treten lasten, die der modernen Theologie und einem volkstümlich fortschrittlichen Kirchentum die notwendige Kraft gegenüber kirchlicher Reaktion ge währt. ' Ablehnung. Thorn, 28. November. In der gestrigen Stadtverordnctensitzung - teilte Obcrbürger- meister Dr. Kersteu mit, daß das Gesuch deS Rate- um Gestattung der Einführung von monatlich 200 russischen Schweinen Mr sofortigen »bfchlachtung i» Schleuhthoustz Ml vir- liondrtr Na »seiger? Loubet- Uhr ak- Präsideut der französische« Re- publik ist beinahe abgelavfeu. Der Repräsentant der französische« Nation wird laut Gesetz von dem Senat Md der Deputiert«kammer, die z»r Nationalversammlung zvsa«m«trrteu, gemeinschaftlich auf sieben Jahre ge wählt. Loubet ist feit de« 16. Febraar 1899 Präsides». Frankreich steht als» vor der Neuwahl eine- Staatsoberhaupte« »ad e- ist daher natürlich, daß sich sch« jesft die Parteien «ad die Presse de- Lande» mit dea- jemg« Staatsmänner« beschäftig«, welche Aussichten ans di« Nachfolgerschaft Loubet« haben. Denn dieser hat erklär», er werd« auf kein« Fall eine Wiederwahl aunehmen, er sei ei« alter S7jähriaer Mann und sehne sich »ach Ruhe. Unser aller Kaiser Wilhelm hatten al- er mit Sl Jahren sta>b, »kein« Zeit müde z« sei«-, der Kaiser Fran» Josef ist über 7- Jähre alt, der König von Dänemark gar ziemlich 87, Köäia Georg von Sachs« war, al» er starb, 72 und Köaig Albert 74 Jabre alt, allem gab e» je für ein« von ihn« h« Augenblick, wo er hätte sagen können: Ick will mich jetzt zur Ruh« setz« and wich in» Privat leien zu, ü suchen ? Der kategorisch« Imperativ der Pflicht gebrrket dem Kürst« auf seine» Poste», sei e- an» dynastischen, sei e» reinem StaatS- «teresse, «n-zvharrea, wenn ihn auch noch so sehr der Wunsch überkomm« mag, die schwere Bürde jüngeren und kräftigeren Hand« a»z»vertraueu. Für alle Folgen, die der Rücktritt eine» regierende« Monarchen nach sich ziehen würde, trägt er »nm grüßt« Teil die Verantwortung, wenn auch die Süßig keit de- Herrschen- namentlich in kleineren Staaten vaS ihrige dazu beitrag« mag, daß Fürsten so selten abdanken. Nur mit schwerer Sorge könnte e» Europa erfüllen, wenn beispielsweise jetzt Zar Nikolaus oder Kaiser Franz Josef vom Throne steigen würden. Ander- in einer Republik, Wie Frankreich. Dort trägt die Verantwortung da- Volk selbst, wenigstens laden Vie, welche das Volk ru lenken ver stehen, die Verantwortung aus seine Schultern ab. EuNprichl da» gewählt« Staatsoberhaupt aber den gehegten Ansprüche» uad Wünschen der Majorität-Parteien, die ja dock immer zugleich vle Herrschende» sind, nicht, dann ist e» nicht allzu- schwer «S sogar noch vor Ablauf feiner Amt-zeit zu be seitige», wie denn z. B. Thier-, der erste hochverdiente Präsident Frankreich- »ach dem groß« Kriege mit Deutschland, schon mit t'/« Jahren, Mac Mahou »ach S Jahren, Easimir-Perier gar nach sieb« Monaten da- Feld räumen mußieu, weil sie nicht mehr im stande war«, ein d« Partei« genehme» Ministerium zu bild«. Die Methode der Norweger, di« au» dem gleich« Grund« de» Könige von Schwede» den Stuhl vor dre Tür fetzt«, ist in Frankreich nichts neue« und auch der Respekt vor eine« dergestalt absetzbaren Präsidenten ist nicht allzu groß. Ward« dem braven Loubet doch beim Reuuea in Antnnl vo« dem rabiat« Grafe» Dio« der plebejische Zyliaderh«t eiugetrieben, und e» tat da- nur der Kopf- dedeckuug de- höchst indignierten Präsidenten Schad«; ihm selbst nicht, denn er blieb, wa» er war, der frühere, reich aewordrue Rechtsanwalt Loubet, d« eia Zufall auf den französiiche» Prästdeutenstuhl gebracht hatte. Solche Sache» kö«e» auch einem etwa» robuster« Manne, wie Herr« Loubet, die Repräsentation-Pflicht« aa der Spitze de- Staates ver leid«. GeauL im Januar nächsten Jahre» findet die Neuwahl «ms Präsidenten statt. An paffenden Nachfolgern ist wie immer in Frankreich k«in Mangel. Wer aber wird der „Au-erwählte" de» Volke- sein? A» erster Stelle wird der Präsident de- Senate«, Armand Falli-re-, genannt. Die Senat-prästdeuten hatten schon immer gnte Chancen, gewählt zu werden, und di« Erfahrungen, die man mit ihnen gemacht hatte, waren »icht schlecht. Auch Loubet gehört bekanntlich zu dieser Kategorie. Falli-r«- war schon wiederholt Minister, wurde 1889 in d« Senat gewählt, wo er sich bald «i« fa einflußreich« Stellung schaffte, daß ihn d«r Senat z»m Vizepräsidenten wählte. Als der bisherige Präsident Loubet d« höchst« Poste« i« Staate erhielt, rückte er a« dessen Stelle. Er ist ein Man» »eu güt republikaaischer Gesinnung, »«gleich ei« angenehmer nutz etwas bequemer Herr, der der Kammer kaum jemals twbeqii«» w«rd« und etwa persönlich« Politik treiben würde. D«> das Ia«a di« republilaoifch-ravikale Majorität nicht tmriraa«. Er ist reich und liebt da» Dekorativ«, hat amh «üm Gattin, der man gewandt« Umgangsforme» uachsagt, «in« Sache, die bei den häufige» Besuch«, die jetzt gekrönte Häupter i« Paris machen, nickt zu «nttrfchätzeu ist. Außer dem ist Falliäres eia großer Grundbesitzer uad verkehrt viel mit de» «del. Gr würd« also auch den konservativ« Element« Willkomm« sei«. . Al« zwei»« Bewerber kommt Leo« vochea«ot« i« Betracht. E, steht indez«- a»f seine reMdKtanisch« Gesi«- n«a etwa» weiter «ach link«, verbindet aber mit feste» Gnurdlätz« eine mild« Form, die ih« wohl geeignet er- vir viertleuerelbSkMg i« Liiaaemrcder Seleucdtung. (Vor» uaserem Münchner Korrespondenten.) Bayern, Württemberg und Baben steht bekanntlich auf Grund ihrer Reservarrechte die eigene Bierbesteueru?^ -u. Infolgedessen besitzen sie nach Artikü 7 der ReichKversastung, da eS sich um keine gemeinschaftliche Angelegenheit handelt, bezüglich der Besteuerung innerhalb oer norddeutschen Brausteueraemeinschast leist Stünmmrecht im Bundesräte und haben sich auch stets einer Einmischung in biese Materie enthalten. Nichts wäre ober irriger als die Annahme, daß die genannten süddeutschen Bundesstaaten fund mit chnen Elsaß-Lochringenf kein besonderes Interesse daran hätten. Die Frage ist für sie. «nd naturgemäß in allerettter Linie für Bayern, vielmehr mm größter materieller Wichtigkeit. Jede Lrhsyuna im norddeutschen Bvauswuergebiete muß nämlich «ine Steigerung der DoatrEuIarbeiträge mit sich bringen, da di« süddeutsch« Staaten sogenannt« Aequiva- I-ente an bi« ReichsEasse zv leisten Haber». DicheS Aequ-va lent beträgt zurzeit für Bayern ungctfäbr den neunten Teil des Steuerertrans im norddeutsche^ Bvausteuergebiete, ca. Millionen. Wenn nun der jetzige Steuersatz verdoppel? Mrde. so hätte Bayern 9 Millionen an bi« Keich-kasse <ck- juführen und selbstverständlich au» LanbeSmittelu zu deck«. Daß man -um Ausweiche dieser Mehrleistung ebenfalls an eine Erhöhung der Brausteuer denk« könnte, ist ganz aus geschlossen. D»e Erträgnisse -e» MalzauslschlageS vermindern sich lchnchseS stetig infolge deS Rückgang- des Bierkonsüms, der ja in volkswirtschaftlicher Beziehung erfreulich ist, soweit er nicht auf der Verschlechterung der wirtschaftlichen Ver hältnisse beruht. ES liegt auf der Hand, daß auch hi« Wdeutsche. speziell wieder die bayerisch« Brauindustrle in Mitleidenschaft ar- zoaen würde, weil mit der Erhöhung der Biersteuer auch di« Ubergangsabgckben steigen und so hie AuSkuhr beeinträchtigen werden. Der oayerische Finanzmmister hat sich -war Engst darüber berwhigeud aeäutzert, vielleicht will man e» ,« ähn licher Weise wie mit den AegUwalent« machen, di« nach dem eben erschienenen Gesetzentwurf« — AuSgleichsboträg« nennt er sie in gutem Deutsch — mit 40 Pro-ent beginn« und unter jährlicher Steigerung «m 10 Prozent von 1S14 an voll »u «»richt« sind. , , , , , Nebenbei darf vielleicht wiederholt werden, wr« sehr auch wirtschaftlich« Gründe gegen eine Erhöhung der Steuer 'n der norddeutsch« Braustttergemeinschaft. sprechen, so be sonder» di« Eindämmung de- SchnapSgenusieS. Wenn jüngst eine offi»iSs« Stimme dagegen d« Weinkonsum m TÄdeutschlmtd angeführt hat. so bLavf «» Wirklich keiner khang der Biersteuer, und da- sei hesonder- auch schwer mit dem Gebäcks« einer wirk- ' n vereinige«. Zu diesem Ziele kann Erschließung von Einnahmequellen > Reiche gememsam fließ« und zu- SruckMtz -ft «ich hei all« anderen !ltm. «le mm, auch sockst über sie « Anklang Met in Payern neben ftomobilstever die ReichSerbschfttS- «ukbehnung ans Ehegatten und selbst Inder hier kaum auf Widerspruch stoß« würde wenn da- lvch andere Prchrkte beseitigt oder in ihrer finanziell« t werd« könnt«. Welche Erswvkung nkens liegt Übrsg«» in dicher «echs- , Ne auch von der Rot aedoren wurde denk« ge- zuftnnmen inanzmimfter vrulrcves Zeicfi. Leipzig. 1. Dezember. - Dir Rinderpest in Deutsch-Südwestafrika! Eine schlimme Nachricht ist eingetroffen: Durch die aus Kap stadt eingeführten Ochsen ist auf dem Baiweg Lüderitz- bucht-Kubub-iteetmanshoop die Rinderpest eingeschleppt worden. Es ist daher die Tötung sämtlichen im Seuchen gebiet befindlichen Großviehs, etwa 700 Stück, ange ordnet. Auch für Vieh, das sich in Privatbesitz befindet, sind die gleichen Maßnahmen eingeleitet. Eine mehr wöchentliche Quarantäne ist erforderlich. Es mutz nun mehr auf der Strecke Lüderitzbucht-Kuibis der Betrieb mit Maultieren durchgeführt werden. Von Kürbis auS landeintnartS wird der Ochsenbetrieb vorläufig noch auf reck)» erhalten. Trotz aller aufgewandten Mittel ist der Verkehr auf dem Baiweg auf etwa ein Viertel der Leistungen des Monats Oktober zurückgegangen. Da- durch wird die Verpflegung der Truppen ernstlich gefährdet und der Gang der Operationen wesentlich beeinträchtigt. —» Dadurch wird auch die in letzter Zeit wohlbegründete Hoffnung auf ein baldiges Ende der Kämpfe in Frage ggstellt und dem vom Krieg schon so geschädigten Lande ein neuer schwerer Verlust zugefügt. ' Parlamentarische Nachrichten. In der gestrigen Sitzung des Seniorenkonvent» des Reichstage- schlug Graf Ballestrem vor, die Beratung des Etats, des FlottcngesetzeS und der Finanzvorlagen in erster Lesung gemeinsam zu erledigen. Dem Vorschläge widersprachen die Freisinnigen und die Sozialdemokraten. Auch der Vorschlag, nach der Erledigung der Interpellation über die Fleischnot zunächst die erste Lesung deS zweiten Nach tragsetats von Sndwcstafrika r rzunehmen, fand Wider spruch. Da eine Einigung nicht erzielt wurde, wird über die Dispositionen im Plenum entschieden werden. Der neue Leiter der Kolonialabteilung, Erbprinz Hohenlohe- Langenburg, hatte an den Reichstag den Wunsch ge langen lassen, daß die Vorlage, betreffend den Bau der Bahn LudwigSbucht—Kubub noch vor Weihnachten er ledigt werden möye. Der Seniorenkonvent traf hierüber folgende Dispositionen: Heute und morgen: Fleffchnot- interpellation, Sonnabend: Bahnvorlage nach Kubub, Montag und Dienßtag bleiben frei, Mittwoch (5. De- zember): Beginn der Etatsberatung und der übrigen Vorlagen, die damit zusammenhängen. Als offene Frage wird e- betrachtet, wie e- mit der Ueberweisung der Vorlagen an die Kommissionen gehalten werden solle. Die Weihnacht-ferien sollen vom 15. oder 16. Dezember bis 9. Januar dauern, - Gegen de« «nlavtcren Wettbewerb. Dem Bundes rat liegen, nach der „Neuen politischen Korrespondenz-, Anträge von Handelskammern vor über den Erlaß einer Verordnung auf Grund deS 8 5 des Gesche- zur Be- kämpftmg deS unlauteren Dcttbewerbes, wonach Waren, wie Maizena, Mondamin, Quäker Oat-, Fleischertrakt, Marmelade, Lee, Seufmehl, nur unter Angabe de» Ge-
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