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Sächsische DMsreitung «-»»,«in, ei», «»»,«»« L «tt I »ella-n, dierirlMrltch ».IS Fi. Sn I Dresden durch «-„n ».4» ^ I» a°2 DeutschluL Ke« Hau, ^; in Oe,«erreich <48 L «u«s,»e « nur mit Feierabend vierteliSbrItch ,.8« Fl, An Dresden durch Loten iS.Ii» Fi. In aan, Deutschland MN I Hau, ».«, F»; in Oe,.erreich 4,<Ä L - «n^Är «edaN,on,.«t>rech,iunde: 10 dt« II Uhr dormittaa». ' > «chri,M»cke «acht sich die Redattion nicht derblndlich: M>-k,e„dung erfola», wenn «ückport» bei-1 I ,e,ü«i ist, vriefltche» «nka«en I,i «ntwottSporio b^Mstigen I Unabhängiger Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntag»beilage Feierabend »»««>««« i I «nnahme doa »e<ch2st^ln»ei,rn di« 1» llhr, ix» Sckmtlien. ^ an«»«,e» bi« I» Uhr. I Pr ei» w, Ne Vetw»pal««eUe »0 4 «» «eNameieU «« 4. gchr undeutNch «eschriebea«, ,«n>I« durch Fen^prech« «1-1 gegebene Virilelgen rinnen wir di« Verantwortlichkeit ftr di« I «tchttaleU de« Leite« utcht «»«rnehmen. »e,chS,t„i«lle und LedaNton Dresden, Holdein,wich« «« Nr. 292 Fernsprecher 1366 Sonntag, den 22. Dezember 1912 Fernsprecher 1366 11. Jahrg. vom omlkcokstsn bis ksiustvll Osnro Lpoüiccl- kolsvarsa- und LlütsonASsobLkt k'ornspr. 69'9 Rioß8traüv 26 UQweil Hoirv VilrloriksIrLÜs, tzsAsvilksr äor I^soä- 8t.kQäi8oksn Laolc Die heutige Nummer umfaßt 18 Seite«. Sie euthSlt die Fortsetzung der Novelle» von Hau» Schrott- Fiechtl (Seite 9 uud 10), Au» Stadt uud Land (Seite 3 und 5). Wellanschauungssragen Der Sozialdemokrat Lange hat in der letzten Sitzung der Zweiten Kammer gesagt, die Gegensätze der Weltan- schauungen bei Beratung des Volksschulgesetzentwurses wären so große gewesen, daß sie nicht zu Überdrucken waren. Auch Kultusminister Dr. Beck sprach von den Schwierig, keiten, welche die Weltanschauungen bei Lösung der bedeu tungsvollen Frage erzeugten. Der nationalliberale Dr. Löbner bekannte ganz offen, daß unsere Zeit noch nicht reif sei, solche Fragen zu lösen, welche dann einem Gesetze durch Jahrzehnte die Richtung geben. Ter Präsident Dr. Vogel läßt es dahingestellt sein, ob unsere Zeit noch nicht reif sei für die Lösung einer so wichtigen Frage — sehen wir hinzu — im liberalen Geiste. Diesem stellten sich unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen — Regierung und Erste Kammer. Die sozialdemokratisch-liberale Mehrheit der Zweiten Kam- wer wollte ein neues Schulgesetz schaffen helfen, nur wenn cS ihrer Weltanschauung entsprach. Die Volksschule war zuerst als Simultanschnle mit einem moralisch-cthischen Ne- ligionsunterrichte gedacht, der allen Konfessionen gerecht werden sollte. Die Zwischerideputation faßte in der ersten Lesung diesbezügliche Beschlüsse. Aber die Negierung setzte ihnen festen Widerstand entgegen und erklärte ein solches Gesetz für unannehmbar; die konfessionelle Volksschule müsse Grundlage des Gesetzes bleiben. Nun machten die Nationalliberalen bei der zweiten Lesung eine Schwenkung. Nicht aus inneren Gründen, sondern aus taktischen Er wägungen heraus, stimmten sie der konfessionellen Volks- schule zu. Aber dieses Zugeständnis ging aus der Be rechnung hervor, daß cs andere Mittel gebe, durch welche das konfessionelle Prinzip durchbrochen werden könne. Mit Auf wendung des größten Scharfsinnes wurde bereits in 8 2 die Absicht zu verwirklichen gesucht durch den famosen Zusatz, daß der Religionsunterricht „für alle christlichen Konfessio nen" wohl „im Geiste der betreffenden Kirche", aber „ohne Bindung an den Buchstaben der Bekenntnisformeln" erteilt werden solle. Um aber auch noch die Gefahr für solche Leh rer aus dem Wege zu räumen, die nach ihrer subjektiven Weltanschauung den Religionsunterricht gestalten, mußte der Bekenntniseid fallen. Und die liberale Mehrheit strich ihn Nun hatte der Liberalismus so ziemlich das Gleiche erreicht, als rvcnn er einen simultanen Religionsunterricht in der allgemeinen Volksschule dnrchgesetzt hätte. Allerding-Z porrellan und Krislsll Oedrsucks» un<l 1>u»>i»- re«en,tiln«Ie nur für die protestantischen Kinder, denn die Katholiken blieben im Besitze ihrer Minderl-eitSschulen. Dennoch war es ein Fortschritt der liberalen Weltanschauung, eine Vor bereitung, um später einmal mit der konfessionellen Volks schule aufznräumen. Die Freunde einer christlichen Erziehung hatten aber die Gefahren erkannt und machten diese Bestimmungen zun, Eckstein der ganzen Gesetzgebung. .Konservative, Erste Kam mer und Negierung lohnten diese Forderungen ab. Ohne diese liberalen Bestimmungen hatte aber der liberal-sozialdemo kratische Großblock kein Interesse mehr an dem ganzen Ge setze. Tie Weltanschauungen brachten unüberwindliche Schwierigkeiten. Allerdings hätte das Gesetz in der Fassung der Ersten Kammer große Vorteile geboten, so die Fortbil dungsschulen für MädclM, die Hilfsschulen und die länd lichen Schulen, endlich die neuen Disziplinarbestimmungen für die Lehrer. Der Konservative Dr. Schanz wies auf diese Beschlüsse hin, die einen Fortschritt für Sachsen bedeu- ten würden und beantragte, die Zweite Kammer möge den Beschlüssen der Ersten Kammer beitreten. „Besser ist es, wenn wir etwas vorwärts kommen, als wenn wir ganz stehen blieben." Das war aber nicht ini Sinne des Groß- blockes. Es wäre ibm ein Teil des Agitalionsmaterials ge nommen gewesen. Besonders die neuen Disziplinarvor- § schriften würden viele Lehrer zufriedengestellt und ans ge söhnt haben. Dr. Seyfcrt gestand ja in seiner Schluß rede offen, dich eS min gilt, durch eine scharfe Agitation im Volke und in der Schule de» Boden besser für eine kom mende neue Volksschulvorlage vorzubereiten. Daher wurde der konservative Antrag vom Großblock einstimmig abgeleh'nt, und so dos Gesetz zum Scheitern gebracht. Im ganzen Lande wird das Schicksal des Gesetzes be dauert. In der Fassung des Großblocks hätte es allerdings eine noch größere Entrüstung bei jenen hervorgcrufen, die ihre Kinder christlich erzogen wissen wollen. Wer einem der Kleinen Aergernis gibt, dem ist cs besser, daß ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er in die Ticten des Meeres versenkt würde. Zwar führte der Vertreter der Zwickauer Thesen, Herr Dr. Seyfert, schöne Phrasen und Verwahrungen im Munde, als ob alle liberalen Bestrebungen nur den gesteigerten Bildungsbedürfnissen des Volkes dienstbar wären. Wenn er aber mit Nachdruck behauptet: „Wegen des Religionsunterrichtes stehen wir mit reinem Gewissen vor unserem Volke" — so ist das ebenso »nwabr, als die Verwahrung dagegen, daß Sozialdemokraten und Liberale sich zur Verfolgung der gleichen die konfessionelle Volksschule zersetzenden Ziele verbunden haben. Die TSIIgkett des Landtages 1S11/1S12 Dresden, den 20. Dezember 1912 In den Schlußsitzungen der beiden Kammern ist sowohl seitens der Vertreter der Staatsrcgierung als auch seitens der beiden Präsidenten ans die außergewöhnlich arbcitsreicl)« Tagung des Landtages 1911/12 hingewiesen worden. Staatsminister Dr. Beck betonte in seiner Schlnßansprack)S, daß die nunmehr abgeschlossene Session bezüglich der An forderungen, die an die Arbeitskraft der Abgeordneten und alle mit den Arbeiten dcs Landtages in direkter Ver bindung stehenden Persönlichkeiten gestellt werden mußten, bis jetzt wohl einzig in der Geschichte des sächsiscl-en Parla mentes dastehcn. Auch Kriegswinister Generaloberst Frei herr v. Hausen betonte, daß die ungewöhnlich lang- andauernde Landtagssession ganz außerordentliche Anforde rungen an die Arbeitskräfte und die Zeit der Kammern ge stellt habe. In der Tat sind auch wohl bis jetzt keinem anderen Landtage eine so große Anzahl von Gesetzcsvorlagen, Druck- berichten, Interpellationen, ständigen Schriften, sowie Pe titionen und Veschnmrdcn zugegangen. Die Anzahl der Königlichen Dekrete betrug allein 88 gegen 24 im Landtage 1909/10. Auch die Zahl der öfsentlickzen Sitzungen, dis z. B. in der Zweiten Kammer stattgefunden haben, war eine ganz bedeutend höhere als im vorigen Landtage. Es wnr- den insgesamt 121 öffentliche Sitzungen gegen 80 in der Session 1909/10 abgehalten, wozu selbstverständlich noch die vielen Deputations- und Fraktionssiitzungen kommen, deren Zahl naturgemäß noch eine bedeutend höhere ist. An manchen Tagen ist die Mehrzahl der Abgeordneten bereits früh 9 Uhr im Ständebansc erschienen, mir zunächst Depu tation?- und Fraktionssihnngen abzuhalten, an die sich dann die Plenarsitzung anschloß. Nach dieser folgten dann wieder Deputations- und Fraktiondsitziingeii, die sich oft bis in die elfte »nd zwölfte Nachtstunde hinzogen. Es sind also Arbeitszeiten bis zu 15 Stunde» an einem Tage festgestellt worden. Der Hanptleil dieses Aufwandes an Zeit und Ar beitskraft entfällt, wenn man von dem Gesamtetat absicbt, naturgemäß ans die V o l k s s ch u l r e f o r m, die bekannt lich trotz oller Bemübnngen, die sowohl seitens der StaatS- regicrung, als auch seitens der Zwischendeputationen vcider Kammern unternommen worden sind, doch nicht zustande gekommen ist. Vielleicht bietet sich noch in einein späteren Artikel Gelegenheit, hierauf ziirnckznkoinmen. Anerkannt muß jedockz auch bei der Beratung dieser wichtigsten Ge- setzeSvorlage iverden, daß die Abgeordneten mit außerordent lichem Fleiße und mit großem Ernste an die wichtige Aus gabe herangetreten sind. Angebracht ist es noch, ans den 7«, KSalrl. NoNIekeriMt ^nkäuser Dresden, ILVnlx-4oksnn-8tr. Deutsche Politik Don E ermann» Liehe die Nummern 276. 277, 278, 279. 28S. 286, 288 und 289 der Sächsischen Volk-zeitung) „In jenen finsteren Zeiten," wird dann vielleicht der Lehrer zu seinen Schülern sprechen, „wo das Licht des Na- tionallsbercilismns noch nicht leuchtete, war inan auf dir abenteuerliche Idee verfallen, ein slawisches Land in den deutschen Reichsverband aufzunchinen, und ist in diesen Irrtum so verrannt gewesen, daß es neun Jahrhunderte be durfte, um endlich zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelan gen. So weit ging die Verblendung, daß man sogar den Fürsten dieses Slaivenlandes fast für den vornehmsten Ncichsfürsten ansah, der allein eine Krone trug. Und weil man damals noch so töricht war, die deutschen Kaiser wählen zu lassen, gehörte dann auch dieser Böhmcnkönig zu den Wahlherren; ed hat sich auch ereignet, daß er zeitweilig selbst die deutsche Kaiserkrone trug. Von einem solchen, der sich Karl IV. nannte, rührt nun das wunderliche Machwerk her, welches unter dem Namen der Goldenen Bulle jahrhunderte lang so viel müßiges Gerede veranlaßt hat. Dazu besah er die Anmaßung, sich in die Mark Brandenburg einzudrän gen, die seit jeher der. Kern von Deutschland gewesen war. und was er da getrieben/ davon zeugt noch heute das Bran- henburgische Landbuch, das er verfassen ließ, wie auch noch einige geschmacklose Gebäude dastehen, die er erbaut hat. Das Allerverkehrteste aber, daß er auf den Einfall geriet, in seiner Hauptstadt Prag die erste deutsche Universität zu stiften, die doch von Rechts wegen nach Berlin gehörte, wel ches allein die Metropole der deutschen Intelligenz sein kann. Ihr könnt also denken, liebe Kinder, welch eine Art von Intelligenz das war. welcl>e dort gepflegt wurde. Und hört Ihr nun erzählen, daß diese Universität einmal bis 20 000 Studenten gehabt haben soll, so mag das übertrieben sein, aber Ihr werdet Euch danach am besten vorstellen. wie weit verbreitet der Wahnsinn in Deutschland gewesen sein muß. Erst mit dem Großen Kurfürsten kam Sinn und Verstand in die deutsche Geschichte, und heute sind wir Gott sei Dank so aufgeklärt, daß uns das alles wie ein wüster Traum er scheint. So ungefähr mag dann der Lehrer sprechen." » » « Ich weiß wohl, ich trage Eulen nach Atlxm. Aber in einer Zeit, in der Phrasen und Unwahrheit das ganze ösfent- liche Leben beherrschen, ist es eben dringende Notwen- digkeit, immer wieder auf dis Tatsockien hinznweisen, wieder »nd wieder Wabrh'eiten zu sagen, mögen dieselben auch längst als Binsenwahrheiten gelten: Die Salbadereien, Weissagun gen und sonstigen Ausführungen unserer Tagesblätter und politischen Schriften veralten von einem Tage zum anderen, weil sie nur dazu bestimmt sind, die Leser für den Augen blick in den Bann eines Gedankenkreises zu bringen, der mit deutscher Politik und d e u t s ch e r Z n k n n f t nichts zn tun hat. Meine Darlegungen stellen sich die Aufgabe, das Gegen wärtige im Spiegel des Vergangenen zn prüfen und ans den Ergebnissen das für die Zukunft Notwendige abzulciten. IV. Ueberschanen wir die Tätigkeit Preußens mit Bezug ans die deutsch-orientalischen Dinge, so erkennen wir, daß dieselbe fast immer die gegnerischen Mächte gefördert bat. Und muß es geradezu als ein Verhängnis für diese deutsche Nordostmark bezeichnet werden, daß sie das einzige Mal, wo sie die östlichen Interessen über alles andere stellte, einen schweren Vaterlandsverrat beging. Ich meine den Baseler Frieden von 1796, den Preußen schloß, uni die Hand für den Osten frei zu bekommen. Dieser Friedensschluß riß den deutschen Südwestcn von Deutschland loS und überantwortete ilni den Franzosen. Und ein Verhängnis eigener Art Mar es dann, daß Preußen im Tilsiter Frieden und endgültig am Schlüsse dieser Periode, auf dem Wiener Kongreß, den größten Teil des früher erworbene» Polens wieder verlor. Erklärlich, wenn auch nicht entschuldbar, wäre also Preu ßens Politik gegenüber Frankreich, wie sie im Baseler Frie den zum Ausdruck gekommen, gewesen, wenn das fernere Verhalten der preußischen Staatsmänner den Beweis er bracht hätte, daß diese von der Wichtigkeit und Bedeutung des Ostens für Deutschland durchdrungen und bestrebt ge wesen wären, ihre ganze Macht für die ösilicl>e Politik frei zu bekommen. Aber gerade ihr Verhalten in der Zeit nach dem Baseler Frieden bewies, daß alles eher als ein verstand- nisnniges Erfassen der östliche» Aufgaben Preußens der Grund geivesen ist für jenen Schritt. Ueberspringen wir die Periode der heiligen Allianz, die noch dem Wiener Kongreß, bis zum Iohre 1860 die euro- päisthc Festlandsvolitik beberrschte, so trete» nnS im Krim kriege zum ersten Male wieder die europäischen Mächte als selbständige politiscl>e Individuen entgegen. Auch in Deutsch land, n>o die Revolution und dann die Kontrerevolution alle? staatliche Leben absorbiert batte, machte sich eine gesunde. Weiterenwickeliing bemcrklich, »nd zwar im Osten und ?üd- osten »ich minder wie im Zentrum DenticblaiidS.