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«r.»« LV. Jahrg Montag, dr« 15. April 1»18 ab«nd« Sächsische «efchSftSftelle und Redaktion, Dresden >A. 16, Holbeinstrafze 46 Kernfprechee 81866 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7V7 rinzol-prumm« 10 1 'S AoAg«»« » diertrtz Dresden und g«W »Ui» in o»st«,«tch «te - Slnzelgenr Anna»««Von <S«ichSfira7,,eiaenviS IVUHr, von tzamiltsnan,eigen blS 11 Uhr vorm. P»»i» füidIeP«M°SpgltzeUe»5 4,(mR°Na. metell 80 Z. Familten-Anzeigei, »« 4. Für imdeiltlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher aufgegebene Anzeigen lünnon stk die VcrmNworÄchkeit sürdieRichtigkeitdcSLextc« ö- nicht übernehmen- Sprechstunde der RedaPoiu 11-1» Uhr vorm. -S Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspariei. X «tt 1ll»ftr1e»kr UnterHilt«rß»heU«se und relig. Wochrnbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Zur Lage Der Wortstreit zwischen dem sranzösisck-en Mliiister- präsid-enten Clemencean »nd dem Grafen Ezernin bat noch kein Ende Munden. In, Gegenteil, die ganze Suche hat sich in einer aufsehenerregenden Weise zugespitzt «veil Eleiirencean die Behauptung ansstellte. Kaiser Earl von Oesterreich habe persönlich in einem Briese bezüglich der mit Frankreich anzustrebenden Früdensverhandlimgei' den Anspruch Frankreichs ans Elsaß-Lothringen siir gerecht fertigt erklärt. Das hat in Deutschland kein Mensch ge glaubt, daher war das Telegramm des österreichischen Kai fers an den Deutschen Kmier, worin nicht nur die krem Waffenbrüderschaft, sondern auch die Richtigkeit des deut schon Standpunktes bestätigt wurde, nicht unbedingt er forderlich. In Deutschland war und ist man davon über zeugt, -daß weite Kreise in dem uns befreundeten Kaiser reich von einer Übergroszen Friedenssehnsucht ergriffen sind, aber wir wissen auch, daß diese Kreise nicht an einen Ton- derfriciden denken, sondern die Büadnispslicyt achten und die deutschen Gvnndfordernngen zu den Ihrigen gemacht haben. Gewiß sind von österreichischer Seite FriedenSsühler ausgestreckt worden, aber nur um ein weiteres Blütner gießen zu vermeiden und nicht, um einen Frieden auf unsere Kosten zu erzielen. Die Bekanntgabe des kaiserlichen Telegramms hat mm Clemenceain veranlaßt, einen Brief zu veröffentlichen, den Kaiser Carl an seinen Schwager, den Prinzen Sixtus von Bourbon, im Frühjahr 1917 geschrieben haben soll and in welchem den Feinden Rechte eingeräumt wnvden, die ihnen nach unseren Begriffen nicht zustehen. Sofort nach Be lanntgabe des Briefes veröffentlichte die österreichisch-unga rische Regierung amtlich folgende Mitteilung: „Der von dem französischen Ministerratspräsidium in seinem Communique vorn 12. April 1918 veröffentlichte Brief Sr. K. und K. apostolischen Majestät ist verfälsch t. Vor allein sei erklärt, daß unter der „dem Range nach weit über dem Minister des Aoußeren stehenden Persönlichkeit", welche, wie in der amtlichen Verlautbarung vom 7. d. M. zugegeben wurde, im Frühjahr 1917 FrüHensbemühungen unternommen hat, nicht seine k. n. t. apostolische Majestät, sondern Prinz Sixtus von Bourbon verstanden werden müßte und verstanden wurde, da Prinz Sixtus im Frühjahr 1917 mit der Herbeiführung einer Annäherung der kriegführenden Staaten besaßt war. Zu dem von Herr Clemencean veröffentlichten Brief- t-crr erklärt das k. u. k. Ministerium des Aenßeven ans aller- höchsten Befehl, daß Se. K. n. K. apostolische Majestät sei nem Schwager, dem Prinzen Sixtus von Bourbon, im Frühjahr 1917 einen rein persönlichen Privat- brief geschrieben hat, der keinen Auftrag an den Prinzen enthielt, eine Vermittlung beim Präsidenten der französischen Republik oder sonstwie einzu leiten und die .ihm gemachten Mitteilungen weiterzngöben, sowie Gegen erklärungen zu veranlassen oder entgegenzunehmen. Dieser Brief erwähnte die belgische Frage ü b e r h aupt n i ch t und enthielt bezüglich Elsaß-Lothringen fol gende Stelle: „Ich hätte meinen ganzen persönlichen Ein fluß zugunsten der französischen Rückfovdernngsansprüche bezüglich Elsaß-Lothringens eingesetzt, wenn diese Ansprüche .gerecht lvären. S i e s i n d e s j e d o ch n ich t." Den im Comnmnique des französischen Miilisterrads- präsidiüim dom 9. April erwähnten zweiten Brief des Kai- scis, sin dom Se. 5k. n. K. apostolische Majestät erklärt ha- ben soll, daß er mit seinem Minister einig sei, eruühnt das französische Cominnngne bezeichnenderweise nicht." Weitere Mitteilungen aus W i e n lassen erkennen, daß Prinz Sixtus keinerlei Auftrag hatte, den Brief seines kai- -fetzkichen Schwagers dein französischen Präsidenten oder Mi nisterpräsidenten zu unterbreiten. Tie feindlichen Staats männer sollen überhaupt nicht im Besitze des Original- brüstes sein, sondern sie sollen eine Abschrift haben, in wel cher die gefälschten Stellen sich befinden. Wer die Abschrift angefonkigt hat, wer die wichtigen Stellen fälschte und wer insbesondere die gefälschte Abschrift den Feinden übermit- teste, ist noch nicht klargestellt. Jedenfalls ist aber ans dem ganzen Ereignis die Schlußfolgernng zu ziehen, daß man mit seinen Briefen besonders vorsichtig sein muß. Der Prinz von Bourbon, -der Bruder der .Kaiserin Zita, steht im Dienste dos belgischen Roten Kreuzes. Warum er sich im Lager unserer Feinde befindet, ist nickst wcht ersichtlich. Jedenfalls dürfte er sich schon ans diesem Gvnnlde nickst be sonders zu einer Frü-densv ermittl>mg eignen. Ans der anderen Seite ist klar, daß der .Kaiser von Oesterreich ans dtzr ganzen Sache gerechtfertigt hei-vorgc'gangen ist. Nun wird man sich in gleiten Kreisen fragen, wann» ist überhaupt von österreichischer Seite ein besondewr Frie- denschritt bei Frankreich versucht woiden? Man tx'rgessc nicht, daß der Brief geschrieben wurde zwischen dem Dezem ber 1916, in welchem die Monarchen der Mittelmächte den I Das Nenefte vom Tage! »»»»»«»»»»>»— »n MW WA WlUWt. (Amtlich. W. T.-B.) Großes Hauptquartier, d,» 15. April 191». Mestlicher Krie-sschauplkrtz Aus dem Schlnchtsildc au der L tz s kam cs viclinch zu erbitterten Nahkämpfen. Südwestlich iw» Nienvc- kcrke sowie zwischen B nillenl n»d M rrri s wurde» englische Mnschinengewehrnesier gesäubert, ihre Besatzung gefangen. Gegenangriffe, die der Feind aus Baiilcnl heraus und nordwestlich von B e t h n » c führte, brach c n verl u strci ch z u s n in in e n. An der Schlachtsront zn beiden Seiten der S o in in e blieb der Artillcriekninpf bei regnerischem Wetter in »lässi gen Grenzen. Oste n: Nach heftigem .Kampf mit hrmnfslictrn Banden sind unsere in Finnland gelandeten Truppen, tatkräftig unterstützt durch Teile unserer Scestreitkräftc, in Hel ft n g f o r ö ringenickt. D«r GmAmüMrtlmimtD«». Luvonsovssk. Der Luftangriff auf Paris Paris, 13. April. Die Agence Havas meldet amt lich: Deutsche Flieger überflögen unsere Linie und richte ten sich nach Süden. Nur zwei von ihnen gelang eS, die Umgebung von Paris zu überfliegen und einige Bomben abznwerfen. Der zweite Alarm wurde um 10 Uhr 10 ge geben und hörte um 10 Uhr 40 ans. Dle Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt. Sie wird veröffentlicht werden, so. bald Berichte bekannt gegeben worden sind. Die Beschießung von Paris Paris, 14. April. Amtlich wird gemeldet: Da» weittragende Geschütz beschoß weiterhin da» Pariser Gebiet. Am 13. April keine Todesfälle. 15099 Tonnen versenkt. Berlin, 14. April. lAmllich.) Neue II Boots-Er folge aus dem nördliche» Kriegsschauplätze: 15 999 Brntto- rcgistertvnncn. Kaiser.Karl nach Budapest. Wien, I I. April. Kaiser K a r l ist abends nach Budapest abgereist. Unterseeboote vor Liberin. A m st erda m , 13. April. (Reuter.) Ncrch einer Mit teilung des Washingtoner Staatsdepartements erschien ein -deutsches Unterseeboot vom größten Schifsahrtstlip am 10. April ans der Höhe von Monrovia (Liberia), beschoß die drahtlose Station und verursachte außerordentlichen Schaden. Dann richttete es das Geichüb ans die Kabel- slation. Lnstschisiangrifs ani Mittelengland. Berlin, 14. April. (Amtlich.) In der Nacht vom 12. zum 13. April griff Fregattenkapitän Strasser mit einem unserer Marine-Lilst'chisfgeschwader wichtige Stapel-, Herstellimgs- und Verschiffnugsplätze der Kriegsindustrie Mittelenglauds an. Beworfen wnrden Birmingham, Not- ingham, Sheffield, Leeds, Hnll und Grimshy. Trotz außer ordentlich starker artilleristischer Gegenwehr und Flieger- verfolgu-ng sind alle Luftschiffe wohlbehalten zurück >geke h r t. An dem Eistolge haben besonderen An- eil die Liiftschifskoimiiandantei! Hanptmann Manger, Kapitänlleiitnants Ehrlich (Heihert), v. Freuden reich und F le m ming und Korvettenkapitän Arnold Schütze mit ihren tapferen Besatzungen. Feinden ihr Friedensangebot machten iniö dem 19. Just 1917, dem Tage der Friedensentschließnng des Deutschen Reichstages. In jener Zeit war in den leitenden Kreisen deS benachbarten Kaiserreiches die Stimmung nicht sehr losig. Man war recht tampsesmiide und hoftninigsarm, die Stimmnng war stau und deshalb machte man mancherlei Anstrengungen, nm den Krieg zu beendigen. Daher wohl auch der kaiserliche Brief. Jedenfalls sollte er Veranlas sung geben, unsere westlichen Feinde Mneigter zu machen. In verschiedenen Kreisen wird der Brief gewissermaßen als Einleitung zu der Friedensentschließnng des Reichstages bezeichnet. Das ergibt sich anS einem Artikel des- Grafen Neventlow, den dieser am Sonnabend Abend in der „Deutschen Tageszeitung" veröffentlicht und worin es heißt: „Man erfährt mit einigem Befremde» aus der Wiener Feststellung, daß Prinz Sirtus von Parma, der Bruder der Kaiseistn Zita, mit der Herbeiführung einer Annäherung der riiegsühreiiden Staaten befaßt worden sei und fragt sich: War der Prinz Sixtus hierzu beauftragt oder war er er mächtigt und von wem und in welchem Umfange und war- »m's Wir können uns nicht die modegewordene Anfias- snng anszwii'.gen, daß jeder beliebige Privatmann, wenn er gerade nichts anderes zu tun hat, „sich mit der Herbeifüh rung einer Annäherung der trügsühoeiideil Staaten be faßt." Weiterhin teilt Graf Neventlow folgendes mit: „Für die Einbringung der V e r z i ch t e n t s ch l i e- ßnng und siir ihre Annahme ist ein Brief maßgebend gewesen, welchen (st ras E z e r n i n a n K aiser Carl gerichtet hat. Dieser erklärt in diesem Briefe, Oesterreich wolle und mäste u n t e rall e n l! m st ä n d e n b is z n m Winter 1917 Frieden haben. Der Abgeordnete Erzberger hat düsten Brüst in der Fraktion und im Neichstagsansschliß der Jentnimspartei zur Verlesung ge bracht, mit dem Bemerken, er sei dazu von autoritativer Seite ausdrücklich ermächtigt gewesen. Daß diese „auto ritative Seite" nicht in Berlin zu suchen war. braucht nicht betont zn werde». Dieser Brüst des Gmfen Ezernin an den .Kaiser von Oesterreich ist dcn treuen Händen des Abge ordneten Erzberger übergeben worden, damit dieser be triebsame und damals sehr mächtige Mann die Politik des (strafen Ezernin im Deiitschen Reiche durchsetze, (straf Czer- nin beziehlingSweise Wien suchte sich den Abgeordneten Erz- berger mit genialer Intuition ans, nm das Wiene-r K r i e g s z i e l i n B e r Ist n dur cli z >> s e tz e n." Soweit die ganze Sache den Reichsausschiiß der deut schen Zentriimsparüst angeht, sind lvir nicht in der Lage, etwas mitznteilen, weil die Verhandlungen vertraulicher Natur waren. Aber lvir wissen von anderer Seite, daß (straf Ezernin tatsächlich zn Anfang des Jalires 1917 an Kaiser Earl einen Brief schvieb, worin der Minister seinem Monarchen rundheraus erklärte, daß Oesterreich- Ungarn höchstens bis September, spätestens bis Dezember f e r t i -g s e i. Warm» der den Tatsachen nicht entsprechende flanina-cheiische Brüst geschrieben wurde, ist nicht ersichtlich. Jedenfalls hat er aber in de» leitenden österreichischen Kreisen im Augenblick die Stimmung erzeugt, die de» Tie- peswillen unserer Feinde stärkte. Der Brüst blieb in Dentschland nicht unbekannt. Das Original und Abschriften kursierten in verschiedenen .Kreisen und sie -mögen auf die Entschließung des Reichstags cstngenstrkt haben. Jedenfalls waren lvir in dem Augenblick, als wir den Inhalt des Brieses- erfuhren, wie zerschmettert. Das mag anderen Leuten genau so vrgangen sein. Erkundi gungen an maßgsebeilden Stellen! stärkten die Erkenntnis, daß der Inhalt des Brieses d e tz W irklichkeit n i ch t entsprach und in diesem An-geiihück haben wir unsere Anschauung über das Kriegszül geändert. Wir konnten es mit iinserem Gewissen nicht vereinbaren einem Frieden zn- znstiiünie», der ans unwahren lfnterlagen anfaebant war, sondern wir mußten unser Urteil mit den Tatsachen in Einklang liringvn Es »mg zugegeben weiden, daß (straf Ezernin die Lage so gesehen hat, wie er sie seinem Kaiser geschildert hat, aber in diesem Falle zeugt sein Blick nicht von besonderer Umsiclst. 'Noch schlimmer aber war es, daß man ein Hausieren mit diesem Briese in Deutschland ge stattete, weil dadurch die Stimmung and die Hossnung in Dcntichland ganz bedenklich beinntergedi ückl wurde. Wenn einsichtige Männer mit erlaubten Mitteln damals nnd beute noch an der Hebung der Stimmung arbeiteten, so ist das nur dankbar zn begrüßen und anznerkenneii. X »«»»»» Der Weltkrieg 7» , »»»»»» N MW WA TMbklM Berlin, 14. April nbcnds. (Amtlich. W.T.B.) Auf drin Schlachtfclde n» der L», s erfolgreiche Kämpfe zwischen Nicuvckerkc nnd Vieux Bcrquis.