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stimme, und er versichert Italien, daß e» im Kriegsfälle die englische Flotte an seiner Seite haben werde. Da« Blatt fügt hinzu, daß e« sür England unmöglich sei, mit einem Gliede de« Dreibunde« in guten Beziehungen zu stehen, ohne gleichzeitig ein freundschaftliche« Verhältniß mit den anderen beiden Mitgliedern de« Dreibünde« zu unterhalten. Die« sei um so eher möglich, al« in Folge de« hohen staattmänn- ischen Sinne« und der charakteristischen Großmuth de« Deut schen Kaiser« da« gute Einvernehmen zwischen Deutschland und England wieder hergestellt sei." Ob letztere« völlig zu trifft, bleibt dahingestellt. Wenn e« aber zur Wahrheit werden soll, so wird die« nur von England abhängen, denn aus deutscher Seite wünscht man nicht« Andere« al« Ruhe sür die Entwickelung der eigenen Interessen, besonder» auf kolo nialem Gebiet. — Rußland. Die Hossnungen, die man auf den „Liberalismus" de« Zaren Nikolaus gesetzt hat, haben sich bisher in keiner Weise bewahrheitet. Jetzt zum ersten Mal hört man von einer Regierungsmaßnahme, die eine Abwend ung von der bisherigen Haltung in einem Punkte, nämlich in der Behandlung der Juden, anzudeuten scheint. Die „PeterSburgSkija Wjedomosti" wollen wissen, daß der Minister de« Innern bi« zum Erlaß einer neuen Verordnung den auswärtigen Israeliten ohne Unterschied de« Berus» den Eintritt in da» russische Reich vom l5./27. Juni ab gestattet habe. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 6. Juli. Gestern Abend gegen 11 Uhr erscholl Fcuerrus in unserer Stadt. E« brannte aber nicht innerhalb derselben, sondern im benachbarten Schön - Heide da» Wohnhaus de« Invaliden Schwalbe im Unter dors. Dasselbe war von alter, hölzerner Bauart und befand sich gegenwärtig in Reparatur. Die hiesige Landspritze, welche rechtzeitig von hier zur Hilfeleistung abgcrückt war, kam nicht mehr in Aktivität, da Gefahr nicht vorhanden und zahlreiche Löschmannschaft am Platze war. — Eibenstock. (Eingesandt). Ein seltener Genuß wird heute Dienstag Abend im Feldschlößchcn dem hiesigen Publikum geboten durch die in Aussicht stehende Soiree des Herrn Direktor Gaßner (Bruder de« vormaligen Aquarium besitzerS in München), welche sehr viel de« Interessanten, noch nie vorher Gesehenen verspricht. Die „Münchener Neuesten Nachrichten" berichten hierüber folgende»: „In Kil'S Colosseum erregten allabendlich die Vorführungen de« Herrn Direktor» Gaßner große« Aufsehen und verdienten Beifall. Der be rühmte Künstler hat die halbe civilisirte Welt bereist und über all Bewunderung hervorgerufen. — Er schneidet sich in einem Friseurladen in Hamburg den Kops ab — stirbt — wird wieder lebendig!! und geht vergnügt zur Thür hinaus. — In einem Hotel in Wien wird der Kellner fast geistesverwirrt, al« Herr Gaßner bald den eben ausgetragenen Fisch in einen lebendigen Hasen, bald den Blumenstrauß auf der Tafel in einen eleganten Vogelkäfig umwandelt. — Auf dem Markte in St. Petersburg kauft er einen Korb voll Eier, schlägt die selben auf und in jedem befindet sich ein blanke» Goldstück, so daß die Verkäuferin außer sich geräth. — Er schleudert in einem Cafe in Zürich einen Billardball nach einem kostbaren Spiegel, daß die Scheiben klirrend zu Boden fallen, wischt mit dem Taschentuch darüber und der Spiegel ist wieder ganz re. Herr Gaßner bietet auch hier soviel de« Ungewöhn lichen und Geheimnißvollen, daß ein Besuch der Vorstellung zu den angenehmsten Erinnerungen zählt. — Eibenstock. Zur Ausstellung de« Sächsischen Handwerke« und Kunstgewerbc» wirb die StaatSeisen- bahn-Verwaltung am Donnerstag, den 16. Juli, einen Sonder zug mit bedeutend ermäßigten Fahrpreisen von Schönheider- hammer, Eibenstock, Aue, Schneeberg-Neustädte!, Schwarzenberg, Lößnitz, Zwönitz, Thalheim, Burkhardtsdorf und Einsiedel nach Dresden verkehren lassen. Zu dem Sonderzugc sollen Fahr karten mit viertägiger Giltigkeit auSgegebcn werden. Weitere« wird nächstens bekannt gegeben werden. — Schönheide. Sonntag Abend gegen 11 Uhr brannte das einstöckige Hau» der Eiscnbahninvaliden Schwalbe voll ständig nieder. Der bedaucrnswerthe Besitzer war vor einigen Jahren beim Rangircn um beide Beine und einen Arm ge kommen, aber geheilt worden. Derselbe ernährt seine zahl reiche Familie durch Handel mit Materialwaaren. Er selbst war bei dem Ausbruche de« Brande» in Sosa aus der Mi- litärvereinSbezirkSversammlung. In dem Häuschen sollten bauliche Veränderungen vorgenommcn werden. — Die „DreSdn. Nachr." schreiben: In dem viel von Touristen besuchten, romantisch gelegenen Schönheide im Erzgebirge ist vor Kurzem da» Rathhau »-Hotel neu er öffnet worden, welche» schöne Lokalitäten, saubere Fremden zimmer und allen Komfort der Neuzeit sowohl den Durch reisenden, als auch den Sommerfrischlern zu bieten vermag. Für eine gute Bewirthung und aufmerksame Verpflegung sorgt in ausgiebigster Weise Herr Gustav Kohser, der länger al» vier Jahre der Bcwirthschastung der „Loge zu den ehernen Säulen" in DreSden-Neustadt Vorstand und sich mit der vor trefflichen Durchführung derselben die vollste Zufriedenheit aller Logenmitglicder erworben hat. — Johanngeorgenstadt, 4. Juli. Vorgestern Abend hielt der hiesige Erzgebirgsverein im Rathskeller eine gut besuchte Versammlung ab. Zunächst wurde nach Ein tritt in die Tagesordnung ein neue« Mitglied in den Verein ausgenommen und sodann der Beschluß gefaßt, da« diesjährige Stiftungsfest am 26. d. Mt». durch Concert und Tänzchen im Gasthause zur „Gabe Gotte»" zu feiern. Bei günstiger Witterung soll da« Concert im Freien stattfinden. Weiter wurde der Beschluß gefaßt, die Meilensiiulc auf dem Markt platze wieder einer Renovation zu unterziehen, sowie die Zahl der Ruhebänke zu vermehren. Der von dem Vereine ange schaffte große Refraktor soll, nachdem er von einer hierzu ge wählten Commission geprüft worden ist, an geeigneten Punkten der Stadt und Umgegend ausgestellt werden, wozu behördlicher seits bercitwilligst Genehmigung ertheilt worden ist. Der Ver ein ist auch berechtigt, von Nichtmitgliedern ein Benutzungs geld zu erheben. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen nahmen die Anwesenden Kenntniß von mehreren Eingängen, insbesondere von einem Dankschreiben de« ErzgebirgSvcr- ein« „Glück auf!" in GotteSgab für eine in Aussicht ge stellte Unterstützung zum Bau eine» Thurme» auf dem Spitz berge. Für Sonntag, den 5. d. Mt»., wurde bei günstiger Witterung ein Ausflug nach Hirschenstand geplant, woselbst in Gemeinschaft mit dem Bruderverein Neudek eine Besprech ung über Wegemarkirungen -c. stattfinden soll. Möchte nun bald der Himmel seine Schleußen verstopfen, um nicht allein dem besorgt in die Zukunft schauenden Landmanne Trost ein- zuflößen, sondern auch unter den Bewohnern de« Niederlande» die Reiselust nach unseren helmathlichen Bergen zu wecken. — Johanngeorgenstadt. Am Donnerstag Abend, gerade zu der Zeit, zu welcher der Erzgebirgsverein die An schaffung und Ausstellung einer Ruhebank an der sogenannten Rosengärtner Halbe (am Wege nach dem Bcrggebäude „Eleo- nora") beschlossen hatte, starb plötzlich und ohne vorherige» Kranksein der Anreger diese» Gedanken», Herr Restaurateur Richard Teller, in den Armen de» Arzte», den er hatte rufen lassen, weil sich aus einmal AthmungSbeschwerden bei ihm eingestellt hatten. Teller war ein äußerst strebsamer, nüchterner und tüchtiger Geschäftsmann. — Dresden. Die Nachricht, daß der Mörder Robert Oswin Fleischer, der in Friedrichstadt den Töpsergcsellen Koch ermordete und verstümmelte, geisteskrank sei und deshalb in eine Irrenanstalt übergesührt werden solle oder schon über geführt worden sei, ist falsch. Fleischer befindet sich noch in der hiesigen Gesangcnanstalt und wird ohne Zweifel später vor die Geschworenen gestellt werden. Daß vorher auch die Frage erörtert werden muß, ob derselbe da» abscheuliche Ver brechen auch wirklich im zurechnungsfähigen Zustande begangen hat, ist klar, und offenbar finden z. Z. diesbezügliche gerichts ärztliche Erörterungen statt, von deren Ergebniß alle» Weitere abhängt. Zu dieser Untersuchung ist aber eine Unterbringung in eine Irrenanstalt durchaus nicht nöthig. — Chemnitz. Am 30. vorigen Monat« ist der letzte der beim Eisenbahnunglück bei Oederan am 19. September 1896 verletzten Soldaten des 9. Infanterieregiment» Nr. 133 au» dem Garnisonlazarcth Chemnitz geheilt in seine Heimath entlassen worden. Diejenigen Verwundeten, welche al« Inva liden au« dem Militärverbande au-geschieden sind, haben außer der Jnvalidenpension, die sie fortan beziehen, vom König!. Kriegsministerium noch eine besondere Unterstützung zugebilligt erhalten, wie ihnen ferner die König!. StaalSbahn- Verwaltung eine nicht unwesentliche Entschädigung gewährt hat. — Plauen, 4. Juli. Die hiesige Handels- und Gewerbekammer beschloß, bei dem König!. Ministerium zu befürworten, daß die von der Kommission für Arbeiter statistik vorgeschlagenc allgemeine unterschiedslose Schlußzeit für Ladengeschäfte die Zustimmung de» BundcSrathc» nicht erhalte, daß aber eine gesetzliche Regelung der Geschäfts zeit dann erfolge, wenn die Ortsbehörden die Befugniß er halten, allgemein oder für einzelne Geschäftszweige innerhalb eine» gesetzlich festzulegenden Spielräume» eine Ausdehnung der Geschäftszeit zuzulassen, wobei die Regelung für die einen einheitlichen Markt bildenden Orte durch die obere Ver waltungsbehörde gleichmäßig zu erfolgen hat. — Werdau. Ein Einwohner hatte seit acht Tagen eine Kreuzotter in Gefangenschaft behalten und dieselbe einmal künstlich gefüttert. Bor einigen Tagen wurde nun dem Reptil eine lebende Mau» gegeben, die demselben als Nahrung dienen sollte. Doch wer beschreibt da« Erstaunen, al» am andern Morgen die Kreuzotter — nicht etwa die Mau« — todt dalag. Sie war schrecklich zugerichtct, der Kopf bi« auf da« Skelett abgcnagt, der Schwanz und der Leib an mehreren Stellen durchbissen. Die Zahne de« giftigen Reptil« hatten dem MäuSlein nicht« geschadet, denn e« ver zehrte am andern Tage mit gutem Appetit ein Stück Speck und wurde später in Anerkennung seiner Tapferkeit der Frei heit zurückgegeben. — In einer in Grünfeld bei Waldenburg abgehaltencn Bezirksversammlung de» Bezirk« Glauchau von Sachsen« MilitärveretnSbund, die von den Vertretern von 63 Bezirks vereinen besucht war, rief die Amtsniederlegung des Bezirks vorsteher« infolge einer von den sieben Mcerancr Vereinen beschlossenen Mißtrauenskundgebung eine äußerst erregte De batte hervor. ES handelt sich hierbei um die von den sieben Vereinen gewünschten Schrille wegen Zurücknahme de» vom Generalkommando über verschiedene größere Säle in Meerane verhängten Mili'ärverbot«, welchen Wünschen nach Meinung der Meeraner Vereine der BczirkSvorsieher Stadtrath Winkler nicht genügend nachgekommen sei. Herr Winkler wie» diesen Borwurf mit dem Bemerken energisch zurück, daß man ihm unmöglich zumuthen könne, gegen eine vom König!. General kommando erlassene Verordnung Opposition zu machen. Schließ lich sprachen die Vertreter sämmtlicher Vereine außer denen der Meeraner dem Bezirk-Vorsteher ihr Vertrauen au». Da rauf nahm Herr Winkler dar Amt de» Bezirksvorsteher« wieder an. Die Meeraner erbaten sich eine 14tägige Bedenk zeit, während welcher sie die Mißtrauenserklärung zurückziehen oder au» dem Bezirksverband ausscheidcn werden. — Lengenfeld, 3. Juli. Ein hiesiger, übrigen» schlecht beleumundeter und vollständig verachteter lediger Handarbeiter hat in der letzten Zeit wiederholt kurz vor der Krümmung der Bahn von JrferSgrün nach Lengenfeld in der Nähe der Plohnbachbrücke zu den Nachtzügen aus da» Schienengeleise große Steine anfgeschichtet und von dem nahen Walde au» bei Vorüberfahrt der Züge den Erfolg seiner verbrecherischen Thal abgewartet. Der freche Bursche ist von dem dienst habenden Bahnwärter bei seinem Treiben beobachtet und durch die hiesige Polizei, sowie den Gendarm Sch. festge nommen worden. Derselbe gestand zu, daß er die feste Ab sicht gehabt habe, eine Zugentgleisung herbeizusührcn, die ihm schließlich bei seiner Beharrlichkeit auch noch gelungen wäre. Al» ein große« Glück und wahre« Wunder ist es zu bezeichnen, daß die Steine von der Lokomotive immer beiseite geschoben oder zermalmt worden sind. Bei der unmittelbaren Nähe der gegen 10 Meter hohen Plohnbachbrücke und de» etwa 8 Meter hohen Bahndammes wäre ein etwaige« Eisenbahn unglück zur Nachtstunde fürchterlich gewesen. Der freche Bursche wurde an da« hiesige königliche Amtsgericht cinge- liesert. — Klingenthal, 3. Juli. Eine grauenhafte Mordthat erregt da» ganze Egerthal und zieht ihre Kreise selbst bi« in unsere Gegend. In Zwodau, einem kleinen Flecken im nahen Böhmen, letzte Station vor Falkenau, an der Linie Klingenthal-Falkenau, befindet sich eine Riesenfabrik, die Kammgarnspinnerei de» Herrn Schmieg er, der gegen 1000 Leute beschäftigt. Die Fabrikgebäude sind fast alle neu und prächtig gebaut, ringsum dieselben dehnen sich gegen 40 Arbeiter- und Beamten-Wohnungen, die aber nicht solchen gleichen, wie man sie ost bei manchen Sächsischen Fabriken in monotonem Baustil findet, sondern sie machen den Eindruck von freundlichen Billen. In diesem Jahre sind 38 derartiger neuer Arbeiterwohnungen im Bau. Schmieger war mehr facher Millionär, dabei unverhcirathet, und benutzte sein un geheure» Einkommen, um wohllhätige Einrichtungen für seine Arbeiter, die seine Familie waren, zu treffen. So hatte er jetzt ein Arbeiterbad errichtet, da» eher einem fürstlichen Bade glich. Letzten Mittwoch nun hatte er einen Nachtwächter, der bereit» einmal entlassen und nur aus dringende« Bitten seiner Frau wieder ausgenommen worden war, wegen Lässig keit im Dienste verwarnen müssen. In der Nacht von Mitt woch zum Donnerstag stieg dieser in da» Schlafzimmer de» Fabriksherrn mit einer Leiter ein und ermordete seinen Herrn, indem er ihn mit seinem Dienstrevolvcr erschoß. Um 1 Uhr Nacht» hatte der Nachtwächter zum letzten Male an der Kon- troluhr gestochen, demnach ist anzunchmen, daß da» Verbrechen nach dieser Zeit verübt worden ist. Der Thäter ist geflohen und eine große Anzahl Gendarmen fahnden auf ihn. — Au- Falkenau liegt über da« furchtbare Verbrechen folgender, vom 2. d. M. datirter Bericht vor: Heute 9 Uhr Morgen» wurde der Fabriksbesitzer Josef Schmieger au« Zwodau in seinem Bette ermordet aufgefunden. Der Mord wurde um 3 Uhr Morgen» begangen und zwar stieg der Thäter durch da« ofscnstehende Fenster de« Badezimmer« in die Wohnung ein, ging in da« unversperrte Schlafzimmer und gab au« nächster Nähe auf den im ersten Schlafe liegenden Fabrikbesitzer Schmieger einen Revolverschuß in da« rechte Ohr ab. Schwie ger dürfte sofort todt geblieben sein, während der Thäter durch die Hintere HauSthür entfloh, ohne irgend welche Werth gegenstände mitzunehmen. Der Thal dringend verdächtig er scheint der Nachtwächter Anton Kreidl, welcher spät Nachr« von Herrn Schmieger zurechtgewicfen worden sein soll; e» dürste demnach ein Racheakt vorliegen. Kreidl ist flüchtig. Schmieger war der Schöpfer großer WohlsahrtSeinrichtungen für seine Beamten und Arbeiter und beschäftigte in seiner Kammgarnspinnerei, welche gegenwärtig 35,000 Spindeln aufweist, 800 Arbeiter, außerdem 200 Bauarbeiter. — Einer neueren Nachricht zufolge hat Kreidl Selbstmord verübt. Er hat sich auf die Schienen gelegt und von einen, Eisenbahn zug überfahren lassen, durch welchen er gräßlich verstümmelt wurde. — Am letzten Tage der diesjährigen Kaiscrmanöver soll der „Militärischen Correspondenz" zufolge ein großartige« „RückzugS-Gesecht" zur Darstellung gelangen, wobei man zum Theil von neuen Gesichtspunkten ausgehen wird. So soll auch eine große Arrieregarde gebildet werben, deren Auf gaben sehr vielseitige sein werden. Um die Flanken der In fanterie zu sichern, sic gegen Umgehung zu schützen und ihren Abzug zu decken, wird dieser Arriöregarde eine möglichst starke Kavallerie, sowie Artillerie beigegeben werden. Wie man weiter hört, wird während der Kaiscrmanöver ein Theil der GcfcchtSfelder fortifikatorisch eingerichtet werden. Bei den heutigen Feuerwaffen haben eben die Feldbefestigungen einen enormen Werth erhallen. Man kann kaum noch die Alle« überwindende Gewalt der Feuerwirkung leugnen. E» wird also während der Kaisermanöver so eine Art „Hinterhalts- Defensive" durchgesührt werden. Der große Schlachtenkaiser Napoleon hat auf diese Weise die Schlacht von Austerlitz ge wonnen. — Eine praktische Neuerung im Fernsprech wesen gelangt jetzt zur allgemeinen Durchführung. Aus jedem Telephonkasten werden zwei kleine Apparate angebracht, welche durch eine mit Seide umwickelte Drahtleitung mit der Fernsprechleitung in Verbindung stehen. Ein etwaiger Blitz strahl, welcher die Fernsprechleitung trifft, geh! durch die oben angcdeutetcn Apparate nach dem Blitzableiter und von hier au» in die Erde. Die ScidcnumhüUung der Drahtleitung in dem Apparat wird hierbei verbrannt, wodurch stet« die Kontrole über die Wirkungen de» Blitzstrahle» ermöglicht wird. "Nach dem Gewitter werden Fernsprechbeamte die sämmtlichen Apparate revidircn und, wo die Seide verbrannt ist, etwa entstandene Defekte beseitigen. Kr ik der Arve! Roman von L. Haidheim. (2. Fortsetzung.) In der Altstadt gab e» kaum ein Hau», wo man nicht die Erbschaftsgeschichte beider Vettern gekannt hätte; die Kon toristen hatten sie heute den ganzen Tag unter sich besprochen und mit heimlicher Verwunderung sahen sie nun da« offene, sympathische Gesicht Lörrach« neben dem ihre« Herrn. Dieser erschien in der Thal in diesem Augenblick nicht von seiner vortheilhasten Seite. Lörrach sah ihn einigermaßen überrascht an; der Ausdruck in Han«' Zügen hatte sich plötzlich verändert, war ein miß launiger geworden, und e« lag etwa« darin; Fritz dachte nicht daran, sich darüber klar zu werden, doch berührte ihn der Blick seine« Vetter» eigenthümlich. Inzwischen hatte Lörrach einen der jungen Herren, die ihre Hüte nehmend sich mit respektvollem Gruß entfernten, schärfer in« Auge gefaßt, während der Prinzipal einige Worte mit dem Buchhalter sprach. „Da» Gesicht sollte ich kennen," trat Lörrach freundlich auf den jungen Mann, den jüngsten der Kontoristen zu. Ein Helles, erfreute» Lächeln flog über dessen Antlitz. „Ich bin Wilhelm Prcuß, Herr Lörrach!" sagte er. „Wahrhaftig, Willy! Wie Du groß geworden bist, und hier im Kontor? Da« lobe ich mir, Willy; wir sind also ein strebsamer Bursch, wollen c« zu etwa« bringen? Zttin, mach' vorwärts und wenn Du Lust hast, kommst Du später zu mir nach England." „Ach, Herr Lörrach! Wenn Sic da« —!" „Gewiß, gewiß. Wie geht'« denn dem Großvater und der Großmutter, Will?" „Die sind noch immer in GaSberg, bei Herrn von Jhlc- fleth. Vater wollte so gern, daß Großvater sich zur Ruhe setzte, aber der will nicht, er sagt, er stürbe, wenn er von seinem Hause weg in die Stadt sollte." „Und die Eltern, Will?" „Wir haben jetzt die Restauration zum Anker, Herr Lörrach." E« klang die Befriedigung über ein Avancement durch de« jungen Burschen Antwort. „Sieh einer! Da« freut mich. Grüße die Eltern, Will, und sage der Mutter, ich hätte in England und Amerika hundertmal an ihren herrlichen Rosinenkuchen mit Wehmuth gedacht! Da« war meine schönste Kindrrerinnerung! Also viele Grüße, Will; ich komme, Deine Eltern zu besuchen und wenn wir nach Warmenau kommen, will ich die Alten in Gaiberg auch sehen." Der junge Mann murmelte dazwischen, wie die Eltern sich freuen würden ; die anderen Herren, neugierig sich noch unter kleinen Vorwänden verweilend, schritten nach der Thür