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L»»leich weit verbreitet in den Gtüdten Pe«ig, Lu«ze«a«, LichtenstciN-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Etande»amtöb«zirk: Altstadt-Waldenburg, BrännSdorf, Callenberg, St. Cgidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufnngen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhai», Hang««- leuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 233. Donnerstag, Sen 6 Oktober 1904. Wttternugs-ericht, ausgenommen am 5. Oktober, Nachm. 3 Uhr. Her, meierst««» 7«0 mm reduziert aus den Meeresspiegel. LhermometerstauS -s- 1« 0. «Morgens 8 Uhr -s- 12" 6. Tiefste Rachttemperatur -s- 9" 6.) Heuchtigk ekr- - halt der Lust nach Lambrechts Polymeter 50*/,. Lantznnkl -j- 6" lüKtndrtchtUUg: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,« mm Daker Witternnßsaussichteu sür den 6. Oktober: Wechselnde Bewölkung mit Neigung zu Niederschlägen. 'Wat-enburg, 5. Oktober 1S04. Wie üblich, hat der Vorstand der sozialdemokratischen Partei dem Parteitage einen Aufruf an die Genossen folgen lassen, der die Begeisterung sür die gemeinsame Sache neu entfachen und die nötigen Fingerzeige sür die zunächst zu de» folgende Taktik geben soll. Auch dieser Aufruf zeigt, daß der Dresdner »Jungbrunnen" doch lebhafte Besorgnisse bei den Führern der Partei erweckt hat. Er mahnt eindringlich, kleinlichen Streit und Zank über Nebendinge zu verbannen, Namentlich auch alle persönlichen Streitigkeiten unter den Genossen auf das strengste zu verpönen. Das ist sehr schön gesagt, obwohl eine Partei, die ihre Anhänger systematisch zur persönlichen Beschimpfung der Gegner, zur Ausbeutung der unbedeutendsten Ding« für die Parteizwecke erzieht, sich nicht wundern darf, wenn dies» KampfeSart nun auch inner halb der eiginen Reihen Anwendung findet. Aber „vor Tische laS man'S anders." Früher rühmte man sich deS Tone«, der in der Partei herrschte, und der schließlich in Dresden vor aller Welt zum Durckbruch kam. DaS sei eben daS schöne an der sozialdemokratischen Partei, so wurde Uns gesagt, daß da jeder frei von der Leber reden könne, die Wahrheit dringe dann ganz von selbst durch; keine andere Partei könne sich so rückhaltlose Aussprache gestatten wie die sozialdemokratische, die in der Vertretung ihrer siegreichen Ideen durch solche Zwistigkeiten nicht im geringsten gefährdet werden könne. Und nun wird den Führern doch bange vor den Geistern, dir sie riefen. Sollten sie nicht vielleicht i« Laufe der Zeit noch andere Erfahrungen machen und di« Praxis sich allmählich ganz anders auSnehmen, als die Theorie? ES wäre nicht daS erste mal, daß den schönen Versprechungen einer revolutionären Partei eine recht öde Wirklichkeit folgt. Aber noch in anderer Hinsicht ist der Aufruf der Genoffen von Interesse. Er nennt un« als Ziel der sozialdemo kratischen Biwegung: „Beseitigung der Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen, welche die heute herrschende kapitalistisch« Staats» und Wirtschaftsordnung zur Voraussetzung hat; Schaffung einer StaatS- und Gesell schaftsordnung, die allen Menschen ohne Ausnahme di« gleichen Rechte, aber auch die gleichen Pflichten nach Maßgabe ihres Könnens und ihrer Kräfte auferlegt und allen den vollen Genuß aller Kulturerrungenschaften sichert." Hier ist der Kernpunkt der ganzen Frqge, absichtlich oder nichl absicht lich, etwas verschleiert. Man weiß nicht genau, soll sich die Einschränkung: „nach Maßgabe ihres Können» und ihrer Kräfte" auf Pflichten und Necyte beziehen oder nur auf die Pflichten. Sind Pflichten und Rechte gemeint, was nach der ganzen Konstruktion des Satzes anzunehmen ist, so wird also auch im Zukunftsstaat derjenige, der mehr leistet als rin anderer, mehr Rechte haben, als dieser. Dagegen wird »an vom Standpunkt der bürgerlichen Gesellschaft aus nicht» «inwenden, aber von der Gleichheit, wie sie von den meisten Genoffen verstanden wird, kann dann nicht mehr die Rede sein. Eine Abstufung der Rechte „nach Maßgabe des Können» »nd der Kräfte" findet auch in der jetzigen bürgerlichen Ge sellschaft statt, und es könnte sich also nur darum handeln, diesen Maßstab zu Gunsten der Schwachen zu verändern, Worauf ja auch unsere gesamte soziale Gesetzgebung zielt, aber di« völlige Niederreibung der heutigen Wirtschaftsord nung, wie sie die Sozialdemokratie erstrebt, wäre da doch fine Kur nach Doktor Eisenbart. Sie wär« überdies auch gefährlich sür die Schwach«» selbst, denn da über den Maß flab de» Können» und der Kräfte, der künftig herrschen soll, nichts Nähere» gesagt wird, so wäre richt leicht möglich, daß bei jenem Maßstab die Schwachen vom Regen in die Traufe kämen und weniger Rechte hätten als heute. Soll der Satz aber so zu verstehen sein, daß künftig nur die Pflichten verschieden bemessen, die Rechte aber völlig gleich gestellt werden sollen, so ist daS Unsinnig« der er strebten neuen Gesellschafttordnung erst recht deutlich vor Augen geführt. Das wäre eine seltsame Ordnung, bei der die Rechte ganz gleich, die Pflichten aber abgestuft wären. Die scheinbare Gleichheit wäre da die größte Ungleichheit. Denn bei dem verschiedenen Können der Menschen handelt eS sich doch nicht nur um das verschiedene Maß von Kraft, das ihnen von Geburt an inncwohnt, sondern ebenso sehr um die Verschiedenheit, die sich bei ihnen durch ihre» eigenen Willen entwickelt hat. Wer seine Kraft fleißig übt, kann sie erheblich steigern, wer das nicht tut, bleibt schwach. Wer «ine besondere Anlage, die er in sich entdeckt, sorgsam aus bildet, wird es zu großen Leistungen bringen; wer sie brach liegen läßt, bei dem verkümmert sie. Wenn größere Leistun gen keine größeren Rechte zur Folge haben, würde jeder Anreiz zum Wciterstreben fehlen, die Herabdrückung deS Niveau- der Menschheit wäre die unvermeidliche Folge. Ohne eS zu wollen, hat hier die sozialdemokratische Leitung den Finger auf den entscheidenden Punkt gelegt. Wie Rechte und Pflichten im Zukunstsstaat verteilt werden sollen, daraus ! kommt alle» an. Wer die Frage aber unbeeinflußt von Leidenschaft, klar und deutlich untersucht, kann keinen Augenblick über die Unhaltbarkeit der sozialdemokratischen Träume im Zweifel sein. Der russisch-japanische Krieg. DaS große Lob, daß General Stöffel der Besatzung»- armir von Port Arthur und namentlich den Freiwilligen gezollt hat, welche die Japaner mit den Granaten in der Hand von den Hängen des Goldenen Hügel- hcrabwarfen, wird von japanischer Seite für übertrieben erklärt. Man ! versichert in Tokio, daß keineswegs alle japanischen Angriffe auf Port Arthur zurückgewiesen, von bin Japanern vielmehr ! eine ganze Reihe wichtiger Positionen erobert worden seien. Die Leben-mittel in Port Arlhur gehen, wie einst in Paris, i nach und nach zu Ende. Um die Verproviantierung zu er leichtern, hat General Stöffel alle chinesischen Frauen und Kinder aus der Festung ausgewiesen. Auf dem nordmandschurischen Kriegsschauplätze ist zwar die Lage im wesentlichen noch immer unverändert, trotzdem scheint eine scharfe Offensivbewegung der Japaner gegen Mukden bereits begonnen zu haben. Bisher hielten di« Japaner den Taling-Paß mit etwa 12,000 Mann besetzt. Das Gros der Truppen des Generals Kuropki stand jedoch noch südwestlich davon bei Baniapusa, da» etwa Halbwegs zwischen dem Talingpaß und Liaujang gelegen ist. Die zweite japanische Armee des Generals Nodzu soll noch bei Jantai, das stark befestigt ist, oder doch nur wenig östlich davon stehen. Die dritte Armee des Generals Oku endlich hat noch immer ihre Stellungen westlich von der Eisenbahn inne. Gleichwohl ist die Aufstellung eine derartige, daß der Vor stoß sehr bald beginnen kann. Namentlich ist die zweite Armee so postiert, daß sie sofort in Aktion treten kann, wenn Kuropki den entscheidenden Schritt zur Umgehung der rusfi- i jchen Hauptarmee unternimmt. General Kuropatkin, der russische Oberbefehlshaber, rechnet allen Ernste» mit der Eventualität eine» UmgehungSversucheS und trifft dagegen seine Vorbereitungen. Er hat die Ueber- gäng« drS Ehamalingebirge», die in da» Defilee von Tieling hinabführcn, befestigen lasten, um bei einem etwaigen Rück zug» nach Tieling geschützt zu sein. Durch das neue Militärgesetz wird di» Stärke der japa nischen Armee ganz bedeutend erhöht. Die Gesamtkrieg»- stärke deS japanische« Heere» beträgt in Zukunft mehr al- eine Million Mann. Bei seiner annähernd 50 Millionen starken Bevölkerung kann Japan ganz wohl eine Million Soldaten auf die Beine stellen. Gegenwärtig stehen auf dem ganzen Kriegsschauplätze etwa 300,000 Rusten 400,000 Japanern gegenüber. Die japanische Regierung hat in der Schweiz bedeutende L«brn»mitt«l-Ankäufe für ihre Armee in der Mandschurei gemacht. GS befindet sich darunter ein« Bestellung auf 200,000 Kilogramm Zwieback, der in 14 Tagen nach ein»m mittelländischen Hafen zu liefern ist, von wo er unter eng lischer Flagge nach Ostasien abgehcn wird. politische Ärmsschim. Deutsches Reich. Der Aufenthalt deS Kaiserpaares in dem ostpreußisch«» Jagdschloß Rominten erreicht am heutigen Mittwoch sein Ende. Lie Kaiserin begibt sich mit ihrer Tochter dir«kt nach dem Jagdschloß Hubertusstock in der Mark, wohin der Kaiser folgt, nachdem er in Königsberg sein Regiment be sichtigt, in Marienburg daS Hochschloß besucht und am Donnerstag der Einweihung der Technischen Hochschule in Danzig beigewohnt hat. Der Kaiser hat in Rominten zuguterletzt noch überaus seltene- Jagdglück gehabt. Er schoß «inen Achtundzwanzigcnder. In seiner Freude darüber machte er dem Higemeister ein ansehnliche» Geldgeschenk. Während bisher behauptet wurde, anläßlich des Ableben» des Graf-Regenten Ernst seien von allen deutschen BundeS- fürsten Beileid-kundgebungen in Detmold eingetroffen, nur nicht vom Kaisrr Wilhelm, kann jetzt die „Rhein.-Westf. Ztg." au» Detmold berichten, daß auch der Kaiser ein Beileids telegramm gesandt hab«. Diese Mitteilung wird man überall im deutschen Volke gern vernehmen. Der Abgesandtr unsres Kaisers, Prinz Karl Anton von Hoh«nzollern, hat sich in Tokio vom Kaiserhause ver abschiedet. In dem von ihm bewohnten PalaiS gab er ein Abschiedsdiner, an dem auch die Prinzen des kaiserlichen Hause» teilnahmen. Prinz Karl Anton brachte ein Hoch auf den Mikado und das gesamte Kaiserhaus Japans au», indem er in seinem und im Namen des Kaiser- Wilhelm herzlichen Dank für die ihm erwiesene großartig, Gastfreund schaft sagte. Desgleichen sprach der Prinz Dank aus für die ihm gestattet« Gelegenheit zum Besuche einer Armee, welche die Bewunderung der ganzen Welt errege. Von den japanischen Prinzen brachte der im Rang« am höchsten stehende »inen Toast aus Kaiser Wilhtlm und den deutschen ! Prinzen au», d«ff«n Besuch ein Beweis für die Freundschaft der.beiden Herrscherhäuser und der beiden Völker sei. Der Prinz begab sich nach Nicco. Nachdem der Verwaltungsausschuß des Oldenburger Landtag«s sich einstimmig betreffs drr Regelung derThron- solgefrag, zu gunsten d«S Herzogs von Schleswig-Holstein- Sonderburg-GlückSburg entschieden hat, glaubt man nicht mehr, daß sich im Plenum noch ein« Stimme sür den Augustenburger erheb«» wird. Sollte im Plenum des Land tage», so schreibt die „W«se»Ztg.", ein Einwand gegen die Regelung der Thronfolgefrage erhoben werden, so könnte es sich nur um die etwaige finanzielle Wirkung der Vorlage handeln. Viel Boden ist für diese Befürchtung nicht vor handen. D«n Ausschlag für die einstimmige Annahme der Vorlage gab der Nachweis, daß, falls ernstliche Ansprüche vorhanden seien, diese bereits 186S hätten geäußert werden müssen. Der Sitz der sozialistischen Internationalen TranSport- arbeiter-Födrration ist von London nach Deutschland verlegt worden. Es handelt sich bei der Föderation um einen internationalen Zusammenschluß drr Hafrnarbeiter, Ereleute, Eisenbahner. Di« Föderation hat bei allen inter nationalen Streiks die Hand im Spiele gihabt und kräftig gischürt. Ihre Uebersied«lung nach Deutschland ist deshalb ti«f zu beklagen. Di« Lussichtin der deutsch-österrr ichischeu Handels vertrag-Verhandlungen werden in Wi«n al» günstig bezeichnet. Dortige unterrichtete Kreise sind der Meinung, daß die gkgen di» Mitt« des Oktober aufzunehmendr zweite Beratung des HandelSvertrag-entwurfeS ohne nennen-wirte Schwierigkeiten in kurzer Zeit zur- beiderseitigen Befriedigung »rledigt werden wird. Gleich dem russischen soll auch der Vertrag mit Oester reich eine Gültigkeitsdauer von 12 Jahren rrhalten.