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Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 144. für Neichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rubenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. M 24. Sonnabend, den 16. Juni 1906. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition lReichenbrand, Pelzmühlenstraße 47O), sowie von den Herren I. Oebscr in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung. Am 15. Juni ». e. wird der 2. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis zum 3«. Juni ISV6 an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 8. Juni 1906. Der Gemeindeälteste. Enge- Bekanntmachung Am 15. dss. Mts. ist der 3. Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes für das laufende Jahr fällig und bis spätestens zum 15. Juli IS«« an die hiesige Gemeindekassenverwaltung abzuführen. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf dieser Frist gegen Säumige das Mahn- bezw. Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet werden wird. Neustadt, am 12. Juni 1906. Der Gemeindevorstand Heißler. Bekanntmachung. Es wird hiermit bekannt gegeben, daß für dieses Jahr eine Pflicht feuerwehrübung nicht in Aussicht genommen ist, daß aber alle männlichen Einwohner der Geburts-Jahrgänge 1874 bis 188«, soweit sie das 26. Lebensjahr erreicht, das 32. Lebensjahr aber nicht überschritten haben, bei etwa ausbrechenden Bränden verpflichtet sind, sich zur Beteiligung an den Löscharbeiten an den Brandplatz zu begeben. Weiteres ist aus der am Gemeindebrett angeschlagenen Bekannt machung ersichtlich. Rabenstein, am 12. Juni 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Am 16. Juni er. ist der 2. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis zum 3«. Juni dieses Jahres an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Rabenstein, am 14. Juni 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Am 16. Juni er. ist der 2. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis zum 3«. Juni dieses Jahres an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Rabenstein, am 14. Juni 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung, Grundstücksverkauf betr. Infolge Erbauung einer Centralschule beabsichtigt der unterzeichnete Schul vorstand mit zu erhoffender oberbehördlicher Genehmigung die beiden Schul gebäude Brandkataster Nr. 31^ im Ortsteil Ober-Rabenstein gelegen, mit 37450 Mark Brandkasse und 35,1 Grund und Boden, und Brandkatafter Nr. 11v, Ecke Post- und Kirchstraße gelegen, mit 35210 Mark Brandkasse und 15,4 L Grund und Boden zu verkaufen. Infolge ihrer Geräumigkeit eignen sich beide Gebäude vorzüglich für industrielle Unternehmen. Reflektanten wollen Offerten an den unter zeichneten Schulvorstand einreichen. Weitere Auskünfte hierüber sind im Rathause zu erhalten. Rabenstein, am 6. Juni 1906. Der Schulvorstand. Hugen Werkel, Vorsitzender. Vertliches. Nabenstein. Wie wir aus ganz zuverlässiger Quelle vernehmen, wird das hiesige Pfarramt dem nächst frei, nachdem Herr Pastor Sattler am 30. September d. I. in den wohlverdienten Ruhe stand tritt. Sitzung des Gemeinderates zu Reichenbrand vom 1. Juni 1906. 1. Es wird Kenntnis genommen von der Kündigung des Reichel'schen Legates seitens des bisherigen Ent leihers. 2. Zu einem Dismembrationsgesuche wird zu stimmende Entschließung gefaßt. 3. Eine Reklamation gegen die Berechnung der Wertzuwachssteuer wird abgewiesen. 4. In Bausachen wird Kenntnis genommen von der eingegangenen Baugenehmigung des Gemeinde hauses und beschlossen, Blanketts für die verschiedenen Arbeiten an eine Anzahl Interessenten auszugeben. 5. Zu einem Neubau werden die vom Bauausschuß aufgestellten Bedingungen mit einigen Abänderungen Senehmigt. , 6. In Armensachen wird von der Unterbringung ^nes Kindes in das Kreiskrankenstift Zwickau Kenntnis genommen und die Bezahlung der entstehenden Kosten beschlossen. 7. Ein Punkt eignet sich nicht zur Veröffentlichung. 11. Sitzung des Gemeinderats zu Siegmar am 12. Jnni 1906. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Klinger. 1. Es Wird Kenntnis genommen von einer Zu- Mift der Kaiser!. Oberpostdirektion zu Chemnitz, Zerlegung der oberirdischen Fernsprechlinie an der Umbacherstr. betr., von der Wahlannahme des zum Straßenwärter gewählten BrunoEhnertin Limbach und vom Betriebsbericht des Elektrizitätswerkes für den Monat Mai. 2. Ein Steuererlaßgesuch findet Berücksichtigung. 3. Weiter wird Kenntnis genommen von den gegen den Gesamtbebauungsplan der Gemeinde Siegmar von der König!. Straßen- und Wafferbauinspektion zu Chemnitz gezogenen Erinnerungen. 4. Zu einem Baugesuche wird die erbetene Aus nahmebewilligung beschlossen; desgleichen wird zu einigen Beschlüssen des Sparkassenausschusses, Grund- stücksbeleihungen betr., die erforderliche Zustimmung erteilt. 5. Die Freigabe der Gartenanlagen neben dem Rathause für den öffentlichen Verkehr, sowie An schaffung von 4 Stück Promenadenbänken wird be schlossen. Freigesprochen. Familien-Roman v. Ludw. Butz er. (Fortsetzung). „Sie haben wohl dort die Volksschule besucht, gnädiges Fräulein?" fragte Major Berger. „Ja, die ersten vier Jahre; dann kam ich ins Kloster nach Kaufbeuren." „Ich habe Irsee noch lebhaft im Gedächtnis. Es liegt halb im Tale, halb auf eiuer beträchtlichen Anhöhe, und man hat von der kleinen Kirche aus, die der Friedhof umgibt, eine prächtige Aussicht. Im unteren Markt befindet sich in einem ehemaligen Bene diktinerkloster eine Irrenanstalt. Nach Norden zu schweift das Auge über Laub- und Nadelwaldungen hinweg in eine endlose Ferne." „Das freut mich, daß Sie meine Heimat so gut kennen, Herr Major. Wenn Sie wieder in die Gegend kommen, müssen Sie uns aber besuchen. Ich bitte Sie recht darum." „Wenn ich wieder dorthin komme — gewiß!" sagte Berger mit auffallendem Nachdruck. „Von Ihrem Herrn Großvater haben Sie wohl keine Photographie?" „Leider nicht, zu Hause haben wir sein Bild als Oberst. Es ist als Porträt auf Glas." „Ihre Frau Mutter scheint sehr ernst zu sein", bemerkte Berger, nachdem er wiederholt das Bild derselben ausgeschlagen hatte. „Aus ihren Zügen spricht die Sorge. Verzeihen Sie mir, wenn ich mir eine etwas seltsame Frage erlaube: Lieben Sie Ihre Mutter? Ich meine so recht vom Herzen?" Irma sah den Major überrascht an. Er war bewegt und seine Augen senkten sich fragend und teil nahmsvoll in die ihren. Was war das für ein sonder barer Mann! Ein allmächtiges Gefühl zwang sie plötzlich, die Hand Berger's zu erfassen, und mit er stickter Stimme erwiderte sie: „Meine Mutter ist unendlich gut und ich liebe sie über alles! Ach Gott, sie ist sehr unglücklich!" Dann brach sie in ein heftiges Schluchzen aus. „Warum weinen Sie, mein liebes Fräulein! Was ist geschehen?" fragte Berger bestürzt. „Ich kenne das traurige Geschick meiner Eltern aus einem Briefe meiner Mutter, den ich vor einer Stunde erhalten habe", erwiderte sie sich mit Gewalt bezwingend. Mein Bruder weiß noch nichts davon. Sagen Sie, Herr Major, ist Ihnen das Unglück unserer Familie vielleicht bekannt? Gewiß kennen Sie es; Ihre warme Teilnahme läßt mich darauf schließen, und um so mehr muß ich Ihre edle Gesinnung ehren." „Ich habe für alles, was Ihre Familie betrifft, ein lebhafteres Interesse, als Sie ahnen, liebes Fräulein. Warum ich mich dafür interessiere, das kann nnd darf ich nicht sagen; aber seien Sie ver sichert: Es gibt auf dem Erdenrunde keinen Menschen, der es treuer mit Ihnen und den Ihrigen meint, als ich." Irma entzog dem Major ihre Hand und sah ihm mit allen Zeichen des Schreckens in's Gesicht. Ein Gedanke, der ihr blitzschnell durch den Kopf schoß, machte sie erblassen. War der Major jener Mann,