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^ nsK Emmer 268 — 2». Jahrgang GOchctnt 6 mal wdchtl. mit Ulustr. tSraltSSelkagrn.Hrtmat und Well' und der KinderbeUage .Frohmut", sowie den Textbeilagen i.Et. Benno-Blatt". .Unierhaltung und Wissen", »Die Well der grau", .«erzlllcher Ralgeber". .Da» gute Buch". .Filmrund schau". Monalltcher Bezugspreis 3 elnschl. Bestellgeld. Stnzelnummer 1U Sonnabend- u. Sonnlagnuromer tiv <> Hauplschristletlir' Dr. v. LeSczpk, Dresden. Sächsische Sonnkag, den 16. November 1S3V BerlagSorti DreSde» ilnzrigenprets«: Die lgcsnallene pelllzelle »U 4- Famt'l>t» anzeigen u.Slellengesuche ti» 4- Die pelilrellamezcile. 88 mm breit. I Für Anzeigen autzerhalb de« Verbreitungsgebiete» 4V 4. die pcllirellamezeile l S0-« Brtesgeb.ltlt^. Im Falle höherer Gewalt erltlchl jede Verpslichlung aus Licserung sowle Erfüllung b. Anzeigen - Aultrügen u. Leistung v. Schadenersatz. Belchälllicher Teil: Fraa» Bungar», Dreiden. toelchästSftell«. Drurtu.Berlagi Germania. A^r». sllr Verlag und Drucker»«.Filiale Dresden, DreSden-A-t. Polierstras>eI7. FernnitllllllS. Voltschecktonlo Dresden 8701 Bsnttonlo Ltadtbank DreSdeii 81788 Für christliche Politik und Kultur Stedaktton »er Lückisttair» BolkSzrttuug DreSden-illtltadl l. Volierltrahr 17. gernrii« AN» >mi> »im2. Not -er Jugend Die politische und weltanschauliche Radikalisierung der Jugend ist eine Tatsache, die heute wohl von keiner Seite mehr bestritten wird. Kommunisten und Nationalsozialisten mögen diese Ent wickelung begrüßen. Wer aber eine organische, von Er schütterungen freie Aufmärtsentwickelung des deutschen Staates und der deutschen Wirtschaft wünscht, wird nach den Gründen der Radikalisierung fragen, um das Nebel an der Wurzel packen zu können. Wir glauben drei Ursachen dieser Radikalisierung zu sehen: weltan schauliche Wirrnis, politische Unzufrie. denheit und wirtschaftliche Not. Auf den Gebieten der Weltanschauung und der Politik freilich ist von jeher die Versuchung und die Gefahr des Radikalismus für die Jugend groß gewesen. Zu allen Zeiten hat die Jugend ihre Geisteskräfte zunächst einmal im Ringen mit den gesetzten Ordnungen erprobt. Wenn das auch meist nur ein friedliches, geistiges Ringen war, so mar es doch für die Lebensgestaltung des Gesamt- Volkes von größter Bedeutung. Dieser natürliche Wider spruch der Jugend ist letzten Endes noch immer ein wert voller Beweger des geistigen Fortschritts gewesen, und die ewig gültigen Wahrheiten der christlichen Weltanschau» ung stark und groß genug, um diese fortschreitende Er kenntnis in den Rahmen des christlichen Weltbildes ein zuordnen. lind auch in der Politik hat sich der Aus gleich vou Jugend und Alter bei allem natürlichen Gegen satz noch immer glücklich vollzogen. Die lebendigen Kräfte, die auch hier in der Tradition fortwirken, haben sich stets neben dem aufstrebenden Neuen behauptet; nur abgestorbene Formen, die ihre Zeit erfüllt hatten, sind mit Recht verdrängt worden. Im Großen gesehen, darf es also als Natur gesetz angesehen werden, daß der Mensch in seinen feu rigsten. stürmischsten Jahren zu radikalen Gedanken auf dem Felde der Weltanschaung und der Politik neigt. Hier stellt sich aber ebenso naturgesetzlich unter normalen Be dingungen ein Ausgleich her: den verderblichen Strömungen auf diesen Gebieten, die zu allen Zeiten sich der Jugend zu bemächtigen versuchten, wirken die ge sunden Kräfte der Religion und des Volkstums ent gegen. Heute aber i st dieser natürliche Aus gleich unterbunden dadurch, daß ein übergroßer Teil der Jugend sich in einer verzweifelten wirtschaftlichen Lage befindet. Was heißt heute: Student sein? Den ganzen Umfang der wirtschaftlichen Not zu erfassen, die unter der Jugend herrscht, ist zahlenmäßig nur schwer möglich. Aus dem begrenzten Felde der akade mischen Berufe gewinnen wir einen Maßstab durch einen Vergleich der Zahl derStudierenden vor und nacht914. Im Sommer 1914: 77 909 Studierende an deutschen Hochschu len. 1929: 89 999, 1929: 123 999, 1939: 132 099. 1919 stu dierten von 199 909 Deutschen im Alter von 18 bis 39 Jahren 541. 1925: 638. 1939: 884. („Deutsche Hochschul- statistik", 5. Band, Sommersemester 1939.) Der erschrek- kenüe Charakter dieser Ziffern wird etwas gemildert, wenn man bedenkt, daß für einzelne Berufe erst in der Nachkriegszeit das Hochschulstudium eingeführt worden ist (z. B. sind 6390 Studierende i. I. 1930 spätere Volks- und Berufsschullehrer, ferner daß für eine reckt erhebliche , Anzahl von Berufen die Studiendauer verlängert worden . ist. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, daß heute t», der deutsche Student njcht mehr der fröhliche ^ Musensohn vergangener Tage ist, sondern ein Mensch, der mit Aufbietung aller Kräfte um seine Zukunft käinpft. Oft hoffnungslos kämpft: 25 bis 35 Prozent der deutschen Studierenden verlassen nach weislich infolge falscher Berufswahl, aus Not, Uebcr- arbeitung und anderen Gründen die Hochschule, ohne ein Abschlußexamen abgelegt zu haben. Aber auch die Lage derer, die ihr Studium erfolg reich beenden, ist keineswegs aussichtsreich. Der Be da rfinfa st allen« k ade mischenBe rufen i st ausreichend gedeckt, in vielen Zweigen ist ein Keule: Heimat und Welt sJll. Wochenbeilage) Unterhaltung und Wissen Das gute Buch Turnen. Sport und Spiel Der Stand -er Preislenkunq Was ist bisher erreicht? Eine Erklärung des Kabinetlsausschusfes für Arbeils- und Preisfragen Appell an die Verbraucher Berlin. 15. November. Der Kabinetlsansschnß für Arbeits- und Preis fragen erläßt eine Verlautbarung, die im wesentlichen solgen- des aussührt: Wie die Neichsregiernng i„ ihrem Wirtschafts- und Finanz programm betont hat. ist die Herabsetzung der Preise auf die ganze» Linie eine Notwendigkeit. Durch Verbilligung vou Erzeugung und Verbrauch muß die Wirtschaft neubelebt werden. Niemand darf und wird sich auf die Toner dieser zwangs- läufigen Entwicklung entziehen können. Sache der Negierung ist es, sie mit allen Kräften z» fördern. Die ungezählten lind vielgestaltigen wirtschaftlichen Vorgänge des täglichen Lebens könne» nun aber nicht durch staatlichen Ztvang in diesem Sinne einheitlich und plötzlich gestaltet werden. Zwang ist geboten, wenn der wirtschaftliche» Entwicklung wider bessere Erkennt nis Hindernisse bereitet werden, die anders nicht zu beseitigen sind. Fast »och wichtiger aber als Zwang ist neben den Verhand lungen des Staates zu gütlicher Lösung der Frage,, der D r u cü derVerbraucher und der össentlichc» Meinung aus Wider strebende. — Wenn durch die Hand der Hanssran jährlich etwa 25 Milliarden deutschen Volkseinkommens gehen, so ist es vornehmlich auch sie. die auf die Prcishaltung stärksten Ein. fluß nehmen kann. Sie kann die Verkäufer »nd die Waren bevorzugen, durch die sie billiger und besser bedient wird a!s durch andere. Die öffentliche Meinung braucht es nicht zu dulden, daß durch Zurückhaltung im Preisabbau Einzelne unberechtigte Vorteile haben, wen» andere in richtiger Erkennt nis der Lage Opfer bringen. Gerechtigkeit kann insbesondere der Landwirt for dern. dessen Preise weit unter den Stand derer anderer Waren hinabgeglitten sind. Wird dieser Bewegung Einhalt geboten, wird versucht, in angemessene» Grenzen die Preise der Agrar erzeugnisse unter anderen Ware» einander onzunahern. dann braucht daraus für die Lebenshaltungskosten der beiten Massen keinerlei Nachteil zu entstehen. Denn die rückläufige Be wegung der Preise, die der letzte Verbraucher zu zahlen hat. muß dadurch auch weiter möglich sei», daß sich der Unterschied der Preisspanne» in gerechter Weise ans die Zwischenglieder »erteilt. Die solgonde Zusammenstellung soll «ine gewisse lieber- sicht darüber geben, welche Fortschritte die Abwärtsbewegung der Preise in letzter Zeit ani einzelnen Wirtschaftsgebieten, meist infolge der staatlichen Maßnahmen, gemacht hat. Die inzwischen erreichte Herabsetzung der Kahlen preise um 6 Prozent im Vordergründe. Sie wird sich für den Verbrau cher in allen Nichlungen auswirken. Ferner sind die Holz, preise um 17 bis 2Ü Prozent, die Preise für Walzwerksprodukte um 3 Prozent ermäßigt worden. Der Index der gesamte» Baukosten ist seit Januar dieses Jahres um 11 Prozent zurück gegangen. Von den Nahrungsmitteln ist der Brotprei» vo» 50 3ips. ans 40 Rpf. für das Normalbrot herabgesetzt morde» unter gleichzeitiger Erhöhung des Gewichts von 1225 Gram« ans 1250 Gramm. Das deutet eine Ermäßigung um 1v Prozent. Das Pfund Schweinesseisch ist um 5 Npf. billiger geworden. Der Preis für Kartoffeln hat sich ans 23 bis 30 Npf. für je 10 Pfnnd gesenkt gegenüber einem Preise von 40 bis 45 Rpf. im Oktober dieses Jahres. Der Literpreis der Milch ist für Berlin um 1 Npf. ans 29 Npf. gesenkt worden: im Oktober 1929 betrug er noch 32 Npf. Bei Gemüse und Obst haben die Verkäufer eine Preissenkung grundsätzlich zugesagt. — Zunächst gelten diese Vereinbarungen nur siir Berlin. Das Preußische Handels ministerium hat bei ihrem Zustandekommen niitgeivirkt. Es wird dasür sorgen, daß auch die zuständigen Behörden im Lande in gleicher Weise eiligreifen. Mit den Negierungen der anderen Länder wird die Neichsrcgiening selbstverständlich ebenfalls in diesem Sinne zusammcnarbeilen. Bedeutsam ist in diesem Nah men. daß der Deutsche Städtetag in Unterstützung der amtlichen Aktian inzwischen sämtlicl)« Stadtverwaltungen zu tatkräftiger Mitarbeit an dieser wichtigsten volkswirtschaftlichen Aufgabe aufgernfen hat. Als wciicre Beispiele für die 'Abwärtsbewegung der Preise seien ermähnt die Preisrückgänge der einzelnen Marken- arlikel auf dem Nahruiigsmitlelgcbiete. wie Malzkaffee. Haiiig. Makkaroni um 5 bis 12.7 Prozent. Auch einige andere Markenartikel sind dieser Bewegung bereits gefolgt, dies im Ausmaße von 5 bis 20 Prozent. In manchen dieser und anderer Fülle werden sich die Ab schläge vom Preise im Einzclhanshalt nur in Pfenn^gbeträgen answirken. Wer sich der Inslationssitte noch nicht entwöhne» kann, aus 5- oder 19-Pfeiinigbelräge abznrnnden. der wird genug Gelegenheit haben, den Erfolg der Preissenkungen z» verkleinern. Tatsächlich aber ist die Zeit dazu zu ernst. Auch der Bruchteil eines Pfennigs gewinnt in der Volkswirtschaft mehr Bedeutung denn je. Darum muß der Pfennig als Nech- nungseinheit anerkannt und gewertet werden. Die erforder lichen Maßnahmen sind in Vorbereitung, die es ermöglichen sollen, den, auch im Zahlungsverkehr Rechnung zu tragen. So wird der Kabinettsansschuß für Arbeits- und Preisfragen mit allein Nachdruck an die weitere Entlastunq der Wirtschaft Lurch Preisermäßigungen Herangehen. starkes lleberangebat vorhanden. Die Aussichten für den mittelmäßig Begabten sind also selbst nach erfolgreich absolviertem Studium die denkbar schlechtesten. — Daß bei dieser verzweiflunasvöllen Lage der Radikalismus gerade unter den Studenten einen breiten Nährboden fin det, ist selbstverständlich. Man müßte sich wundern, wenn es anders wäre. 22 v. H. der Arbeitsuchenden sind Jugendliche! Wie steht es nun mit der unvergleichlich größeren Armee derer, die von der Volks- oder Mittelschule un mittelbar in das Berufsleben übergeben? Die Gerechtig keit gebietet zu sagen, daß im Durchschnitt die Lage der Jugendlichen in den n i ch t a k a d e m i s ch e n B e r u f e n w e n ig e r u ng ll n st i g ist als in den akademischen. Sie ist aber auch hier schlecht genug. Leider existieren keine genauen statistischen Unterlagen über die Anzahl der Arbeitslosen unter den Jugendlichen. Arbeitslose, die das 17. Lebensjahr nach nicht vollendet haben, haben bekannt lich) nur dann Anspruch ans Arbeitslosenunterstützung, wenn ihnen kein familienrcchtlicher Unterhaltungs anspruch) zusteht. Die unter 21 Jahre alten Jugendlichen sind seit 1929 ans dem Unterstützungsanspruch) der Krisen fürsorge ausgeschlossen. Mit diesen Vorbehalten sind die Ziffern der amtlichen Statistik zu iverten. Am 15. Juli 1930 wurden nach dem Bericht der Reichsanstalt gezählt: Hauptunterstützungscmpsänger männlich weiblich bis 18 Jahre 32 973 14 483 o. H. der Gesamtzahl der U E. 2.9 4.5 über 18—21 Jahre 142 635 41 394 v. H. der Gesamtzahl der U. E. 12.4 12.8 über 21—25 Jahre 197 278 64 911 v. H. der Gesamtzahl der U. E. 17.2 29.1 Der Anteil der Jugendlichen unter 21 Jahren an der Ge samtzahl der Hauchunterstützungsempfänger beträgt nach dem Bericht: männlich 15.3 v. H„ weiblich 17.3 v. H. Trotz der bestehenden Einschränkungen werden also rund 23 1 500 erwerbslose Jugendliche als Hauptunter st ii tz ungsempfänge r gezählt! Ein genaueres Bild van dein Umfang der Arbeits losigkeit unter den Jugendlichen geben Erhebungen, die das Landesarbeitsamt der Rbeinpravi n z auf dem Wege der Berufsstatistik angestellt hat. Danach wurden für Juli 1930 in der Rheinprovinz allein 53 219 arbeit suchende Jugendliche im Alter von 14—21 Jahren ge zählt. Da selbstverständlich auch diese Zählung uuvollstän. dig ist. rechnet das Landesarbeitsamt mit etwa 60 000 jugendlichen Erwerbslosen in der Rheinprovinz, demnach wären 8 v. H. aller Jugendlichen (nicht etwa nur der- erwerbstätigen) in der Rheinprovinz arbeitslos. Der Berliner Zcntrunisabgcordnete Niffka zieht aus diesen Zahlen mit Recht folgende Schlüsse: „Die Meßzahl 8 Prozent zugrunde gelegt ergäbe snr Preu ßen eine Zahl von eliva 401 000 arbeitsuchende» Jugendlichen, für das Reich — mit etwa 8.5 Millianen überhaupt — eine Zahl von rund 6 80 000. Wen» man ferner annimmt. daß etwa 75 v. H. der Jugendlieben ieinschließlick der Lehrlinge und in Beachtung einer höheren Zahl der männlichen vor den weib liche» Jugendliche») normalerweise erwerbstätig sind, so er geben diese Berechnungen die Wahrscheinlichkeit, daß fast 11 vom Hundert der erwerbstätigen Jugend ohne Bcschäjligung und Einkommen ist I» der Gesamtzahl der Arbeit suchenden überhaupt in Deutschland würden die vorher er- rechneten erwerbslosen Jugendliche» sOdO 000) etwa 22 v. H an»- machen." iGcrmania Nr. 52t.) Die Zukunft des Volkes ist in GHahr. Diese Zahlen und Tatsaci>en sprechen für sich selbst. Wie wird sich die Zukunft eines 'Volkes gestalten, von dessen jungen arbeitsfähigen Menschen mindestens jedei zehnte zum Müßiggang gezwungen ist? Es ist ei» un-ev»