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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Blatt Amts und des SLadtraihes des Königs. Amtsgerichts Erscheint!: Mittwoch und Sonnabend. Inserats sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Pnszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Hefchäfisstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moffc und G. L Daube L Comp. Als Beiblätter: t. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erb.» Kßchsuudpierjigker Uilhrgaug. «-r°n,w°-Mch-r »-d°,^Gus,-- Sonnabend. Rr. 48. 16. Juni 1894. Maßregeln gegen die Cholera betreffend. Im Hinblick auf das bedrohliche Anwachsen der Cholera in Russisch-Polen, sowie auf den Umstand, daß am 22. vorigen Monats zu Mhslowitz (im preußischen Regierungsbezirk Oppeln) ein Cbolerafall festgestellt worden ist, nimmt die Königliche Amtshauptmannschast unter erneuter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 1. März 1893, die hinausgegebene Verordnung vom »A. Juli vorigen Jahre» und die im Zusammenhang mit dieser erlassene Verfügung vom 11. April dieses Jahres verordnungsgemäß hiermit Veranlassung, . den Polizeibehörden (Bürgermeistern, Gemeindevorständen Gutsvorstehern) ihres Bezirks eintretenden Falls die gewissenhafteste Beobachtung der angeordneten Maßregel und namentlich die in der angezogenen Verordnung unter X. 1. vorgeschriebene pünktlichste Erstattung von Anzeigen an das Königliche Ministerium des Innern zu Dresden und an das Kaiserliche Gesundheitsamt zu Berlin besonders zur Pflicht zu machen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 12. Juni 1894. I. V.: ür. Körner, Bezirksassessor. Die Nothlage der Landwirthschaft. Die fortwährend sehr niedrig stehenden Getreldepreise e> wecken mit Recht den Unmuth der Landwirthe, denn solche Preise sind ohne Zweifel dazu angethan, die Land wirthschaft in eine große Krisis hineinzutreiben. Dabei kann der Landwirth, wenn Fabrikanten und Kaufleute ebenfalls über schlechte Preise und U-berproduction klagen, unbedingt seine Lage noch für ungünstiger halten, denn die Wahrnehmung einer günstigen Conjungtur, wie solche doch hin und wieder-dem Fabrikanten und Kaufmann sich dardietet, bleibt uäch den Erfahrungen der letzten Jahre, wo sich die größten Gegensätze zeigten, den Landwirthen verschlossen, wenn es ihnen nicht gelingt, den Schäden der Getreidespeculationen an der Börse mit einigem Erfolge entgeqenzutreten. Angebot und Nachfrage bleiben ja stets die ersten Faktoren der Preisbildung und gegenüber fort währendem großen Angebote kann keine Preissteigerung stattfinden. Aber neben dem wirklichen, natürlichen An gebote des Getreides giebt es auch noch ein künstliches, Wie solches zumal in den sogenannten Baisespeculationen an der Börse zum Ausdruck kommt, und diesem künstlichen Mossenangebot muß die Landwirthschaft enlgegenzutreieu suchen. Leicht ist dieses Entgegenwuken allerdings nicht, da die Börsenspeeulanten nicht nur mit viel Geld, sondern auch oft sehr geschickt und sehr lange mit Schemmanövern arbeiten. Die mächtige Reformbewegung, welche durch die Gründung des „Bundes der Landwirthe" in den Kreisen unserer ackerbautreibenden Mitbürger hervorgeruse» worden ist, hat auch die Förderung der landwirthschaft- lichen Ausfuhr als eine wichtige Forderuna aufgestellt, und in Hinblick auf den internationalen Charakter des Güteraustausches kann man dieses Bestreben der Lrnd- wirthe nur billigen, denn die vermehrte Ausfuhr landwirth- schaftlicher Produkte würde ja nicht nur den Landwirthen, sondern auch dem Handel und Verkehre Nutzen bringen. Nur liegen aber leider für die Landwirthschaft in Deutsch land die Verhältnisse für die Ausfuhr theils so ungünstig, theils so schwierig, daß eine Vermehrung der Ausfuhr von Produkten der Landwirthschaft nur dann erreichbar ist, wenn die Genossenschaften der Landwirthe das Augen merk ihrer Mitglieder nur auf ganz bestimmte, zur Aus- fuhr lohnende Erzeugnisse lenken. Auf eine Ausfuhr deutschen Getreides ist gegenüber den günstigeren Produc- tionsbedingungen des Auslandes fast gar nicht zu rechnen, höchstens daß gute deutsche Waare zuweilen in kleinen Posten ausgeführt werden kann. Ganz ähnlich liegen auch die Verhältnisse für den Viehexport, obwohl sich derselbe noch eher wieder heben kann, da die Vorzüglichkeit der deutschen Mastochsen und Mastschafe in Frankreich und England anerkannt wird. Am günstigsten liegen noch die Exportaussichten für die Kartoffeln, welche in Deutschland im Allgemeinen vorzüglich gerathen und durch rationelle Cultur noch großer Steigerungen in Bezug auf Qualität und Quantität fähig sind, und für den aus den Kartoffeln zu gewinnenden Spiritus. Für den deutschen Spiritus müßte daher vor allen Dingen die Handels- und Wirth- schaftspolitik bessere Ausfuhrbedingungen zu gewinnen suchen. Von noch größerer Bedeutung für den landwirth- schaftlichen Export ist aber die Hebung der Zuckerausfuhr, welche leider durch Handelskrisen und Ueberproduktion bedeutend gesunken ist, und deshalb die Rente aus den Zuckerrübenfeldern bedeutend geschmälert hat. Auch sei erwähnt, daß Deutschland ca. 60 Millionen Mark mehr für Obst, Hanf, Flachs und Eier im Jahre an das Aus land bezahlt, als wir für diese von uns ausgeführten Producte vom Auslande bekommen, daß also zur Hebung der landwirthschaftlichi n Ausfuhr auch Hanf- und Flachs bau, Obstzucht und Eierproduction empfohlen werden kann. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Die zwischen der hiesigen Stadt und der Gemeinde Böhmisch-Vollung seit dem Jahre 1801 über die Gemeindezugehörigkeit der Mittel- und Hart bachmühle obschwebende Verwaltungsstreitigkeit ist nunmehr von dem Königl. Ministerium des Innern end gültig dahin entschieden worden, daß die gedachten beiden Mühlengrundstücke und deren Bewohner von jetzt ab als in aller und jeder Beziehung zu dem Stadtbezirk Puls nitz gehörig zu gelten haben. Nur wegen der sich dadurch nöthig machenden Aenderung des Schulbezirks von Böh misch-Vollung mit Meißnisch-Pulsnitz haben zwischen den betheiligten Gemeinden durch ihre Vertretungen noch Ver handlungen stattzufinden. Pulsnitz. Am Montage voriger Woche jagte auf dem Eierberge der Vorarbeiter Born vom Bauunternehmer Kühne einem Habicht eine Brieftaube ab, die augenscheinlich ermattet und von ihrem Fluge abgekommen war. Bei näherer Untersuchung fand man sie mü einem kleinen Fußring, gez. L-l. L. 23, versehen, ferner am rechten Flügel den Stempel: Brieftauben - Verein Eisenach in Thüringen, und am linken Flügel: K. L. 8. 17 ?ossu. Der Vorstand des Vereins der Geflügelfreunde für Puls nitz M. S. ist bemüht, dieses treue Th erchen, welches seinen Flug über Sachsen nehmen mußte, seinen Eigen- rhümern wieder zuzuführen. Den Raubvögeln aber, die den Brieftauben und unseren Singvögeln viel Schaden zu- sügen, möchte ganz gehörig auf den Leib gerückt werden. — Die nächste Volkszählung wird am 1. Dezember 1895 stattfinden. Die preußischen Minister des Innern und des Handels haben bereits die Oberpräsidenten er sucht, dahin zu wirken, daß die für die Ausfühiung des Zählgeschäftes in Betracht kommenden Tage vom 30. November bis einschließlich den 2. December bei der An setzung der Kran:-, Vieh- und Jahrmärkte für 1895 markt- frei bleiben. Es wird sich bei der nächsten Volkszählung nicht allein um eine Feststellung der Einwohnerzahl, son dern um nolhwendige Einblicke in geistige und wirthschaft- liche Zustände und Interessen des Volks- und Staats- ledens handeln. — Wie aus New-Jork berichtet wird, war der 11. Juni der heißeste Tag, dessen man sich erinnern kann. Die Temperatur stieg auf 90 Grad Fahrenheit im Schatten. Es kamen viele Fälle von Sonnenstich vor. Allen, die über das bisher anhaltend schlechte, kalte Wetter schweren Kummer h«ben, möge es als Hoffnungsstrahl dienen, daß London gestern „prachtvolles Wetter" meldete und das Thermometer langsam aber beträchtlich gestiegen ist. — Die regnerische Witterung, die wir nun schon 14 Tage haben, ist auch den Bienen sehr unwillkommen. Die fleißigen Thirrchen, welche zwar immer trotz schlechtem Wetter fliegen, können nicht Honig sammeln, da das viele Rc- genwasser den Honigsaft in den Blüthen zu wässeng macht. Ein nasser Sommer giebt daher nicht den Honigertrag, den ein trockener giebt; der vorige Sommer hat das voll kommen bestätigt. Wer im Monat Mai Schwärme be kommen hat, versäume ja jetzt das Füttern nicht, es könnte sonst sehr leicht deren Hungertod eintreten. — Aus Anlaß der feierlichen Eröffnung der Jubi läums-, Gewerbe- und Industrie-Ausstellung inKamenz hatte die Stadt mehrfach Festschmuck angelegt. Von 8 Uhr ab fand auf dem Bahnhofe Begrüßun-i der Gäste statt, die von Dresden, Zittau, Radeberg, Bischofswerda rc. eintrafen. >/r12 Uhr ward die Eröffnung der auf dem Albertplatze errichteten Ausstellung, bestehend auS Haupt halle, zwei Nebenhallen und einer Maschine- b lle, vollzogen. Alsdann ward ein Rundgang durch die Ausstellung ange ¬ treten. Die Ausstellung ist reichhaltig beschickt. 150 Aussteller haben sich betheiligt. Von der Kamenzer Fabrikation sind insonderheit Thon- und Tuchwaaren ver treten. Von auswärts haben Dresden, Chemnitz, Bautzen, Großröhrsdorf, Pulsnitz und Königsbrück ausgestellt. Im Schießhauszelt sand um 2 Uhr Nachmittags gemeinschast- liches Mtttai-sessen zu 100 Couverts statt, an dem auch die Sp tzen der Behörden theilnahmen. Nachmittags wurde die Stadt besichtigt und Abends ein geselliges Bei sammensein in der Ausstellung geplant. Aus der Umgegend waren die Herren Bürgermeister und Deputa tionen von Gewerbevereinen eingetroffen. Der Regen beeinträchtigte mehrfach die Frequenz der bis zum 5. Juli berechneten, mit Lotterie verbundenen Ausstellung. Kamenz. Am Dienstag Nachmittag ereignete sich auf der Krause'schen Stadtziegelei ein betrübender Unglücks fall, indem das 15jährige Dienstmädchen Anna Bürger sich beim Futterschneiden drei Finger wegschnitt. Sie wurde ins hiesige Barmherzigkeitsstift übergeführt. K. W. Kamenz. Das diesjährige Aushebungsgeschäft im Aushebungsbezirk Kamenz, welches vom 24.-28. Mai stattfand, hat folgende Resultate ergeben: Es gelangten zur Stellung 508 Mann, von denen 208 eingestellt wurden und zwar: 151 zum 4. Infanterie-Regiment Nl. 103, 7 zum Gardereiter-Regiment, 8 zum Feldartillerie-Regi ment Nr. 12, 2 zum Pionier-Bataillon, 6 zum Fußar tillerieregiment Nr. 12, 3 als Oekonomie - Handwerker, 4 zum Ulunenregiment Nr. 17, 6 zur reitenden Artillerie, 3 zum Train, 11 zum Leib-Grenadierregiment Nr. 100, 32 zum Feldartillerieregiment Nr. 28, 17 zum Schützen- Regiment Nr. 108, 19 zum Jägerbataillon Nr. 13, 4 zur Lehrübung und 1 zum Eisenbahnregiment. — Von den Weiteren 228 Mann gelangten: 43 zur Infanterie als überzählig, 44 zum Landsturm, 84 zur Jnsanterie-Ersatz- Reserve, 13 zur Train-Ecsatz-Reserve, 3 zum Jägerbataillon als überzählig, 2 zur Feldartillerie als überzählig, 2 zu den Ulanen als üb.rzählig, 1 zur Fußartillerie als über zählig, 1 als Ersatz-Reserve zu den Oekonomie-Handwerkern und 35 wurden zmückgestellt. K. W. — Bei der am 6. Juni in Bautzen unter Leitung des Herrn Gendarmerie-Oberinspectors Major a. D. von Heygendorfs stattgefundenen Scheibenschießen des Gen darmeriecorps der Königl. Amtshauptmannschaften Bautzen und Kamenz erhielten aus der Amtshauptmannschaft Kamenz: Herr Gendarm Teichert von Pulsnitz mit 67 Points auf 6 Schuß den 1., Herr Gendarm Berger von Lieske mit 65 Points auf 6 Schuß den 2. und Herr Gendarm Meißner von Königsbrück mit 64 Points auf 6 Schuß den 3. Preis. — Se. Majestät der König, der das Protektorat über die erzgebirgische Industrie-Ausstellung in Freiberg übernommen hat, wird — dem Vernehmen nach — die Ausstellung am 2. Juli mit seinem Besuche auszeichnen. Dresden, 10. Juni. Die sächsisch - schlesische Ei senbahn beging dieser Tage ihr 50jähriges Jubiläum, Auf Grund eines zwischen den Staatsregierungen von Sachsen und Preußen am 24. Juli 1843 abgeschlossenen Staatsvertrages übernahm eine Privatgesellschaft die Er bauung der Strecke Dresden-Görlitz zur Verbindung mit Breslau. Zum Gesammtanlagekapital mußte die sächsische Staatsregierung 6 Millionen Thaler beisteuern, mit dem Bau wurde am 10. Juni 1844 begonnen und beendet wurde derselbe am 1. September 1847. Wie vor 50 Jahren auf dieser Linie gefahren wurde, davon hier ein Beispiel: Von den Personenwagen waren damals nur die Wagen erster Klasse ganz geschlossen; die Wagen zweiter Klasse hatten zwar eine feste Bedachung, sie waren aber an den Seitenwänden nur mit Leinwandvorhängen zum Auf- und Zuziehen versehen. Die Personenwagen