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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Blatt Amts und des AadLraLhes des Königs. Amtsgerichts Uutsnrh Abonnements - Preis: Vierteljahr!. IM.25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. S Uhr aufz giben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchvruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn- noncen-Bureaus von Haasin- steinL Vogler ».„Invaliden- dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Illustr. Sonntags blatt (wöchentlich), 2. Kine tandwirth- schaftrtche Weilage (monatlich). Druck und Verlag von E. L. Försters Erben in Pulsnitz. Mnfundviki-ziBkr Ishrgsng. ^"'wEch°r Mittwoch. Nr. 7. 2S. Januar 18S3. Börsensteuer. Aus den letzten Reichstagsverhandlungen über oben genannte Vorlage sei Folgendes hier wiedergegeben. Staatssekretär von Maltzahn-Gültz: Nachdem die Kon sumenten des Bieres und des Branntcwemes zur Auf bringung der erforderlichen Mehrkosten vermittels der Ihnen zugegangenen Gesetzentwürfe herangezogen werden sollen, ist es nur gerechtfertigt, die Interessenten des Bör sengeschäftes, die ja doch den besser sitmrten Kreisen an- gehiren, schärfer zu treffen. Von einer übermäßigen Neu belastung kann hier gewiß nicht die Rede sein. Einige Veränderungen im Börsengeschäft mag diese Vorlage aller dings herbeisühren, aber der Verkehr wird darunter nicht leiden. Ich bitte daher um wohlwollende Prüfung der Vorlage. — Abg. Or. Siemens (freis.): Im Namen mei ner politischen Freunde habe ich zu ertlären, daß wir gegen die Börsensteuer stimmen werden. — Abg. 1-r. Mehnert (konj.): Die konservative Partei ist für die Börsensteuer elngetreten, um die Ueberwucherung exotischer Gewächse zu beschneiden, die dem Grundbesitz Luft und Licht nehmen. Diese Vorlage steht auf dem Boden des bisherigen Bör- fengesetzes. Die Verdoppelung der bisherigen Steuerfätze nehmen meine politischen Freunde an, indem sie davon ausgehen, daß hierunter gewisse Arten des Börsengeschäfts nicht leiden werden. In den Petitionen gegen diese Vor lage, die uns zugegangen sind, lhut man gerade, als stehe das Vaterland m Gefahr, weil die Börse 8 Millionen Mark mehr Steuern zahlen soll. Die Behauptung, daß schon die bisherige prozentuale Börsensteuer dem Börsen geschäft großen Abbruch gethan hat, ist völlig hinfällig, Wenn man die Ergebnisse des Börsengeschästs in den Jah ren 1885 bis 1892 m Betracht zieht. (Sehr wahr!) Die düsteren Prophezeiungen der Petitionen gegen die Er höhung der Börsensteuer sind im Wesentlichen dieselben, die seiner Zeil gegen die Einführung einer Börsensteuer überhaupt erhoben wurden. Richtig ist, daß die Bankiers m den Provinzen zu Gunsten der Berliner Bankiers ge- jchädigt worden sind. Das hat aber seinen Grund dann, daß die großen Berliner Häuser in der Provinz Fil alen errichteten, und außerdem gewisse Berliner Firmen durch schwindelhafte Annoncen die Kundschaft in der Provinz kaperten. Meine Freunde werden an der Börjensteuer festhalten u d aus die immer weitere Heranziehung der Börse zu den Lasten des Reiches Hinwirten, soweit dies ohne Schädigung des legmmen Geschäftes möglich ist. Gegenüber der Ueberlasiung des immobilen Äapuals muß das mobile Kapital so wie jo fchärjer herangezogen werden. Die preußische Selbslcinjchätzung Hal ergeben, in wie ge waltigem Umfange sich bisher das mobile Kapital der Be steuerung zu entziehen gewußt hat. Im großen Publilum habe lch noch teme Klage über die Börsensteuer gesunden, wohl aber darüber, daß die Kunden vielfach von den Bankiers gejchniten weiden. Frankreich zieht heute schon sünfmal jo viel aus der Börse, wie Deutschland, ohne daß man dort vnl tlagl. Meine politischen Freunde wer den gern geneigt sein, diejenigen Börsengeschäfte, welche durch die Disterenzzahlung erledigt weiden, erheblich schär fer zu treffen, als die soliden Geschäfte. Es kommen hier tolle Dinge vor. Im Prozeß Loewy ist sestgestellt wor den, daß ein Banlbeamler mit 1800 Mark Gehalt in Wenigen Jahren einen Umsatz von 20 Millionen Mart im Disferenzgejchäst hatte. Lie beiheiligle Fnma Loewy hatte daran 260,000 Mark Gewinn, die Sleuer von rem Geschäft von 20 Millionen betrug nur 2000 Mark. Min destens bas Zehnjache wäre angebracht gewesen. Wie viele Existenzen werden durch das schwindelhafte Börjen- fpiel vermchlet! Kann man dasselbe nicht verhindern Mangels ausreichender Unterscherdungsmertmale, so sollte man wenigstens eine entsprechende Steuer darauf legen. Die Sleuer sollte auf den Abrechnungslermin verlegt wer den, wo festgestellt werden kann, ob das Geschäft dmch Dlfferenzzahiung erledigt wud. Eine rationelle Börjen- steuer würde mindestens 50 Millionen Peart ergeben. Gewiß giebt es an der Börje noch viele sehr ehrenwerihe Männer, aber diese vermögen den Charatter der Börse nicht zu ändern, die im Volke wenig Sympathie hat, wo zu vielleicht auch der Name beiträgt. Denn Börje heißt eigentlich, dem Ursprung des Wortes nach, „abgezogenes Fell". Die Börse hat auch wiederholt wenig patriotisch gehandelt, so 1870, so neuerdings angesichts der Beziehun gen zu Rußland. Die Börse sollte über ihren internatio nalen Verpflichtungen ihre nationalen Verpflichtungen nicht vergessen. (Beifall.) Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Für das begonnene Jahr prophezeit uns Falb insgefammt 25 krittfche Tage und zwar: 8 erster, 11 zweiter und 6 dritter Ordnung. Die kritischen Tage erster Ordnung fallen auf den 16. Februar, 18. März, 16, April, 15. Mai, 10. und 25. September, 25. Oclbr. und 23. November; die Tage zweiter Ordnung auf den 2. Januar, 1. Februar, 2. März, 1. April, 14. Juni, 13. Juli, 11. und 27. August, 9. October, 8. November und 23. December; endlich die Tage dritter Ordnung auf den 18. Januar, 1. und 30. Mal, 29. Juni, 28. Juli und 8. December. Dresden. Im Eckparadesaal des königl. Schlosses nahmen der König und die Königin am Sonntag Nach mittag halb 2 Uhr die Glückwünsche der am königl. Hofe vorgestelllen Damen und Herren, im Ganzen 980 Personen, aus Anlaß der glücklichen Geburt eines königl. Prinzen entgegen. Dresden, 24. Januar. Se Majestät der König begab sich gestern in Begleitung Sr. Excellenz des Ge neraladjutanten Generalleutnants Freiherr von Hodenberg, sowie der Flügeladjutanten Oberstleutnant Wilsdorf und Major v. Haugk zur Vermählung Ihrer Königl. Hoheiten der Prinzessin Margarethe von Preußen mit Sr. Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen nach Berlin. Die Anlunst daselbst erfolgte nach halb 2 Uhr. Se. Majestät ward aus dem Bahnhose von Kager Wilhelm aus das Herzlichste begrüßt und nn Galawagen nach dem Schlosse geleitet. Die Rückkehr Sr. Majestät des Königs erfolgt voraussichtlich am Freitag Abend. — Im „Duson. Journal" findet sich folgender Dank: Die vielfachen Beweise treuer Lube und Anyänglichtcit, die Mir und Meinem Hause aus Anlaß der Geburr Meines Großntffen des Prinzen „Georg" von Behörden und Korporationen des Landes, sowie aus allen Ständen Meines Volkes zugegungen sind, haben Mich wahrhaft erfreut und Meinem landesvluerlichen Herzen überaus wvhlgelhan. Jcv fühle Mich daher gedrungen, Dies noch öffentlich aus »sprechen und Allen, die Mir und Meinen, Hause in diesen Tagen der Freude ihre Theilnahme bezeigt haben, dasür Meinen herzlichsten Dank zu sagen. Möge Gott den dargebrachun Wünschen und den ausgesprvchi iien Hoffnungen Seinen Segen verleihen. Dresden, am 22. Januar 1893. (gez.) Albert. — Am Sonnabend früh wurde der Bankier Grum pelt in Dresden verhaftet. Er befand sich Mille der 70er Jahre schon einmal in Untersuchungshaft, wurde damals aber von der Anklage des Betrugs freigeiprochen. Dresden. Wegen Bigamie wurde hier ein Ar- b iter verhaftet. Von seiner Ehefrau wurde am Mittwoch Ler Polizei g meldet, daß der betreffende Arbeiter am 20. vorigen Monais hur standesamtlich eine neue Ehe geschlos sen habe. Lie Nachforschung w der Wohnung des Arbei ters ergab die Richtigkeit. Der Mann gab an, daß er vor ein paar Jahren feine Legitin alionspapiere verloren und dann von einem auswärtigen Pfarramt ein neues Taufzeugniß auf einen durch Bei Wechselung eines Buch staben abgeäiiderten Namen erhalten, unter demselben sich auch neu gemeldet habe und schließlich eine zweite Ehe unter diesem falschen Namen eingegangen sei. Die Frech heit, mit welcher der Veräuderungsluftige das Verbrechen ausgefuhrt hat, ist um so größer, als seine eigentliche eiste Ehefrau ebenfalls hier wohnt. Die zweite Frau, die übrigens 11 Jahre älter ist als der Mann, hat natür lich von. feiner ersten Ehe nichts gewußt. — In Dresden wird demnächst ein großartiger Bierpalast, das „Vikloriahaus" eröffnet. Der weünchener Augustlnerbrauerei ist der Auftrag zu lheil geworden, für das „Vikloriahaus" den Stoff zu liefern. — Dieser Tage fuhr em Dienstknecht von Bischofs werda nach Dresden und wurde unterwegs mit einem etwa 40 Jahre alten Manne, der schwarzen Vollbart hatte, bekannt. Diesem erzählte er, daß er Stellung suchen wolle, worauf Jener sich sofort erbot, ihm eine solche nachzu weisen, und sich zu diesem Behuf« seine Leg'timationspa- piere, sowie 7,50 Mark „für die Kosten" ausbat. Der Knecht gab ihm das Gewünschte und als sie sich auf dem Bahnhof trennten, bestellte ihn der Unbekannte in eine Restauration, wo die Sache fertig gemacht werden sollte. Der Knecht ging dahin und wartete, der Gauner soll aber heute noch wiederkommen. Der arme Teufel vermißt besonders seine Papiere schmerzlich. — In einer vor Kurzem im Dresdner Central-Hotel abgehaltenen Ausschußsitzung des Sächs. Elbgausängerbun- des ist beschlossen worden, die 8 Gruppenführer des Bun des zu th bitweisen dringenden Arbeiten des Ausschusses mit heranzuzlehcn und sie zu Mitgliedern desselben unter Ueberreichung der bezügl. Bundeszeichen zu ernennen. Nach den getroffenen Bestimmungen haben die Grupp n- füh ungen, zu denen auch der betr. Gruppen-Dirigent ge hört, Neuaufnahmen von Gesangvereinen in den Elbgau- jängerbund selbstständig unter vorheriger Anmeldung an den Bundesvorsitzenden vorzunehmen. Der Bund zählt gegenwärtig 152 Vereine mit 4023 Sängern. Gau-Sän- gerfeste sollen künftig nur aller 3 Jahre, Gruppen-Concerte jedoch mindestens 1 Mal im Jahre statlfinden. Das nächste derartige Concert der Gruppe Radeberg wird im laufenden Jahre in Pulsnitz mit insgefammt ca 200 Sängern abge halten werden. Das Arrangement hierzu hat die Grup penleitung mit den Vorständen der Pulsnitzer Gesangver eine, soweit sie dem Bunde angehören, aufzustellen und in Ausführung zu bringen. Weittr theilte Vorsitzender mit, daß das im v. Jahre in Neustadt bei Stolpen abge haltene Elbgaujängersest mit einem Deficit von nahe 400 Mk. abgeschlossen habe, trotzdem die Neustädter Stadtkasse einen Festbeitrag von 300 Mk., sowie das nöthig gewesene Decoralionsreißig i.us der Stadtwaldung und ein Bürger von Neustadt 100 Mk. baar gespendet haben. Leipzig. Ein Großfeuer zerstör te die in der Johan- nesallee gelegene Buchdruckern Fischer und Willich, die Schriftgießerei Nummrich und die Graviranstalt Horn. Der Schaden ist sehr bedeutend. — Seitens des Ratyes der Stadt Leipzig beab sichtigt man verschiedene Aenoerungen einzujühren, um die Messen am dasigen Platze wieder zur alten Blüthe zu bringen. So sollen dem Vernehmen nach namentlich die Meßbuden wieder wie früher auf dem Roß- und Königs platz ihre Aufstellung finden, wobei nicht ausgeschloffen ist, daß dergleichen auch auf dem Fleischerplatze verbleiben. Weiter schweben noch Erörterungen wegen eventueller Wiederzulassung der Meßmusik und schließlich wird auch een Meßmusterlagern und den Meßwohnungen eine größere Aufmerksamkeit gewidmet werden. — Ein 18jähriges Mädchen, Tochter eines Lehrers unweit Oelsnitz, hatte sich, im Begriffe zum Balle zu gehen, ungewöhnlich stark geschnürt. Um eine zu Boden gefallene Stadel aufzuheben, bückte sich das Mädchen, brach aber plötzlich mit einem markerschütternden Schrei zusam men und starb kurz darauf. Die Obduktion ergab die Zerreißung eines Darmes infolge des unnatürlichen Druckes, den das Korset auf den Leib ausübte. — Bei der Frau eines Fuhrmanns in Kreibitz in Böh > en stellten sich in voriger Woche, nachdem sie wenige Tage zuvor von einer kleinen Katze gebissen wor den war, Zeichen von Wuthkrankheit ein; die Krankheit brach voll aus und führte am Tage nach den ersten Er scheinungen den Tod.der Frau herbei. — Frau verwiltw. Dörffel in Eibenstock hat im Sinne ihres im Januar vorigen Jahres verstorbenen Gat ten, des Stadtraths und Fabrikanten C. G. Dörffel, an dessen Todestage der Stadt 5000 Mark als Beihilfe für das Krankenhai s bezw. Einrichtung zweier Freibetten, ferner 500 Mark für die Gemeindedialonie und zwei pracht volle Gesäße für die Kirche gestiftet. — Ein Bauer in der Nähe von Schneeberg be merkte seit Wochen eine auffallende Störrigkeit und Aengst- Uchkeil an seinem Vieh. Die Thiere schlugen aus, verwei gerten die Fntteraufnahme und magerten zusehends ab.