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72. Jahrgang. M >< Freilag, 2«. Februar 192» VrablanILri«! tNaldriedte« Dreade» Fermveraier-Sammelnummei 2S 2^1 Nm lür Slockiaeivrächr: 20 011 vom >». di» Februar >«» i>e- Aal. «weimalia«, .-iuilelluna ,r«, «au» >.b<> Mi> -vol>be»ua»vr«t, iür Mono" Februar » Mark okne -lrokttuttellunasaebükr. »t«,»>»««««» >o Vieuuia Di« Änuioru ««rb»i> Anzeigenpreise: uuirerbalb S>i Mg Ast» r ix», ^>»r -Aal. >weu »,»>»»««»» nald Äolbmar» i-eeeck»«! «wärt» «> Pia Familienanieiaen und rkald r» Pi,, dir mm breite Xekiamezeil« ru> Lia. erienoebabr «>><?la )I„»w Auiiräae ueacn Br>ruu«be>abla di» einlpaltra« « nur, »rette und Ttellen-eruche ebne E «brikileliuna und Hauvtoelchöstestelle! Marieuttrali« 2S »2 Druck u. «eriaa oon Ui«»,» » «erebar», in Dresden PokNLeck-Konto 10SS Dreadea p^.... ——— , Oelen »ne« kleine «au» man prsttiveri im p»etrg»»etiLN 6kl' "" " e«:—ekt, 6r. rmngsrrlk. 13 VIII » VlsI IIIv !-een»p-«l1i«- I->28- --„»Iptttt, ' *»«»,»-,1»«»-, >u- oe«ar»«»»i»r,» re«»,!»-, UN« cr»»- o»«»»»»-»n«-e,»»»n «-»«»»»»>!». Konditorei Zclimorl Hmalienstr. 8-10 / ^/ilsäruffer Straöe 20 !>leulieit! vittre Pralinen! t<un»t»p>«tp>anoa s«it 1S34 dsstvswsii'-rss «ZusütStatadf-IKsl kchsiken i vsutren . Bölkerbundseingriff in die GMard-Miire Natlonalratslmdgebung für Südtirol - Bayrisches Luthersilm -Berbot - Scharfe Gegenfütze ln Senf Verbot der Materialversteigerung. Die französische Politik am Werk. Grus. 23. Februar. Der Generals» krctär des Völker bundes Sir Eric Drummond hat von dem gegenwärtig cu Präsidenten des Völkcrbnndsrates. dem chinesischen Ge- sandtcp in Listabon, Tschcngloh, eine Depesche erhalten, in der der Präsident bittet, der ungarischen Regierung spsort mit, u teilen, daß der Bölkcrbundsra« mit einer Demarche der Regierungen der Tschccho-Slowakei, Rumänien und Jugoslawien besah« sei und dah er durch die Presse er fahren habe, die ungarische R gicrung sei zu dem Verkauf dcrscuigcn Gegen st ändc geschritten, die den A n - katz der Demarche der drei Regierungen bilde. Aus diesem Grunde kalte er eS für augrzrsgt, die AuSslthruug des Verschlüsse» der ungarischen Regierung aus,», schieben, di« der VvlkerbnudSrgt sich mit der An gelegenheit besaht habe. — Der Generalsekretär de» Völker bundes hat dieses Telegramm sofort im Wortlaut dem ungarischen Ministerpräsidenten Bcthlcn Übermittelt. » DaS Telegramm Tschenglohs ist wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Bestrebungen der englischen und italienischen V ö l k e r b u n d ö d i p l o m a t e n. die Szcnt-Gotthard-Asfärc langsam versanden zn lassen, um eine Investigation gegen Ungarn zu verhüten, werden durch diesen Schritt des Ratspräsidentcn einfach über den Hausen gerannt. Dah Tschcngloh einen solchen folgenschweren Schritt nicht aus eigener Initiative getan bat. dafür spricht die Tatsache, dah er sich zurzeit in Paris befindet, Bände. Die Depesche kann gewiß aus den Einfluß maftgcbcnder französischer Reglern ngSkrcise zirrückgeführt werben, die ein Einschreiten gegen die ungarische Negierung wünschen, um dadurch dem italienischen Rivalen auf dem Balkan eine Niederlage z» bereiten. Ohne Zweifel hat man es daher bei diesem Telegramm mit einem kombinierten Vor gehen von Frankreich, der Kleinen Entente und Griechenland zu tun. Die Depesche des Präsidenten kann nur in dem Sinne verstanden werden, dah der Eindruck einer moralischen Schuld der ungarischen Regierung in der Oeffentlichkeit errvcckt werden und hierducch die Eröffnung des Jnvestigationsvcrfahrens gegen Ungarn gesichert werden soll. Man muh gespannt sei» auf dicGegcnaktionRomS. Sein Verbündeter Ungarn hat das Telegramm geschickt pariert, indem er darauf hinmtes, dah die Versteigerung des Materials nicht mehr ausznhaltcn sei. dah cs aber aus „Höf lichkeit" an Ort nnd Stelle verbleiben solle. Jedoch für die mögliche spätere Untersuchung wird das geschrottete Material wenig Anhaltspunkte Uber Ursprung und Bestimmungsland geben. Die Dtplomatcnarbeit Roms hinter den Äultssen des Völkerbundes muh dann das übrige zur Verhütung der Investigation tun. Die etttzlisch« Unterstützung wird nicht fehlen. Dekblens Antwort. Budapest. L». Februar. Ministerpräsident Gras Beth- lcn hat dem Generalsekretär des Völkerbundes ans besten Telegramm in der Angelegenheit von Szcnt-Gottbard bereits eine Antwortdepcschc gesandt: Der Inhalt Ihres Tele gramme» hat die ungarische Regierung überrascht. Bereits seit mehreren Wochen ist bekannt, dah die Masse» unbrauchbar gemacht und im Wege der Versteigerung verwertet werde« sollen. Da die Verfeinerung für morgen srüb anqeseht wor ben isi nnd sie im Beisein der kompetenten Gerichtsbehörden den Bestimmungen des Staatseisen bahuregle- ments gemäß durchacführt werden mnh, ist es unter den gegebenen Umständen unmöglich, die Durch führung dieses Verfahrens z» verschieben. Ich gestatte mir, weiter zu bemerken, dah die Vorschriften, betreffend die Ausübung des Jnvestigationsrechtes. keine Bestimmung sür solche Fälle enthalten. Nichts desto,vcniacr wird die «naartsche Negierung ans Eourtoisic gegenüber der Person beS derzeitigen Ratspräsidcnten nicht versäumen, die KUnser zu ersuchen, die Gegen stände. die sic ankaufen werden, an Ort und Stelle zu belassen. Aman Nah ehrt Deutschlands Tote. Kranzniederlegung im Berliner Zeughaus.! wie der Präsident der Industrie, und Handelskammer v. Mendelssohn. Geheimer Kommerzienrat Deutsch und Intendant Jchner teilnahinen. In Anwesenheit Hindcnbnrgs Berlin. 28. Febr. Der König von Afghanistan, der in Paris am Grabe des Unbekannte» Soldaten eine» Kranz niedergelegt hatte, hatte de» Wunsch ausgesprochen, auch das Andenken der deutschen Kriegsgesal lenen aus die gleiche Weise zu ehre». Aus Anregung der Neichsregiernng hat deshalb der prcuhischc Ministerpräsident Dr. Braun de» König vvn Afghanistan i» das Zeughaus eingcladen. Wenige Minuten vor der Ankunft des Königs tras der Reichspräsident v. Hindenb » rg ein. Der König wurde in der unteren Halle des Zeughauses vom Reichspräsidenten und vom preußischen Ministerpräsidenten, der sich in Begleitung von Staatssekretär Dr. Weismann be fand. begrübt. Ministerpräsident Dr. Braun führte sodann seinen Gast und de» Reichspräsidenten in die Gedcnkhalle, die der Erinnerung an die gefallenen deutschen Soldaten ge weiht ist. Der König von Afghanistan legte dort einen Kranz nieder, der Schleifen in den afghanischen nnd in den deutschen Ncichskarbcn »rüg. Aus der Rückseite der in den afghanischen Farben ansgesührten SchleUe standen die Worte: Ama«: Ullah. König von Afghanistan. An die Kranzniederlegung schloß sich ein kurzer Rnndgang durch die Räume des Zeug, Hauses. An dem feierlichen Akt nahmen «. a. die Reichs- Minister und Staatssekretäre der Neichsministerien. die preußischen StaatSministcr mit ihren Staatssekretären, die Mitglieder des NeichsrateS. die Präsidenten des Reichstages, des Sandtages und des preußischen Siaatsrate«. der aposto lische RnntinS Pacclli. der Edes der Heeresleitung General Heve, der Che? der Marinclcitung Admiral Zenker und zahl reiche andere Herren teil. ' Der Köniq im Sporkforum. Vorher beim ReichStagSpräsidcnten. Berlin, 28 Februar Heute mttlaa hatten ReichStagSpräsi- be»t Vübe und Gemahlin das asghanischcKüniaöpaar zu einem Früh st ü ck geladen, an dem neben dein Gefolge und der Ehrrnbcgleitung Mitglieder verschiedener Reichstags- fraktionell. ReichSminister. Staatssekretäre Dr. Meißner. Lr.P linder und Dr. v. Schubert. Oberbüraermcister Büß und der Direktor des Reichstags Geheimrat Galle so- Berlin, 28. Febr. Zu Ehren des Königs von Afghanistan veranstaltete nachmittags die Deutsche Hochschule für Leibesübungen im Sportforum eine Vorführung. Die Klänge der afghanischen und der deutschen Hnmnc begrüßten den König. Die Königin war nicht anwesend. Unter den Ehrciigästeil befanden sich u. a. Wohlsahrtsministcr Hirth- siefer und Staatssekretär a. D. Lewald. An den Vor führungen, die in Fußball, Handball, Boxen der Männer, einem Schullauf und Spielen der Frauen bestanden, nahm der König lebhaften Anteil. Die Vorführung endete mit einem Schlußreigen. Nach Ucberreichung eines Blumen straußes durch eine Studentin und dem Gesang des Deutsch. land-Liedcs fand die Feier ihr Ende. Das Festessen beim Reichskanzler. Berlin, 28. Februar. Reichskanzler Dr. Marx und Ge mahlin hatten abends das afghanische KönigSpaar zu einem Festesten geladen. Der König führte Frau Dr. Marx. Hindenburg »nd Hergt als Vertreter des Kanzlers geleiteten die Königin. Neben dem Gefolge und der Ehrenbcgleilung dcS Königspaares waren zugleich prominente Persönlichkeiten ge laden. Während des Estenö begrüßte Vizekanzler Hergt das KönigSpaar. indem er u. a. sagte: Was Eure Majestäten in Deutschland vor sich sehen werden, ist kein äußerer Glanz oder prnnkvolle Machtcntsaltung: das Bild der dentschrn Arbeit ist cs. das wir Ihnen vorführen können, und dieses Bild wird, wie mir hoffen, seinen Eindruck nicht verfehlen. Wir wissen, daß Eure Majestät bas ganze Leben der ernsten Arbeit widmen, um das asgbanische Volk glücklich zu machen. SS er- füllt unS mit besonderer Genugtuung, daß Sie bei Ihrem Wirken sich bentscher Mitarbeit bedienen. Wir wissen, daß Afghanistans Dnnipathlen >stets unS aegplten haben innd wir erwidern diele Snmvathien aus. da» herzlichste. Die ausrich» tigstcn Wünsche de» deutschen Volkes gelten Eure Majestäten. Hieraus erwiderte der König in afghanischer Sprache, die von einem Dolmetscher übertragen wurde, mit -Worten dcS Dankes. Er sei sicher, daß die Freundschaft zwischen den beiden tapferen Völkern für immer bestehen bleiben werden. Der Besuch aus Afghanistan. Der König von Afghanistan versteht es wie ekn tüchtiger Ncklamcches, das Interesse ganz Europas sür sein Land zu erwecken. Vielen will es sogar scheinen, daß allzuviel Aufhebens um den Besuch des asiatischen Fürsten gemacht wird, und daß der dabei entfaltete Aufwand in umgekehrtem Verhältnis zu der politischen und wirtschaftliche!, Bedeutung Afghanistans sür das Deutsche Reich steht. Nach dem pom pösen Empfang, der dem König in Paris bereitet wurde und der ihn i» London und anderen europäischen Hauptstädten — sogar in Moskau — erwartet, sollte man es freilich der Deutschen Republik nicht verübeln, wenn sie sich in den Aeußerlichkeiten einer solchen Staatsvisitc ihrerseits nicht lumpen lassen will. Darüber hinaus rechtfertigen aber auch die deutsch-afghanischen Beziehungen In Anbetracht allerlei zukünftiger Möglichkeiten durchaus die Aufmerksamkeit, die Aman Nllah und seiner Begleitung gezollt wird. Nicht zu letzt auch seine Persönlichkeit: denn er Ist kein orientalischer Durchschntttsdespot, sondern ein Staatsmann von Format, der zusammen -mit Kemal-Pascha und Riza-Khan der heutigen politischen Entwicklung im Orient das Gepräge gibt. Wenn er und sein Land in der dcuischcn Oeffentlichkeit oft so gering eingeschätzt werden, so liegt der Grund dafür in der geographischen Lage Afghanistans, das als Binnenstaat mit hohen Gcbirgsmauern und weite» Wüsten gegen Russisch- Asien, Indien und Persien abgeschlossen ist und in der ge wollten Vereinsamung, in der Aman Ullahs Vorgänger ihr Reich gehalten haben. Dabei übertrifst es an Größe Deutsch, land um die Hälfte und ist auch mit seiner Einwohnerzahl von etwa U« Millionen in Vorderasten von großer Bedeutung. Wirtschaftlich ist das Land reich an Schätzen aller Art. wenn auch noch in keiner Weise erschlossen. Es besitzt in den Hindukusch-Bergen Silber, Kupfer, Blei. Zink, Antimon und Schwefel, außerdem große, aber völlig unauögebcutete Kohlen lager und im Kabulslusse sogar Gold. Was jedoch fehlt, sind die kulturellen »nd technischen Voraussetzungen für die Hebung und Verwertung dieser Schätze. So beschränkt sich der Handels- und Warenverkehr, mit Kamelkarawanen und Tragiicrkolvnncn dnrchgeführt, auf die Ausfuhr von Früchten, Wolle, Kupfer, Pferden und Kamelen nach Indien und Buchara und auf den Eintausch von Stahlwaren. Waffen, HauS- gerätcn, Tee und Zucker auö denselben Gegenden Primitiver Ackerbau und Viehzucht bilden deshalb noch den Haupt- ernährungszweig der Afghanen, die zu einem Drittel als Nomaden von Ort zu Ort ziehen. Dabei sind sie als Mit glied der große» Bülkcrgruppe der Iraner nach Art und Anlage durchaus befähigt zu einem staatlichen und Wirt- schaftlichen Ausstieg aus eigener Kraft, wie ihn verschiedene Nachbarstaaten unter starker Führung erlebt haben. Diese Energien zn wecken und dafür die äußeren Vorbedingungen z» schassen, hat sich Aman Ullah zur Lebensaufgabe gemacht. Wie groß die Schwierigkeiten sind, die er dabei zu über winden hat, wird klar, wenn man bedenkt daß Afghanistan bis vor zehn Jahren fanatisch gegen jeden fremden Einfluß abgeschlossen war. Zu einer Zeit, als die Türkei schon unter europäischer Regie stand und der Schah von Persien ein regelmäßiger Gast in Europas Haupistäbten und Luxusorten war. wagte noch jeder Europäer Kops und Leben, wenn er i» das »verbotene Land" eindrang. Schon als Prinz war es Aman Ullahs Idee, diesen Borsprung der Nachbarn ein zuholen. und schon damals — während des Weltkrieges — reifte in ihm die Absicht, sich zur Durchführung seiner Neuerungspläne die deutsche Mitarbeit zu sichern. Als tn den Jahren lSlS/17, vvn Berlin geschickt, die von Hentig- Niedermaycrsche Mission In Kabul weilte, um womöglich Afghanistan zum Anschluß an die Türkei zu bewegen, war er der Führer der nationalen Partei, die am liebsten sofort den Kampf gegen England ausgenommen hätte, um die Be vormundung abzuschütteln, die von Indien aus über daS Land ausgeübt wurde. Das afghanische Heer mit einer Kriegsstärke von SOOüov Mann und IM Geschützen hätte auf dem orientalischen Kriegsschauplätze viclleichi eine ent. schcibcnde Rolle spielen können. Aman Ullahs Vater ha« sich zu diesem schwerwiegende» Entschluß nicht ausgerafst und da. mtt — so muß man heute leider sagen — für sein Land wabrscheinlich das Richtige getrossen. Der junge Prinz mußte seine Kampfeslust zügeln bis er nach seines Vater» gewaltsamem Tod 1919 selbst den Thron bestieg Dann aber war e» seine erste Tat, durch die Erringung der politische»