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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt Amtsblatt Nr. 212. Freitag, den 12, September 1913,Zweites Blatt. Sächlilchts Hohenstein-Hrnftthal, 11. Sept. 1913. — Wer sich über Druckfehler aufhält, möge beherzigen: Druckfehler sind Irrtümer, die weder der Setzer noch der Korrektor entdeckt, sondern nur der Leser. Während manche Völker für die Fehler der Regierung büßen müssen, muß für den Druckfehler seines Blattes, den er nicht gemacht hat, der Redakteur büßen, und zwar doppelt: erstens ärgert er sich selbst und dann ärgern ihn sieben ge scheite Leser. Druckfehler gehören zu den unver meidlichen Eigenschaften jedes Druckerzeugnisses, das in fliegender Eile und Hast hergestellt werden muß: sie verhalten sich wie Rost zum Eisen, wie die Hefe zum Wein, nur mit dem Unterschiede, daß vor dem Druck noch niemand weiß, ob sie fehlen oder ob sie da sein werden. Mancher Satz wird überhaupt erst lesenswert durch einen Druckfehler. Der Redakteur freilich kann davon sagen: „Nur wer die Praxis kennt, weiß, was ich leide!" Solange musiziert und gesungen wird, wird es falsche Töne, so lange geschrieben und gedruckt wird, wird es Schreib- und Druckfehler geben; es scheint ein alter Kalenderreim am besten darauf zu passen: „Gib, Leser, nicht so scharf auf alle Fehler acht, Denn niemals ist ein Blatt und der, der es gemacht, Und der, der es gelesen, Von allen Fehlern frei gewesen." — ballenberg b. W. 10. Sept. Auf Auflösungsantrag der Gemeindekrankenversicherung Callenberg hat das Königliche Oberversicherungsamt Chemnitz beschlossen, erstere mit dem 31. Dezember 1913 aufzulösen und werden alle Gläubiger hiermir aufgefordert, ihre Forderungen binnen 3 Monaten bei der hiesigen Gemeindekrankenversicherung anzu melden. Gläubiger, die ihre Forderungen nicht biunen 3 Monaten anmelden, können abgewiescn werden. — Nußdorf, 11. Sept. Eine weithin ver nehmbare Detonation erschreckte die Nachbarschaft der Metallwarenfabrik Kunze L Schreiber hier In dem Grundstücke genannter Fabrik erfolgte beim Reparieren der Gasuhr eine Gasexplosion, durch welche der Werkführer Beck, welcher die Reparatur vornahm, erhebliche Verletzungen im Gesicht davon ¬ trug, so daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte — Zwönitz, 10 Sept. Tschechische Bauarbeiter mißhandelten den Polier Röhling schwer, sodaß er blutüberströmt liegen blieb. Der Haupttäter wurde verhaftet. — Mülsen St. Niclas, 10. Septbr. Beim Ueberschreiten der Bahngleise wurde die 70jährige Spulerin Schubert von der Schmalspurbahn über fahren. Die alte Frau, die schwerhörig ist, hatte die Warnuugssignale der Lokomotive überhöit, wurde von dieser erfaßt und eine große Strecke geschleift, ehe es gelang, den Zug zum Stehen zu bringen. Mitglieder der Sanitätskolonne brachten die Schwer verletzte, der u. a. ein Fuß fast abgefahren worden war, in ihre Wohnung. Ein zugezogener Arzt ord nete die Ueberführung nach dem Zwickauer Kreis krankenstift an. Auf dem Wege dorthin starb aber die Bedauernswerte an ihren schweren Verl tzungen. — D rch Herrn Grundbuchführer Akluar Schwarz vom Kgl. Amtsgericht Lichtenstein als Beauftragter des Fiskus sind 120 Grundstücksbesitzer in Mülsen St. Niclas nach Meyers Gasthof geladen, um die Vertragsunterzeichnung betr. Mineralrechisveräuße- rung zu vollziehen. Damit sind in Mülsen St. Niclas sämtliche Ankäufe für den Staat perfekt ge worden. — Plauen, 10. Sept. Die oogtländischen Spitzen-Industriellen werden sich nicht an der Aus stellung in San Franzisko beteiligen, um so mehr nicht, als das Bestreben der Vereinigten Staaten aus eine Verpflanzung der Stickerei-Jndustr.e dort hin gerichtet ist, wie die fortschreitende Einführung von Stickmaschinen beweist. — Plauen, 10. Septbr. Der Kraftwagen- sührer Klausnitzer, der heute wegen Widerstandes und gefährlicher Körperverletzung anläßlich einer Pfändung vor dem hiesigen Schöffengericht stand, schoß mit einem Revolver auf den Hauptbelastungs zeugen, Weber Steinbach, der am Hals getroffen wurde. Eine zweite Kugel schoß Klausnitzer in den Zuhörerraum, traf aber niemand. Der Täter wurde nach heftigem Widerstand abgeführt. Der Verletzte konnte sich selbst in ärztliche Behandlung begeben. — Zschopau, 10. Sept. Die bekannte hiesige Baumwollspinnerei von Georg Bodemer wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Kapital beträgt 1^ Millionen. Die Firma stellt amerika nische und ägyptische Strumpf- und Trikotagen» garne her. — Dresden, 10 Sept. Nachts leuchtete die in Dresden-Friedrichstadt in der Adlergasse 2 woh nende 69 Jahre alte Witwe Konrad mit einem offenen Lichte in ihrer Kammer umher. Dabei fing das Bett Feuer, das sich schnell auSbreitete. Erst nach geraumer Zeit sahen Nachbarn die Flammen aus dem Fenster schlagen und alarmierten die Feuerwehr. Als diese in die Wohnung eindrang, fand man die Witwe als verkohlte Leiche vor. — Durch den schnellen Entschluß einer jungen Dame wurde in der Vorstadt Plauen ein Eisenbahnunglück verhütet Als die Dame bemerkte, daß ihr Wagen hin- und hergerüttelt wurde, zog sie die Notleine, so daß der Zug augenblicklich stillstand. Es stellte sich heraus, daß an einem Wagen dritter Klasse ein Achsenbruch eingctreten war. Die Insassen des Zuges stiegen auf freier Strecke aus und die Strecke Dresden—Tharandt war bis 8 Uhr gestört. — Dresden, 10. Septbr. Heute mittag wollte der etwa 53 Jahre alte Arbeiter Johann Karl Wiegand, dessen Frau abwesend war, im Hinter gebäude des Grundstücks Neue Gasse 24 durch ein Fenster in seine Wohnung einsteigen, da er keinen Stubenschlüssel mit sich führte. Infolge eines Fehl trittes stürzte er aber 3 Stockwerke tief in den Hof hinab und war sofort tot. - Die Kmserl. Oberpost direktion zu Dresden teilt mit, daß die in den letz ten Wochen im hiesigen Ortsfernsprechnetz wieder aufgetretenen zahlreichen Betriebsschwierigkeiten eine Folge der außerordentlich starken Niederschläge und Gewitter gewesen seien. Diese Störungen seien jetzt wieder behoben. — Zur Verhütung der Einschlepp ung der Cholera vom Balkan hat das Königliche Ministerium des Innern eine Verordnung erlassen, nach der die Königliche Polizeidirektion zu Dresden die Inhaber der hiesigen Hotels, Pensionen usw. an gewiesen hat, auf Reisende aus den choleraverseuchten Gegenden des Balkans ein wachsames Auge zu wer fen und etwaigen Choleraverdacht sofort der nächsten Wohlfahrtspolizeiinspektion zur Kenntnis zu bringen, die für die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln Sorge tragen wird. Die Ueberwachung derartiger Reisen der soll in diskreter Weise ausgeführt werden. Uebrigens sind auch an den Landesgrenzen ähnliche Maßnahmen getroffen worden. — Hnbertusburg, 10. Sept. Am Dienstag beging das hiesige Königliche Schwesternhaus die Feier seines 25jährigen Bestehens. Den Höhepunkt bildete der Festaktus, der in dem Huberiussaal ab» gehalten wurde, einem herrlichen Ueberceste der Glanzzeiten des Schlosses. Frau Prinzessin Johann Georg beehrte diese Feier mit ihrer Gegenwart. Minister des Innern Graf o. Vitzthum überreichte im Auftrage des Königs der Oberin des Schwestern hauses ein an silberner Kette hängendes großes silbernes Kreuz. Das Kreuz soll immer der jeweili gen Oberin des Schwesternhauses verliehen werden. Die Frau Prinzessin Johann Georg besuchte dann das Schwesternhaus und beglückwünschte die anwesen den Schwestern, indem sie allen die Hand reichte und viele durch Ansprachen auszeichnete. — Oybin, 10. Sept. Der Weiterbetrieb der Uhligschen Naturheilanstalt durch den Sanitätsrat Dr. Weber in Oybin wurde vom Kreisausschuß nicht genehmigt. — Mockethal, 10. Sept. Versteinerte Fische sind, wie in den Cottaer und Rottwerndorfer Brü chen, auch hier in der Herrenleite gefunden worden. Die als Versteinerungen gefundenen, vollständig erhaltenen Fische, die jedenfalls zu den Schmelz schuppern gehören, sehen den heute lebenden Fischen sehr ähnlich, unterscheiden sich jedoch von ihnen durch die Form der Schuppen. Meueltes vom Lage. * Die Mitgift gestohlen. Im Gasthofe „Zur allen Post" in Holzkirchen (Ober- cayern) wurden etwa 6000 Mark Biergelder, so wie 4000 Mark, die für die Mitgift der vor der Hochzeit stehenden Tochter des Besitzers be stimmt waren, und für 2000 Mark Schmuck sachen durch Erbrechen eines Schrankes im Wohn zimmer gestohlen. Der Bräutigam fuhr noch nachts mit einem Automobil nach München, um einen Polizeihund zu holen, stieß aber unter wegs mit einem Heuwagen zusammen, so daß das Auto schwer beschädigt wurde, während er selbst mit leichteren Verletzungen davonkam. * Entführung zweier Berli nerinnen. Aus Paris, 10. September, wird geschrieben: In einem Kaffeehause in der Rue Barbes (Bezirk Montmartre) wurde auf Veranlassung zweier junger Berlinerinnen, der