Volltext Seite (XML)
Großenhayner Wochenblatt. 14. Stück. - ' 33. Jahrg. Sonnabend, den 5. Mnl 1845. Mit Königl. Concession gedruckt und verlegt von L. G. Rothe, verantwortl. Redacteur. Der Jahrgang d. Bl. kostet 1 Thlr. Insertionen werden bis Mittwochs Abend, kleine bis Donnerstags Mittag angenommen, indem das Blatt von Freitags Mittag an schon ausgegeben wird; später eingehende werden verhältnißmäßig höher berechnet, wenn ihre Aufnahme noch gewünscht wird und effectuict werden kann. „Meiner Aulie." (Von K. A. Mayer.) Ich lege diesen Liederstrauß Dir Morgens leise Äuf's Bett, und schlüpfe sacht hinaus Nach Diebesweise. Noch küsset Dich des Schlummers Mund, Und will nicht weichen. Erwachst Du, freuet Dich her Fund Als Liebeszeichen. Ein Vogelsteller lockt' ich Dich Vom Neckarstrande. Nicht weht die Luft Dir heimathlich Im fernen Lande; Doch streut uns Liebe Blüthrn hier Auf allen Wegen, Und süße Kinder strecken Dir , Den Arm entgegen. Zwei Frau'n, wie Du von edler Art, Wagt' ich zu freien; Mein Herz — das sey Dir offenbart — Gehöret Dreien. Du thcilest gerne, nenn' ich sie, Mit jenen Beiden. O Gattin, Freiheit, Poesie, Laßt nie uns scheiden! Vermisstes, Düs Theater San Carlo in Neapel wurde kürzlich nach sechsmonatlicher Sperrung wieder eröffnet. Bei sogenannter fünffacher Beleuch tung gewährte das Innere, welches bis in die kleinsten Theile restaurirt worden war , einen herrlichen Anblick. Das Innere der Logen ist mit fcharlachrothem Stoff ausgekleidet, und Verzierungen sind in verschwenderischer Eleganz angebracht. — Man gab eine kleine unbedeu tende Oper, ein großes Ballet mit überreichem Costum und trefflichen Decorationen, und Ließ sich vier Piaster für einen Sperrsitz im Parterre zahlen, obschon nur mittelmäßige Sänger und Sängerinnen auftraten.— Die Elite des Adels und der Gesellschaft —- darunter viele schöne Neapolitanerinnen in neuester Pariser Toilette füllte die Logen. Unlängst wurde ein Priester auf dem Wege von Louviers nach Gaillon von einem Unbe kannten mit den Worten: Die Börse oder das Leben! angehalten. Der Geistliche aber erwiderte ohne das geringste Zeichen von Furcht: Ihr seyd an einen Unrechten gerathen, Freund! Ihr bekommt weder die eine noch das andere. — Nun griff der Räuber an, der Priester aber behielt die Oberhand; und als nun jener um Gnade flehte, sprach er: Stehet auf, und wenn Euch Armuth zu dieser That getrieben, dann nehmt meine Börse; sie enthält 22 Franken, und seyd von nun an ein ehrlicher Mann. Er innert Euch meines Namens und meiner Rache, ich bin der Pfarrer von Gaillon. Scene auf der Leipziger Messe. — Der Hersch Beitel aus Pausen und der Jacob Scherwitzer aus Brodi saßen an der vergangenen Ostermesse in traulichem Gespräch bei einander. Nachdem sie sich lange über den Handel unterhalten, fragte Hersch: Hast ä Kind, Jacob? — Ich hab' ä Kind! war die Antwort. — Wie alt? — Swansig Jahre. Und Du? — Ich hab' nach ä Kind — 'sis achtzehn Jahre. — Könnt'mer nit verheirathen unsere Kinder? fragte Jacob. -- Warum nicht? Was gibste?— Ich geb' vier Lausend Doler! — Wie heißt, vier Lau send Doler? Du bist ä reicher Mann. Ich will selbst geben mein Kind fünf Lausend Doler;