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Mts- M AnzeiBlatt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. de» „Jllustr. Unterhaltung-bl." o. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. SM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag ü. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 48. Pa-rgau«. 8S. Donnerstag, den 27. Juli L8NN 6. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums Donnerstag, den 27. Juki 1899, Avends 8 Mr im Rathhaussaale. Eibenstock, den 25. Juli 1899. Der Stadtvcrorductcn-Biccvorsteher. Bernh. Fritzsche. V»K«8<»r«Il»IINK r 1) Beschlußfassung wegen Genehmigung der aufgestellten Bebauungspläne für den östlichen, südlichen und nördlichen Theil der Stadt. 2) Beschlußfassung wegen Ankauf von Areal an der Schulstratzc. N Beschlußfassung wegen Richtigsprcchung der Stadtkassenrechnung auf das Jahr 1898. 4) Kenntnißnahiuc von der Wahl eines sachverständigen zur Expropriation des Areals am Siechhause. ... — Hierauf geheime Sitzung. Versteigerung. Donnerstag, den 27. Juli L8S9, Nachmittags 3 Uhr gelangen im Restaurant »Stadt Dresden" daselbst eingestellte Waaren, nämlich je ein Posten Lichter, Seife, Teisenpulver, Erbsen usw. gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht Eibenstock. Exp. Hirsch. Nr. 124 des Verzeichnisses der dem Schank- und Tanzstättenverbot unterstellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, am 24. Juli 1899. Hesse. Gnüchtel. Htjronfokge in Koöurg - Hotya. Während das Geschlecht der Hohcnzollern eine stattliche Reihe Prinzen aufweist, während auch die übrigen deutschen Königshäuser und die meisten großherzoglichen Herrscherfamilicn nicht zu besorgen haben, daß in absehbarer Zeit ein zur Regierung geeigneter Sproß nicht mehr vorhanden sein könnte, ruht die Hossnung fast aller deutschen Herzogshäuser nur aus wenigen Augen und ebenso sind verschiedene fürstliche Familien dem AuS- sterben nahe. In dieser Beziehung macht von den herzoglichen Familien nur diejenige von Sachsen-Koburg und Gotha eine Ausnahme. Aber eine eigentümliche Fügung will cs, daß gerade die Thron folge dieser Herzogtümer, deren Herrschcrfamilie eine der weit verbreitetsten sämmtlicher europäischer Dynastien ist, zum zweiten Male binnen wenigen Zähren zu ernsten Schwierigkeiten Anlaß gicbt und das allgemeine Interesse Deutschland« erweckt. Zm Jahre 1893 war es der Fall, al« Herzog Ernst II. ohne Hinter lassung eines Nachkommen? verstarb; in der Gegenwart sind die Komplikationen durch da« Ableben de« einzigen Sohne« des regierenden Herzog« Alfred verursacht worden. Nachdem in den letzten Wochen seitens der präsumtiven Thronfolger die Nichkgeneigtheit, die Regierung in den Herzog tümern zu übernehmen, ausgesprochen worden ist, hat das koburg-gothaischc HauSgesetz es mit nicht weniger als drei Verzichts erklärungen zu lhun, die untereinander von sehr verschiedener Tragweite sind. Am weitgehendsten ist der Thronverzicht de« Herzogs Arthur von Connaught. Ohne jeden Vorbehalt verzichtet dieser Fürst auf jedes und alle» Erbfolgerecht in den Herzog tümern und den etwa künftig zufallcndcn Landen zu Gunsten seine« Neffen, de« jungen Herzog« von Albany. Der zweite Verzicht ist derjenige de« am 13. Zanuar 1883 geborenen Prinzen Arthur von Connaught. Dieser Verzicht ist jedoch kein vorbehalt loser, da der junge Prinz zwar gleichfall« zu Gunsten de« Herzog« von Albany auf die Thronfolge verzichtet, sich aber für den Fall, daß der ManneSstamm de« letzteren erlöschen sollte, da» Erb folgerecht ausdrücklich vorbehält. Zu diese» beiden Verzichten kommt nun noch derjenige de« Prinzen von Wale« (datirt Wind sor-Castle, 19. April 1863) für sich und seine Nachkommen hinzu. Auch dieser Verzicht ist nur ein bedingter. Es sind demgemäß die nachbenannten Prinzen in der folgenden Reihenfolge zur Thronfolge in den Herzogtümern Koburg und Gotha berufen: 1) der junge Herzog von Albany und dessen dcreinstige successionssähige Abstammung; 2) der Prinz Arthur von Connaught und dessen dcreinstige männliche Nachkommenschaft; 3) der Prinz von Wale« und dessen männliche Nachkommen; 4) nach dem Erlöschen de» ManncSstamme« de» regierenden englischen Königshauses die Nachkommen de« 1851 verstorbenen Prinzen Ferdinand von Koburg-Gotha und seiner Gattin, der Fürstin Kohary, nämlich: u) der König von Portugal bezw. dessen Nachkommen; 9 « nach diesen die Nachkommen de« 188 l verstorbenen Prinzen August von Koburg-Gotha und dessen Gattin, der Prinzessin Klementine. Es sind die« die Prinzen Philipp, August und Ferdinand (Bulgarien), von denen jeder männliche Nachkommen hat. Sollte auch dieser Zweig de« Hause« Koburg-Gotha erlöschen, so würden die Nachkommen de« jüngsten Bruder« Herzog» Ernst I. die Regierung anzutreten haben. E« sind diese« die Nachkommen de« verstorbenen König« der Belgier, Leopold- I. 6) Stirbt da« gelammte jetzt regierende Hau« Koburg und Gotha au«, so fallen die Herzogtümer an Meiningen u. Altenburg. 7) Sind auch die Linien Sachsen-Meiningen und Sachsen- Altenburg im ManneSstamm erloschen, so kommt die großherzog liche Linie Sachsen-Weimar und 8) nach dieser die königlich sächsische Linie der Albertincr in den Herzogtümern zur Regierung. 9) Erst dann, wenn in sämmilichen sächsischen Fürstenhäusern kein succcssionSsähiger Agnat mehr vorhanden ist, geht gemäß der uralten, oft erneuerten Erbverträge die StaalSregicrung über sämmilichc sächsische Lande auf da« erbvcrbrüderte hessische Hau« über. Au« vorstehenden Ausführungen erhellt, daß vie koburg- golhaische Thronfolge auch in der Zukunft nicht au« dem Grunde Schwierigkeiten bereiten wird, weil ein successiontfähiger Agnat nicht vorhanden ist, daß vielmehr alle Schwierigkeiten au« dem Umstand resultiren, daß für absehbare Zeiten nach dem Erlöschen de« in den Herzogtümern regierenden Spezialzweigc« de« Hause« Koburg-Gotha ein englischer, portugiesischer, bulgarischer ooer un garischer Prinz zur Thronfolge in diesem deutschen Bundesstaat berufen ist. Für die Herzogtümer selbst ist diese Perspektive keine rosige, dem entwickelten deutschen Nationalgefühl erscheint sie un erträglich. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie die „B. N. N." au« Berchtes gaden erfahren, macht die Genesung der Kaiserin gute Fort schritte. Allerdings wird sich ihre Majestät noch Wochen hindurch die größte Schonung auferlegen müssen, bi« sie den Fuß wieder wie vordem gebrauchen kann. Da« Besteigen eine« Reitpferde« wird aber vor Ablauf von 6—8 Wochen ausgeschlossen sein. Wahrscheinlich nimmt die Kaiserin im Anschluß an die so getrübte Berchtesgadener Sommerfrische einen längeren Kurausenthalt in Wiesbaden, während die ältesten Prinzen sich zunächst nach Schloß WilhelmShöhe und am 9. August zur Fortsetzung ihrer Studien nach Plön begeben werden. Wegen de« außerordentlich starken Depcschcnverkebr« au« Anlaß de« Unfälle« der Kaiserin war übri gen« zwischen Berlin und Berchtesgaden eine direkte Telegraphen- Leitung in Betrieb genommen, welche jetzt wieder aufgehoben werden konnte. — Se. Kgl. Hoheit Prinz Heinrich hat jetzt seinen Aufenthalt in den japanischen Gewässern beendet, nachdem er Ende Juni zum ersten Mal während seiner Anwesenheit auf der ostasiatischen Station da« Jnselrcich angcsteuert hatte. Ehe die „Deutschland" mit dem Geschwadcrches an Bord nach Tsintau zurück kehrt, werden vorerst noch für einige Wochen koreanische Küsten plätze besucht. Die „Deutschland" hatte zu Anfang Juni bereits während der Dauer von 2 Wochen in Chemulpo geankert. — Frankreich. Der Pariser „Matin" veröffentlicht eine anscheinend inspirirte Note, in welcher e« heißt, Kaiser Wilhelm müsse e« verstehen und verstehe es, daß kein deutscher Kaiser hossen dürfe, einen zuvorkommenden, freundschaftlichen und von Protesten jeder Art freien Empfang in Frankreich zu finden, wo fern nicht vorher gewisse Fragen, die er nicht einmal erörtern wolle, gelöst würden. Weiter besagt die Note wörtlich: „Alles Entgegenkommen, welche« er zeigt, alle Telegramme, die er bei besonder« schmerzlichen Anlässen oder nach Aufsehen erregenden Begegnungen an unsere Regierenden richtet, haben zum alleinigen Ziel die Erleichterung der Unterhandlungen in solchen Fragen, in denen die Interessen beider Länder mit -Nutzen gemeinsam vertreten werden können. Weiter nicht«! Wilhelm II. wäre nicht der gut berathenc Mann, al« den wir ihn kennen gelernt haben, wenn er durch höfliche Worte unmögliche Herzlichkeiten oder demüthigcnde Entsagungen zu erlangen hoffte. Nein, gewiß, er wird nicht nach Frankreich kommen!" — Italien. In Rom verlautet mit Bestimmtheit, daß alle Vorschläge wegen der Sanmunbai von der chinesischen Regierung schroff abgelehnt seien. Die hiesige Regierung habe de-halb dem Gesandten Salvator Raggi den strengen Befehl ge geben, energisch aufzutreten unter Androhung der sofortigen mili tärischen Besetzung der Sanmunbai. Zu diesem Zwecke wird da« italienische Geschwader durch da« Panzerschiff „Carlo Alberto" Verstärkung erhalten. — Serbien. Die serbische Regierung hat auf besondere» Betreiben de« König« Milan mit deutschen Waffcnfabriken ein Abkommen über Lieferung von 90,009 Repcticrgcwehren und 50 Millionen scharfe Patronen gegen Barzahlung getroffen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Wie au« dem Jnicratentheile ersichtlich, findet am 27. d. im Saale de» Fcldschlößchen ein Künstler- Concert statt, bei welchem die Concert- und Opernsängerin Frl. Knothe, Hr. Violinvirtuo« Steglich und Hr. Wenge feld, Mitglied de« Dre«dner Hoslheater« mitwirken werden. Der reiche Applau», welchen genannte Künstler bei dem am 18. d. im Gambrinu-faale in Schönheide stattgesundenen Concert ern teten, dürste wohl dafür sprechen, daß die Leistungen der Genann ten außergewöhnliche waren. Hoffentlich werden die Besucher de« Concert« hier ebenso entzückt, wie die« in unserm Nachbarorte der Fall war. — Eibenstock. Wer ein Freund der Natur ist, wer gern seine Augen weidet an schönen Landschaften, wer Interesse findet an Volk und Land, dem ralhcn wir dringend, da« hier im Unger- schcn Fabrikgebäude ausgestellte Kaiser-Panorama fleißig zu besuchen. Namentlich machen wir alle Eltern darauf aufmerksam, denn ein bessere« Lehr- und Anschauungsmittel zur Erweiterung der geographischen und geschichtlichen Kenntnisse, eine lehrreichere, anregendere, und angenehmere Unterhaltung für Kinder kann man sich kaum denken. Jede Woche wird in dem genannten Institut eine neue Reihe naturgetreuer, bunter Photographien ausgestellt. Die dieswöchige Serie führt un« nach dem Norden. Herrliche Landschaften und Seenericn bieten sich dem Beschauer. Wir werden hinauSgcführt auf die wogende See, begegnen den Fischern und Matrosen in ihrem gefahrvollen Berufe, erblicken mit Staunen gewaltige Berge, schroffe Felsen, riesige Gletscher und tosende Wassersälle, schauen da« Leben und Treiben der Be wohner de« -Norden«, bewundern die eisigen Regionen im blut- rothen Scheine der Mitternachtssonne. — Mit Bedauern ver nehmen wir, daß Herr Naake unser» Ort in nächster Zeit ver lassen will. Möchten recht Viele genannten Herr» fleißiger unter stützen al« bisher, damit da« schöne Unternehmen unserem Orte noch für längere Zeit erhalten bleibt. — Eibenstock. In Mügeln (Bz. Lzg.) Roßwein und Oberhof sind Stadt - Fernsprecheinrichtungcn eröffnet worden. Die Theilnchmer der hiesigen Stadt-Fernsprecheinrichtung sind zum Sprechverkehr zugelassen. Die Sprechgebühr beträgt l M. für da« einfache Dreiminutengcspräch. — Stützengrün. Am Sonnabend Abend wurde mit Zapfenstreich und Lampionzug in unserem Ort die Feier der Fahnenweihe de« Turn-Verein« „Treu Weltin" cingcleitet. Nach dem Empfang der Brudervcreinc am Sonntag Vormittag erfolgte -Nachmittag« in der dritten Stunde auf dem Festplatzc Stellen zum Festzuge. Nach Formirung desselben begrüßte der Vorsteher dcS Turn-Verein« „Treu Wettin". Herr Magnu« Tröger, die Festthcilnehmcr mit herzlichen Worten, worauf, »achveni da« Poüer'sche Musikchor au» Schönheide „Die« ist der Tag de« Herrn" zu Gehör gebracht, die Weihe der Fahne durch Herrn Pastor Häßler erfolgte. Anknüpscnd an die Bedeutung der vier 1- de« Turner-Symbol« ging der verehrte Redner auf die Erklärung der weiteren Inschriften der prächtigen Fahne: Einig, Muthig, Kräftig, Treu, sowie: Wer seinen Körper stählt, pflegt seine Seele, über und weihte dieselbe zu einer Fahne, welche stet« im Namen de« Allmächtigen wehen möge. Der erhebenden Festrede schloß sich die Ucbergabe der Geschenke von Seiten der Festjungfraue», Pathen, Ehrenmitglieder und der theilnehmendcn Vereine an. Herr Lehrer Ludwig brachte nach einer herzlichen Ansprache ein dreifache« Hoch auf Se. Majestät König Albert au«, in welche« sämmtliche Anwesende begeistert einstimmten. Nach der Verpflichtung de« Fahnenträgers und nach dessen Gclöbniß, die Fahne stet« zu Ehren de« Verein« zu tragen, bewegte sich der imposante Festzug mit 14 Fahnen durch den mit Ehrenpforten, Guirlandcn und Fahnen rcichgcschmückten OrtSihcil Nculchn. -Nach Beendigung desselben wurden Freiübungen de« Turnverein», sowie ein Stab reigen der Damenriege vorgcführl. Den Schluß de« Feste« bil dete ein flotter Ball. — Zwickau, 24. Juli. Von der Kgl. Eisendahnbetrieb«- direktion Zwickau wird Folgende« mitgethcilt: Sonntag Vormittag nach 7 Uhr haben sich aus Bahnhof Bad Elster scck>« leere Personenwagen, welche von dem Personenzuge 2072 abgc- hangcn worden waren, wahrscheinlich wegen ungenügender Brem sung in Bewegung gesetzt und sind in dem starken Gefälle mit zunehmender Geschwindigkeit durch den Bahnhof Adorf sowie weiter nach der freien Strecke entlaufen. Oberhalb de« Halte punkte« Hund«grün trafen dieselben den von Oel-nitz nach Adorf fahrenden Gllterzug 5702. Obgleich der Führer diese« Zuge« die Wagen kommen sah und seinen Zug zum Halten zu bringen versuchte, erfolgte ein heftiger Zusammenstoß. Hierbei wurden die Personenwagen theilweise zertrümmert und zur Seite geworfen, sowie die Lokomotive und einige Wagen de« Güterzuge« stark beschädigt. Da« Zugpersonal rettete sich rechtzeitig durch Abspringen, so daß bei dem Unfälle Niemand verletzt worden ist.