Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830425
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830425
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-04
- Tag 1883-04-25
-
Monat
1883-04
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1883
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh S»/, Uhr. Rrösrtis» und rrpedttisu Johannetgasie SS. Aprechssunden »er Nedartisa: vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. - - '«äALVL NLÄ- ^ W«,«r»« »er ssr »t»^«»chftf»lg«»»e «»»«er srftimmten Anirratr «, E>ochr>ta,rn hi» S Uhr Nachmittag», aa Ga««- und Arfttage« frStz di»'/,» tttzr. Ja den /iiialen für 3as.->naahmr: UchMer.TagMM Anzeiger. Mes»-Auflage L?,8S0. Abonnement,preis viertelj. 4'/, MK. inrl. Brmgerlvtm d Mt., durch die Poll bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2V Pf. velegesemptar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeiiaaea ahne PoslbeiSrderung 39 Mk. «tt Poslbesörderung 48 Mt. Inserate ttqespaltene Petitzeile 20 Pf. SirSbrre Lchriilen Inul unserem PrrtS- verzeichnih. Tabellarischer Lao nach höherem Tarif. Kttlamrn unter dem tirdarlionsssrich die Lpaltzeile Ü0 Pi. vtt« Klemm, Uaiverntät-strahe 21, L««t« Lösche, Katharineastrabe 18, p. »ur st« '/,» vtzr. Organ sür Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. lenden. — Rabatt wird nichi gegeben. ' Zahlung priwiwinernruüi oder durch Post- nachnaume. ^ 115. Mittwoch den 25. April 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmschung. Di« diesjährige Ostermeffe endet Mil dem K8. April. >« diesem Tage sind die Buden und Stände aus den Plätze« der t««err« Stadt bi» 4 llhr Nachmittag» voll ständig zu räumen und bi« spätesten» 8 Uhr Morgen» de» 28. Äpnl zu entfernen. D«e auf drm AugustuSplatze «ud aus d«n öffentliche« Wege« und Plätze» der Dorstadt befindlichen Buden und Stand« sind bi» äbend» 8 Uhr dr» 24. April zu räumen und i» der Zeit vom 29. April bi» 2. Mai, jedoch lediglich während der Tagesstunden von 6 Uhr Morgen» bi» 7 Uhr Abend», abzubrechen und wegzuschaffen. Bor dem 29. April darf mit dem Abbruche der Buden «nd Stände auf dem Augustu-platze nicht begonnen werden. Dagegen ist r» gestattet, Buden und Stände auf dem Roßplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher abzubrechen und wegzuschaffen» dafern nicht dadurch Störung de» Verkehr» oder Benachteiligung de» GeschiiflS i« den stehen bleibenden Buden herbeigcsührl wird. E» bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden aus dem Roßplatz«, sowie diejenigen Stänke daselbst, a« Welchen n«r Lebe«-«ittcl fetlgebotea werde«, noch am 29. April geöffnet zu hatte«. Die Schaubuden, sofern sie auf Schwellen errichtet, in- gleiche» die CarousselS und Zelte sind bi» Abend» 10 Uhr de» I. Mai, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren da« Ein graben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht besonder» ertheilt worden ist, bis längsten» den L. Mai Abend» 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen in. entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Dorschristen, sür welche beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bau unternehmer vrrautwortlich sind, werden mit Geldstrafe bi» zu ILO od«»>««tsprechender Haft geahndet werten. Uebrrdie» RlbkN Säumige auch dir Obrigkeit-wege» zu Verfügend« Beseitigung der Bude« re. zu gcwärtige«. Leipzig, de« 20. April 1883. Der Math der Gtadt Leipzig. ,i. H» vr. Georgi. »rrwitz. Vektmümrchrm-. Dir mache» hierdurch auf die hierort» bestehende Bestimmung aufmerksam, wonach, wrnn eine Familie mehr al» drei Kinder zu gleicher Zeit zur volk-schule schickt, a«f Aafuche» der Elter« »der dere« Stellvertreter nur sür die drei jüngsten Kinder Schulgeld erhoben werden soll. Dies« Bestimmung kann selbstverständlich dann keine An wendung finden, wenn schon einen» oder mehreren Kindern einer Familie freier Schulunterricht gewährt wird. Leipzig, am 1«. April 1888. Der Math der Sradt LetprfS vr. Georgi.Lehnert. Wir machen hierdurch bekannt, daß die Schlüssel zur Wasserentnahme au» den an den Droschkenhalteplätzen aus gestellten Wasserständern von jetzt ab bei dem Vorsteher de« hiesigen Droschkenverrin« Herrn W»lf gegen den Preis von 1 pro Stück zu entnehmen sind. Gleichzeitig nehmen wir Veranlassung, ans die Be- stimmungen unserer Bekanntmachung vom 17. Oktober voriaen Jahre«, betreffend di« Wasserentnahme au» den Wasserständern, Bezug zu nehmen, wonach die Oeffnuna der Ständer mit anderen Instrumenten, al» den gelieferten Schlüsseln bei einer Geldstrafe bi» zu 15 »ck verboten ist. Leipzig, am 20. April 1883. Der Math der Stadt Leipzig. ^ ' Eiche lw. Georg». horiu». Vermiethlmg. Der in dem der Sladtgemeinde gehörige HauSgrundstück Metckhsftrahe -Tr. SV befindliche Hausstand mit GaSbeleuchtung-einrichtung soll vom 1. Oktober dieses Jahres ab gegen etnhalbjchhrltche Kündigung ALtttwoeh, de» S. Mat dieses Jahres Vormittags Lt Uhr an RathSstelle, Rathhau», 1. Etage, im VrrsteigerungSwege an den Meistbietende« anderweit »ermtethet werden. Die LermiethnngS- und BersteigerungSbedingungen liegen schon vor dem Termine auf dem Rathhau»saal«, 1. Etage zur Einsichtnahme au». Leipzig, de« 2l. April 1883. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Brendel. Velmillmchiiiig. Die Ersteh« der Hölzer un Connewitzer Forstreviere werben hierdurch zur unaeiänmten Abfuhre aufgesorvert, widrigenfalls nach de« LicitationSbedingungen Verfahren werde» müßte. Leipzig, a« 20. April 1883. Des Maths Fvrstdepntatlo». Verßer-er»«- r«m,-r»»^l. d^s^^Ä^hwsttRss^vdrver-rigrre «ch «m «enzrlschrn «efttz.se z» KeNschsrr, bei Törrroser,: 1 hm»,-fische» Billard mit sämmtl. Zubehör, 1 vallstLndige« Nestaprations-Vkeublement. bestehend in 84 Stühlen, IS Tische», 1 Eopha, 1 Regulator »ud außerdem 1 leichte» Ackerwagen, «ffrntlich meistbietend. Merseburg deo 22. «pri, 1883. «chlster, Sericht»»oll>1etz«r. Veliimiünch»»». Durch Beschluß de« köuigl. Amogeriau« Hos vom Gestrigen wurde da» koeur«vrrs,hren über da» Vermögen dr» gürbrrri« besitz«« Frr»i«,u» vuetzl — i, Firma Pe,l vuetzl - in Odrrtotza, auf «ruud beiqebrachter Zustimmung aller tetheiligp» -KL-L'« Gericht»schrrttz«rei »«» L Amtsgerichts. Millitzer. Nichtamtlicher Theil. Der Ätteniats-Procek in Udine. Der Proceß, brr soeben gegen die Mitschuldigen an dem vorjährigen Attentate in Triest, Ragosa und Gwrdani, in lidine seinen Abschluß gefunden, hat durch seine ausschließlich politische Bedeutung, dir sich zumal aus die Stimmung Italien» zu dem Nachbarstaate Oesterreich bezieht, auch außer halb de» jungen Königreiche», namentlich in Oesterreich und Deutschland, die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung und politisch-diplomatischen Kreise erregt, wa» im Hinblicke aus die bekannten Beziehungen Deutschland» und Oesterreichs zu dem officiellcn Italien al» selbstverständlich angenommen werden mußte. Der Proceß endete für beide Angeklagte, wie bereit« gemeldet worden ist. mit einen» Freispruche de» italienischen Schwurgerichts, woraus die Heiden sofort auf freien Fuß gesetzten Jrredentistcn Ragosa und Giordani vom Publicum lin Triumphe au» dem GerichtSsaale geführt wurden. — Diese» Schlußergebniß de» Processe» kam nicht ganz Über raschend. Schon im Laufe der Verhandlungen konnte man wahrnehmen, daß e» dem italienischen General - Procurator al- öffentlichen Ankläger nicht völlig gelungen, für die Mit schuld der beiden Angeklaglen an dem Attentate Oberdank'S vollgiltige Beweise zu erbringen. Der General - Procurator mußte sogar vie Anklage gegen Giordani zurückziehen, während er dir gegen Ragosa nachdrücklich ausrecht hielt. ,,Wa» würde Italien sagen", bemerkte unter Anderem der General-Procurator, „wrnn eine Verschwörung gegen den König von Italien in Oesterreich straflos bliebe ? Die Au», lieserung Ragosa'» wurde loyal verweigert» weil er «in poli tischer Verbrecher, beziehungsweise Flüchtling ist. Wa» er aber in Italien verbrochen, müsse auch da gerichtet werden. Man behauptet im Uu»land«. Italien habe keine unabhängi gen, gerechten Schwurgerichte. Da» sei aber unwahr. Gerade »r diesem Processe verlange e» der gute Ruf der italienischen Nation, die Gerechtigkeit seiner Schwurgerichte. Ragosa schuldig zu erkläre» und zu bestrafen." — Der General- Procurator erinnert noch, wie seiner Zeit Kaiser Franz Loses bei Biaonza an der Seite Victor Emanuet'» ritt und wie Lener laut betont habe, daß diese Provinz italienischer Boden sei. „Da» Andenken de» ersten italienischen Patrioten, de» größten König» diese» Reiche-", schloß der General-Procura« tor. „würde durch einen Freispruch de» Angeklagten Ragosa geschändet werden." Und dennoch ist der Freispruch seiten« de» Schwurgericht» in Udine erfolgt l Er ward von dem zu den Proceßverhand- lungen massenhaft herbeigeströmten italienischen Pnbticum mit Jubel ausgenommen, ja, nach den u»S au» Ltalirn vorlie genden Deveschen zu urtheilen, scheint die gestimmte italienische Presse, nicht blo» die erklärt irredentistische, in jenen Lubel einzustimmen. Die officiellen und osficiösen Blätter Italien» tbun da» freilich nicht, sondern hüllrn sich vorläufig in ein nicht minder bezeichnendes Schweigen. Auch sonst entnehmen wir den italienischen Blättern noch manche Hinweise und Einzelheiten, die auf die Stimmung und daS Verhalten der Mehrheit der italienischen Bevölkerung dem genannte» Pro cesse gegenüber höchst bedenklich« Streiflichter wersen, die sich mit allen bisherigen officiellen Versicherungen der italienischen Regierung hinsichtlich der Ungesährlichkeit der irredentistischen oder sonst revolutionairen Strömung in Italien in offenem Widerspruche befinden. Da liegt un» beispielsweise au» Udine eine italienische Depesche vor, welche besagt, daß die zu den Proeeßverhand- lungrn vorgrladenen und auch erschienenen österreichischen Zeuge«, zumal die beiden Gendarmen Tomasini und Nico- lussi. sowie der Wirth in Rvnchi, in dessen Hause Oberdauk verhaftet wurde, nach der Brendigung de» Processe» von den italienischen Behörden in Begleitung einer Abtheilung Eara- binieri (italienischer Gendarmen) von Udme bck zur-öster reichischen Grenze gebracht werden mußten, weit gegen diese Oesterrcicher die italienische Bevölkerung Überall erbittert und Ausschreitungen gegen sie zu besorgen gewesen. Diese Maßnahme der italienischen Behörden ist' also abermals al« rin schneidender Widerspruch im Hinblick auf die in Rom wiederholt gegebenen osflciell beruhigenden Versicherungen bezüglich der Stimmung der italienischen Bevölkerung zu betrachten. — Mit einem Worte, die in Udine in demon strativer Weise erfolgte Freisprechung de» Irredentisten und zweifellosen Verschwörer» Ragosa hat wieder einmal klar bewiesen, daß wir nur allzu sehr,m Rechte waren, wenn wir an dieser Stell« gelegentlich unserer über di« Verhält nisse Italien» früher geäußerten Anschauungen nachdrücklich hervorgehoben, daß zwischen der in Rom beliebten officiellen Färbung drr italienischen Zustände und ihrer Wirklichkeit ein großer, tiefgehender Unterschied bestehe. Wir haben aa der Hand von Thatsachrn wiederholt darauf hingewiesen. wie sehr der Boden Italien» von den revolutionairen Elementen unterwühlt und wie durch diese« verwerfliche Treiben der Mehrheit de« italienischen Volke» alle« Reckt-bewußtsein abhanden gekommen sei, ein Uberau« ernster Zustand.zu dessen Beseitigung der bloße gute Wille der italienischen Regierung, den wir übrigen» nicht bezweifeln wollen, noch lange nicht auSreicht. So hat auch da- E»d- ergebniß de« Processe» Ragosa wieder zum sovielten Male bewiesen» welche Macht die radikale Phrase in Italien ge worden und wie wirkungslos ihr gegenüber der ganze Re- gieruNgsapparat in Roin ist. Die politische Wirkung de» Freispruche» in Udine dürfte vielleicht in Rom noch eine bedenk- sicherest» in Dirn sein. Geht doch au»derostentativenSchulvlo»- erklärung de» Verschwörer« Ragosa und au« allen Übrigen Zeichen und Einzelheiten, die sich an jenen Freispruch knüpfen, mit Bestimmtheit Herbor, daß drr Irredentllmu» die weitesten Volksschichten Italien» beherrscht und in seine Umstnrzpläne gezogen hat. Und wa» ist denn der abscheulich« Hauptgrund- >«tz diese, unsinnigen und verbrecherischen Partei? — Da« Schwurgericht in Udine bat auf diese Frage eine ebenso «tznisch« a>» unzwridentig« Antwort gegeben. Der Hauptgrundsatz der republikanischen Berschwvrerb'anden Italien« »st der KvnigSmord. Wie könnte man sich sonst die Unge heuerlichkeit erklären» daß ein italienischer GerichiShos ganz ungescheut seine Sympathien sür den weaen versuchten König», morde»verurtheiltenObrrdank und seine Genossen au»gesprochen und durch die Schuldloserklärunq eine» der lrtztrrcn geradezu in demonstrativer Weis« aller Drlt kundargeben hat? Die bedenklich« Stimmung der Mehrheit der italienischen Bevölkerung ist also nach Drm, wa» in Udine »orgegangen, kaum mebr zu leugnen. Da» abermalige Hcrvortreten diefer Slimmung ist aber sür die italienischen Poliliker und .ne gierungSkreise eine hochernste Warnung bezüglich de» Ab grunde», dem Italien immer mehr entgegen zu tre>den scheint. Die Frage, wie diesem revolutionairen Treiben Emball ge boten werden soll, scheint in Rom tbaksäcblich zu elner brennenden zu werben. Wenn e» dort auch an dem Willen, Halt zu gebiete», nickt fehlen mag. so deutet dock Alles darauf bin, daß man hinsichtlich der zur Beschwörung de- Slnrinr» zu ergreifenden Mittel nicht in geringer Verlegen heit ist. Diese wird in Rom um so größer, wenn man dort aus die biSberigen Traditionen de» jungen italienischen KönigS- rcichcS blickt, wa» unwillkürlich zu gewissen vergleichen zwischen Obrrdank, Ragosa. Mazzini, Orsini. Garibaldi und ankeren italienischen „Patrioten" Veranlassung geben dürsle. ES kan» nickl geleugnet werden, daß die italienische Regierung die Verantwortlichkeit für die Art und Weise de» Zustande kommen» dc» Königreiche- Italien zu tragen bat, und daraus entspringt eben für die Regierung die große Schwierigkeit, der gegenwärtige» revolutionairen Strömung erfolgreich enlgegcn- zuarbeiten. Daß aber schließlich diesem zügellosen, verbrecherischen Treiben in Italien im Interesse der Ruhe und Sicherheit Europas ein Ziel gesetzt werden muß, »st unbedingt nolh- wendlg, sei eS nun seiten» der italienischrn Regierung oder ohne ditsclbe. Leipzig, 25. April 1883. * AuS Berlin wird unS vom Montag geschrieben: „ES ist gut. baß am Mittwoch bereit» der kirchenpelitische Antrag tcS EenlrumS zur Verathung gelangt. Die große Zahl rinander widersprechender Gerüchte, die über die Stellung de» preußiichcn Ministerin»,« zu demselben circuliren. werden dann wohl zu gleicher Zelt ibre Erledigung finden. Besonders der letzte Ministerrath am Sonnabend bat zu hen niannig- saltigf.rn Vcrmuthungen Stofs gegeben. Während der heuligen NeimStagSsitzung, die nichts Interessante» bot, wurde die kirchenpolitischö Lage und die-Ehancen de« Windthorst'schen Antrages im Foyer von den einzelnen Abgeordneten di-cntirt. Einige kamen zu dem Resultat, daß. wie entschiede» die» auch schon dembntirt worden ist. innerhalb de» preußischen Staat»- Ministerium» «in Eonfiirt bevorsiehe, während von conser- vatidrn Abgeordneten al» bestimmt mitgetheilt wurde, daß Herr von Goßler am Mittwoch eine Erklärung abgeben werde, de» Inhalt», daß die Regierung vorläufig aus dem Standpunct verharren wird, welcher durch da» letzte Schreiben de« Kaiser» au den Papst gekennzeichnet ist. Diese» „vor läufig" wird wohl so lange gelten, wie die diplomatischen Verhandlungen mit Rom währen. Enden dieselben mit den vom Kaiser in dem erwähnten Schreiben bezeichnet«!» Zuge ständnissen der Curie, so wird die Negierung die Freiheit de» MesselesenS und de» Spenden» der Sacramente concekircn; sollten die Verhandlungen nur zu einem negativen Resultat führen, so würde vorau»sicbtlick> der jetzige Zustand ausrecht erhalten bleiben. Man kann nicht behaupten, daß die Mit glieder des Centruni» besser insormirt sind, wie andere Par lamentarier. Auch sie bewegen sich in vcrmuthungen und Hoffen erst an» den Berathungcn am Mittwoch die Stellung der Regierung zu erfahren. Sehr gehoben ist allerdings ihr Muth dadurch, daß sie erfahren haben, daß Fürst Bismarck im Princip auf dem Standpunct ihre» Anträge» stehe und sie hoffen, daß er auch hier seinen Intentionen zum Siege verhelfen wird. Uebrr de» Inhalt der letzten Note au- Rom sind selbst bckannlere Mitglieder de» Centrnm» nickt insormirk oder halten e» sür gut, wenn sie etwa» wisse», darüber nickt» verlauten zu lassen. Mit Entschiedenheit wird von ihnen jedoch bestritten, daß der Papst dem Wunsche Preußen» in Betreff de« Cardinal» Levochow-ki nachgebcn wird, wie in dm letzten Tagen vielfach behauptet worben ist. Die neueste LeSart über diese Gpecialsrage de» Culturkampse» lautet dahin, daß der polnische Cardinal im Sommer „au» Gesundheits rücksichten" Aufenthalt in der Schweiz nehmen wirb und bei seiner Rückkehr nach Rom nicht wieder die Gemächer des Vatikan», die der Bruder de» Papste» Cardinal Graf Peeci ferner bewohnen soll, beziehen, sondern in einem bereit» ge- mietheten und auSgestattelen Palai» Wohnung nehmen wird." * Im Reichstage schreitet die Verathung de» KrankencassengesetzeSgut vorwärts. 12 Paragraphen sind nunmehr angenommen, die Art und Höhe der Krankcn- untersiützung, die Karenzzeit wurden ganz den Vorschlägen der Commission entsprechend genehmigt, alle Gegenanträge ab gelehnt. Zu einer wesentlichen Debatte kam e» am Montag nicht. Zu bemerke» bliebe nur. daß da» Hau» sehr schwach besetzt ist. — Ter Antrag Kabl» wegen Ausyebung de» Dietaturparagraphen wird von den Antragstellern, wie man hört, zurückgezogen «erden, da dieselben eine Erörterung der selben nunmehr scheuen und unliebsamen Borwürfen wegen der unpatriotischrn Tbrilnahme an Gambella'« Begräbniß au» dem Wege gehen wollen. — Iin Abgeordnetenhause wurde am Montag von 10—1 Uhr in die zweite Lesung der Derwaltung-gesetze eingclrctrn und zwar wurde »»nächst da« Gesetz über die Organisation der LandeS-Brrwaltung in Angriff genommen. Der Schwerpunkt der Vorlage liegt in Paragrapb 27. welcher dem BezirkSrath zugleich die' Functionen de» Verwaltung^ gericht» zuweisen will, dessen geborener Vorsitzender der Regieruna-präsidrnt sein soll. Wie bereit» in erster Lesung erklärte fick auch am Montag der große Kenner dieser Ma terie, der Abg. G »eist, mit Entschiedenheit gegen die Vor lage. Die geringe Vereinfachung de« Geschäftsgänge« würde nur zum großr», Schaden der unparteiischen Verwaltung» pflege erreicht werden. Abg. Hansen erklärte darauf, daß ein Theil der Nationallibrralen mit den Conservativen gehen würde. Al» Wortführer der Letzteren sprach sich Mg. von Ranch Haupt für die Vorschläge der Commission au», welche seine politischen Freunde, um da» Zustandekommen de» Gesetze« nicht zu gefährden, in keiner Weise zu verbessern versuchen wollen. Mg. Alrrander Mever (Brr»lau) führte al» Autoritäten gegen da» Gesetz den früheren Minister Gra Eulenturg und da» Herrenhaus an. * Urber die Lage der Arbeiten für die Herstellung eine» deutschen bürgerlichen Gesetzbuch«» schreibt di« .kölnische Zeitung": ..Da« Au«schriden de« Geheimratb« l>r. v. Windschutz au» der Reichsrommission für die A»r- arbeitung eine« allgemeinen deutschen bürgerlichen Gesetzbuche» wird — mit welchem Grund« bleibe dahingestellt — mit der Langsamkeit in Verbindung gebracht, welche sich bei dem Fortgange dieser Arbeit kundgiebt. Die Commission ist nun bald ein Iabrzebnt vereinigt, und »och ist nicht einmal ein erslerEnrwnrf seniggestclli.wäkrenk man vor l O Rainen annabni» daß nach diesem Zeilrauine tie ivichki io Attgele^onkeik schon weiter gefördert sei» würde. Tie trüber von Zeit z- Z ,t erschienenen kurzen Berichte über de» Fortgang der A>'-e, s,„^ auch seit längerer Zeit eingestellt worden. Bi.-lleich! giebl daS An-scheide» Windschne'S dem BundeSraib Anlaß, dc> Gelegenoeil der Wahl eine» neue» Mitgliedes eine Beschleunigung inEnnneriing u bringen". Die Schwierigkeiten scheine» in der Materie elbst zu liegen und eS kann auf einige Falue mcbr oder minder nickt änkonnnen, wrnn man nur kecker ist, aus dein richtigen Wege zu sein. Eine Zeit rückläufiger Beweanng wie die heutige ist schon an sich zur Hcilieluin» von Gesetze» wenig einladend, lieber die Leistungen der Eonimiision wird man erst nach dem Bekanntgeben ihrer A> bette» uitbeilen können. Daß ein directeS Anlehnen an daS Recht und die Praxi« deS größten deutschen Staate« dein We k von vorn «»rein eine tragsälnge und solide Basis gegeben habe» würde, bringt sich bei dieser Gelegenheit wieder in Erinnerung. * Die Beinübungen der Polen, die ibnei» stammver wandten Litlbauer au» der „nationalen Apathie" aufzu- rütteln, babcn sich al- vergeblich erwiesen. Außer jener be kannten Petition an den preußische» EntluSminisler Herrn v> Goßler wegen Anwendung der littdauischen Sprache bei'« Unterricht in der Volksschule baben fick die Litlhauer zu keiner andern Knndgrbung iin Sinne der polnischen Agitation anf- gerafst. Jedoch in entgegengesetztem Sinne ist an den Ober- präsidenten von Ostpreußen vor Kurzem ein Schriftstück, 'ba- die Unterschrift einer großen Anzahl hervorragender litthemi- scher Grundbesitzer trägt, gerichtet worden, da» die Erkläerurg enthielt, daß die Litlbauer nicht gesonnen seien, sich zum Werkzeug polnischer Agitatoren herabzuwürdige« und be sonder- nicht im Entferntesten daran dächten, dem An sinnen, den evangelischen Glauben mit dem katholischen zu vertauschen, nackzugcben. Wie jede polnische Agi tation zugleich kirchliche und nationale Ziele verfolgt, so verhielt eS sich auch mit der in Litthauen in» Werk gesetzt«». Man hatte nicht» Geringere» vor, al» t<e Be wohner dieser Geaend in den Sckooß der katholischen Kirche zurückzusühren. Vielleicht ist die Agitation gerade bieran gescheitert, denn die Litlhauer sind gute und treue Prot,Paulen »md wenn sie sich auch einer politischen Agitation nicht ver schlossen. so setzten sie den kirchlichen Bestrebungen einen energischen Widerstand entgegen. Die obengenannte Er klärung an den Oberpräsidenten von Ostpreußen hat die Polen nun außerordentlich verstimmt; besonder» peinlich ist ihnen dieselbe, weil sie von notorisch angesehenen Männern auSgcht und sich al» Gegenagitation gegen die Petition an Herrn von Goßler charakterisirt. Zugleich ist diese Erklärung aber eine unzweideutig« Absage an da« Polenlhum, eine Antwort auf den Antrag TtablewsÄ, der die Litlhauer und Masuren mit umfaßte. E« ist bei der Veratbung de» genannten Antragr» schon von Seite» eine« ostprenßischen Abgeordneten, eine» Mitgliedes der Centrum»- sractwn, hervorgehoben worden, daß alle Bemühungen der Polen, die Litlhauer politisch auszurrgen, vergeblich gewesen sind und bleibe» werten und man darf wohl annehmen, daß die polnischen Agitatoren Lirselben in Zukunft unbehelligt lassen werden. Doch da» DemonstrationSbedürsniß der Polen ist groß und wenn sich in Westpreußen und Posen augenblick lich nicht der nvtbige Vorwand zu einer kleinen politischen Action bietet, so schaut »nan sich bei den Stammesbrüdern um. Ginge eö nach dem Wunsche der polnischen Presse, so würde da» preußische Abgeordnetenhaus und der Reichslag nichts Andere» zu tbun habe», als die sich siet« gleichbleibenden Klagen der polnischrn Abgeordneten über sich ergehen zu lassen. Jede Verfügung einer Behörde, durch welche sich die Polen in ihrem „Nalionalgcsühl" verletzt glauben und in welcher sie einen Durchbruch der ibnen aus dem Wiener Congreß gewährleisteten Neckte sehen, soll zum Gegenstanl? einer Interpellation an die Regierung oder eine» Antrages gemacht werden. So gering die Herren sonst auch von dem deutschen Reichstag denken, wie vereinsamt und fremd sie sich in seinen Räumen fühlen, zur Anbringung unberechtigter Klagen scheint er ihnen noch immer gut genug. * In der Swatau - Angelegenheit schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": „Eine große Anzahl deutscher Zeitungen hat vorbekaltlo» die über New- Pork gekommene Nachricht verbreitet, daß der chinesi'ckie Hasenplatz Swatau sich durch die fortgesetzte feindliche Haltung der deutschen Kriegsschiffe und die dadurch bedingte scharfe Beobachtung derselben von Seiten chinesischer Kanonen boote in halbem Kriegszustände befinde. Dein gegenüber wollen wir nur daraus Hinweisen, wie sich auS den amtlichcn Mittheilungen über die Bewegungen der kaiserlichen Kriegs schiffe ergiebt, daß kei" deutsche» Kriegsschiff seit Ende Januar d. I. in Swatau gewesen ist." (Wiederholt.) * Prinz Wilhelm von Preußen reist Donnerstag Abend von Berlin nach Wien ab und trifft den neuesten Dispositionen zufolge am Freilag früh daselbst ein. Am 28. April findet ibm zu Ehren eine große Parade statt, die nächste» Tage niinmt er an den kaiserlichen Hosjagdcn Theil und begiebt sich sodann Anfang Mai nach Prag. * Preußen wird einen seiner tüchtigsten und begabtesten Osficiere an die Türkei abgeben. Ter Major im großen Generalstabe, Freiherr von der Goltz, als Militair- schrislsteller von bestem Ruf und besonder» durch sein völlig obzeetiv gehaltenes Werk Uber Gainbelta auch in nichlmili- tainschen Kreisen bekannt geworden, wird demnächst seinen Dienst verlassen und al» Direktor der türkischen Militair- schulcn an der Reorganisakion der türkische» Armee Mit arbeiten Helsen. Der Kaiser hat seine Genehmigung dazu ertheilt und bei dieser Gelegenheit seine Frenke darüber aus gesprochen. daß der tüchtige preußische Coldalengeist mehr und mehr im AuSlande Anerkennung sinket. * Au» Brünn wird uns vom 22. d. gemeldet: »Gestern und beute fanden hier seitens der Bä cke rae Hilfen grobe Ausschreitungen statt. Etwa 200 derselben, darunter zumeist arbeitslose, durchzogen mit einer Fabnr im Abend dunkel die Vorstädte und forderte» lärmend die Übrigen heimkehrenden Arbeiter ans. an der Demonstration Theil zu nehmen. E- kam in Folge dessen zu einem Zusammenstöße mit der Polizei, welche, nach kurzem Widerstande der Bäcker und übrigen Arbeiter, die Straßen säuberte. Uebrr 40 ver- bastungrn sind vorgenornmen worden. Man vermuthet socialdemokratische Einflüsse." » Seit die meisten deutschen Blätter die vom Pcster literarischen Bureau verfaßten Artikel, durch welch« die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite