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v«z»i»»»rtt«r sttr Drttde» MerlrtjShrttchr « Blatt »0 Ps., bei den Kaiser» Bch d^uichcn Postaastalteu «tertrljährlichSMatt-, außer- Grschetue«: Läßlich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Sernspr.-AnschlußiNr Ltz»». DrrMcr Jinmml. «ut»u»«««»g»,e»ßtzr « Für ven Naum einer aeipal- trnen Zeile kleiner Schrift X) Ps Unter „Eingesandt" di« Zeile «o Ps Bei Tabellen- und Ziflernsatz «Msprechender Ausschlag Herausgeber: Königlich« SMeditiou de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr SO Fernj-r.Anschluß: Nr IS9L 281. Freitag, den IS. Dezember abends. 1899. Amtlicher Teil. Ansage. Seine Majestät öev König und Ihre Majestät die Königin »erden in den Paradesälen des Königlichen Schlosse- cm Reujahr-tage, Montag, ven 1. Januar ISO», Ktückwünschungs-Kouren in nachstehender Reihenfolge anzunehmen geruhen und zwar: Nachmittags 12 Uhr 45 Min.: von dem Königlichen großen Dienst, (Versammlung im Stucksaale) Nachmittags 1 Uhr: von den Herren StaatSministern, (Versammlung im Banketsaale) Nachmittags 1 Uhr 15 Min.: von den Herren de» Oorps äiplowatiyue und den am Königlichen Hofe vorgestellten fremden Cavalieren, (Versammlung im Banketsaale) Nachmittags 1 Uhr 30 Min.: von den hier anwesenden Herren Mitgliedern der beiden Hohen Ständischen Kammern, (Versammlung im Banketsaale) Nachmittags 2 Uhr: von den am Königlichen Hofe vorgestellten einheimischen Herren vom Civil, sowie von den Herren Militärs z. D. und a. D., (Versammlung der Herren der 1. und 2. Klasse der Hofrangordnung, einschließlich der Königlichen Kammer herren, im Banketsaale; der Herren der 3., 4. und 5. Klasse, sowie der am Königlichen Hofe vorgestellten, in der Hofrangordnung nicht mit inbegriffenen ein heimischen Herren, im Ballsaale) Nachmittags 2 Uhr 15 Min.: von der Generalität und den OffizierS-CorpS, (Versammlung in den Gobelinszimmern der II. Etage). Anzug: Die Herren vom Civil: Uniform oder Hof- kleid (6»lu). Die Herren vom Militair: Oala. Ihre Majestät die Königin »erden Abends 7 Uhr 30 Min.: die Frauen Oberhofmeisterinnen, die ZutrittS- damen, die Palastdamen und die Hofdamen, Abends 7 Uhr 45 Min: die Damen des Oorps äiplomatiyu« in den Gemächern hinter der Reitschule empfangen. Weide Königliche Majestäten sowie die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des AönigtiHcn Kaufes Königliche Hoheiten, »erden Abends 8 Uhr die genehmigten Vorstellungen der angemeldeten Damen und Herren in der Wräsentations-Gonr in der Reiischule anxunehmen geruhen. (Versammlung de» Königlichen großen Dienste» Abend» 7 Uhr 45 Minuten im Stucksaale.) Zu der Abend» 8 Uhr 30 Min. stattfindenden A.sssmbl4« versammeln sich die am Königlichen Hofe vorgestellten fremden und einheimischen Damen und Herren im Banketsaale, die Herren der 4. und 5. Klasse, welche nicht in Begleitung ihrer Damen erscheinen, sowie die in der Hofrangordnung nicht mit inbegriffenen Herren im Ballsaale. Die anwesenden Prinzen und prinrrssinnrn de» Löniglichrn Hanfes, Königliche Hoheiten, werden in der ^Ewklös die allgemeine Glück- wünschungS-Cour entgegennehmen. Anzug: Die Herren vom Civil: Uniform oder Hof« kleid (Oulu). Die Herren vom Militair: 6al». Die Damen: eu wuotvau. Jede Trauer wird für diesen Tag abgelegt. Dresden, am 16. Dezember 1899. Königliches Oberhofmarschallamt. Anfahrt der Wage«: Alle Equipagen fahren in da» Königliche Schloß durch das nach der katholischen Hoskirche ge legene grüne Thor ein. Abfahrt der Wagen: a) Hofequipagen vom kleinen Schloßhofe durch das Thor nach der Schloßstraße (Diener er warten die Herrschaften in der II. Etage zwischen der Haupttreppe und der Obelhoftneisterin- Treppe, Aufgang über letztere). b) Equipagen der Herren Gesandten und StaatS- minister vom kleinen Schloßhofe durch dar Thor nach dem Taschenberg (Diener erwarten die Herrschaften auf dem obersten Absatz der Ober- h ofmristerin-Treppe). o) Alle übrigen Equipagen vom großen Schloß hofe durch da» Thor nach der Schloßstraße (Diener erwarten die Herrschaften im Garde reiter-Wachtsaale I. Etage, Aufgang über die Kellereitreppe). Für die zu Fuß nach dem Königlichen Schlosse kommenden Herren wird die Pforte Ecke der Schloß straße und dem Taschenberg geöffnet sein. Gesetz, die provisorische Forterheblmg der Steuern und Abgaben im Jahre 1900 betreffend; vom 13. Dezember 1899. Wir, Albert, von Gottes Gnaden König von Sachsen re. re. re. haben auf Grund des die Abänderung einer Be stimmung des Gesetzes vom 5. Mai 1851 betreffenden Gesetzes vom 27. November 1860 (G.- u. V.-Bl. S. 176 flg.) wegen der provisorischen Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1900 mit Zu stimmung Unserer getreuen Stände beschlossen und verordnen hierdurch, wie folgt: 8 I- Im Jahre 1900 sind vorbehältlich der definitiven Negulirung durch da» für die Finanzperiode 1900/01 zu erlassende Finanzgesetz, bis zum Erlasse dieses Ge setzes zu erheben: a) die Grundsteuer nach vier Pfennigen nach jeder Steuereinheit, Kunst und Wissenschaft. Nesidenztheater. — Am 14. d. MtS: „Der Probe kandidat." Schauspiel in vier Auszügen von Max Dreyer. (Zum ersten Male) Da« neue Dreyersche Stück, vaS gestern erstmalig hier auf. geführt wurde, ist nicht eigentlich ein Schauspiel, wie sein Ver fasser e» nennt, denn da» m ihm behandelte Thema wird nicht in ernsthafter Weise vorgetragen; es ist eine Komödie im modernen Sinne, die mit einer scharfen Satire beginnt nnd m einer ebenso scharfen Satire auiklingt. Der Dichter will in seinem Werke den lastenden Einfluß kirch licher Doktrinen auf di« Gestaltung de« Schulunterrichts schildern, er will zeigen, wie in der Schule in vielen Dingen die Helle Leuchte wissenschaftlicher Erkenntnis dem suchenden, im Dunkel tappenden jungen Geist nicht dar geboten werden dürfe, und wie der Lehrende, dem sie «ufgegangen sei in grübelndem Sinnen über da» Werden der Dinge, unter dem Drucke, dem er sich fügen muß, verkümmere Dreyer spielt in seinem Werke Spott und Laune al« Trümpfe au«, und er gewinnt dadurch dem großen Publikum gegenüber sein Spiel; vor der Kritik wird er mit ihnen nicht bestehen können So be- dingung«lo« ihm diese zugeben darf, daß er ein Spiegel bild irriger und ungesunder Bestrebungen in der Dichtung gebe, so wenig kann sie e« hingehen lassen, daß ein Zerrbild dazu diene, Heuchelei un) Lüge zu brandmarken Die Frage, inwieweit Vernunft und Wissenschaft die biblischen Ueberlieferungen im Erziehung-wesen be einflussen dürfen, kann unmöglich im Gewände einer Komödie, die wie in der vorliegenden sogar hin und wieder hart die Grenzen de« Schwank,« streift, abgethan werden. Die Handlung de« Stücke« ist einfach und schlicht auf- gebaut, die dramatische Entwickelung vollzieht sich, bi« auf »en etwa« schleppenden zweiten Aufzug, lebendig und spannend. iLm junger Naturwissenschaftler lehrt am Real gymnasium einer kleinen norddeutschen Stadt al» Probe kandidat. Da er befähigt ist und da» Vertrauen de« Direktor» besitzt, so hat er seine Anstellung bald zu ge wärtigen. Aus dem Glücksgefühl, das ihn erfüllt, weil er nach erfolgter Anstellung nicht nur die Geliebte als Weib heimführen kann, sondern auch seinen bedürftigen Eltern kräftige Stütze zu sein hofft, wird er jäh durch die Mitteilung des Direktor« herausgerissen, daß man es höheren Orts unliebsam bemerkt habe, daß er im natur geschichtlichen Vertretungsunterricht in der Oberprima die Giunozüge der Darwinschen Schöpfungsgeschichte ent wickelt habe. Der Direktor verlangt von dem Probe kandidaten eine Widerrufung seiner Au»führungen, viel leicht in der Form, daß er erklärt, seine früheren An schauungen seien nur Zitate gewesen, die einer Richtig stellung im biblischen Sinne bedürften. Nach hartem inneren Kampfe entschließt sich der junge WahrheitSapostel, ein moderner Uriel Acosta, dazu, zu widerrufen, wa« er gelehrt hat; aber al« er dann seinen Schülern gegen- übersteht, al» er deren nach Wahrheit dürstende Augen an den seinen hängen sieht, da wollen die Worte der Lüge und Verleugnung nicht über seine Lippen, und statt de» Widerruf» erfolgt eine flammende Verteidigung seiner Anschauungen, die in die zündenden Worte de» alten Studentenliedes ausklingt: „Wer die Wahrheit kennt und saget sie nicht, der ist fürwahr ein erbärmlicher Wicht." Dl« Folgen seine« Verhalten» zeigen sich augenblicklich: er wird seine« Amte« entsetzt und verliert die Braut So bleibt ihm nichts al» das Bewußtsein, ehrlich und recht gehandelt zu haben. E» ist ganz zweisello«, daß da« Stück eine neue Taleniprobe de« begabten Dramatikers darstellt; nur zeigt sich die Dreyersche Begabung hier nicht in einem geschloffenen dramatischen Bilde, sondern in zahlreichen Einzelbildern episodischen Charakter«. Die einzelnen Scenen reihen sich leicht und gefällig und in lebendigem Flusse aneinander, sie sind voll köstlicher Einzelheiten, er- b) die Einkommensteuer, o) die Steuer vom Gewerbebetriebe im Umher ziehen, - btt ä) die Schlachtsteuer, ingleichen die Uebergang»- abgabe vom vereinsländischen und die Ver- brauch»abgabe vom vereinsausländischen Fleisch werke, e) die Erbschaftssteuer und 0 der Urkundenstempel. 8 2. Alle sonstigen Abgaben, Natural- und Geld leistungen, die nicht ausdrücklich aufgehoben sind oder noch aufgehoben werden, bestehen vorschriftsmäßig fort. Auch bleibeu den Staatskassen die ihnen im Jahre 1899 in Gemäßheit des StaatShauShaltS-EtatS zugetheilten übrigen Einnahmequellen ebenfalls di« zum Erlasse des künftigen Finanzgesetzes für die Finanzperiode 1900/01 zugewiesen. Urkundlich haben Wir dieses Gesetz, mit dessen Ausführung Unser Finanzministerium beauftragt ist, eigenhändig vollzogen und Unser Königliches Siegel berdrucken lassen. Gegeben zu Dresden, den 13. Dezember 1899. (I-. 8) Albert. Werver v. Watzdorf. Bekanntmachung, die Zusammensetzung des Landtagsausschusses zu Verwaltung der Staatsschulden betreffend, vom 11. Dezember 1899. Nach der von der Ständeversammlung vor- genommenen Wahl de» Landtagsausschusses zu Ver waltung der Staatsschulden ist derselbe in folgender Weise zusammengesetzt: E» sind gewählt worden: ») aus der ersten Kammer: als Mitglieder: der Rittergutsbesitzer Domherr v. Trützschler auf Dorsstadt, der Rittergutsbesitzer Rittmeister a. D. v. Boden hausen auf Pöhl, der Ministerialdirektor a. D. Wirklicher Geheime Rath Meusel, Excellenz in Dresden; al» Stellvertreter: der Oberbürgermeister Geheime Finanzrath a. D. Beutler in Dresden, der LandeSältsste v. Zezschwitz auf Deutschbaselitz, der Rittergutsbesitzer vr. v Wächter auf Röcknitz; b) aus der zweiten Kammer: als Mitglieder: der Vorsitzende Direktor des landwirthschaftlichen KredilvereinS im Königreiche Sachsen, Ge heimer Hofrath Vr. jur. Mehnert auf Medingen, der Vorsitzende der Handelskammer zu Plauen i^V, Geheimer Kommerzienrath Georgi auS Mylau; als Stellvertreter: der Rechtsanwalt, Justizrath Opitz auf Treuen, oberen Theils, der PrivatuS May auS Polenz bei Neustadt. Tie Mitglieder haben durch Wahl aus ihrer Mitte den Geheimen Hofrath vr. jur. Mehnert zum Vorsitzenden und den Rittergutsbesitzer Domherr v. Trützschler zu dessen Stellvertreter bestimmt. Nach Maßgabe von 8 II des Gesetzes vom 29. September 1^34, die Errichtuna der StaatS- schuldenkasse betreffend, wird die- hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht. In der Person des bei dieser Kasse angestellten Oberbuchhalters, des KammerrarhS Friedrich Otmar Dittrich ist keine Aenderung eingetreten. Dresden, den 11. Dezember 1899. Finanz-Ministerium. v. Watzdorf. Wunderlich. Bekanntmachung, die Anmeldung zu dem an der Königl. Turn lehrer-Bildungs-Anstalt in Dresden abzuhalten den Lehrkursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen betreffend. An der Königl. Turnlehrer. Bildung» - Anstalt zu Dresden beginnt am 8. Januar 1900 ein Kursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zulassung zu demselben sind unter Beifügung 1. des Geburts- oder Taufscheine», 2. eines ärztlichen Zeugnisses über den Gesundheits zustand, 3. eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4. der Zeugnisse über die frühere Schulbildung, so wie über genossene turnerische Vorbildung und 5. eines selbstgefertigten Lebenslaufes bei dem unterzeichneten Ministerium bis zum 31. Dezember 1899 einzureichen. Dresden, am 29. November 1899. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. von Seydewitz. Auerbach Nichtamtlicher Teil. Schluß der Etatsberatuug. Rach viertägiger Dauer und schließlich vor eine» fast ganz geleerten Hause ist eine der seltsamsten EtatSderatungen, die jemals vorgekommen sind, zu Ende geführt worden. Zwar traten auch dietmal die „großen" EtatSredner aller Parteien, einer nach dem andern, auf und hielten ein- bis zweistündige Vor träge, doch wurde über den Etat selbst noch weniger gesprochen, als sonst schon bei der ersten Budgetberat- ung üblich war. Wenn schließlich ein Redner äußerte: „Ich komme jetzt auf den Etat", so durfte er sicher sein, die Heiterkeit der Abgeordneten zu er wecken. Im Mittelpunkte der Debatte stand natüilich die noch gar nicht vorliegende Flottenvorlage, die übrigen Erölterungsgegenstände wurden nur in Episoden be handelt. Unzweifelhaft aber war schon am zweiten BeratungStage der Höhepunkt der Debatte erreicht, am dritten Tage vermochte lediglich die große Rede deS Ministers vr. v. Miquel ein allerdings hohe» Interesse deS Hauses zu erwecken, während am vierten Tage im wesentlichen nur Nachlese gehalten wurde; letzteres trotzdem die beiden „größten" EtatSredner, die freisinnigen Gegenpäpste Richter und Rickert, auf traten. Auch sie vermochten keinen besonderen Ein druck zu mackien, so sehr Hr. Richter sich bemühte, füllt von sprudttavem Humor uno lectem Wrtz, von scharfer, geistvoller Satire, aber e« mangelt ihnen der innere Zu sammenhalt. Nicht unerwähnt darf übrigen« bleiben, daß die Anlage der Handlung in diesem Stücke deshalb eine wenig gelungene ist, weil der Konflikt in ihr arg konstruiert erscheint, da Darwinsche Lehren unter allen Umständen nicht in ein Schulpensum gehören. Wundervoll gezeichnet sind die Figuren des Schauspiel« und der Kreis, in dem sie sich bewegen. Die geschil derten Menschen sind nicht gedankenblasse Gestalten, wie wir ihnen in zahlreichen Humoresken auS dem Schulleben be gegnen, sondern echte Menschen, die im echten und vollen Leben mit seinen Idealen und Kämpfen, mit seinen Hoffnungen und Enttäuschungen stehen. Selbst die neben sächlichsten Figuren sind dem Leben unmittelbar nach gebildet, wie auch die Sprache des Dichters die Sprache des Lebens ist. Gespielt wurde das Stück von den Mitgliedern unseres Residenztheaters im Vereine mit dessen gegenwärtigem Gaste, Hrn. Rudolf Rittner vom Deutschen Theater in Berlin, flott und gefällig Hr Rittner verkörperte nicht die Titelrolle, sondern eine allerdings sehr wirksame Neben rolle, die de» wissenschaftlichen Hilfslehrer« Benefeldt. Der Künstler zeichnete die Gestalt diese« durch geistige Unter drückung zum rohen Genußmenschen gewordenen Schulmannes, in dessen zersetzender Srldstverspottung sich die letzten Reste eine« ehemal« hochfligenden Geistes aufspüren lassen, mit großer Konsequenz. Ihm stand Hr. Ignaz Janda (Prof. Störmer) al« trefflicher Partner zur Seite. Störmer ist der jenige im Lehrerkollegium, dem da« Unwürdige seiner Lage zur Erkenntnis gekommen ist; in heftigen Zorneswallungen macht er zuweilen seiner Empörung Luft, aber nur wenn er sich unbeobachtet weiß; die Sorge um sein Amt ver hindert ihn, wie der Probekondidot offen au«»usprechen, wa« er denkt und fühlt Diese Gestalt stellte Hr Janda mit überzeugender Kraft dar. Den Probekandidaten spielte Hr Fritz Burmester mit Feuer und Beseelung. Von ven üorrgen in vem Stucke beschäftigten Kuufttera ver dienen noch Erwähnung die Herren Karl Friese (der alte Heitmann), der diese prächtig geschilderte, von jenem Humor, der unter Thränen lächelt, erfüllte Gestalt in wirksamster, wenn auch hier und da etwas karikierter Weise verkörperte, und Frl. Bertha Blanden, die die Braut des Probekandidaten frisch und gewandt darstellte. Die Regie ließ hin und wieder zu wünschen übrig; so hätte man vor allem eine glücklichere Jnscenesetzung de« dritten Aufzuges erwartet. W. DoengeS. Goethe-Litteratur. An der Tyatsache, daß die Litteratur über Goethe einen mäßigen Bibliotheksaal bereit« füllt und demnächst noch ein Anbau an diesen nötig wird, ist bekanntlich nicht« zu ändern. Jahr um Jahr mehrt sich die Zahl der Mitarbeiter am Werke der Ordnung, Bewahrung, Erläuterung und Kritik der Lebensarbeit de» Dichter», fraglicher scheint e«, ob sich die Zahl der Leser in ent sprechendem Maße vergrößert Auf alle Fälle muß man sich der Veröffentlichungen besonder« erfreuen, deren Neu auflagen verbürgen, daß sie ihr Publikum gesunden haben, und um der Verfasser, vor allem aber um der Sache willen wünschen, daß eben diese größeren und kleineren Werke, deren Wert erwiesen ist, weitere Wirkung thun. Beim herannahenden Fest möge auf einige solcher Schriften hingewiesen sein, die sich in jüngster Zeit auf unserem Büchertische zusammengefunden haben. Bewährt und empsehlen»wert erscheint namentlich da« vortreffliche, mit lebendiger Kenntni« de« Dichter«, mit feinsinniger und unaufdringlicher Anordnung zusammenpeftellte kleine Buch: „Goethe« Selbstzeugniss« zur Religion, über seine Stellung zur Religion und zu religiöskirchlichen Fragen" von Th Vogel (Leipzig, Druck und Verlag von B G Teubner, 1900), da« soeben in hübscher Au», stattung in zweiter Auflage erschienen ist E« ist voll.