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Nr. 6L6 -avptschrtfttetter: Dr. Lverld, Letp^g Dienstag, den AL. Dezember ' Beklag: Dr. Reinhold L Lv" Leipzig Me VeteiliWZ her CMMleiüe M he^ MW Zur Negierungskrists Dcrlln, 81. Dezember. (Drahkdertcht.) Nachdem Herr Löbe- Breslau den an ihn ergangenen Nus zum Eintritt in die Regierung abgelehnl hat, ist beschlossen worden, von einer Besetzung der Stelle des sechsten Volkäbeaustragten vor läufig adzusehen. Berlin, 31. Dezember. (Drahtbericht.) Di« gestrige Voll sitzung der Großberliner Soldatenräte, die sich haupt sächlich mit der Neuwahl der soldatischen Mitglieder zum neuen VollzugSrat beschäftigte, führte zu einer's ch a r f e n Ausein andersetzung zwischen den Anhängern der beiden sozial demokratischen Richtungen. Weiler wurden tu dieser politischen Debatte di« blutigen Vorgänge wie auch dte Lage in Posen er örtert. Die Abstimmung, nach der Verhältniswahl vollzogen, hatte folgendes Ergebnis: Von 213 gültigen Stimmen entfielen 146 a u f die Mehrheit-- und 67 aus die unabhängigen So zialdemokraten. Sonach waren von den ersteren die sechs Kame raden Molkenbuhr, Vtetz, Stuhr, Scuhn, Noander und Schmidt gewählt; von den Unabhängigen Albrecht und Etelt. SNchtbetetttyuug des Spartakusbundes an den Wahlen zur Nationalversammlung Berlin. 81. Dezember. (Drahkbericht.) Die gestrige Sitzung des Spartakusbundes sprach »ich mit 63 gegen 23 Stimmen gegen die Beteiligung an den Waplen zur Nationalversammlung auS, trotzdem Liebknecht stch dafür eingesetzt hatte, mit der Begrün- düng, man könne durch Störung der Arbeiten der Nationalver sammlung unendliches Aufsehen erregen. Kein Eingreifen Frankreichs in Rußland Schweizer Grenze, 81. Dezember. (Eig. Drahkbericht.) Der Pariser Berichterstatter der .Basler Nachrichten' kommt nun doch zu dem Schluß, daß tn den dortigen Reglerungskrelsen di« Pol kik der Nichteinmischung in Rußland odgestegk habe. DaS Ersuchen deS Fürsten Lwow um dringende Hilfe großen Stils sei abgelehnt wor den. Frankreich wünsche nicht, allein stch in diese Afsärr zu stürzen. Wklforrs Pl3ne zur VekSmpfunq der Hungersnot Haag, 30. Dezember. (Eig. Draht der.) Di« New Yorker Wochenschrift .Sunday Expreß' nimmt an, daß Wilson den Allier- ten einen Plan zur Bekämpfung der Hungersnot in den Zentralländirrn und tn den befreiten Ländern vorgelegi hat, der durch seine Ratgeber, u. a. Hoover, ausgearbeftek worden ist. LS steht die unmittelbare Ernennung eine- Generaldirektors für die Lebensmittelversprgung bevor, der mit der internationalen Lebensmittelkommisston Zusammenarbeiten soll. « Genf, SO. Dezember. (Glg. DrahkbertchLf Präsident Wltsou und sein« Gattin werden am Dienstag wieder nach Parts zorückkehren. — Wie der WrogrLS de Lyon' erfährt, wtrd Präsident Wilson auf seiner Reise nach Italien zwei I Stunden tn Genf verweilen und vom Bundesrat Ador tm I Roten Kreuz empfangen werden. Das gegenrevolutionäre Treiben in München Müsch««, 3t. Dezember. (Drohrderichk.) Vev Ml-rkffrr des Innen, Auer erklärt- Zentrale«!, baß bi« Teilnehmer au dem Konter- revolutionäre, Treiben »erhafiel sei«, «rb dl« Anlerfochvag selbstver ständlich durchgeftlhrt werd«. Ls stud folgend« Einzelheiten aus dem miigrtciltkn Material hervorznheden: Nach dea Mitteilungen Bült manns in einer geheimen Sitzung am LS. Dezember soll alles zum Losschlag«» bereit gewesen sein. Gewehr«, Maschinengewehre, Handgranaten. Manikion und Geld waren vorhanden. Liu Oberleutnant war zum militärischen Oberbefehlshaber ernannt morde«. Es ward« das Läuten -er Kirchcnglocke.1 als Zeichen bestimmt. Ao letzterem hatte der Erzbischof gesagt: .Befehlen können Sie onS daS nicht, aber zwingen Sie uns doch dazu.' Di« augeworbene Söldncefchar sollte Keffer bezahlt werden als di« Spartakusleoie. 3a allen Stadtteilen war die Errichtung vo« Wcrbcdureaus angeordnet. Die Stadtkommandant»«, die Potizcidirckkion, das Landtagsgebäud«, das Berkehrsministerium, das Ministerium deS Auswärtig«.«, der Bahnhof, der Telegraph und die Tctcphonanlagen sollten beseht wer««. Prinz Ernst von Sachsen- Meiningen sollte d:e Brbckenüderwochung übernehmen. Das Ministerium des Auswärtigen sollt« mit Maschinengewehren, Handgranaten and Levchlpaironcn, dir stark blenden, unschädlich gemacht werden. Arbetts!osenkrawalle in Hamburg Hamburg, 31. Dezember. (Eigener Drahtbertchk.) Rach, dem die gestrige Straßcnbcmonstralion der Spartakusleut« infolge der gleichzeitigen Gegendemonstration der Mehrheitssozialisten uicht zur Ent faltung grkommcn war, haben sie heute terroristische Gewalt akt« tn den Straßen Hamburgs und in verschiedenen Lokalitäten verübt. Kurz vor s Adr nachmittags versammelten stch verschieden« Trupps vou Arbeitslosen, K« von bolschewistischen Matrose» ausgehetzl waren, vor dem Rathausc, and unter Entfaltung vo« roten Fahnen und Plakaten rät aufreizenden 3nschris>n wurden verschieden« Ansprachen gehalten, in denen namentlich vom Arbeiter- and Soldatenral die Beilegung der Lebensmiltetnot gefordert wurde. Dann zogen tte erregten Arbeitslosen, denen sich auch viele weiblich« Begleiter angeschloffea holten, unter Dor- anlritl der Motrosenkapelle der Hafenwache, und geführt vo» Automo- bitrn. in denen die Molinien Maschinengewehre angebracht hatten, durch die inner« Stad! und den Aungfernstieg. Auf dem Weg« drängten sie di« Passanten t» rücksichtsloser Weise vou den Bürgersteige«, rmd der ganz« Zug dcgad sich sollend vor de» Alslerpavillon. Lin großer Trupp vou besastncien Matrosen drang In de» Alsterpavlllon et», be schimpfte deS dort anwesende Publikum und zwang dasselbe, Hals über Kops das Lokal zu verlassen, so daß die Anwesenden zum Teil ihr« Gar- derode im Slich losten mußten. Dann versuchte« dke Eindringling«, sich der LedenSmitlrlvorräte zu bemächtigen und schlug«« dabei im Lokal alles Kur, und Klei«. 3m Restaurant Schümann am Jung- fernsticg spsetten »ich ätmlich« terroristisch« Szene« ab. Am Rathaus markt drang die Menschenmenge auch in das Rathaushvtel ein, ebcnfaLü in bas Hotel Atlantic. Die Menschenmenge droht« auch noch andere Lokalitäten heimzvsuche« und sich tn die sogenannten reichen Vororte -v begeben nnb dort za reqatrterru. 3m Innern der Stadt wurde eä gegen Abend rrchlg. Eine Dar evung über den Bremer Putschversuch Breme», 31. Dezember. (Eig. Drahtbertchk.) Der Bremer Soldatenral übergibt der Presse «tn« Darstellung über den Bremer Putschversuch, in dem «. a. gesagt wird: Am Sonnabendnachm'.ttag zwischen 3 und <1 Uhr wurde der Soldatenral antelephoniert um Lie ferung von 10 Maschinengewehren zur 1. Marschkompanie. Abend würd« vom Sladlkofseehans et« Telephongespräch nach Verden an das Garnlsonkommando oufgegeben mit folgendem Inhaft: 3n Bremen sind große Strohenunruhen auSgebrochen. Wir verlangen dringend Ar- llll-ricunterslntzunq, ersuchen sofort um Hilfe. Sonntag morgen 9 Ilhr wurde daS Garnlsonkommando abermals von Bremen angerufen durch folgendes Gespräch: Wie steht es mlt der Artillerie, wann kann sie kommen, und wie lange dauert eS, bis sie hier ist? Am Sonnabendabend hatte die 1. Marschkompanie ein Vergnügen. Sofort erschienen zehn Zivilpersonen, welche Fühlung nahmen mit fünf Angehörigen deS Marschrcgimcnks (!<iu!er Studenten). Ans der erregten Debatte, welche zw schen ihnen geführt wurde, erklangen folgende Sähe: Nachts 2 Uhr dse Kaserne stürmen und besehen, den Bahnhof besehen, den Sottaten- rat verhaften, vom Direktor der Waggonfabrik ein Auto mit Maschinen- gewehren holen. Wetter wnnd tn dar Darstellung gesagt: Unbogre fttchenoe s« wurde von dem fett Sonnabend in Anmarsch beinfdllchen Bremer Insan erle- Regtmenl ?S das dr'wgead« Verlangen gestellt, nur irr der Kaserne untergeboocht zu werden. Desos Verlangen orhtett «neu besonderen Kommentar durch ein Flugblatt, tu dem gesagt wird die Revolution und der Fvtede Lor Hoimat würden durch d« Bewaffnung des Pro e- tariats auss schwerste bedroht. Der Soldateavat verschleuderte des Geld L«S brcm schen Staates del Sekt und We'.n. Macht diesem himmelschreienden Zustand etn Ende, wählt einen neuen Soldatenrat. Ferner habe di« erst« Marschkompanie Forderungen wirtschaft sicher und sozialer Natur an den Soldatenrat gestellt. Schließl'ch wurde behauptet, dte Hamburger Abendblätter seien am Sonnabend unter fol- genden großen Ueberschrisien erschienen: .Blutige Skraßenkämpse in Bremen, Soldatenrat verhaftet.' Was diesen letzten Punkt anbelangt, so muß festgestellt werden, daß tn den hier vorliegenden betreffenden Hamburger Bättern derartige Meldungen nicht enthaften sind. In der Angelegenheit sind bis seht verschieden« Personen verhaftet worden. Weitere Verhaftungen sollen erfolgen. Die Verhafteten sehen sich aus Kreisen von Offizieren, Studenten, Soldaten und Geschäftsleuten zu sammen. D°e Untersuchung wtrd fortgeführt und zieht nach der Dgr- stellung deS Svldatenraies immer weitere Kreise. Blutige Borgünge in Dürnstein Allen st ein, 31. Dezember. (Drahlbericht.) Als gestern morgen das Artillerieregimeat Nr. 73 etntras, sollt« es hinter der roten Fahne in dte Stadt eimnarschtere«. Dt« Soldaten wctgerten stch, dies zu tun. Ls kam zu Differenzen, di« bald «in« so ernst« Natur annahmen, daß die Sicherheilswach« des Alleufletver Soldatenrat«- stch mit Maschinen gewehre» gegen das ArtUlersercgimen! wendel« und das Feuer eröffnet«. Hierbei wurden zwel Offiziere getötet, mehrere Mannschaften, Personen und Offizier« verwundet. Der Soldatenral behauptet, zu dem Vorgehen mit Maschinengewehren durch das Verhallen des Artillerie regiments veranlaßt worden zu sein, das sich müi Geschützen gegen den Sol- datsnrat gewendet habe. Die .Allensteiner Zeitung' sowie das «Allen- steiner DotkSblalt' wurden wegen ihrer Berichte über diesen blutigen Zu sammenstoß vom A^ und S.-Rat verboten. Besserung der Streiklage in Oüerich esien Breslau, 31. Dezember. sDrahtdertchk.) Di« Slretklage tu Ober schlesien hat stch gestern unter dem Eindruck der «ingetroffenen starken Truppenmaffen aller Waffengattungen gebessert. 3n Kattowitz fan den blS tn di« späten Nachtstunden dauernd Beratungen mit den Ge werkschaften statte Die Grubenverwaltungen haben den Arbettenr etn Ultimatum gestellt, dea Betrieb der Gruben etnzustellen, wenn dt« Arbeiter nicht innerhalb zwei Tagen von ihrem bolschewistischen Treiben «blaffen. Benthe», SO. Dezember. (Drahtbericht.) Während aas ein zelnen Grobe», so auf der Hedwlg-Wunsch-, Ludwig-Glück-, Brandea- burg- und zum größte» TeU aas der Lastelleago-Drub«, der Ausstand als erlosch«, betrachtet werden Kana, ruht dl« Arbeit vollständig auf de« Betriebe« des Aniouien-Aütlen-Dezlrks. Auch auf der Hoheu- zollern-, Preußeu- und Dabonsdo-Grub« wird «och nicht gearbeitet. Ren hln, «gekommen stad ferner Eleopbat-Grub« and GrLfin- 3ohaana-Schacht. 3a Lepin« kam es zu argen Ausschreitung««, wobei Bergdeamten mißhandelt worden. Militär schrill ein und gab «in« Salve ob, wodurch eine Person getötet uud eine andere verletzt warb«. Desgleichen kam es auf der Mathildengrube zu Ausschreitungen. Rar schnelle Hilf« seilens der Regierung kam» hier aaermeßliche« Schaden verhüten. Aut der Hetnih-Grnb« «rfcht«a am Soanabe»- etn« vepataüon, die »erfchtedeae Forderungen stellte, ». «. auch dt« bekannt« vo» etn« Auszahlung von 800 dz«. 730 an fedea Arbeiter. Dt« Gruben erklären, diese Forderauge» nicht bewilligen zu können. Die Bewilligung würde eine Ausgabe von ISO Millionen Mark bedeuten. Pocken in der Amtsharrptmannschaft Bautzen Bautzen, LI. Dezember. (Eig. Drahtberich i.) Nach einer Mitteilung des Bezirksausschusses ist tn der Amtshauptmannschaft l Bautzen der Ausbruch der Pocken festgestelft worden. Die Seuche be ischränkt sich zunächst nur auf einen Ort. Die notwendigen Maßnahmen l stnb unverzüglich ergriffen worden. Lloyd Georgss Wahlsieg o. dl. Die Wahlen in England sind vollzogen. Mit Fug und Recht wird man ihr Ergebnis als ein Ereigms von besonderer inner- und üußcrpolttischer Bedeutung zu den großen Welt« begcbenheiten in Beziehung bringen. Es ist nicht nur interessant der Frage nochzugchen, in welcher Weise ein politisch so durch gebildetes Volk, wie es das englische nun einmal ist, stch des be deutend freiheitlicher ausgestallsten neuen Wahlrechts bedient uns wie es am Ende eines jahrelangen Krieges ganz allgemein emp findet, sondern es ist auch zwingend, nach der Stellung der groß- britannischen Gesamtheit zu der Hauplsriedcnsfrage: Gewalt odep Ausgleich, zu forschen. Auf Len ersten Blick scheint das Ergebnis der Mahlen eine schnelle und eindeutige Antwort, etwa dahin lautend, zu geben, daß das englische Volk in seiner überwältigen den Mehrheit die unbedingte Machtpolitik g.'lheißt und eine Mäßigung verwirft. Indessen so leicht man auch dieser Formu lierung zugenelgt sein mag, in Wirklichkeit liegen die Verhältnisse außerordentlich verwickelt und verwehren dem Urteil die absolut sichere Grundlage. Man fragt sich, warum wohl Lloyd George gerade in diesem Augenbtick di« Neuwahlen eingerichtet Hatz und meint, daß er sich für seine englischen Friedensforderungen eine möglichst ein drucksvolle parlamentarische Kulisse habe schaffen wollen. Dem steht aber entgegen, daß eine derartige Stütze dem Minister präsidenten auch das acht Jahre alte Parlament gewesen wäre, insofern dieses ihm sogar in kritischen Zeiten gefolgt ist und die Gefolgschaft doch sicher nickt im Augenblick des höchsten Erfolges aufgesagt hätte; ferner, daß der Wahltermin ungefähr schon be zeichnet war, als man die politische Katastrophe des WeltdramaS noch nicht ahnen konnte; und endlich, daß der Wahlkampf auch nicht ausgesprochenermahcn um die Friedensprobleme geführt wurde. Selbst Lloyd George vermied es in seinen Wahlreden, abgesehen von ein paar grobtönigen Enkschädigungstiradrn, die Friedensforderungen im einzelnen genau zu umschreiben. Cin englischer Staatsmann hätte unter diesem Stichwort wohl auch kaum Wahlen zu einem Zeitpunkt ausgerufen, da eine neue Wählergattung, die Soldaten, die doch gerade über die Aus- münzung .ihres' Sieges ein entscheidendes Mort mitreden wollen, durch die Verhältnisse ausgejchalle! waren: Keiner hätte bet solchem Stichwort die Ausschaltung des Heeres wagen dürfen. Wahrscheinlicher ist deshalb, daß dem englischen Ministerpräsiden ten eine Unterstreichung seiner Politik in den Fricdensverhand- lungen durch einen etwaigen Wahlsieg natürlich als willkommene Begleiterscheinung galt, daß es ihm hingegen in erster Linie dar auf ankam, seine Regierung für alle Fälle, die sich durch die all gemeine innere Entwicklung ergaben und mehr in der Zukunft liegen, auf eine breitere Grundlage zu stellen. Lloyd George hat das selbst wahrend der Wahlkampagne erklärt: «Zurzeit wird die Atmosphäre von einem Reoolutionswlnd geschüttelt, der zwei Drittel Europas verheert, und wenn das neue Parlament Les Mutes ermangeln würde, um diejenigen zu unterstützen, die führen werden, und durch Parteikämpfe getrennt wäre, so könnten selbst die In st itutionen Großbritanniens dasLos derjenigen anderer Länder erleiden.' Zur Slche- run gegen gewisse Z eiter schelnungen in und um England wollte der Ministerpräsident das Kabinett auf eine breitere, festere Basis stellen. Deshalb der Gedanke der Wahl koalition. Er wußte allerdings auch, daß, je mehr stch die Probleme der Ilebergangszeit hervordränglen, es um so schwieriger um eine solche Koalition bestellt sein mußte. Aus diesem Grunde wählte er wohl den Zeitpunkt, da die Sonne seines Erfolges als höchste Wcrbekrast im Zenith steht. Und das englische Volk hat diesen Charakter der Wahlen gut begriffen; nur s» ist die Ruhe zu verstehen, mit der die Wahl vor sich ging und dis ihr jede psychologische Besonderheit nahm. Hat Lloyd George nun sein Ziel erreicht? Fürs erste: ja. Die Koalition hat mit einer absoluten Mehrheit von 471 Manda ten bei einer Gesamtzahl von 707 Eitzen einen glänzenden Sieg daoongetragen; das englische Volk hat seinem Mini sterpräsidenten etn festes Vertrauensvotum ge geben. Das ist nur zu sehr begreiflich. Mir zwar lieben es immer noch, da wir in poikiciz stets nur langsam dazu lernen, in -em Waliser Staatsmann vornehmlich das Demagogentum zu sehen, das seine frühere Wandlungsfähigkeit bestimmte und ihm sicher noch in manchem Zuge heule anhaftet, und übersehen dabei, daß mit dem Anwachsen seiner Leistungen sich doch sein Wesen tn manchem gewandelt hat und eine gewiße Stetigkeit in seine Politik gekommen ist. Wir haben es schon wieder vergessen, daß wir manch« seiner früheren Äußerungen als demagogisch unwahr vor allem deshalb abflempelten, weil wtr ihnen die deutschen Re gierungsdarlegungen enlgegenstellten, die uns heute vielfach zwei felhaft geworden sind. Ans das englische Volk konnte es niemals ohne nachhaltigen Eindruck bleiben, daß seine Verheißungen ein getroffen sind. Mit ihm war der Erfolg: so entschieden auch die Wahlen. Kann man es dem erfolgreichen Politiker verdenken, daß er seinem Einfluß durch dte Wahttecknlk nachzuhelsen strebte? — Sein technisches Mittel war die Koalition. Einen großen Teil der Liberalen, der unentwegt seiner Kriegspolitik folgte und sich kaum noch von den Tories unterschied, batte er von dem echr liberalen Kern unter Asquith abaesprengt und mit den Konser vativen (Unionisten) vereint. Diese Koalition, ursprüng lich nur für die Kriegsdauer bestimmt, Kot nun der Premier auch für die nächste Zeit zustande- gebracht. Das gab ikin bei der Wahl den Vorteil, Laß die konservative Partei geschlossen hinter ihm stand und die Parteien, die eigentlich die Opposition zu bilden hallen, g<pitzen waren und zum Teil Ihm auch anhingen. So kam es, daß überall da.