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MOMerTagM« Nationale Tageszeitung für die Fandwlrtschast, .Wilrdrufse, Looeblvtt- erlLeim an -I!en rrerdtaxen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monattich 2,— BM. >rci ^.ailb, bei Pos'kcstekung 1,80 NM. zuzügllü, Bestebgeld. Einzelnummern 10 Npjg. AUe Poffanffaiktn, ^.ost» »-'7-r Wocheub'ott für Wilsdruff u. Umaeaend Ln^kn^ ^«Ue höhere, Gewalt, - Krieg oder sonstige, Be- «ebr.lörungen besteh! bei» Ai"pruu an> ^e)e,ui,^ Zeitung ober Kürzung des Bezugspreises.— Rücksendung s.ngemndier Lchrchi^lüe «loig, nür, wenn Paria bei,reg.. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gei; oHrne Raumzelle 20 Rpfg., die ^gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich«» Pfennige, die 3gespaltene Reklomezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebuh, 20 Lieichspsennige. Dor» geschriebeneürsü einuncs- —» - /r tage und latzvorschriste» werden nach Möglickbei, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bisvorm.iokhr. » ' ' " Für die Nichtigkeit der durch Fernrus übermitteltei Anzeigen übern, wer deine v arantie. ^eder Aodauaniprua erliscl 1, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Austraggede, in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadlrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 69 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Lmtsbiatt" Wilsdrufs-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 22. März 1932 Heran an -en Kunden! Überall in der Welt quillt es über von Gütern und Waren jeder Art. Man braucht bei dieser leidigen Fest stellung nicht etwa bloß an den Kassee in Brasilien und an den Weizen und die Baumwolle in Nordamerika, an Küpser und Kohle zu denken, sondern jener Überfluß ist bedauerlicherweise vor allem deswegen vorhanden, weil erzwungenermaßen die Nachfrage so gering ist. Und wenn aus dem Gebiet der Rohstosferzeugung be sondere Vereinbarungen, auf dem der Fertigwaren der Mangel an Kaufkraft zu scharfen Einschränkungen gezwun gen hat und immer noch zwingt, so bleibt trotz allem die Nachfrage ständig weit zurück hinter dem Angebot an Waren. Darum tun sich für den „Kaufmann", also für die Warenverteilung, immer neue Probleme des Tages aus, die aber alle nur das eine Ziel haben: Wie kommt man an „den Kunden" heran, wie „gewinnt" man ihn, „wie reizt man ihn" zum Kauf? In Zeiten aussteigender Konjunktur sind diese Fragen ja nicht schwer zu beantworten, denn dann beantworten sie sich selbst. Diese „schönen Tage von Aranjuez" sind aber längst vorüber und das Heute steht unterdemZeichen der A b s a tz k r i s e. Alle jene Fragen, die wir oben aus- sählren, stehen mit gefahrdrohender Deutlichkeit offen, und der sich ihrer nicht bemächtigt, wer sie nicht zu beantworten vermag, verfällt früher oder später dem wirtschaftlichen Untergang. Denn wenn ein solches Überangebot an Waren be steht, wie das Henle der Fall ist, dann gilt nicht mehr der etwas bequeme Satz, daß die gute Ware „für sich selbst spreche". Zum mindesten gilt das nur bedingt. Und wenn das Angebot derart die Nachfrage überwiegt, wie es gegen wärtig geschieht, dann mutz das Angebot ständig den Weg der Werbung gehen. Der jetzt in Berlin statt gefundene „Deutsche Reklametag" hat sich mit viel mehr beschäftigt, als diese Bezeichnung anzudeuten ge eignet ist- Denn ob man mit politischen Ideen und Wünschen, ob man rein wirtschaftlich mit Warenangeboten Absatz gewinnen will —, immer ist nur die „Werbung" von größtem, jü meist entscheidendem Einfluß. Dies auszu sprechen bedeutet aber keine Selbstverständlichkeit, sondern darauf hinzuweifen ist Notwendigkeit. Wir Deutsche haben es — nm an dies vielleicht deut lichste, weil folgenschwerste Beispiel zu erinnern — leider nur allzusehr im Weltkrieg verspüren müssen, welche ge waltigen Kräfte durch eine geschickte Werbung in Tätigkeit gesetzt werden können. Ähnliches gilt, wenn auch in ver kleinertem Umfang, für jede „Reklame", die sich psycho logisch geschickt auf wirklich vorhandene Bedürfnisse des Konsumenten einstellt und diese sozusagen zum Bewußtsein bringt. Und die Bedürfnisse „schafft", also zum Kauf an- reizy Wie ungeheuer wichtig dieser Anreiz gerade heute in einer Zeit nicht blotz der ungewollten, sondern der ge wollten ^Käuferstreiks" ist und sein wird, vermag man kaum zu ermessen. Dabei steht die Zeitungals Organ der Werbung der Käufer ganz weil im Vordergrund. Sie hat hier Ausgaben von größter volkswirtschaftlicher Be deutung zu erfüllen -, und ebenso tritt wirtschaftlich rasch in den Hintergrund, der aus dem Markt der Angebot und Nachfrage nicht eifrigst wirbt. In Zeiten schwerster Absatzkrise — das sei nochmals Unterstrichen — ist das natürlich ganz besonders not- ivendig. Wer die Werbung ausgibt, der gibt s i ch s e l b st a u f. Gewiß kann man zahlreiche Werbungs- Methoden aufzählen, bei denen ein greifbarer, unmittel barer Erfolg nicht festzustellen ist, — aber welcher Kauf mann würde sich deswegen vor der Notwendigkeit der Werbung verschließen, weil etwa z. B eine parteipolitische Versammlung auch nicht unmittelbare Rückschlüsse auf den Werbungserfolg zuläßt! Ebenso ist das A und O jeder Werbung vielfach noch nicht recht erkannt, das wichtigste Nämlich: „D u m u ß l e s d r e i m a l s a g e n !" Auf einen einzigen Hieb fällt kein Baum und der Zeitungsleser als Käufer verlangt es geradezu, daß er „bearbeitet" wird. Er will und soll im Anzeigenteil der Zeitung nicht bloß das finden, was er sucht, sondern er soll auf das gestoßen werden, was er eigentlich suchen sollte. Das ist wirkliche Werbung. Und der deutsche Leser, der seine Zeitung zur Hand nimmt, wird ganz unbewußt „ausgeschlossener" Segenüber der Werbung, die sich psychologisch geschickt auf laisächlich vorhandene, aber vielleicht nicht, noch nicht er kannte Bedürfnisse einstellt. Nachsragesteigerung — das ist ja das Problem von Henie Ebenso ist es das Problem für den deutschen Warenabsatz auf dem Weltmarkt, ist es aber noch mehr auf dem Binnenmarkt. Wenn jetzt soviel vom „Dienst am Kunden" gesprochen und entsprechend gehandelt wird, so ist das immer nur der zweite Schritt. Der erste und wichtigste aber ist, erst einmal den Kunden heranzuholen. Und da gibt es eben nur ein einziges Mittel: Werbung and nochmals Werbung! * Warum gerade das Zeitungsinserat? No^^r^nose wichse Frage ließ sich der Vorsitzende des Krattli Zutscher Zeitungsverleger, Kommerzienrat Dr. klam°." in seinem auf dem Deutschen Re- er aussühn-^E" gehaltenen Vortrag vernehmen, wobei Wer sich auf die Stimmung der Menschen, die durch Der kurgkriecken. politische Feiertage. Der österliche Burgfrieden hat begonnen und wird bis zum 3. April dauern. Während dieser Zeit sollen „die Waffen ruhen, des Krieges Stürme schweigen". Eine Pause des Ausruhens und der Besinnung für die Wähler, eine Atempause für die Parteien, um neue Kraft zu schöpfen für die Vorbereitungen zur zweiten Reichs- Präsidentenwahl am iO. April und zu den P r e u ß e n w a h l e n am 24. April. Nach diesen poli- tischenFeiertagen wird der Kamps erneut einsetzen, beson ders in Preußen, .wo ein erbittertes Ringen um die Volks vertretung und letzten Endes um die Regierung bevor steht. Der preußische Innenminister Severinghat Reichs kanzler Brüning ausgesucht. Es ist anzunehmen, daß die Unterredung aus den starken Widerhall zurückzuführen ist, den die Maßnahmen der preußischen Polizei gegen die NSDAP, in dei Öffentlichkeit gefunden haben. Über die Bedeutung des beschlagnahmten Materials ist amtlich übrigens noch nichts mitgeteilt worden. Anch die Mitglieder des Reichskabinetts wer den die Gefechtspause benutzen, um sich von den Strapazen der letzten Tage zu erholen. Der Reichskanzler hat Berlin verlassen und nimmt mit dem Reichsinnenminister Groener an der Goethe-Feier in Weimar teil. Von Weimar fährt Brüning nach Bayern, wo er einen zehntägigen Osterurlaub verbringen will. Nach seinem Osterurlaub unternimmt der Reichskanzler noch ein mal eine Reise durch Deutschland, um für die Wiederwahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten einzutreten. Dieser Wahlseldzug des Reichskanzlers beginnt am 4. April, eine Woche nach Ostern, wenn der „Burgfriede n" beendet ist. Nachdem Brüning im ersten Wahlkampf im Westen des Reichs, in Berlin und in Schlesien gesprochen hat, will er diesmal in Württemberg, Baden, Ostpreußen (Königs berg), in Hamburg, in Mitteldeutschland (Erfurt) und wahrscheinlich in Pommern (Stettin) sprechen. Minister Groener wird ebenfalls im Anschluß an die Goethe-Feier seinen Osterurlaub antreten, den er in Mitteldeutschland verbringen wird. Reichsfinanzminister Dietrich hat bereits seinen Osterurlaub angetreten, Neichsverkehrsminister Trevi- ranus Hal sich zu einer Goethe-Feier nach London be geben. Die Mehrzahl der preußischen Kabinetts mitglieder wird während der Osterwoche von Berlin abwesend sein. Burgfriede und Braunschweiger Hitlerjugend. Der braunschweigische Hitler-Jugend-Tag ist bereits angesetzt gewesen, als von einem politischen Osterfrieden noch nichts bekannt war. Auch das Neichsinnenministerium hatte schon damals von dem be absichtigten Hitler-Jugend-Tag in Braunschweig Kennt nis. In einigen Blättern ist nun die Befürchtung geäußert worden, daß der Jugendtag trotz des durch Notverordnung verfügten Osterfriedens abgehalten werden würde. Das Reichsinnenministerium erklärt hierzu, es könne sich nicht vorstellen, daß Braunschweig gegen eine Verordnung des Reichspräsidenten verstoßen würde. Vertagung des Arbeitsbcschafsungslongrcsses des ADGB. Der Bundesvorstand des Allgemeinen Deut schen G e w e r k s ch a f t s b u n d e s hat den zum 23. März nach Berlin einberusenen außerordentlichen Ge werkschaftskongreß im .Hinblick auf den inzwischen ver ordneten Burgfrieden aus einen späteren Termin verlegt mit der Erkürung, in Anbetracht der Bedeutung und Dringlichkeit der Tagesordnung dieses Kongresses, die als einzigen Punkt die Notwendigkeit der Arbeits beschaff u n g umfaßt, müsse der allergrößte Wert dar auf gelegt werden, daß die Verhandlungen über diese ent scheidende Aufgabe der deutschen Wirtschaftspolitik nicht durch die Zwangsvorschriften des Burg friedens behindert oder eingeschränkt werden. * Die verbotene Uniform. 130 Nationalsozialisten in München-Gladbach verhaftet. In einem Hause in der Mühlenstraße in München- Gladbach wurde der SS-Sturm in dem Augen blick überrascht, als er in verbotener Uniform (einheitliche Mützen mit besonderem Abzeichen» versammelt war. Von Gladbach-Nbeydt und der ganzen näheren und weiteren Umgebung waren die Mitglieder dem ausdrücklichen Be fehl des Sturmführers, „in verbotenem Anzug" zu er scheinen, gefolgt. Trotz der hohen Strafe, die die Vierte Notverordnung des Reichspräsidenten vorsieht (ein Monat Gefängnis Mindeststrafe), waren etwa 130 Personen er schienen. Sie wurden dem Polizeipräsidium zugeführt. Da bei wurde den Polizeibeamren wiederholt die Drohung zugerufen, daß sie am 24. April ohne Pension fortgejagt und die Nationalsozialisten ihre Stellen einnehmen würden. Werbung ersaßt werden sollen, sachgemäß einstellt, der hat längst erfahren, daß jede Werbung versagt, die das Publikum zur unrechten Zeit oder am unrechten Ort über fällt. Ohne weiteres ergibt sich, daß die Zeitungsanzeige nicht zu den Werbungsformen gehört, die störend oder beunruhigend wirken. Im Gegenteil, die Zeitungsanzeige ist vom Leser gerne gesehen; sie wird erwartet, denn der Leser ist aus sie seelisch eingestellt, wenn er seine Zeitung zur Hand nimmt. Er weiß im voraus, daß er im An zeigenteil vielerlei Ankündigungen findet, er ist, wenn er sich in sein Blatt vertieft, für die Werbung auf nahmebereit, und das macht ihre große Wirkung aus. Hier sehen wir das entscheidende psychologische Moment für die Überlegenheit der Zeitungsanzeige. Hindenburg an den Weimarer Goelhe-Ausschuß. Die Weimarer Gedenkfeiern. Reichspräsident von Hindenburg hat an den Vorsitzenden des Goethe-Ausschusses in Weimar, Staatsminister a. D. Dr. e. h. Leutheußer, zur Goethe-Gedenkfeier das folgende Schreiben gerichtet: „Sehr geehrter Herr Staatsminister! Es ist mir ein Bedürfnis, auch Ihnen als Vorsitzenden des Weimarei Goethe-Ausschusses und durch Sie der Bevölkerung der Stadt Weimar mein aufrichtiges Bedauern zum Ausdruck zu bringen, daß es mir durch die politische Lage unmöglich geworden ist, der Einladung der thüringischen Regierung zur Goethe-Jahrhundertfeier persönlich zu folgen und den Kranz des deutschen Volkes am Sarge des großen deut schen Dichters selbst niedcrzulegcn. Meine Wünsche begleiten nicht nur den äußeren fest lichen Verlauf dieser Feier. Möge der 22. März in unserem Volke den selbstzerfleischcndeu Streit der Mei nungen zurücktreten lassen vor dem Gefühl einer schicksal haft verbundenen deutschen Kultur- und Volksgemein schaft, und möge dieser Tag alle Deutschen in und außer halb der Reichsgrenzen zusammensühren in der Erinne rung an eine große Vergangenheit, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, für die wir allen Gewalten zum Trotz über die Not der Gegenwart hinaus Reich und Volk und auch die deutsche Kunst erhalte» wollen. Mit freund lichen Grüßen gez. von Hindenburg." Weimar steht schon seit Sonntag vormittag tm Zeichen der Goethefeiern. Sie begannen mit einer aus gezeichneten Aufführung von Goethes „U r g ö tz" durch das Staatliche Schauspielhaus Berlin. Da die Leitung der Gedenkseiern darum gebeten hat, von einer Beflaggung wegen des ernsten Sinnes der Gedenkfeiern abzusehen, ist zwar das äußere Straßenbild nicht besonders verändert. Aber überall grüße» Goethebüsten und -bilder. Am Sonntag vormittag wurde eine Ausstellung Weimarer Künstler eröffnet, die einen überblick über die bildende Kunst Weimars zurück bis zur Jahr hundertwende gibt. Wertvolle musikalische Darbietungen standen im Mittelpunkt eines Festkonzerts, das die Staat liche Musikhochschule bot. Sie feiert in diesen Tagen ihr 60jähriges Bestehen, und in ihr Programm kam die Goethemusik des anderen großen Weimarers, Franz Liszt, zum Ausdruck. In Anwesenheit des Neichsinnenministers Dr. Groener als Vertreter der Reichsregierung wurde die Gedenkausstellung aus Goethes Kunst - besitz eröffnet. Die Ausstellung stellt eine Vorschau dar, die nur einen kleinen Bruchteil Goelhescher Kunstsamm lungen umfaßt. Die wertvollen Blätter sind bisher noch niemals ^gezeigt worden. Sie geben einen Einblick in Goethes Verständnis für die Äußerungen der bildenden Kunst aller Epochen. Die Gedächtnisrede am Sterbetag Goethes hält der Präsident der Goethegesellschaft, Professor Dr. Julius Petersen. Im Deutschen Nationaltheater wird am Sterbetag als Aufführung des Wiener Burgtheaters Goethes „Tor quato T a s s o" gegeben mit dem Epilog des Kanzlers von Müller aus dem Jahre 1832. Goethefeiern in Leipzig und Straßburg. InLeipzig, wo Goethe als junger Student gelebt hat, fand eine vom Rat der Stadt, dem akademischen Senat und dem Reichsgericht veranstaltete Goelheseier statt. Als Vertreter der Reichsregierung war Minister Dr. Groener erschienen. Auch in der Goethestadt Straßburg fand als Auf takt zu einer Reihe von Erinnerungsfeiern eine Gedenk feier statt, bei der der Rektor der Universität dre Fest rede hielt.