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Sächsische Elbzeitung Ständige Wockenbeilsgen: und Wissen", Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Sewall, Slreik. Aussperrung, Betrieb»st>lrung ulw. berechtigt nickt zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung ° . -nr Unterlraltungsbellage", Agg LöbeN lM Bild Kus der Welt der Frau", Illustrierte Sonntagsbeilage II Tageblatt für die «enthält Vie amtlichen Uetanmm«chunlen skr ven SndttLt, das Amtsgericht, ha» Hauplzollami vad Schandau und oas Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Gtadtbank — Stadtgirokafsc Nr. 12 — Oftsächllsche Gcnossenschaftioank Zmeigniedcr. lafsung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 8» »27 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn« und Feiertage. — Bezugs- Preis (in RM) halbmonatlich in, Hau, gebrach! 00 Psg., für Selbstabholer NY Psg. 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Oktober 1927 Für eilige Leser. * Infolge des seit mehreren Tagen anhaltenden Rrgcnwcttcrs führen die Flüsse der Dobrutscha Hochwasser. Durch llcbcr- schmcmnuwg wurden in Dobritsch 1Z8 Häuser zerstört. 25 Todcs- opser sind zu beklagen. Das Wasser erreichte in den Straßen teil weise eine Höhe von vier Metern. * Aus dem Flugplatz der Fliegerschule in Stamford (Eng land) stießen zwei Militärflugzeuge zusammen. Einer der Piloten wurde verletzt. Ein Flugzeug ging in Flammen auf. * Wie aus Moskau gemeldet wird, berichtet die russische Telc- graphcn-Agentur im Auftrage der Sowjctrcgicrung, daß alle Meldungen, die von einer Ermordung des Militärlommissars Sergejew in Leningrad wissen wollen, den Tatsachen wider sprechen. Ein Kommissar namens Sergejew sei weder in Moskau, noch in anderen Teilen Rußlands bekannt. CIfatz «olyrinsen «IS NurMsangSland. Der „Mittler" zwischen Ost und West. Bon l)r. I. Karcher. Der Straßburger Rektvr Prof. Pfister hat als der oberste Leiter des elsaß-lothringischen Nnlerrichtswesens Mitte Sep tember die uenen Richtlinien für den Volksschnlunterricht im Lande den Blättern bekannt gegeben. Es handelt sich schein bar nm rein pädagogische Dinge: Wie vereint man schnltcch- nisch die Forderung nach möglichst vollkommener Erlernung des Französischen, der „Nationalsprache", mit dem von Poin- card vor rund einem Jahre gemachten Zugeständnis an die Autonomicbcwegung, die größere Berücksichtigung der deut schen Muttersprache der elsaß-lothriugischeu Volksmchrheit verlangt? Pvmcarö hatte ja seinerzeit erklärt: ,,J» den Ge genden, in denen der elsässische Dialekt (soll heißen: deutsch) gesprochen wird, müssen die Kinder beim Verlassen der Schule das Hochdeutsche in Wort und Schrift beherrschen." Der Psistersche Erlaß, der von den französischen Blättern als be denkliche Nachgiebigkeit, als d.c „größte Dnmmhcit", als „erster Schritt vom Wege" ciugeschätzt, und von der Heimat treuen Presse als Halbheit und Bluff bezeichnet wird, ist dahin zusammcnzufasscn, daß der Beginn des deutschen Unterrichts um ein halbes Jahr vorverlcgt wird, also auf die Mitte des zweiten Schuljahres statt auf deu Anfang des drittem. Bei der Abschlußprüfung, dem berüchtigten „Eertificat d'Etudcs" nach französischem Muster, für das eine kleine Auswahl der Klassen gedrillt wird, soll das Deutsche berücksichtigt werden. Die französische Spracheupolilik in Elsaß-Lothrignen, die auf Vcrnachlässignn^ des Deutschen und rücksichtslosem Ein- panken des Französischen besteht, hat eine nicht immer ge nügend beachtete „europäische" Bedeutung: Ein gut Teil der deutsch-französischen Verständigung hängt davon ab, was aus Elsaß-Lothrmgeu werden wird, ein verwelschtes Stück franzö sischer Provinz oder aber ein lebendiges, kultureller Entwick lung fähiges wahres Elsaß-Lothringeu. Dies ist die klare politische Bedeutung der häufig nur gefühlsmäßig gewerteten Sprachenfrage. — In eigentümlicher Verkennung der Wirklichkeit wird der heimatrechtlicheu Bewegung im Elsaß von ihren Gegnern ent- gegcngehalten, daß ihr Festhalte a an der deutschen Sprache ans der anderen Seite des Rheins den „Revanchegeist" schüre. Daß der Zusammenhang zwischen deutsch-französischer Ver ständigung und elsaß-lothringischer Autonomie genau umge kehrt ist, hat iu einem viel beachteten Aufsatz der „Revue de Hougrie" erst jüngst ein Franzose zugegeben, Alcide Ebrah, der Verfasser der tapferen Bücher vom „Unsauberen Frieden" und vom „Papierfetzen." Die deutschsprecheuden Volksteilc der europäischen Staaten rings um Deutschland würden, meint Ebrah, „um so weniger daran denken, nach Deutschland zu schaue», je weniger ihre deutsche Kultur iu deu Ländern be droht ist, denen sie als Fremdrassige nngehören", mit anderen Worten: je weniger Frankreich das Lebensrecht der deutsch- sprechenden elsaß-lothriugischeu Neufrauzoseu achtet, desto we niger kann es erwarten, daß sich die deutsche K ultur natiou als Volks- (nicht Staats-)Gemeinschast mit der kulturellen Unterdrückung eines so wertvollen Gliedes ihrer selbst zufrie den gibt. Daß man im deutschen Volke au Frankreichs ehr licher Achtung der deutschen Gleichberechtigung zweifelt, so lauge es in Elsaß-Lothringen, seinen eigenen deutschsprachigen Departements, alles Deutsche mit kleinlichem Haß verfolgt, wird man in Paris eiusehen. — Gerade Elsaß-Lothringen, das so ängstlich vor jeder Be rührung mit deutschem Lebe» abgeschlossen wird, fühlt doch so stark seine besondere europäische Mittlersendung. Es glaubt die „B r ü ck e" zu werde», auf de»e» zwei Kulturen sich fried lich begegnen können. Wer sollte dazn in der Tat besser vor bereitet sein als der Elsässer und Deutschlvthringer, vom Schicksal hin- und hergerissen, vvlkhaft im Deutschen ver- wurzelt, aber auch durch zweihundert Jahre Schicksalsgemein schaft mit Frankreich wieder von französischem Geiste erfaßt? An der großen Völkcrstratzc des Nbcmsiroms gelegen, war Elsaß-Lothringen seit einem Jahrtausend verschiedenartigsten Einflüssen anügesctzt. Die heutige Geucratiou im Laude fühlt stärker als jede frühere die Pflicht, im Interesse eines fried lichen Ausgleichs zwischen Deutschland nud Frankreich die be sondere Eigenart des elsaß-lothringischen Wesens zu wahren; sic lehnt sich gerade nm dieser „M iss > o n" willen gegen jede Verwischung aus. Die sogcnanute „Heimatrechts"-Bewcgung fordert die Selbstverwaltung, weil nur so die kulturelle Beson derheit Elsaß-Lothringens im Rahmen des französischen Staa tes zu erhalten ist. Nicht fricdcnsscindlich, sondern höchst fric- denfördcrlich mußte es sich auswirkcn, wenn die „nationale Minderheit" Elsaß-Lothringen vom französischen Zentralis mus die Auerkcuuuug ihres Lcbensrcchtcs erkämpfen könnte. Nur als Durchgangsland, als unbehindert nach allen Seite» hi» aufgeschlossenes Land wird Elsaß-Lothringen lebendig bleiben, seine Kräfte entfalten können. Der Elsaß- Lothringer weiß es. Er widersetzt sich daher mit zäher Ent- kchlossenhit d-r Aub'ichlung einer geistigen chinesischen Mauer längs des Rheins, die ihm den Ausblick nach einer Seite der Welt, gerade nach der ihm sprach- und kullurverwandlcn deut schen Seite hin versperren will. Niemand in Ler Welt wird es in der Tat verstehen können, daß man die Ausreise aus El- jaß-Lothringcn den Einheimischen mit hunderterlei Kniffen er schwert oder gar verbaut, Laß man die Einfuhr deutscher Zei tungen, Zeitschriften, Bücher drosselt, deutschsprachiges Theater Lem deutschsprachigen Lande nur in geringem Maße und widerwillig darbtctet, daß man gar die rein künstlerische» Darbietttttgc» des deutsche» Nundfttttks begeifert. Alles dies paßt freilich durchaus zu der eingaugs erwähutcu französischen Iprachcnpolitik, die dem Deutschen zu Leibe geht, und dabei doch mir erreicht, das Kulturuivean in den ncngcwonnencn Gebieten so herabzndrückcn, daß für die „Mittler"-Aufgabe die wesentlichste Voraussetzung vernichtet wird: die geistige Auf geschlossenheit. In zehn oder fünfzehn Jahren wird man von einem „Elsaß-Lothringen" nicht mehr sprechen können, wenn dort die französische Aufsangung aller bodenständigen Volks kräfte gewaltsam vollzogen sein wird. Dann wird zwar ein Smck cnropäischen Kulturlebens erwürgt, Frankreich aber die Sorge los sein, daß seine „Bastion am Rhein" gefährdet ist. Der französische Rhein wird zwei französische Departements, Haut-Rhln und Bas-Rhin, bespülen, die sich in nichts von oer Schläfrigkeit und beschaulichen Ruhe der übri gen französischen Provinz unterscheiden. * Rückkehr des Diktaturparagraphen in Elsaß-Lothringen. Unter der Ucbcrschrist „Rückkehr" des Diktaturparagraphen" meldet die lothringische Presse, daß der Polizeipräsident von Straßburg dem Leiter der autonomistischen Zukunft mitgeteilt habe, die Zeitung werde beschlagnahmt, wenn über Frage», die mit der Autonomie Elsaß-Lothringens zusammcnhingen, ge schrieben würde. MMsjhW Uder Sie FkU Sa AMMMM Berlin, 7. Oktober. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers sand heute nachmittag in der Reichskanzlei eine eingehende Aus sprache des Reichskabinetts unter Beteiligung des Rcichsbank- prästdcntcn und des Generaldirektors der Deutschen Ncichsbahn- gcscllschast über die Frage der Ausländsanleihen statt. Bei dieser Aussprache wurde eine völlige Einmütigkeit darüber erzielt, daß für Deutschland auch in der nächsten Zukunft die Aus nahme langfristiger Ausländsanleihen nicht entbehrt werden könne und wirtschaftlich und finanzpolitisch durchaus berechtigt sei. Ferner herrsche darüber Ucbercinstimmung, daß jede unter Berück sichtigung der heutigen Gcsamtlage nicht dringliche oder unwirt schaftliche Ausgabe in Deutschland, sei cs aus Ausländsanleihen oder aus anderen Quellen, unbedingt zu vermeiden sei. Um diese Gesichtspunkte in die Wirklichkeit zu übertragen, wurde eine Sperrung der serbisch-bulgarischen Grenze Die Ermordung des Generals Kovacevlc. In Mazedonien ist, wie bekannt, vor einigen Tagen der jugoslawische General Kovacevic von einer bulga rischen Bande ermordet worden. Diese Banden, die sich ständig dort umhcrtreibcn, sind halbe Räuber, hänge« sich aber gewöhnlich das Mäntelchen politischer Freischärler »in. Das jugoslawische Kabinett hat nach diesem letzten Vorfall beschlossen, nmfangrcichc Maßnahmen zur Schlie ßung der Grenze gegen Bulgarien zu ergreife« und eine vollständige Grenzsperre gegen Bulgarien einzuführcn. Die Erteilung von Sichtvermerken an Reisende nach Bul garien wurde eingestellt. Der jugoslawische Gesandte in Sofia, Ncsitsch, überreichte im Auftrage seiner Regierung der bulgarischen Negierung eine Note, die von ihr Maß nahmen gegen das mazedonische Komitee fordert unter Hinweis auf die Ermordung des Generals Kovacevic. Der Ministcrrat in Belgrad hat beschlossen, die Leiche des Generals Kovacevic, den man als vor dem Feinde ge fallen betrachtet, nach Belgrad zu überführen und unter großen Feierlichkeiten auf Staatskosten beerdigen zu lassen. Die Erregung in Serbien und namentlich in Belgrad ist sehr groß. Die Presse sagt, das blutige Verbrechen be weise von nenem, daß die friedfertigen Absichten der jugo slawischen Negierung in den bulgarischen Negierungs- kreisen keinen Widerhall finden. Das zwinge sie zu der Annahme, daß diese Kreise, wenn sie mit der aus jugo slawischem Boden ausgeübten verbrecherischen Aktion nicht einverstanden sind, zum miudesten nicht die Macht besitzen, dem Vorgehen der serbenfeindlichen Elemente in Bulgarien Einhalt zu tun. Die Blätter fordern, daß die Negierung Maßnahmen treffe, um den Friede» auf der Halbinsel zu sichern und den vom Krieg erschöpften Bal- kanvölkcrn eine friedliche Entwicklung zu ermöglichen. * Belgrad, 7. Oktober. Die gespannte politische Lage wird durch den Besuch fremder Diplomaten im Außenministerium ge kennzeichnet. Manukowitsch empfing zuerst den bulgarischen Ec- Ausgestaltung der Beratungsstelle für Ausländsanleihen ins Auge gesaßt. Es soll insbesondere die Möglichkeit geschaffen wer den, Bedenken, die bei der Antragsberatung austanchcn, durch erneute, mit besonderen Sicherheiten versehene Prüfung Rechnung zu tragen. Hierüber wird unter Mitwirkung der Ncichsbank mit den Ländern, Lie auch seinerzeit mit der Reichsregierung die Richt linien der Beratungsstelle vereinbart haben, alsbald Fühlung genommen werden. Kein Rücktritt Dr. Schachts. Berlin, 7. Oktober. Die Gerüchte, wonach der Prä sident des Neichöbankdirektoriumö, Dr. Schacht, sein Niicktrittsgesuch eingcreicht habe, entbehren, wie WTB. erfährt, jeder Grundlage. Siewerden von berufener Seite als vollkommen unsinnig bezeichnet. sandten DarL, welcher eine längere Unterredung mit dem Außen minister halte. Darauf empfing Ler Außenminister den eng lischen Botschafter Kcnard, Ler gleichfalls lange beim Minister blieb. Die Attentäter gegen General Kovacevic verhaftet. Belgrad, 7. Oktober. Der jugoslawischen Polizei ist es gelungen, die Attentäter, die den Mordanschlag aus General Kovacevic verübten, festzmichmcn. Belgrad, 7. Oktober. Der jugoslawische Gesandte in Sofia lzat heute beim bulgarischen Ministerpräsidenten Len nngekündig- tcn Schritt unternommen. Er hat die bulgarische Negierung dar aus aufmertstm gemacht, daß Jugoslawien mit aller Energie die Verhaftung den General Protogeross verlange, der für die Er eignisse der letzten Tage die Verantwortung trage. Uebcrfall bulgarischer Banditen auf eine jngoslawische Grenzgcmeindc. Belgrad, 7. Oktober. Heule nacht überfielen bulgarische Banditen die Grenzgemcindc Lisura und warfen neun Bomben auf Staatsgebäude. Die Gebäude sind zerstört. Die Gendarmerie und die Finanzwachen nahmen den Kampf auf, welcher bis in Lie Morgenstunden dauerte. Die jugoslawischen Wachen haben keine Verluste zu verzeichnen. Weitere Banditenüberfälle an der südslawischen Grenze. Belgrad, 8. Oktober. An Ler jugoslawisch-bulgarischen Grenze haben sm Laufe des gestrigen Tages weitere Ucberfälle bulgarischer Revolutionäre stattgefunden. Eine etwa l50 Mann starke Komitatschibande versuchte den Uebcrtritt über die Grenze bei Bjelaftica. Auch an der albanischen Grenze bei Monastir ent falteten bulgarische Komitatschibanden eine rege Tätigkeit. Am Zrnareka-Fluß und im Kajmaktschulan-Gebirge versuchten bulga rische Banden, in Lie jugoslawischen Ortschaften einzudringen. Die Gendarmerie vertrieb die Banden nach heftigem Kampf. Jir politischen Kreisen ist man Ler Ansicht, daß es sich um einen systematischen lleberfall des mazedonischen Kommandeurs auf jugoslawisches Territorium handelt.