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Freitag. 72. 15. September 1865. Erscheint . Preis MWeißerih-Zeitung. ZL anstalten. ' 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Mt -er Königlichen Gerichts-Ämter na- Stadträthe zu Aippotdiswatde. Muenstein und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Taqesqe schichte. Dippoldiswalde. Das Königl. Ministerium des Innern hat im Einverständniß mit dem Finanz-Mi nisterium genehmigt, daß die Vorarbeiten zur Ermitte lung einer EisenbahnlinievonSchmiedeberg über Dippoldiswalde nach dem Planerischen Grund in Angriff genommen werden. Eine hierauf bezügliche Bekanntmachung des hiesigen königl. Gerichtsamtes und Stadtrathes, die in heutiger Nr. unseres Blattes ent halten ist, setzt die Gemeinden hiervon in Kenntniß und fordert dieselben auf, den bevorstehenden Tracirungs- arbeiten der Beamten keine Hindernisse entgegen zu setzen, sondern freien Zutritt zu ihren Fluren zu gestatten. Dippoldiswalde. Ueber das in vor. Nr. d. Bl. erwähnte Unheil, das den Beckerschacht in Häni chen betroffen, schreibt das „Dresdner Journal": „Schon seit einiger Zeit wurde es als nothwendig erachtet, den Schacht und die Maschinerie einer Prü fung und Reparatur zu unterwerfen, ebenso die Ver zimmerung (Verschalung) zu erneuern. Zu diesem Behufe wurde die Maschinerie herausgenommen und die Verschalung des Schachtes von unten aus begonnen. Dies war bereits bis circa 20 Ellen vor Tag gelungen, als plötzlich am vergangenen Freitag während der Mit tagsstunde sich der Boden oben trichterförmig vielleicht bis zu 100 Ellen Tiefe löste und in den Schacht stürzte." — Der „D. Allg. Ztg." schreibt man aus Dresden: . . . „Bei der Verzimmerung des Schachtes waren 8 Arbeiter beschäftigt, als plötzliches Krachen und Bröckeln dieselben veranlaßte, auf das Schleunigste herauszu flüchten. Kaum hatten sieben der Bergleute festen Grund unter sich, als der Zusammensturz erfolgte; ver achte Bergmann war in diesem gefährlichen Augen blicke erst mit dem Oberkörper außerhalb des Schachtes, wurde aber von seinen Kameraden noch schnell genug herausgerissen und entging so einem grausigen Tode. Der Beckerschacht besitzt eine Tiefe von mehr als 500 Ellen. Bei dieser bedeutenden Tiefe ist es begreiflich, daß in den durch den Einsturz gebildeten Trichter immer mehr Boden nachstürzt und daß man heute noch nicht den Umfang des Schadens, noch weniger aber den der Gefahr übersehen kann. Die jährliche Förde rung aus dem Beckerschachte belief sich auf durchschnitt lich 3M,000 Schfl. Für die Kohlenconsumenten in Dresden und Umgegend ist ebenfalls dieses Unglück mit bedenklichen Folgen verknüpft. Bei dem Anwach sen der Bevölkerung und bei den täglich sich mehren den und an Umfang zunehmenden Fabriken ist der Kohlenbedarf im Wachsen, während die Kohlenförde rung auf den Werken des Plauenschen Kohlenbeckens stetig abgenommen hat. Das Gitterseer Werk ist in Concurs gerathen, und seine beiden Schächte sind vom Fiscus, der sie erstanden, nicht wieder in Betrieb ge setzt worden. Von dem Potschappeler Werk ist durch einen Brand im Innern der Kleinnaundorfer Schacht monatelang außer Betrieb gesetzt worden und noch heute ist seine Förderung eine unbedeutende. Der dem Frhrn. v. Burgk gehörende Fortunaschacht hat aufge geben werden müssen, weil sein Kohlenfeld vollständig abgebaut ist. Der Wilhelminenschacht desselben Besi tzers wird in Bälde in dieselbe Lage kommen und fördert schon jetzt bedeutend weniger als früher. Infolge alles Dessen hat kein Kohlenwerk des Plauen'schen Grundes Vorräthe. Schon jetzt im Sommer kann durch die tägliche Förderung der Bedarf nicht ausreichend gedeckt werden. Wie soll das im Winter werden, nachdem nunmehr auch vom Beckerschachte keine Kohlen mehr zu haben sind? Auch für die Albertsbahn wird der Ausfall im Kohlentransport sich unangenehm fühlbar machen. * Von der Grenze. Bei der am 11. und 12. d. Mts. von unseren königl. Prinzen Albert und Georg auf Hermsdorfer Revier abgehaltenen Jagd sind 4 Hirsche, 2 Schmalthiere, 1 Altthier, 1 Rehbock und 2 Füchse erlegt worden. Und man kann annehmen, daß noch einmal so viel durchgegangen sind. — Man sieht wohl, daß unser Wildpretstand, des überaus harten Winters ohnerachtet, nicht geschmälert worden ist. Wären unsere Jagdpachter recht auf dem Damme ge wesen, so müßten sie überreichliche Prozente von ihrem Jagdpachte gezogen haben. — Die an die Forsten an grenzenden Feldbesitzer können nun erst, da sie in der Ernte begriffen sind, den großen Schaden übersehen, den das Wildpret, welches heerdenweise die Saaten heimgesucht, dort angerichtet hat. Und welche Mühe und Schweiß hängt öfters daran, die unwirthliche Scholle Landes zu pflegen, um ihr eine Garbe abzuge winnen! — Anders war es doch vor Einführung des Jagdpachtes. Da bekamen doch wenigstens die Calami- tosen ein Stämmchen Holz rc. als Entschädigung. An wen sollen sich nun die Betheiligten halten, da der Fiscus hierzu keine Verbindlichkeit mehr hat?! Attenberg. Seit ziemlich 14 Tagen existirt bei uns keine öffentliche Uhr, ein Zustand der Dinge, wie solcher jedenfalls in einer zweiten Stadt unser« Vater lands nicht vorkommen dürfte. Die auf dem Kirch- thurme befindliche Uhr gehört der Stocksgewerkschast mit sammt dem Thurme, und die Stadtgemeinde selbst hat es zur Zeit zu einer Uhr noch nicht zu bringen vermocht. An paffenden Gelegenheiten zu Erwerbung einer Uhr hat es zwar nicht gefehlt ; allein man hat