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ermeister ätiPelz- rbeitung - Sieich- i bitten Schüler» !.en o. Markt Mai ken- I. Ncva- «wert t den Teils eil andbesitz, isst unier ahaft kkler. kittpotto I « itivürken rrnl R. 3.—, >k. 5.—. nvveieks k. 12.—, rollfsei NÜSU8LK k,sl, macht !!N» 1er Art c ezimmer ?oia» ll. Preise «weise liste.31 tr» e chuhe? a l je Preise >he -Schule »Stiesel midt che 2Vb Kummer 208 — 25. Jahrgang 6mal wöch. Bezugspreis für Septbr. 3.00 einschl. Bestrttgelü. Anzeigenpreise: Die lgejp. Pelitzeile 8Ü.Z, Stellengesuche 2» L. Die Petitreklamezeile. 88 Milli« Meter breit, 1 Offertengebühren für Selbstabholer 20 bei Uebersenüung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 Sonntags-Nr. IS Beschciftlicher Teil: I. Hillebrand in Dresden Süctillsctie Dienstag, 14. September 1926 Im Falle höherer Gemalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenaufträge'» u Leistung v. Schadenersatz Für unbeutl. u. d. Fern« ruf üdermitt. An,zeigen übernehmen wir keine Per« anlwortung. Unverlangt «ingesanöt« u. m. Rückporto nickt versehene Manuskripte mero nicht aufbewahrt, Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags. Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert Dresden. Volfsmiuna U-«tchasl»s»ellk, «:r„o »nd Herl«»! Suimim- Buchdr»ckere> GmdH. Drc«de>!-A. I. Polierslrafte N. gemni' 21VI2. Polt Uielkkonw Dresden 14707 Bankkoitto: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und ÄrrLSur r^evaktln» der Lachsischeu ^olkszel/uus, TreS^e"*2UiNlidl 1. Polierslra^e 17. szernni' 20711 unk» 21012. Allliltze MWW ill W Der gestrige ruhige Sonntag — Die jetzige Woche von archerordentticher Wichtigkeit für die deutschen Interessen Genf, 13. September. (Drahtbsr.) Spanien (Von unserem Madrider M. R. Vertreter) Madrid, den 11. September 1926. Der grosse italienische Staatsmann Camillo Ca non r hat einmal gesagt, mit dem Ausnahmezustand könne jeder regieren. Aber man darf nie auf solche Weisheiten schwören: PrimodeRivera hat den Ausnahmezustand für Spanien, Festland und Inseln, pro klamiert, nicht nur den Ausnahmezustand der portn- mentslosen Diktatur, mit dem er uns vor drei Jahren überrascht hat, sondern jenen besonderen Ausnahme zustand, der die schärfste Zensur, die unbedingte Nach richtensperre, die Kriegs- und Standgerichtsbarkeit ver hängt. Mehr Ausnahmezustand kann man sich nicht den ken — und doch scheint Prima das heutige Spanien auch damit nicht mehr regieren zu können. Hier ist freilich alles ruhig, die Madrüenas befleißigen sich in politischen Dingen einer grandiosen Wurstigkeit; die Stierkämpfe bilden für Reich und Arm, Monarchisten und Republikaner das Zen trum, wo sich alle finden. Keine politischen Artikel in den Zeitungen, kein politisches Gespräch in den Kaffeehäu sern — aber eine mißglückte „novillada" (Premiere van Iungstieren) hielt jüngst Madrid tagelang in Atem, füllte die Spalten der Blätter mit giftigen Polemiken. Seit der Schließung der Cortes wohnt die politische Seele Spa niens nicht mehr in Madrid. Sie ist in die Provinz ent flohen. Nachrichten van Unruhen kamen ans Barcelona, Cadiz, Oviedo, Valladolid. Es sind die Offiziere, vor allem die A r t i l I e r i st e n. die, unzufrieden mit dem willkür lichen Avancement, sich empören. Das ist wohl die merk würdigste Revolution, die es je gegeben hat: der Diktator Primo fordert die Soldaten auf, ihren rebellischen Offi zieren nicht zu gehorchen. Prima, der vor drei Jahren die Zivilminister im Namen der Armee wegjagte, wendet sich an die ihren Militärdienst ableistenden Bürger, um sich des Berufsaffiziertums zu erwehren. Was aus diesem Wirrwarr herauskommen wird, ist noch nicht zu sehen. Daß der Diktator selbst mit seiner Weisheit zu Ende ist, sieht man daraus, daß er jetzt von der Einberufung einer großen Nationalvers a m m lang spricht. Diese soll aber nicht aus allgemeinen Wahlen hervorgehsn. Primo scheint an eine Vertretung der Gemeinden und Bernfs- stände zu denken, so etwas wie die französischen „General stünde", die inan 1789 einberief und die sich gar bald recht revolutionär entwickelte. Welche Funktionen Primo die ser Versammlung anvertraucn will, ist nicht recht klar. Wahrscheinlich soll sie nur dann etwas Entscheidendes zu sagen haben, wenn es dem Diktator paßt. Es sali ein „neuer Parlamentarismus" werden, d. h. ein Dekora tionsstück. das man Europa vorweisen, das man aber auch znsammenklappen und ins Magazin schieben kann. Aus dieser Nationalversammlung will Nivcra auch die Mi nister nehmen, was mahl eine Anlockung für die Politiker sein soll. Der ganze Reformplan stützt sich aber nickt auf eine Volksbewegung, wie es der itglienische Faschismus doch immerhin ist. Die „vaterländische Union" (Union patrioticci), die Primo de Rivera immer zum Zeugen sei ner Popularität aufruft, ist ein recht dünnes Gebilde und kümmert sich kaum um Politik. Zwischen dem Diktator und den rebellischen Offizie ren steht noch derKönig. Hat er noch königliche Macht? Man weiß es nicht. Nur der könnte das Geheimnis lüf ten, der weiß, was vor drei Jahren zwischen dem König und dein Marschall Primo de Rivera gesprochen worden ist. Bor der Oeffentlichkeit ließ König Alfons sich aller dings damals behandeln wie ein Kartenkönig. Der Mar schall legte ihn einfach beiseite und es kam kein Wider spruch. Viele aber glaubeil, daß beim Staatsstreich eine Vereinbarung zwischen dem König und dem Marschall zugrunde gelegen hat, daß Primo de Rivera also nur des Königs Instrument ist. Aber die Unruhe ist nun einmal im Laude. Es hat dem Ansehen des Königs geschadet, was in diesen drei Jah ren geschah, entweder spielt er mit Prima unter einer Decke ein durchaus nicht ehrliches Spiel oder Primo hat den König in der Hand und spielt ihn aus wie er will. Die Erstickung der öffentlichen Meinung hat einem unterirdischen R e p u b l i k a n i s m u s Vorschub geleistet. Der Umfang dieser Bewegung, die sich sozusagen im Keller mit dem Syndikalismus und dem katalanischen Separatismus begegnet, ist ganz unbekannt. Oberflächenruhe kann über diese Gefahren nicht hinweg täuschen. Selbst wenn es dem König gelingt, die Re bellen in der Armee zu besänftigen oder zu beseitigen, so wird sich ein gutes Verhältnis zwischen Primo de Ni- vera und dem Offizierkorps nicht wiederherstellen lassen. Der König wird auch gezwungen sein, den Offizieren ent weder Konzessionen zu machen oder zu versprechen, na türlich bei geschlossenen Türen. Also alles in allem eine äußerst verwickelte Situation, aus der sich jeden Augenblick neue Schwierigkeiten er- eben können. Daß dem Diktator unter diesen Umstän- cn ein Prestigeerfolg in der äußeren Politik in Der Sonntag ist politisch ruhig vorlaufen. Die meisten De- legationsführer und Delegierten lMen Ausflüge in die Umge bung von Genf unternommen. Reichsaußenminrster Dr. Stre- semann begad sich im Aulo nach Chamonix, desgleichen der englische Außeuminiist'er Chamberlain. Der in Len spaten Nachmittagsstundc» einsetzcnde starke Rege» führte die den Tag der Ruhe ausiiutzenden Staatsmänner und Delegierte» aller dings frühzeitig müder nach Genf zurück. Am heutigen Montag finden Kamm!ss!onsuerl)andluiigeii statt. Die Pollversammlung wird wohl a m M ittwoch die Diskussion über das Projekt der Ratsermeilernng eröffnen. Aller Voraussicht nach findet Diens tag eine Sitzung des Plenums stalt, in der die Danziger Frage belzandelt werden soll. Die Besprechungen, die am Samstag zwischen Strese - m a n n und Brianü ein setzten, mährend zu gleicher Zeit Staats sekretär von Schubert mit Vandervelde verhandelte, galten zunächst den großen wirtschaftlichen Fragen, wie sie durch die Notwendigkeit der Ergänzung von Locarno durch ein großes Wirtschafisprogramm vargezeichnet sind. Zu den eigentlichen politischen Problemen ist man an die sem Tage noch nicht norgcdrungen. Dagegen sind in diesen Vor- erörtcrungen zwischen Stresemann und Brian du einer seits, ferner zwischen Vandeoelde und Stresemann anderseits genaue Abmachungen getroffen worden hinsichtlich des Programms der Behandlung der politischen Fragen in der lau senden Woche. Stresemann hat den englischen Außenminister C h a m b c r l a i n über das Ergebnis dieser Unterredungen unter richtet, und Cham berat» hat, ebenso wie das Van der- velde tat. seine Vermittlung zwischen Deutschland und Frank reich in Aussicht gestellt. lieber die Grundzüge dieser Erörterungen vernehmen wir folgendes: Cs wird dahin gestrebt, zwischen Deutschland einer seits und Frankreich und Belgien andererseits die Vorbedingun gen zu einem politischen und wirtschaftlichen Einvernehmen fest- zusicllen. Diesen Unterhaltungen muß man die allergrößte Be deutung bcimessen. S'ie werden das Fundament dafür bilden, was dann im Laufe der nächsten Woche zwischen den deutschen und franzö sische» Vertretern über die Besatzungssragen, namentlich über die Herabsetzung der Besatzungstruppen, ferner über weitere Erleich terungen im Saargebiet besprochen wird. Bon diesen Ausein andersetzungen werden dann wiederum die mit dem Problepi E u p e n - Ma l m e d i) verknüpften Angelegenheiten zwischen Stresemann und Vandervelde besprochen. Deutschland hat aber auch den Wunsch, verschiedene öst liche Fragen jetzt schon im Beisein non Briand aufzuiverscn. Hier ist die Verbindung mit dem Problem Polen und dem pol nischen Ratssitz gegeben. Die Stellung Deutschlands gegenüber dicseni Raissitz bei der wahrscheinlich am Mittwoch erfolgenden Abstimmung ist noch nicht sestgelegt. Sie wird zum wesentlichen davon abhäugcn, was aus den gegenwärtigen Besprechungen her- auskommt. Vandervelde hat auch nach der polnischen Seite hi» Fühlung genommen, um sestzusteiieu, zu weichen Zugeständnissen Polen bereit wäre, wenn Deutschland sich sür den Ratssitz an Polen einsetzt. — Man sieht also, daß diese laufende Woche von ganz außerordentlicher Wichtigkeit für die deutschen Interessen sein wird. Was insbesondere die Besatzungssrnge angeht, so hört man aus Kreisen der französischen Delegation unverbindlich, daß Briand bereit wäre, einer Herabsetzung der Besatzungstrup- pen in abschlmrer Zeit aus etwa 40 080 Mann znzustimmen. Tie deutschen Wünsche gehen vor allem aber auch dahin, daß von nun an die Besatzungstruppen sich jeglicher Einmischung in die Ver- maltungstätigkeit der deutschen Behörden enthalten, und daß Form eines ständigen Ratssitzes im Bölkeröund oder des Geschenkes von Tanger erwünscht wäre, liegt auf der Hand. Es scheint aber, daß ihm beides versagt wird. Aber selbst wenn er einen solchen Erfolg eingehcimst hätte, so würde ihm auch der nur eine k urze Stre ck e wei ter helfen. Noch Beseitigung der heutigen Schwierigkei ten werden sich gar bald wieder neue entstellen. Die Nachrichtensperre wird noch oft verhängt werden. Daß Primo de Rivera immer zu diesem Mittel greift, zeigt, wie primitiv er als Staatsmann ist. Er ist kein Volks tribun wie Mussolini, der mit Beredsamkeit Massen mei- die Besatzung als solche sozusagen unsichtbar gemacht wird. So dann will Deutschland Sicherungen für einen noch weiteren und röscheren Abbau dieser Besatzung, die ja tatsächlich mit dem Böl- lierbunüsgeiste nicht zu vereinbaren ist, erreichen. 1ZW MMonen Menschen im Völkerbünde Nach dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund werden nunmehr säst 1600 Millionen Menschen durch diese Internationale Organisation ersaßt. Rur »och etwa 280 Millionen Menschen siehe» außerhalb, nämlich Amerika mit 130 und Rußland mit 120 Millionen Dazu kommen nur noch einige kleinere Länder wie Aegpplen, die Türkei, Marokko, Afghanistan, mit zusammen etwa 30 Millionen. Deulschland war der 65. Staat, der seinen Beitritt zum Bol- kerbund erklärt Hot. An Stärke ist es der orittgrößte Staat. Im voran steht China, das mit seinen 450 'Millionen Menschen dir gewaltigste Rolle — dem Umsaug, aber nichi der politischen Bedeutung nach — im Völkerbund einnimmt. Danach folgt Japan mit mir 80 Millionen. An die dritte Stelle rückt dann Deutschland mit etwa 00 Millionen. Sodann folgt England mit 50 Millionen, zu dem freilich die Kolonien mit nahezu 400 Millionen treten, wovon allein Indien etwa 320 Millionen Menschen umfaßt. Es folgt dann in der Größenord nung Frankreich mit 40 Millionen Einwohnern, außerdem besitzt Frankreich in seinen Kolonien etwa 100 Millionen Men schen. Auch Italien zählt etwa 40 Millionen. Tann kommen Polen und Brasilien mit je 30 Millionen, Spanien mit 22. Rumänien mit 18, Portugal einschließlich Kolonien 15. Tsche choslowakei mit 14, Jugoslawen mit 12, Abessinien mit 11,5, Per sien mit 10 Millionen. Es folgen weiter Siam mit 10, Argenti. nie» mit 0. Hollanö mit 7 Millionen, zu denen allerdings Ost- Indien mit etwa 60 Millionen hinzukommt, weiter Kolumbien und Peru mit je 6. Griechenland und Bulgarien mit je 5, Chile mit 4. Finnland mit 3,5, Kuba mit 3 Millionen und Guatemala, Littaueu, Lettland und Estland mit je 2 Millionen. Innerhalb einer solchen gewaltigen Organisation konnte und durfte auf die Dauer Deutschland nicht fehlen, und das fühlte der Völkerbund ja selbst am deutlichsten. Das Fernbleiben Amerikas wird freilich sehr bedauert, und mau muß Kossen und wünschen, daß die Vereinigten Staaten, die dem Völkerbünde ja in der Hauptsache deshalb fernblieben, well ursprünglich Deutschland demonstrativ ausgeschlossen wurde und damit der Völ kerbund einen nicht seiner Bezeichnung entsprechenden Ckarakter erbielt, nunmehr eine Aenderung in ihrer Haltung cintreten lassen. Ob R ußland freilich, solange es unter Sowjetherrschast sich befindet, diesem Bunde beilreten wird, ist außerordentlich fraglich, würde aber nicht ausschlaggebend ins Gcwichi fallen, wenn ein so politisch,'kiamentlich wirtschaftlich mächtiges Land wie Amerika den Schritt tun könnte, diesem Bunde anzugchäreir Die Zugehörigkeit zum Völkerbund ist aber auch mit finan ziellen Opfern verknüpft. Die Unterhaltungskosten der Bureaus werden anteilig nach der Größe der Länder unter die Mitglieder verteilt. Augenblicklich werden etwa 25 Millionen Goldfranken jäkrlich erfordert. Auf Deutschland würden danach eiiva 1.5 Millionen (Ooldmark. enisprechend der Größe der Bevölkerung er fordert. Man hat ausgerechnet, daß die gesamten jährlichen Kosten sür den Völkerbund noch nicht einmal die Auswendungen nötig machen, die ein einziges Unterseeboot kostet, und man hat weiter festgestellt, daß mit dem Gegenwert der augen blicklichen Rllstungsausgaben der verschiedenen Länder die Kosten des Völkerbundes eineinhalbtausend Jahre hindurch be stritten werden könnten. Die Türkei und Genf Paris, 13. September. (Dralftber.) -Der „Chicago Tribüne" wird ans Genf gemeldet, daß Be sprechungen über die sofortige Aufnahme der Türkei i» den Völ kerbund unter gleichzeitiger Gewährung eines Sitzes im Völker bund im Gange seien. Die BerlMidlungen würden van de Ion. renal, dem früheren Oberkommissar von Sprien, geleitet. stcrn lronn. Er Hot seine Resonanz in der Nation. Sie fühlt, daß er ihr keine Erneuerung, keine Erhöhung ihres Lebensgefühles gegeben bat und nicht gebe» kann. Diese letzten drei Jahre haben im spanischen Leben eine Oedig- keit geschaffen, die schlimmer ist als die uorangegangcne Zeit der „parlamentarischen Skandale". Damals offener Ausbruch. Komps der Meinungen und Geister, Aussicht auf den Sieg der Vernunft. Heute: Dumpfheit, mehr Ge nußsucht als früher, Erstickung der Debatte, Sehnsucht nach einer Abrechnung, nach einem Ultimo. Wird er kommen?