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ImWr G Nchritzeii Dsblatt für DreGhm. AmultbßM, Ktlgmhm, AM«. Drsdorf, Ma, MmMshM, Kchham SnWMni. Sliin, W« SltWi«, AtWMni, Mpck, Pmjm, LeiftMpiii, AMitz, titti», B«Wj». zmnW ml »Mni Mit einer illustrierten Sonntags - Vritage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tage« und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopse und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 98. ° ° Mittwoch, den 22. August 1900. U. Jahrgang Bekanntmachung. Die Lieferung von etwa 1900 Kilo Petroleum sirr die Stadt- und Schulgemeinde während der Monate September 1900 bis mit August 1901 ist an den Mindestfordernden zu vergeben. Angebote werden bis zum 28. dieses Monates anher erwartet. Naunhof, den 20. August 1900. Jsttl, Bürgermeister. Die neue Lage in China. Der Einmarsch der verbündeten fremden Truppen in Peking und die Befreiung der Gesandten hat in China schon jetzt eine ganz neue Lage geschaffen. Die den Fremden totfeindlich gesinnte chinesische Reaktions- Partei, die selbst in der Kaiserin-Witwe, dem Prinzen Tuan, dem Obergeneral Li-Ping-Heng und zahlreichen chinesischen Offizieren und Beamten eine Stütze hatte und auch die große Boxerbewegung begünstigt hat, ist in ihrem Zentrum, in Peking selbst, von einem schweren Schlage betroffen oder doch bedroht, und es entstehen die großen Fragen: Ist die reaktionäre Chinesenpartei samt der Bewegung der aufständischen Boxer nun wirk lich besiegt und aufrichtig zum Frieden geneigt, und wie soll in China eine neue feste vertrauenswürdige Regierung geschaffen werden? Die bereits gemeldete Flucht der Kaiserin-Witwe, des Prinzen Tuan und eines großen Teiles des chinesischen Heeres und der Boxer aus Peking beweist noch nicht, daß die reaktionäre Chinesenpartei jeden Widerstand aufgegeben hat, auch sollen noch am 14. August chinesische Truppen und Boxer mächtige Angriffe auf die Gesandtschaften ge macht haben. Man muß auch die Geschichts des zehn jährigen TaipingaufstondeS (1852 bis 1862) und des englisch-französischen Krieges (1858 bis 1862) kennen, um zu wissen, welchen zähen und tückischen Widerstand die Chinesen zu leisten im Stande sind. Es herrscht eben in China eine dreifache Revolution oder vielmehr Anarchie, eine Anarchie in der Dynastie der kaiserlichen Familie, die den Kaiser Kiangsu entthronte, oder ihm doch die Gewalt entriß, und der Kaiserin-Witwe, der Gemahlin des früheren Kaisers, und dem Prinzen Tuan die Macht in die Hände spielte. Es herrscht aber auch eine doppelte Anarchie in der allmächtigen chinesischen Beamtenwelt. Sechs große, erst jetzt auseinander gesprengte chinesische Beamtenkörperschaften bildeten mit das Zentrum der reaktionären Chinesenpartei, und die sechs chinesischen Vizekönige trieben sozusagen, für sich eine Politik von Fall zu Fall. Sie liebäugelten im Stillen mit den Boxern und schielten zugleich auf die fremden Mächte, sie wollten eS mit keiner Seite ver derben und sich jedenfalls derjenigen Partei anschließen die siegreich sein würde. Der alte Fuchs, der Vizekonig Li-Hung-Tschang, hat allerdings die grenzenlose Dumm heit der chinesischen Reaktionspartei, die sich mit sieben Großmächten überwarf, zuerst erkannt und hat sich ge hütet, die Boxer und die reaktionäre Chinesenpartei zu unterstützen. Sollten sich nun die Dinge in China wirklich sehr günstig gestalten, so bliebe doch der Auf stand in den Provinzen Petschili, Schantung, Liaotung und der Mandschurei zu beruhigen, es wäre ferner für China eine neue vertrauenswürdige Regierung zu schaffen, vielleicht unter Wiedereinsetzung des Kaisers Kiangsu in seine Rechte und unter Ernennung der fremden Ge- sandten zu einer Art Kontrolleuren und Censoren Chinas, und schließlich wären die Genugthuungen, Ent schädigungen und Garantien festzus ellen, die China zu leisten hat, um die verletzten Verträge, den Gesandten- mord und die Abschlachtungen der Missionare und chinesischen Christen zu sühnen. Sehr leicht kann es unter den jetzigen Verhältnissen sich ereignen, daß Graf Woldersee mehr noch eine diplomatische als eine mili tärische Aufgabe zu lösen haben wird. Deutsches Reich. — Der Panzerkreuzer „Fürst Bismarck" hat in 24 Tagen die 11500 Seemeilen weite Strecke Kiel- Tsingtau zurückgelegt. Diese Leistung des Neubaues findet in Marinekreisen lebhafte und freudige Aner kennung. — „Das Essen ist großartig; wir erhalten morgens Kaffee, Biskuit, Butter, Pumpernickel; als Frühstück Butter, Brot, Wurst, Kakao; zu Mittag Suppe, Fleisch, Kartoffeln, Kompot, sowie dreimal in der Woche Bier; zum Vesper Kaffee Biskuit, Kakes und als Abendbrot Suppe oder Butter, Brot, Thee. Das Esten ist kräftig zubereitet und wird in reichlicher Menge ver abreicht". So schreibt ein Angehöriger der Telegraphen- abteilung des ostasiatischen Expeditionskorps an seine Eltern in Spandau. — Einberufung der Rekruten. Der im Jahre 1899 ausgeführte Versuch der Einberufung der Rekruttn zu ihren Truppenteilen ohne vorherige Sammlung bei den Bezirkskommandos soll in dem gleichen Umfange in diesem Jahre wiederholt werden. Des Weiteren soll dieser Versuch auf alle Mehrjährig-Freiwilligen, also auch solche, die in fremde ArmeekorpSbezirke ein treten, ausgedehnt werden. — Die freundlichen Beziehungen zwischen der deutschen und der französischen Armee werden immer merklicher betont. Wie aus Paris verlautet, hat Kaiser Wilhelm die Einladung an die französische Regierung gerichtet, französische Offiziere zur Teilnahme an den deutschen Kaisermanövern zu entsenden. Die Einladung dürfte mit Dank angenommen und dadurch ein weiterer Schritt freundnachbarlicher Annäherung zwischen beiden Staaten gethan werden. — Der Reichstag wird neueren Meldungen zu folge nun doch zu keiner außerordentlichen Session ein berufen werden, sondern im Oktober zur regelmäßigen Tagung zusammentreten. Als erster Beratungsgegen stand wird dann selbstverständlich die Chinaangclegenheit auf die Tagesordnung gesetzt werden. Man hat von einer außerordentlichen Session abgesehen, d.: sich die Kosten erst jetzt einigermaßen übersehen lasten und ds man annimmt, daß der Reichstag die Ueberschreitung des Budgets nachträglich bewilligen werde. Der Reichs kanzler ist mit der Chinaaktion einverstanden, wozu ihn allerdings nicht der eigne Wunsch, sondern die Umstände geführt haben. Die Beratungen der Bundes rats - Ausschüsse für auswärtige Angelegenheiten haben die Zustimmung der Einzelstaoten zur China- oktion erwiesen. — Zwecks Einführung des Heliographen in der deutschen Armee werden gegenwärtig interessante Versuche bei dem Militär-Telegraphenbataillon in Berlin gemacht. — Die Mitteilungen von einer Erkrankung der Kaiserin Friedrich sollen, wie von Koburg aus erklärt wird, unbegründet sein. Das Befinden sei recht be friedigend, die Kaiserin mache täglich Ausfahrten. Ausrand. Oesterreich-Ungarn. Aus Ungarn werden große Ueberschwemmungen gemeldet. In der Petrozunger Gegend sind infolge der Ueberschwemmungen fast alle Straßen, Brücken und Bahndämme beschädigt worden, sodaß der Verkehr voraussichtlich längere Zeit vollständig eingestellt werden muß. Infolgedessen ruhen die Ar beiten in den dortigen Kohlenwerken fast gänzlich, so daß etwa 3000 Bergleute brotlos sind. Der Schaden beträgt über eine Million Gulden. Italien. Der Prozeß gegen Bresci. Wie aus Mailand gemeldet wird, beschloß die Anklagekammer die Ueberweisung Brescis vor das nächste Schwurgericht, welches am 27. August beginnt. Der Prozeß kommt am 29. d. Mts. zur Verhandlung. Krieg in China. In Washington ist die Nachricht eingetroffen, China werde einen hohen Beamten beauftragen, mit den Befehlshabern der verbündeten Truppen in Tung- tschau zusammenzutreffen, um mit diesen die für die Abreise der Gesandten von Peking erforderlichen Sicher heitsmaßregeln zu treffen. Wie verlautet, sei Prinz Tsching dazu aueersehen, diese Verhandlungen zu führen und wahrscheinlich habe diese Zusammenkunft inzwischen schon staltgefunden- London, 19. August. Aus Tokio wird gemeldet: General Jamagushi berichtet: Wir bombardieren die von den Allii rten cernierte innere Palaststadt, welche brennt. Die Fanatiker kämpfen ve!zweifelt um dm Kaiserpalast, worin angeblich Dunglu den Kaistr ver teidigt. Die Chinesen behaupten, Li-peng-hrng sei mit zwei G neralen vor dem Palast gefallen. Die Kaiserin sei bereits in Wutaisan in der Provinz Syansi mit dem Prinzen Tuan, von 30000 Mann eskortiert cin- getroffen. Die Aangtse-Vizekönige benachrichtigen die Konsuln, falls die Heiligkeit der Kaiserin nicht geachtet würde, sei der Krieg unvermeidlich. London, 18. August. Aus Shanghai wird ge meldet: Der Vizekönig von Nanking meldet: Der Generalangriff auf Peking begann am Mittwoch Morgen. General Tungsustang leistete hartnäckigen Widerstand, bis die Japaner die Nordthore der Tartarenstadt ein schossen, während die Russen und Amerikaner zunächst das Südthor in der Nähe der Gesandtschaften forcirten. Eine sofort entsandte Abteilung fand die Gesandten zwar belagert aber noch lebend. Die GesandlschaftS- straße wurde sofort besetzt. Nachts räumten die Chinesen ihre Stellungen, worauf am Donnerstag die übrigen Truppe» in Peking einzogen. Berlin, 20. August. Der kaiserliche Konsul in Tschifu meldet: Verbündete Truppen beschießen den be festigten Kaiserpalast. Kaiserin angeblich noch irr ihm. Shanghai, 18. August. Da hier englische Truppen gelandet werden, haben die Franzosen Vorkehrungen ge troffen, um 150 Matrosen in der französischen Nieder lassung zu landen. Berlin, 20. August. „Wolffs Telegraphisches Bureau" meldet: Der zweite Admiral des Kreuzer geschwaders meldet ab Taku vom 17. d. Mts.: Von Kapitän Pohl, dem Kommandanten der „Hansa", liegen keine neuen Nachrichten vor. Generalmajor v. Höpfner telegraphiert: Die Drahtverbindung mit dem russischen Führer ist ausgenommen. Gin Adjutant ist zu ihm geschickt. Das Detachement wird voraussichtlich am 17. d. M. abends in Tientsin versammelt sein und dann den Eilmarsch nach Peking antreten. Krieg in Südafrika. London, 17. August. Das „Reut. Bur." meldet aus Kapstadt vom 17. d. Mts.: Dewet hat alle Ge fangene, mit Ausnahme der Offiziere, freigelassen. London, 18. August. Feldmarschall Roberts tele graphiert aus Pretoria unter dem 17. d. Mts.: Der Posten unter Oberst Hoare ist bei ElandSriver am 16. August durch Kitchener entsetzt worden. Von der Streit macht HoareS sind 12 Mann getötet und 28 Mann Verwundet. Englische Blätter veröffentlichen ein Telegramm aus Laurenyo Marques, welches meldet, daß Dewet 4000 Engländer gefangen genommen und 7 Geschütze erbeutet hat, und daß Lord Roberts Middelburg ge räumt habe. London, 20. August. General Clery telegraphiert aus Greylingstad unter dem 18. August: Etwa 80 Buren überraschten bei Dornkop am 14. August einen Rittmeister und 20 Dragoner. Der Rittmeister wurde leicht verwundet, ein Dragoner wird vermißt. Die Verluste der Buren sollen bedeutend sein. Oertlich-s und Sächsisches. Paunhof, den 21. August 1900. Naunhof. Das Fest seiner Fahnenweihe, das der König!. Sächs. Militärverein Kameradschaft am kommenden