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Donnerstag, den 26» Juli 1894 60. Jahrgang Nr. 86 Verantwortlicher Redacteur: P-ul Jehne in Dippoldiswalde. Vttt achtsettlge« ,^)lluftrirte» Unterhaltnngsblatt". , Mit land» «nd hanswirthschastlicher Monatsbeilage. Barthel wird noch größere Abwechselung in das Pro gramm bringen. So verspricht dieses Eoncert einen höchst seltenen Kunstgenuß. Dresden. DerCentralaüSschuß für da» l.Wetti n- bundeSschießen zu ^Dresden hat an Sachsens Schützen einewAusruf erlassen, nach welchem vom lS. bis mit 22. August in Kreiden das 1. WettinbundeS- schießen stattfinden soll. Vor Allem soll dieses I. BundeSschießen den Beweis liefern, daß SachsenS Schützen einig zusammenstehen; daß alle Schützen des Königreichs das Gefühl, der StammeSgemeinschafl be-. lebt; daß das Schützenwesen unseres engeren Vater landes in Blüthe steht und sich auf einer allen An forderungen der Gegenwart entsprechenden Höhe be findet; daß es nicht nachsteht den Leistungen anderer Schützen des deutschen Reiche-. — Die sächsische Industrie verdankt ihre Blüthe nicht allein dem gewerbfleißigen Sinne der Bewohner, sondern auch dem hohen Stande de» sächsischen Vil- dungswesenS überhaupt. Die Fürsorge für das all gemeine Bildungswesen liegt in der Hauptsache dem Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterricht- ob, welchem außer den Volksschulen, Seminaren, Gym« nafien und Realschulen in höchster Stufe auch die Uni- I ' > Dresden unterstellt"sind. Unter dem Finanzministerium stehen die Bergakademie in Freiberg, 2 Bergschulen und 1 Vorbergschule und die Forflakademie in Tha randt. Die eigentlichen gewerblichen Fachschulen befinden sich in dem Geschäftsbereich deS Ministeriums des Innern, welches soeben ein „Verzeichniß der Ge werbe-, LandwirthschaftS- und Handelsschulen im Ge schäftsbereich deS Königlich Sächsischen Ministeriums des Innern" veröffentlicht hat (Dresden 1893. Buch druckerei von F. Lommatzsch sA. Schröerj). ES find in diesem Verzeichniß 250 Fachschulen namentlich auf geführt, nämlich 6 höhere gewerbliche Schulen, tll gewerbliche Fachschulen, 7 gewerbliche Zeichenschule», 47 gewerbliche Lehranstalten für Frauen, Mädchen und Kinder, 29 gewerbliche Fortbildungsschulen, 1V landwirthschaftliche und Gartenbauschulen und 40 Handelsschulen. Diese Schulen find nur zum kleineren Theile „Staatsanstalten". In der Mehrzahl sind sie von Stadtgemeinden, Vereinen, Unternehmer- und Jnnungsoerbänden oder auch von Privaten errichtet und der Kontrole des Ministeriums unterstellt. Die erste Stelle nehmen unter den höheren gewerblichen Schulen die „Technischen Staatslehranstalten in Chem nitz" ein. Unter den eigentlichen „gewerblichen Fach schulen" sind aufgezählt: Schulen für Appreteure, Bau gewerken, Barbiere und Friseure, Blecharbeiter, Buch drucker, Buchbinder, Dampskeffelheizer, Dreher und Schnitzer, Drogisten, Färber, GastwirthSgehilfen, Gerber, Holzarbeiter, Klempner, Kellner und Köche, Konditoren, Maler und Lackirer, Maurer, Musikinstrumentenbauer, Musiker, Müller, Posamentiere, Schiffer, Schmiede und Schlosser, Schneider, Schnitzer, Schornsteinfeger, Schreiber, Schuhmacher, Seifensieder, Spielwaaren- ardeiter, Steinmetzen, Tapezierer, Tischler, Uhrmacher, Weber und Wirker, Werkmeister, Zimmerer. Al- deutsche Fachschulen, welche in Sachsen ihren Sitz haben und meist von Unternehmer- oder Handwerker oerbänden in- Leben gerufen find und theilweise vom Ministerium deS Innern auch mit Baarmitteln unter stützt werden, sind hervorzuheben: die deutsche Fach schule für Blecharbeiter zu Aue, die Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer in Leipzig, die deutsche Gerberschule zu Freiberg, die deutsche Müllerschule in Dippoldiswalde, die deutsche Schlofferschule zu Roßwein, die deutsch« Bekleidungsakademie zu Dresden und die deutsche Schneiderakademie zu Leipzig, die deutsche Uhrmacherschule zu Glashütte. Freiberg. Die Srzgebirglsche Gewerbe- und In dustrie-Ausstellung ist seit dem tk. Juli, also inner- halb 8 Tagen, von 7l sächsischen Vereinen besucht Das internationale Vorgehe« der Mächte gegen die Anarchisten. Wenn auch berechtigte Zweifel darüber bestehen, ob es zwischen den europäischen Mächten zu einer förm lichen Konferenz mit festen statuarischen Abmachungen in Bezug aus die Bekämpfung des Anarchismus kom men werde, so weisen jetzt doch zwei wichtige Momente daraufhin, daß ein gewisses gemeinsames Vorgehen aller Staaten gegen die Anarchisten wohl staitfinden. wird. Zunächst fordert schon die Thatsache, daß die Anarchisten ihre Sache „international" behandeln, sich au» allen Nationen rekrutiren und sich in allen Ländern: Herumtreiben, ein internationales Vorgehen der Polizei' aller Staaten, denn sonst ist es ja ganz unmöglich, den Anarchisten in ihren ebenfalls internationalen Schlupfwinkeln beizukommen. Wie sollen Verbrecher überhaupt möglichst noch vor der Unthat unschädlich gemacht werden, wenn sie, ohne daß die betreffenden Regierungen und Polizeibehörden einander in die Hand arbeiten, von Paris nach London, von Rom nach Basel, von Wien nach Belgrad in der ungestörtesten Weise entwischen und an dem neuen Wohnsitze al- unverdächtig ihr Wesen treiben können?! Ferner ist es doch auch sehr ch^kttriM der anarchistischen Gefahren, daffes in zwer anerkannt liberal regirten Ländern, in Frankreich und Italien, die Regierungen für durchaus nothwendig erachtet haben, besondere Maßregeln gegen die Anarchisten zu ergreifen, und wenn wir im deutschen Reiche noch nicht bei diesem Schritte angelangt sind, so liegt dies nur an dem glücklichen Umstande,, daß Deutschland von allen Staaten derjenige ist, welcher bisher am wenigsten von anarchistischen Unthaten gelitten hat. Neben Frankreich und Italien beschäftigt sich neuer dings sogar England mit dem Gedanken, daß durch eine geeignetere Gesetzgebung der Staat stärker gegen die Angriffe der Umstürzler zu machen sei, denn der englische Premierminister Lord Rosebery hat seine Ge neigtheit darüber kund gegeben, daß er sowohl mit ouSwärligen Regierungen al» auch mit englischen Staatsmännern auf Ansuchen einen Gedankenaustausch über bessere Maßregeln gegen die Anarchisten pflegen will. Erwähnt muß übrigens auch werden, daß die Schweiz sich entschlossen hat, ebenfalls mit besonderen Maßregeln den Umstürzlern entgegenzutreten, denn am l. August tritt in dec Schweiz ein Gesetz in Kraft, welches die Anfertigung, Aufbewahrung und Ver mittelung von Sprengstoffen zu verbrecherischen Zwecken mit schweren Strafen belegt. ES ist nicht zu ver kennen, daß besondere Gesetzesbestimmungen gegen anarchistische Umtriebe leicht zu allerlei Mißgriffen führen können, doch ist diese Schattenseite wohl nicht so grob, wenn sehr tüchtige und besonders instruirle Polizeideamte mit der Ausführung der betreffenden Gesetze beauftragt werden, denn das Hauptgewicht bei der Einrichtung stärkerer Echutzmaßregeln ist doch wohl auf die Handhabung der Polizei selbst zu legen. Den Anhängern de» Anarchismus müssen eben die Schlupf winkel verlegt werden, und die Polizei aller Staaten sollte energisch wiederholt gemeinsame Razzia gegen die Anarchisten unternehmen, welche sicher manchen Umstürzler unschädlich machen wird. «Lokales und Sächsische«. Dippoldiswalde. Pünktlich mit dem Beginn der sogenannten HundStagSferien hat sich auch «ine rich tige HundStagStemperatur eingestellt, denn seit Montag sendet die Sonne ihre Strahlen mit solcher Jntenfivität aus unsre Häupter nieder, wie in diesem Jahre noch nie. Er ist da» richtige Ferienwetter und wird dem gemäß auch gründlich ausgenutzt. Echaarenweise zieht unsere Schuljugend besonder» in den Forst auch auf wettere Entfernung, richtige Tage-partieu könnte man «» nennen, um die würzigen Heidelbeeren zu sammeln. Inserate, «elch« Vei de» Weutendm Auslage de» Mattes ein« sehr wirk same Verbreitung, finden, werden mit 1Ü Psg. di« Spaltenzeile oder veren Rnum berechnet. — Dis bellarische und eompliekw Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, ,m redaktionelle» Theile, di« Spaltmzeib» WPsg. «scheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2K Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Me Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. chnitz-ZkltW Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Aippoldiswalde und Irauenstein - > - . - < Aber auch mit der Schule selbst wird der Verkehr i nicht ganz abgebrochen sein während der drei Wochen. Die Schüler, welche an den Spielstunden theilnehmen, werden mit den Herren Eidner und Flöhr nächsten Montag eine größere Tmnparthie veranstalten, während die Pdivattürnriegö de» Herrn Schröter jede Mittwoch unter dessen Leitung einen kürzeren UebungLmarsch unternimmt. Wünschen wir unseren Kindern herzlich, daß aber die Ferien überhaupt für alle an Körper Und Gäst sich recht segensreich erweisen mögen, .daß 'sie ihnen die Spannkraft mit verleihen helfen, die sodann der Unterricht wieder yon ihnen sordert. ' — Degen 250 Personen beteiligten sich am Montag an der Exkürsion des GewerbevereiyS zum Besuche der Industrie-Ausstellung in Freiberg. Die selbe bietet ein recht anschauliches Bild über den Ge- werbfleiß des Erzgebirges und des Vogtlands». Au» unserer Stadt ist sie von Herrn Stellmachenmeister Klemm und von Herrn Hufbeschlagmeister Mende be schickt worden. Außer unserm Gewerbeverein waren diejenigen von Waldheim und Großröhrsdorf anwesend, denen allen der Bruderverein .au» Freiberg Standarten zum Sammeln gestellt hatte. Von 8 Uhr Vormittag bi» 9 Uhr Abends hatten dieselben vollauf Zeit, nicht f.uur. di^LuSstellung, soudern auch nndere Sehens- foerfität^r Leipzig und die technische Hochschule in Würdigkeiten der Stadt zu besehen. Paulsdorf. Am 24. Juli hat in hiesiger Flur der Roggenschnitt begonnen. BärenfelS. Am Sonntag, den 22. d. M., de» Morgen» in der l. Stunde, ist der von dem Villen besitzer König interimistisch errichtete Pferdestall aus noch unbekannter Ursache in Flammen aufgegangen und ist in letzteren auch da» König'sche Pferd mit um gekommen. Zur Hilfeleistung erschien außer der hie sigen Gemeindespritze noch die Spritz« der Gemeinde Kipsdorf. Kreischa. DaS hiesige Park-Hotel ist durch Kauf in den Besitz de» Herrn Bademeister Schmidt- Tharandt übergegangen ünd zwar für den Preis von 45000 Mark. — Unsere strebsame Feuerwehr beabsichtigt, am 29. d. M. einen Feldmarsch nach dem Wilisch zu unter nehmen, und damit eine SanitätSübung in Verbindung zu bringen. Herr vr. Eckebrecht hat der Feuerwehr in uneigennütziger Weise einen SanitätSkursu» ertheilt, welcher nunmehr beendet ist. S Glashütte. Bei günstigster Witterung verlief unser Schützen fest in gewohnter Weise. Besonders trug die vorzügliche Marsch-, Concert- und Ballmusik der Pirnaer Artilleriekapelle unter Leitung deS Herrn StabStrompeter Philipp sehr viel zur Belebung des Festes bei und lockte das Publikum heran. Die beiden Reveillen und die Marschmusik zu den 2 Auszügen, sowie beim Einzuge hat man hier selten so gehört. Der Königschuß fiel am Montag Abend gegen 7 Uhr und errang dadurch Herr Spediteur Hermann Gietzelt die ÄönigSwürde. — DaS Schulfest, welches hierorts aller 2 Jahre abgehalten wird, findet dieses Jahr am 29. Juli, also nächsten Sonntag statt. Mit diesem Tage beginnen auch die Eommerferien der hiesigen Volksschule. — Der hiesige strebsame Männergesangverein plant für den 23. September dieses JahreS ein große» Concert. in Gemeinschaft mit der Kapelle des königl. sächs. 2. Grenadierregiment Nr. 101 und wird unter Anderem zwei Stücke mit Orchester zu Gehör bringen: 1) „Im Dunkeln" von Engelsberg, tnstrumentirt von Kremser und 2) di« 6 altniederländischen Volkslieder von Kremser mit verbindender Dichtung von Biber. Frl. Anna Hansch, die Schwester deS Liedermeisters, welche im Vorjahre durch ihr künstlerische» Pianoforte- spiel sich den Löwenantheil de» Beifall» errang, wird diesmal da» 0 Eoncert von Karl Maria von Weber (mit Orchester) vortragen. Ein Biolinsolo de» Herrn