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Die ..Weißeritz Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. rs Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Mg. Einzelne Nummern 40 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchenh -ZkitM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet da bedeutenden Auflage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate niit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Fmicksnfs str die Königliche Amtshauptmannschasi, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 81. Donnerstag, dm 14. Juli 1898. 64. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Vogelschiebmontag stand «rst recht im Zeichen des Wassermanns. Der Boden des Schießplatzes wäre vom Regen schier grundlos gewesen, wenn nicht die städtische Straßenverwaltung in zuvorkommender Weise schnell für Ausbesserung der Wege gesorgt hätte. Unter der Schützengesellschaft war man Anfangs unschlüssig, ob man bei dem Nach- mittagsauSzuge auch den geplanten Aufzug mit ein stellen sollte. Als sich aber gegen 2 Uhr der Himmel öffnete und einen freundlichen Blick aus blauem Auge den Schützen vergönnte, da schwand die Verzagtheit und schnell wurden die Vorbereitungen zum Auszugs getroffen, freilich nicht rasch genug, um noch dem schon wieder herannahenden Regenschauer ausweichen zu können. Laut Programm rückten von der Reichs krone her 30 deutsche Marinesoldalen, geführt von einem Admiral, während aus der Herrengaffe ein blau und gelb ausgeschmückter, blumenumwundener Gala wagen mit 4 bezopften echten Chinesen auf den Markt einbog. Die Ueberreichung des chinesischen Sonnen ordens an den deutschen Admiral sollte die Begegnung und Begrüßung der Deutschen durch die Chinesen in Ktaotschau andeuten, worauf sich der Zug nach der Aue zu bewegte. Hier wurde nun von Seiten der Schützen dem Reste des Hauptvogels zu Leibe gerückt, so daß gegen 7 Uhr Herr Bterverleger Müller-HatnS- berg als Vogelkönig und Herr Gasthofsbesitzer Stephan hier als dessen Marschall prok amirt werden konnten. Letzterer hatte beide Meisterschüsse abgegeben. Der Abend war wenigstens von oben trocken und warm. In Folge dessen konnte die Illumination deS Festplatzes ungestört erfolgen, auch füllten sich die Schankstätten mit zahlreichen Besuchern. Im Schützenzelte gab der Männergesangverein verschiedene Weisen zum Besten, und überall gewahrte man die heiterste Laune. Der Dienstag schien durch heiteren, blauen Himmel und warmen Sonnenschein die üblen Launen der vorher- gehenven Tage wieder gut machen zu wollen, aber das Necken konnte er doch nicht lassen, denn gegen Abend umwölkte er sich wieder und sandte auch hin und wieder nasse Niederschläge, jetoch konnte man mit ihm noch ganz zufrieden sein. Am Schluß des Scheibenscheßens ergab es sich, daß Herr Kürschner meister Reichel für Herrn Kaufmann Lindner-Großölsa den erstbesten und Herr Hospitalverwalter a. D. Wolf für Herrn Bäckermeister Schneider den zweitbesten Schuß abgegeben hatten. Am Abend wurden dieselben mit den übrigen Königen und Marschällen in die Stadt -eingesührt, wobei viele Häuser illumtnirt waren und Herr Vorsteher Hellriegel am Schluß des Einzugs Worte des Dankes sür alle Unterstützer des Festes aussprach. Den Schlußeffekt bildete dann das von Herrn Weber-Löbtau abgebrannte Feuerwerk, das ckrotz der feuchten Lust sehr gut gelang und vielerlei neue Feuerkörper vorführte. — Zu besetzen: Die Schulstelle zu Walters dorf bet Liebstadt (Parochie Liebenau). Kollator: Die oberste Schulbehörde. Einkommen: Außer freier Wohnung mit Gartengenuß 1l81 M. Gehalt, 72 Mk. für Unterricht in der Fortbildungsschule, sowie 48 Mk. der Frau des Lehrers sür den Unterricht in weiblichen Handarbeiten. Gesuche sind mit allen erforderlichen Beilagen bis zum 3l. Juli zu richten an den Königt. Bezirksschulinspektor vr. Lange in Dippoldiswalde. — Die Veteranen von 1849, welche an der sür den 13. April 1899 in Dresden beabsichtigten außer gewöhnlichen Feier der Erstürmung der Düppler Schanzen mit einer gemeinsamen Huldigung Sr. Maj. des Königs beiwohnen wollen, werden ersucht, unter Angabe ihres Standes, Wohnorts und der Truppe, bei der sie dienten, sich bei Kamerad Venus-Dresden Wintergartenstrabe 701, recht bald zu melden. Die Maikäser, welche nach dem Voraussagen h?uer in großen Masten auftreten sollten, haben auch in diesem Jahre sich wenig bemerkbar gemacht, sodaß auch die Theorie von den Flugjahren, die sich in längstens vierjährigen Perioden wiederholen sollen, hier nicht zuzutreffen scheint, denn eine eigentliche Maikäferplage ist seit länger als 4 Jahren nicht mehr vorgekommen. Vielleicht trifft die Meinung unserer Landleute zu, wonach die Verwendung künstlichen Düngers den Engerlingen schädlich ist und diese ver nichtet. Besonders sollen die Rückstände aus chemischen Fabriken, zu Düngungszwecken verwendet, diese Eigen schaft besitzen. — Sonderzüge über Leipzig nach Hamburg. Zur Erleichterung des Besuchs des am 23. d. Mts. in Hamburg beginnenden 9. deutschen Turnfestes werden in der Nacht vom 22. zum 23. d. Mts. Sonderzüge zu ermäßigten Fahrpreisen von Plauen i. V., Chemnitz, Dresden-Altstadt, Zittau und Reichen berg nach Hamburg verkehren. Die Abfahrt erfolgt von Plauen i. V. ob. Bhf. Nachts 2", von Reichen bach i. V. ob. Bhf. 3", von Werdau 3", von Crim mitschau 4«, von Altenburg 4" und die Ankunft in Hamburg (Hannov. Bhf.) 5° Nachm. Von Chemnitz erfolgt die Abfahrt Nachts 2", von Borna 3" und die Ankunft in Hamburg (Berl. Bhf.) 2" Nachm. Ein weiterer Sonderzug wird abgefertigt ab Dresden- Altstadt Hauptbhf. NachtS 12", ab Dresden Wettiner straße 12", ab Dresden-Neustadt 12" und kommt in Hamburg (Berl. Bhf.) an 2" Nachm. Die Ab fahrt des Sonderzuges von Reichenberg erfolgt Nachts 10"°, von Zittau Bhf. I1"°, von Warnsdorf II", von Bischofswerda 1"" und die Ankunft in Hamburg (Hannov. Bhf.) mit dem Voigtländischen Zuge ver einigt 5" Nachm. Die Fahrkarten erhalten dreißig tägige Gültigkeit. Auf den größeren sächs. Stationen werden Anschlußlahrkarten zu ermäßigten Preisen aus gegeben. Zur Rückreise ist die Benutzung der gewöhn lichen Schnellzüge mit einigen Ausnahmen auf der Strecke Hamburg-Berlin ohne Nachzahlung sowohl über Magdeburg-Leipzig als auch über Berlin zum Theil ohne weitere Förmlichkeiten nachgelaffen. Alles Nähere ist aus der bei den betheiliqten Stationen und bei den AuSkunslsstellen in DreSden-Altstadt, Chemnitz und Leipzig (Dresdn. Bhf.) unentgeltlich zu erhalten den Ueberstcht zu ersehen. — Bezüglich der Neuuniformirung der sächs. Staatsbeamten verlautet, daß der „Slaatsdreimaster" wohl gänzlich verschwinden und an seine Stelle der Helm treten wird. Ebenso soll bet den Forstbeamten und den Beamten des staatlichen Straßenbaues das „böhmische Zündhütl" als Kopfbedeckung nicht mehr weiter getragen, sondern eine der Neuzeit entsprechende Dienstmütze an seine Stelle treten. Im Eisenbahn dienst spielt eine neue UniformirungSsrage. Im Exe kutivdienst ist es unbedingt nothwendig, daß hier die einzelnen Chargen, die bisher durch kaum bemerkbare Abz ichen unterschieden wurden, deutlich kennbar jge- macht werden. Auch im Bureaudienst werden in Zu kunst Uniformen getragen werden. Glashütte. Die Theatergesellschast des Herrn Direktor Zahn hatte am vorigen Sonntag zur Er öffnung ihrer Vorstellungen im „Golönen Glas" hier das Sensations-Schauspiel Dreysus gewählt und ein gedrängt volles Haus erzielt. Hoffentlich werden auch die wenigen ferneren Vorstellungen der Gesellschaft gut besucht. Die Leistungen derselben fanden all gemeinen Beifall. — Der in der Blüthezeit der Obstbäume sür dies Jahr erhoffte reiche Ertrag derselben hat sich hier leider sehr verringert. Manche Sorten Aepsel haben sehr gut angesetzt, bei andern ist jedoch alles abgesallen, da verschiedene Insekten, als der Blüthen- siecher, die Spannraupe u. s. w. die Blüthen und jungen Früchte vernichtet haben. Auch die Blutlaus trat hier auf, doch scheint dieselbe durch bei Zeiten vorgenommene Einpinselung der befallenen Bäume vertilgt zu sein. Die sehr reich geblühten Pflaumen werden sehr wenig Ertrag geben. Frauenstein. Als am vorigen Sonnabend der Fleischer Horn in Reichenau mit 2 Kühen von Nassau kam, wo er selbige gekauft hatte, scheute kurz vor Reichenau eine derselben und lief davon, Horn ein Stück mit forlschleifend. In wilder Fluch rannte nun die Kuh nach Frauenstein, durch unsere Stadt hindurch und die Straße entlang nach Freiberg zu. Vor Frauenstein und auf hiesigem Markte riß die Kuh zwei Frauen um, ohne aber diesen besonderen Schaden zu zufügen. Das Thier wurde am Montag in Lichten berg mit großer Mühe durch einen Stallschweizer ein gefangen. Das Thier gebärdete sich wie toll. Es hat mehrere Personen, welche es einfangen wollten, so ernstlich verletzt, daß ärztliche Hilfe in Anspruch ge nommen werden mußte. Rehefeld-ZaunbauS. In den Niederungen der wilden Weißeritz ist in der Nacht vom S. zum 6. d. M. stellenweise das Kartoffelkraut derart erfroren, daß nach der nassen Witterung der letzten Tage ganze Stöcke von der Wurzel gefault sind. — DaS CavalierhauS an der Eüdostseite des Königlichen Jagdschlosses ist jetzt soweit fertiggestellt, daß es beim Aufenthalte der Königlichen Majestäten im August d. I. erstmalig seinem Zwecke dienen soll. — Herr Lehrer Köniz verläßt am 19. d. M. unfern Ort und siedelt nach SeiferSdorf bei Chemnitz über. Ein Nachfolger für genannten Herrn ist zur Zeit noch nicht gewählt. — Nächsten Freitag und Sonnabend unternehmen 24 Studirende und 4 Professoren von der K. Forst akademie zu Tharandt einen Studienausflug nach dem Rehefelder und besonders nach dem Altenberger Staats forstreviere. Waltersdorf bei Liebstadt. In nächster Zeit tritt leider schon wieder ein Lehrerwechsel bei uns ein, in dem dis Wahl unsers beliebten Herrn Lehrers Paul Günnel sür Oberreichstädt bei Dippoldiswalde nun mehr die Bestätigung der obersten Schulbehörde ge funden hat. Dresden. Die Abreise der den Ferienkolonien des Gemeinnützigen Vereins zugelheilten Kinder er folgt nächsten Sonnabend in den Vormittagsstunden mittelst Eisenbahn und Dampfschiff. — Für den Bau des neuen Rathhauses zu Dresden an der Ringstraße beabsichtigt der Rath dem nächst das Bauprogramm ausarbeiten zu lassen. Das neue Gebäude soll im Jahre 1905 in Benutzung ge nommen werden. Ja dem neuen Prachtbau wird auch der Sitzungssaal für das Stadtverordneten-Kol legium mit eingebaut werden. Gefordert wird zu nächst ein Sitzraum für 140 Personen, eine größere Journalistentrtbüne und zwei öffentliche Tribünen, welche für 100 Personen Raum bieten. Weesenstein. Der Werksührer Rost, der kürzlich aus dem Bahnhofe Mügeln verhaftet wurde unter dem Verdachte, die Flinsch'sche Papierfabrik in Brand ge setzt zu haben, ist am vorigen Freitag wieder aus dem Amtsgerichts - Gesängniß Pirna entlassen worden, da sich keinerlei Anhaltspunkte sür seine Schuld ergeben haben. Pirna. Wie man sich wohl noch erinnern wird, wurde im Frühjahre dieses Jahres die Wittws Schreiter von hier, deren Ehemann bei der großen Hochfluth des Vorjahres im Gottleubabach an der Bahnhof straße ertrank, von ihrem Geliebten, dem hier in Arbeit befindlich gewesenen 26 Jahre alten Dachdecker Franz Rietschel, unter dem Vorwande, sie heirathen zu wollen, nach seiner Heimath Schönwald in Böhmen gelockt und dort von ihm vergiftet und erwürgt. Es hieß damals, der Mörder sei alsbald verhaftet worden, doch bestätigte sich diese Nachricht nicht, viel mehr trieb derselbe sich vagabondtrend in jener Gegend