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Adorter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. . Vierzehnter Jahrgang. Prei« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestelluog de< Blattet durch Lotengelegenheit: r» Ncugroschea. 44. Mittwoch, 31. Oktober 1849. Bekanntmachung. Nach tz. 10.3. der Armenordnung vom 22. Ocrober 1840 ist Vie Sammlung von Kollekten zu wohltha- tigcn Zwecken nur erlaubt nach vorher eingeholter und nach Befinden schriftlich ausgeferngter Genehmigung entweder der Ortsobrigkeit oder der betreffenden Kreis-Direktion oder deS Ministern des Innern, je nachdem die Sammlung nur an einem einzelnen Orte, oder in einem größeren Bezirke, oder im ganzen Lande staltsin- den soll und sollen ohne Nachweis dieser Erlaubniß herumgebeuve Kolleklantcn in Verantwortung und Strafe gezogen werden. Wenn nun, sichern! Vernehmen nach, neuerdings aus der Schweiz eine Aufforderung zu Einsammlung von Geldbeiträgen für deutsche Flüchtlinge ergangen ist und zu vcrmuthcn steht, daß noch meh rere dergleichen Ausforderungen an das Publikum gelangt sind oder noch gelangen werden, so werden in Ge- maßbeil einer dießfalls anher ergangeuen Verordnung des König!. Ministeriums des Innern, die sämmtlichen Posizeiobrigkeiteu des hiesigen Verwaltungsbezirks auf die obgedackte gesetzliche Bestimmung hiermit ausdrück lich aufmerksam gemacht und zu deren gemessener Handhabung, da nölhig, bei eigner Verantwortlichkeit angr- »viescn. Die betreffenden Obrigkeiten haben übrigens dafür zu sorgen, daß diese Bekanntmachung in den in nerhalb ihrer Verwaliungsbezirke herauskommcnden Lokalblattei, und zwar in dem zunächst erscheinenden Stück, nach Maaßgabe der Vorschrift in h. 12. des PreßgesetzeS vom 18. November 1848 abgekruckt werde. Zwickau, den 17. August 1849. Königl. Krcisdirektion. von Watzdorf. Vater, S. Der politische Haß. Auf dem Gebiete der Politik wuihen zwei Lei denschaften und der glühendste Haß mit aller Stärke, verwüsten die Gefilde des civilisirien Europa und brin gen namenlosen Jammer über die Menschen. Der po litische Haß dringt in das Innerste der Familien ein, zerreißt die zartesten Bande, vernichtet die süßesten Hoffnungen und vergiftet die reinsten Freuden. Tau sende von politischen Flüchtlingen irren als Bettler, als Geächtete, als jammervolle Bilder des Grams und Elends von einem Lande zum andern, überall werden sic mißtrauisch empfangen, überall schnöde ausgewiesen. Die Kerker Deutschlands sind gefüllt und überfüllt mit Mannern, mit Jünglingen und Greisen, mit Män nern jedes Standes; und draußen vor den Kerker» thüren stehen in Thränen die Muller, Väter, Gattin nen, Bräute, die Schwestern und Brüder der Gefan genen, des Augenblicks erharrend, wo sich die Gesäng» nißthürcn öffnen werden und die Unglücklichen die frische Morgenluft der Freiheit wieder anweht. Wir hören am Rhein und an der Donau, im Osten und Westen, die Schüsse militärischer Executionen stand, rechtlicher Unhcile und sehen ein rüstiges Leben nach dem andern verlöschen. Der Tod, der kalte schaueUiche Tod, schreitet nach der großen Ernte der Mai- und Junitage wie eine emsige Achrenlescrin über die Lan der Europas, um eine ergiebige Nachlese zu halten. Wir alle, welche wir unter dem Einflüsse der Zeit und der Ereignisse stehen, wir wollen uns nun doch einmal recht aufrichtig fragen, welches die Folgen und die Motive des politischen Hasses sein mögen? Was end lich, wenn das so fortgchen würde, aus der Menschheit, der Gesittung und den Staaten werden soll? Vorerst verbittern wir uns gegenseitig recht sehr das Leben, bringen uns ganz systematisch um jede siehe Stunde, und das ist, mindestens gesagt recht einsaitig. Wir Alle können, obschon arm und niedrig, so manche Freuden in der Welt genießen, wenn wir eö nur an zufangen wissen. Aber Feindschaft und Haß sind im Leben das, waS der Mehllhau der Pflanze ist, nämlich Gift. Wenn ferner keine Partei der Stimme der Ver nunft, der Liebe und der Versöhnung Gehör geben will, so bleibt am Ende weiter Nichts übrig, als das der Kampf so lange dauert, bis die Hälfte der europäi schen Menschheit von der Erke vertilgt ist, daß Krie- und Blutvergießen, Revolutionen und Gegenrevoluti- onen, daß alle schlimmen Elemente der menschliche» Gesellschaft so lange wülhen, bis der Krater der Lei-