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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration». Preis 22; Sgr. Tblr.) »eerleijähriich, 3 2dir. sür das ganze Jahr, ohne Er- »«dung, in alten Theilen ter Preußischen Monarchir. a g a für die Man pränumeiirt aus diese« Literatur-Blatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Staaie-Acitung (Friedrichrsir. Nr. 72); in der Provinz so >vie im Auslande bei den Mohllöbl. Post-Aemiern. Literatur des Auslandes. 34 Berlin, Mittwoch den l8. März 1840. Frankreich. Der Ocean der Tropenländcr. Von Gabriel Lafont.") Sobald man den Wendekreisen naht, bietet der Oeean ein neues und höchst interessantes Schauspiel: Alles regt sich mit wunderbarer Lebenskcaft unter dem lothrcchteu Strahl der Sonne; die Fluchen wimmeln von Bewohnern jeder Form und Größe, die dem Schiffe überall nachfolgen, als hätte der Schöpfer sie angewiesen, das Mo notone und Laügwciligc der Seefahrt durch allerlei angenehme Zer streuungen erträglicher zu machen. Keines der Phänomene, welche die Nähe der beisien Zone an- kündigcn, ist jedoch so überraschend, wie Vie Schwärme fliegender Fische. Ich war ganz hingerissen von Bewunderung und Entzücken, als ich zum ersten Male sah, wie diese anmuthig gestalteten und in lebhaften Farben prangenden kleinen Meerdewohner dem tiefen Flutbcu- schooß entstiegen, eine Zeit lang in den Lüften hin und her schwebten und dann wieder hinabsankcn, nachdem Vie Sonncugluth ihre Schwin gen getrocknet hatte. , ' Der fliegende Fisch ist von der Größe unserer kleinen Secbarbe. Er hat vier Flügel, die ihm als Schwimmflossen dienen, wenn er sich im Wasser tummelt; zwei derselben, die näher am Kopfe sitzen, haben ungefähr die Länge seines Körpers, die anderen beiden sind weit kürzer. Diese Flügel bestehen aus einer durchsichtigen baut- artigen Substanz, deren Elastizität nur so lange anhält, als sic feucht ist; der Fisch kann also nur kurze Zeir in der Luft bleiben, und wird er lebhaft verfolgt, so macht er ost wahre Ricochct-Sprüugc über die Fluthcn. Die bedeutende Stärke seines Brustmuskcls erleichtert ihm vaS Fliegen sehr. Trotz dieses Vortheils, den ihm die Natur so auszcichnend gewährt, ist der fliegende grsch doch von unzähligen Gefahren umringt, und-muß mehr auf seiner Hutb scpn, als irgend ein anderes Secihier. Sein wohlschmeckendes Fleisch ist ein Lecker bissen für Vie Bonitcn, die Thunsische, Meerschweine, Blassischk und eine Menge anderer gefrässiger Mitbewohner des Oceans, die ibn im Wasser beständig verfolgen; und gelingt es ibm, diesen Würgern ans raschem Fittig zu entrinnen, so hat er cs mit den geflügelten Räubern der Lüste, mit dem scharfsichtigen Fregatienvogel, den, Al batros, dem Tölpel, Sturmvogel, Schuster und anderem tropischen Raubvögeln zu thun, die wie Pfeile auf ihn losschießcn, während er über dein Wasser schwebt. Während der Nacht stießen ost ganze Schaaren fliegender Fische, ohne Zweifel von ihren Feinden verfolgt, gegen die Wände unscrcS Fahrzeugs, oder verwickcltcn sich im Takel werk, und am nächsten Morgen fand man jedesmal ihrer genug, um dem Capitain ein leckeres Frühstück bereiten zu können. Von allen Feinden des fliegenden Fisches ist dic Doradc (eine Art Delphin) der furchtbarste. Wie dic Laud-Raubthicrc vom Katzcn- geschlechte, so ereilt dieser gefräßige Meerdewohner seine Beute in langen Sätzen; er schnellt sich wohl dreißig Fuß weit, reißt sein Opfer, sobald cr es gepackt hat, in die Tiefe und läßt aus der Oberfläche des Wassers Kreisc zurück, dic sich, wcnn das Meer ruhig ist, mit bewundernswürdiger Regelmäßigkeit erweitern. Die Dorade, von den Französischen Seelcntcn auch „Tummlcr" genannt, ist dcr schönste Fisch des ganzen Oceans; auch hat kein anderes Scc- thier eine solche Elastizität in allen seinen Bewegungen. ES ist schwer, von dem prächtigen Farbcnspicl seiner Schuppen, die abwech selnd grün, silvcrn, goldgelb, blau und violett erscheinen, einen Be griff zu geben; oft saß ich Stunden lang und staunte über dic schillernden Farben dieses wunderbaren Fisches, wenn cr sich voll üppiger Lebenslust aus den Wogen schaukelte und hcrumschwang. Dic Doradc schwimmt selten in gauzcn Schaaren, gewöhnlich paar weist. Zhr Kopf ist kurz, per Körper aber schlank und zierlich ge baut. Als Nahrungsmittel ist sie per schmackhafteste aller tropischen Fische. Wcnn man eine Doradc fängr, so vcrcndct sie augenblicklich, wie die meisten Fische des Oceans. Während ihres kurzen Todcs- kampfes ist das Spiel ihrer Farben »och bewundernswürdiger. Der Bonit oder Brcitfisch mit dem bläulichen, dcr Länge nach gestreiften Rücken und dem silbern glänzenden Bauche ist sehr ge wöhnlich und wcgcn seiner Gefräßigkeit leicht zu sangen. Dcr Thun fisch und der Tazar st) gehören zu demselben Geschlechte; aber die Bonitc sind viel massiver und erreichen zuweilen ein Gewicht von beisen ijnin,- -IN', ssoVovage antour Uv dtoiMe, von welchem der erste Band korgm) dic Presse verlassen bat hundert Pfund. Dcr Thunfisch hat cine lebhafte grüne und gelbe Farbe; der Tazar ist schmächtiger und länger, als der Bonit; die Farbe seines Rückens spielt etwas ins Grüne, und auch dem Silber weiß oder Grau seines Bauches ist etwas Gclbgrün beigemischt. Das sogenannte Meerschwein (mar^num) ist derjenige Fisch des tropischen Meeres, dem man am häufigstcu begegnet. Er schwimmt beständig i» Schaaren und treibt sich, besonders wenn Windstille eiu- tritt, gern in der Nähe der Schiffe herum. Sobald man einen Zug dieser Fische cine bestimmte Richtung einschlagcn sicht, so kann man überzcugt scpn, daß der Wind ans jener Gcgend sich erheben werde. Zch sah den Meerschweinen oft mit Vergnügen zu, wie sic in dem Kielwasser unseres Fahrzeugs hcrumschäkertcn. Ein Seefahrer, dcr dicse Fische mit ciner muthigen, lcbcnsprudclndcn, unermüdlichen Meute von Jagdhunden vergleicht, die cinem Jagd-Fuhrwerke nach stürmt, bat einen sehr richtigen Begriff von dem Eindruck gegeben, den solch' eine Scene macht. Die Matrosen geben diesem Secbc- wohner den »nebeln und sehr unpassenden Namen Meerschwein G'wllnn <>« m<-r)°>; die Naturforscher haben ihn, wcnn ich nicht irre, zu den Walisisch-Arten gerechnet.°°) Seine auf dem Rücken schwarze und am Bauche weiße Haut ist ungefähr sechs Linien, an Kopf und Hals aber zwei Zoll dick. Man kann Ocl aus ihr ge winnen, wie aus der Haut des Walisisches. Sein Fleisch ist schwarz und ölig; doch läßt es sich genießest, wcnn cs ein paar Tage im Wasser gelegen ligt. Zu den Naturwundern, die mir jeden Tag Staunen abnöthig- tcn, gehörte auch dic sogenannte Secnessel oder Galerc, eine sehr schöne Molluske, deren natürliche Segel, wenn sic von dcr Sonne beschienen wird, in allen Farben des Regenbogens schimmern. Oft erscheint Vic Sccnessel m ganzen Myriaden, die unabsehbare Räume bcvccken, über dem Wasser; man glaubt alsdann cine Flotte winziger Zauberschiffchcn zu schcn und sieht sich nach Lilliputischen Fährleuten um, Vic sic steuern. Die Secnessel ist ein zartes, fast durchsichtiges Geschöpf, dessen Obcrtheil ganz die Form eines Segels bat: kabcr dic Matrosen sie Gcklere nennen. Filamente von acht bis zehn Zoll Länge halten das kleine lebendige Fahrzeug über dem Wasser flott. Wer birst Molluske anfafit, dcr verspürt einen bren nenden Schmerz im Finger, noch stärker, als wenn cr cine Neffcl berührte; daher der Name des Thicrchcns im Deutschen und in einigen^ anderen Sprachen. Wcnn Windstille cintrat, wurden wir oft von Haifischen besucht; wir fingen mehrere dieser furchtbaren See-Tyrannen, darunter einen, der von ungeheurer Größe war. Einer der Offiziere des Schiffes ließ einen Angelhaken ins Wasser hinab; der Speck an dcr Angcl reizte die Gcsräßigkrit des Ungeheuers, das sogleich herbeischoß und den Köder sammt der Angcl verschlang. Man rief dic Mannschaft des Hmterkastells hcrbei, um den Haifisch zu bissen; aber der Capitain, besorgend, das Angelseil dürste wohl nicht stark genug sepn, um den gewaltigen Schwingungen dcS Thieres zu widerstehen, befahl, den Strick nachzulaffcn, bis ver Gefangene sich in seinen strategischen Evo- lutioncn erschöpft haben würde. Die Bewegungen des Hai's wurden wirklich nachgerade schwächer, und am Ende verhielt er sich ganz ruhig. Jetzt machte einer dcr Matrosen aus einem stärkeren Seil eine Schleife, die cr vcm Ungeheuer untcr die Kinnlade glcitcn ließ. Man zog das Angellcil straft an; dcr Haifisch that eincn Satz, cs gelang ibm aber nicht, los zu kommen. Man befestigte eine Rolle zum Auswinden des Seiles an das Augelbol;, und bald darauf schwebte der Hai über dem Wasser. Die Schläge seines fürchterlichen Schwanzes erschütterten das Hackbord: dcr Offizier, welcher befürch tete, das Angelholz könnte cutzweibrechen, beschloß, ihn sogleich aufs Verdeck ziehen zu lassen. Dies war cine Unklugheit; denn kaum hatte der Haifisch einen Stützpunkt gesunden, ais er mit seinem Schwänze Alles meverschlug, was er crrcichcn konnte. Zum Glück war das Hinterkastcll brcit, so daß cr sür seine verzwcifcltcn Ma növer hinlänglichen Raum batte. Unt jedes Unglück zu verhüten, eilte ein Matrose herbei und versetzte ihm mit cinem Hebebaum zwei tüchtige Schläge auf den Kopf, während ein anderer mit seiner Art den dränenden Schwanz abhicb. Das Ungeheuer that noch eine» Dee Verfasser scheint nicht zu ahnen, daß auch sein edel klingendes nair^aN» nichts Andere» bedeutet. ES iss da» geradebrechte Deutsche Wort Meerschwein. ") Gan; richtig: das Meerschwein gebiert lebendige Jungen, wie Wall- sssch und r-ai: da es aber gewisse andere Hau»t Mtrkmalt nur mit Ersserem Ibcilt, so hat man es zu den Ertaeee'n gerechnet. Beide Klane» ssiid aber eigentlich nur lsich ähnliche Scegcschopse und sscben den eigentlichen .Psaicu nicht viel näher, als die Fledermäuse den Vögeln.