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^ibergerZuzeia^ md Taacblatt und Tageblatt Inserate werden bi» Vormittag 11 Uhr . angenommen. Preis für die Spaltzeile IS Pfg. 1 FAzDlH Außerhalb de» Landgerichtsbezirk» 1ö Pfg I Lrscheint jeden Wochentag Abend» '/,7 Uhr für den /I/O anderen Tag. Pret» vierteljährlich 2Ml. SS Pfg. «/ V- » zweimonatlich 1 Mk. SO Psg. u. einmonatlich 7SPsg. AmMaü für die königlichen Md städtischen Behörde« z« Freiberg imd Brand. Verantwortliche Leitung: Georg Burkharvt. 49. Jahrgang. Dienstag, den 27. Oktober. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Art. II Z 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — ReichSgesetzblatt Seite 245 flgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Haupt marktortes Dresden im Monate September dieses Jahres festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden bez. Quartierwirthen im Monat October dss. Jahres an Militär- pferoe zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt im Lieferungsverbande der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschaft 7 Mk. 40,3 Pfg. für 50 Kilo Hafer, 3 Mk 64,S Pfg. für 50 Kilo Heu, 2 Mk. 52 Pfg. für 50 Kilo Stroh, was zur Nachachtung andurch bekannt ge macht wirb. Freiberg, den 26. Oktober 1896. Königliche AmtShauptmanuschast. »r 8te1u«rL. Wcgespcrrung. Wegen Herstellung der bei Station 2 6 der im Bau begriffenen Eisenbahnlinie Mulda— Sayda gelegenen Zufahrtsstraße nach Bahnhof Mulda wird der rechts.'der- Mulde gelegene Dorfweg in Mulda und zwar von dem Arnold'fchen Grundstücke (Parzelle Nr. 140») bis ^urn Philtpp'schen Grundstücke (Parzelle Nr. 138») vom 27. Oktober bis mit 11. November dss. Js. für den Fust- und Fährverkehr gesperrt und der gesummte Ver kehr auf die Weißenborn-Lichtenberg-Muldaer Halbchaussee innerhalb des Ortes Mulda verwiesen. Zuwiderhandlungen hiergegen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Freiberg, am 26. Oktober 1896. Königliche Amtshauptmannschaft. Vr^8t«lM«rt. Deckreifig-Verkanf im Hospitalwalde findet statt: Dienstag, den 27. October und Freitag, den 30. October c. von früh 8 bis 18 Uhr im Forsthause an der Chemnitzerstraße. Freiberg, den 22. October 1896. Der Stadtrath. Bekanntmachung. Während deS Aufziehens der Balken und des Dachstuhles beim Neubau der „Bergmännischen Bank" wird aus sicherheitspolizeilichen Gründen die Reitbahngaste sür den Fahr- und Fustverkehr für den 27. bis 29. Oktober dieses Jahres gesperrt. Den Anweisungen der während der Ausführung der angegebenen Arbeiten an den Ein gängen der genannten Straße aufgestellten Schutzleute ist Folge zu leisten. Freiberg, am 21. Oktober 1896. Die Stadtpolizeibehörde. »Sa«!»!'. Mllr. Bekanntmachung. Durch bezirkSthierärztliches Gutachten ist gestern der Ausbruch der Maul- «ud Klauenseuche unter dem in den Stallungen Krankenhausstraße Nr. 12 hier untergebrachten Viehbestand feste gestellt worden. Es wird deshalb die Abhaltung von BiehmSrklen insbesondere auch deS jeden Sonnabend stattfindenden Ferkelmarktes, sowie des für den 9. November dss. JahreS in Aussicht genommenen ViehmarkteS hier biS auf Weiteres hiermit verboten. Freiberg, am 26. Oktober 1896. Die Stadtpolizeibehörde. »SssLor. Bgl. Bekanntmachung. Nachdem die Bergakademiker Herren loopolck VOM aus Wilkow, aus Dortmund und VOM öHmoHrskt aus Warschau der unterzeichneten Direction auf Ehrenwort versichert haben, daß sie die für sie ausgestellten bergakademischen Legitimationskarten verloren haben, so wird dies der Verordnung des König lichen Finanz-Ministeriums voin 5. März 1861 gemäß andurch zu Verhütung Von Mißbrauch mit jenen Legittmationskarten öffentlich bekannt gemacht. Freiberg, den 24. Oktober 1896. Die Direetton der Königliche« Bergakademie. »17. O». HVlMLiom. Kokzversteigerung ans Spechtshansener Maatsforstredter. Im Gasthofe zu Tpechtshausen sollen > Mittwoch, den 4. November 1SS6 von vormittag s Uhr an nachstehende Nutz- und Brennhölzer, als: 375 w. Stämme, 3 h. u. 78 w. Klötzer, 108 w. Derb- u. 270 w. Reisstangen, 1 rm w. Nutzscheite, 45 rm w. Nutzknüppel, 17 rm w. Brenn» scheite, 140 rm w. Brennknüppel und 70 rm iv. Aestc versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. Königliche Forftrevierverwaltung Spechtshausen und Königliches Forstrentamt Tharandt, am 23. Oktober 1896. Dleininlnzs. HV olUramin. Politische Umschau. Freiberg, den 26. Oktober. Der deutsche Reichstag wird in zwei Wochen wieder zusammen treten. Er sieht einer arbeitsreichen Zeit entgegen, da eine Fülle von Berathungsgegenständen ihrer Erledigung harrt, an die sich zum Theil ein ungewöhnliches öffentliches Interesse knüpft. Dieselben betreffen zunächst die durch die Annahme des neuen bürgerlichen Gesetzbuchs unabweislich gewordene Regelung verschiedener Rechts materien, deren Miteinschließung in das allgemeine deutsche bürgerliche Recht ihrer inneren Natur nach oder aus Zweckmäßig- keitsgrünoen nicht statthaft erschien. Auch die hochwichtige Justiz novelle bedarf einer endlichen Verabschiedung, da sie schon seit zwei Jahren zu den Jnventarstücken des Reichstags gehört und Reformen von hervorragender Wichtigkeit für die deutsche Straf rechtspflege bezweckt. Nichts Geringeres als die Einführung der Berufung für die Strafkammern, die Entschädigung unschuldig Verurtheilter, die Erweiterung der Pxivatklagen, die Wiederein führung des Nacheides, — also Neuerungen von ebenso großer prinzipieller wie praktischer Tragweite sucht sie ins Leben zu rufen. Nicht minder bedeutungsvoll ist der dem Bundesrath zur Zeit vorliegende Gesetzentwurf über die Reform der Militär strafprozeßordnung. Man darf gespannt darauf sein, in welcher Form er von dort an den Reichstag gelangen wird. Einstweilen bietet er der öffentlichen Erörterung keine greifbaren Handhaben. Ob die geplante Neuorganisation des Handwerks noch einen Platz unter den Verhandlungsgegenständen des Reichstags finden wird, ist zur Zeit noch eine offene Frage. Der darüber in der Presse und in Versammlungen geführte Meinungsstreit hat wenig klärend auf die öffentliche Meinung eingewirkt und Gegensätze geschaffen, die sowohl im Hinblick auf den großen Zweck des Entwurfs, als auch im nationalen Interesse zu bedauern sind. In jedem Falle werden die Juristen des Reichstages den Löwenantheil an der Arbeit und an dem materiellen Ergebniß der wieder aufge nommenen parlamentarischen Thätigkeit haben, was freilich den nicht juristisch gebildeten Mitgliedern des hohen Hauses keineswegs eine Berechtigung giebt, die Pflichten ihres Mandats unter ebenso freien Gesichtspunkten zu erfassen, wie im Verlauf der dies jährigen Session. Chronische Beschlußunfähigkeit des Reichstages steht in gar zu großem Mißverhältniß zu seinen gesetzgeberischen Aufgaben. Die „Neue Freie Presse" veröffentlicht ein Gespräch mit dem Fürsten Bismarck über die politische Be deutung des Zarenbesuches in Frankreich. Bismarck erklärte unumwunden, daß der Besuch zur Aufrecht erhaltung des bisherigen Verhältnisses Frankreichs zu Rußland nothwendig gewesen und daß die Unterlassung desselben Rußlands Vortheile geschmälert haben würde, die cs jetzt in seiner Politik und Finanz von französischer Seite genießt. Neue Abmachungen seien nicht getroffen, eine wiederholte und feierliche Bekundung der alten sei nöthig gewesen, um die Franzosen bei guter Laune zu erhalten; thatsächlich bilde der Besuch nach der Dreibundseite hin eine Erhöhung der vorhandenen Friedensgarantie. Anders liege die Sache in Bezug auf England. Auf die Frage, ob eine Lockerung des Dreibundes möglich oder wahrscheinlich sei, er widerte Bismarck: „Nein, in dem Sinne, wie es die Engländer meinen, gewiß nicht. Wenn das russisch-französische Einver nehmen den Sinn hätte, den ihr die Pariser Chauvinistenpresse und die Londoner Jingoblätter zuschreiben, so würde die natür liche Folge davon nicht eine Lockerung, sondern eine Befestigung des Dreibundes sein. Wenn eine Lockerung einträte, so würde das nur beweisen, das in Paris nichts abgemacht ist, was den Dreibund oder einen Theilnehmer desselben bedrohen könnte. Aber einstweilen glaube ich überhaupt nicht an solche Lockerung, weil ich noch keine Ursache dazu sehe." Dagegen erklärte Bis marck, er könne sich sehr wohl eine Situation vorstellen, in der Deutschland es als Pflicht gegen sich selbst betrachten müßte, ein etwaiges russisch-französisches Zusammengehen gegen England zu unterstützen. Bismarck sagte ferner: „Es sind auch keine deutschen Interessen zu entdecken, die uns den Zwang auferlegten, von Rußland abzufallen und seinen Bestre bungen feindlich gegenüberzutrcten. Ich sehe absolut kein deutsches Interesse, das uns nöthigte, den russischen Wünschen in Asien entgegenzutreten, namentlich nachdem die Bahn einmal einge schlagen ist. Die deutsche Politik würde unbedingt Schaden nehmen, wenn sie die Richtung, die sie zu Gunsten Rußlands genommen hat, ohne erkennbare und zwingende Gründe wieder wechselt. Nachdem wir die Hand Rußlands einmal ergriffen haben, müssen wir sie auch festhalten in Fragen, wo unsere eigenen Interessen uns dabei nicht im Wege stehen." Bismarck erklärte ferner, er sei überzeugt, daß Deutschland unter allen Umständen seinen Platz an der Seite Rußlands und eventuell Frankreichs England gegenüber einnehmcn werde. Die große, alles be herrschende Weltfrage sei zur Zeit zweifellos der russisch-englische Gegensatz, alles Andere trete dagegen zurück. Die künftige Ent wickelung der europäischen Politik und der Bestand des Drei bundes hänge von der Fortentwickelung des deutschen Einver nehmens mit Rußland und von der Unterstützung der russischen Politik durch Deutschland ab. Die Darmstädter und Wiesbadener Besuche hält Bismarck für eiuen Beweis, daß diese Entwickelung der deutschen Politik beibehalten werde. ' Die Hamburger Nachrichten wenden sich in einem bemerkens- werthen, „Fürst Bismarckund Rußlan d"überschriebenen Artikel gegen eine Auslassung der Vossischen Zeitung, welche aus der Fortdauer unfreundlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland nach dem Tode des Fürsten Gortschakow folgert, daß in dieser Persönlichkeit nicht das einzige Hinderniß eines Ein vernehmens zwischen beiden Ländern bestanden habe. Der^ offen bar inspirirte Artikel des Hamburger Blattes giebt die Schluß folgerung als zutreffend zu, bestreitet aber die Richtigkeit der Voraussetzung, indem er ausführt: „Der Artikel der Voss. Ztg. führt seine irrthümliche Auffassung auch für die Zeit nach dem Abschiede und dem Tode Gortschakows ourch, indem er behauptet, daß dessen Nachfolger sowohl, wie die Zaren, denen diese Nach folger dienten, seine Politik fortgesetzt hätten. Das ist absolut unwahr. Schon in Skicrniewice, also sehr bald nach dem Thron wechsel und dem Ausscheiden Gortschakows war das gute Ein vernehmen der deutschen und der russischen Politik hergestellt und blieb in dieser Verfassung bis 1890. Bis zu diesem Termine waren beide Reiche im vollen Einverständniß darüber, daß, wenn eins von ihnen angegriffen würde, das andere wohlwollend neu tral bleiben solle, also wenn beispielsweise Deutschland von Frankreich angcfallcn wäre, so war die wohlwollende Neutralität Rußlands zu gewärtigen und die Deutschlands, wenn Rußland unprovocirt angegriffen würde. Dieses Einverständniß ist nach dem Ausscheiden des Fürsten Bismarck nicht erneuert worden, und wenn wir über die Vorgänge in Berlin richtig unterrichtet sind, so war es nicht etwa Rußland, in Verstimmung über den Kanzlerwechsel, sondern Graf Caprivi war es, der die Fortsetzung dieser gegenseitigen Assecuranz ablehnte, während Rußland dazu bereit war. Wenn man dazu die gleichzeitige polonisirende Aera, die durch die Namen Stablcwski und Koscielski gekennzeichnet ist, politisch in Anschlag bringt, so wird man nicht zweifelhaft sein können, daß die russische Regierung sich fragen mußte: Welche Ziele kann dieser preußische Polonismus haben, der mit den Traditionen Kaiser Wilhelms I. so flagrant im Widerspruch steht?" Die „St. James Gazette", die aus Londoner Hofkreisen ost gut unterrichtet ist, meldet, Prinz Christian, der älteste Sohn deS Kronprinzen von Dänemark, werde sich mit der Prinzessin Pauline von Württemberg, einer der reichsten Erbinnen Europas, vermählen. Prinz Christian ist am 26. Sept. 1870 geboren, Prinzessin Pauline, die einzige Tochter König Wilhelms II. aus dessen erster Ehe mit der Prinzessin Marie von Waldeck und Pyrmont, am 19. Dezember 1877. lieber deutsche Berichterstatter bei den Kaiserfesten schreibt mau der „Köln. Zeit." aus Paris, 22. Oktbr.: Das „Journal" tischt seinen Lesern solgcnde Geschichte auf. Die deutsche Armeen worunter mau in diesem Falle die Garnisonen an der Grenze verstehen muß, war, so schreibt das Blatt, bei der Truppenschau von Chalons reichlich vertreten, um sich äs visu von der Schlag fertigkeit unserer Truppen ein Bild zu machen. Die Herren haben zu gleicher Zeit feststellen können, daß unsere mit der Auf rechterhaltung der Ordnung betrauten Beamten der öffentlichen Gewalt von einer jenseit der Vogesen unbekannten Zuvorkommen- beit waren. Diese haben die Dinge selbst bis auf die Spitze ge trieben denn ein Offizier der Straßburger GarmM, del irgend ein Papier mit einem preußischen Adler am Kopfe vorwies, wurde in die Einfriedigung auf die reservirten Plätze zugelassen. Dank diesem „Truc" konnte der Offizier alles sehen. Abends in der Eisenbahn rühmte er sich, die französischen Gendarmen ge-