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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharand, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä in t 8 b l a t t für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dajelbst. Freitag, den 16. November 1866. 46. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lore uz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. ?"ietaen welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl <in der Redaction), als auch der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen Artige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Dank« "'Stnommen, nach Befinden honorirt. Die Redaction Umschau. Die sächsische Regierung hat ihren Gesandten London zurückgerusen, infolge dessen auch der ^glische Gesandte Dresden verläßt. Wahrscheinlich werden nach Constituirung des norddeutschen Bun des sämmtliche Gesandtschaften mit Ausnahme der preußischen aufhören. — In Meißen wird rüstig an der neuen Eisen- bahnbrücke gearbeitet, dagegen schreitet die Wieder herstellung der alten Brücke nur langsam vorwärts. Eine Schiffbrücke ist vor einigen Tagen hergestellt worden, — Der Bürgermeister Hirschberg wird in die erste Kammer eintreten. — — (L. N.) Auf's Neue setzt die Kunde von einem schrecklichen Mord die Gemüther unsrer Ein wohnerschaft in Schrecken. In dem hinter Gohlis belegenen Dorfe Lindenthal ist der in den 70er Jahren stehende Gutsbesitzer Arndt nebst seiner Gattin im Schlafe überfallen, diese Letztere getödtet, er selbst dem Tode nahe gebracht worden. Was man darüber erzählen hört, ist Folgendes: Als in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend, um 12 Uhr, die beiden Söhne des Genannten von Leipzig, wo sie Grubendüngcr geholt hatten, zurückkehrten, be merkten sie in der Schlafstube ihrer Eltern Licht; verwundert darüber, gingen sie hinein und erblickten die Mutter todt im Bette, wie cs schien, durch Schläge mittelst eines beilartigen Instrumentes er mordet, und den Bater gleichfalls schwer verwun det, doch noch lebend. Von dem Verüber der grauenvollen That war keine Spur zu finden; ein Betrag von 5 Thalern soll geraubt worden sein. Wie man sich erzählt hatte Arndt an dem Tage den Eingang einer größeren Geldsumme erwartet, dieselbe jedoch nicht empfangen. Am späten Nach mittag war derselbe noch am Leben, indessen ohne Sprache und Bewußtsein, ja man zweifelt an sei nem Wiederaufkommen. Den bereits bekannten Einzelheiten über den Mord ist nach der „L. Z." noch nachzutragen, daß, als die Söhne um 2 Uhr zu Haus kamen, ihnen, wie dies sonst geschehen, nicht der Vater die Thüren geöffnet, sondern dies erst nach längerm Klopfen rc. feiten des in dem obern Stockwerke schlafenden Dienstmädchens geschehen ist, welch' Letztere aber ebenfalls Nichts von der Ausführung des Ver brechens gemerkt haben soll. Die bereits entseelte Mutter lag im Bett, welches ebenso wie die Wand große Blutflecken aufwies; der Kopf zeigte mehrere tödtliche Wunden: eine mit einem scharfen Instru ment hcrvorgebrachte tiefe Wunde neben der Nase, eine andere am Ohre, und mehrere am Hintcrkopfe; auch die eine Hand soll verwundet sein. Das Be- gräbniß der Leiche ist heute Nachmittag erfolgt. Der auch schrecklich zugerichtete Vater Arndt hat vor dem Bett gelegen; es ist ihm inzwischen Sprache und Besinnung zurückgekehrt und die Aerzte glau ben, ihn am Leben erhalten zu können. Er soll den „L. N." zufolge erzählt haben, daß er schla fend einen Hieb über den Augen empfangen habe und zum Bett hinausgefallen sei; als er wieder zur Besinnung gekommen sei, habe er beim Scheine eines Lichtes eine Gestalt am Schranke stehen sehen und zu derselben gesagt: „Du willst mich wohl bemausen!" Daraufhabe Jener gerufen: „Du Hund bist wohl noch nicht todt?" und ihm noch mehrmals mit dem Eisen auf den Kopf geschlagen, worauf ihm die Sinne wieder vergangen seien. Uebrigens soll nach den gestrigen Aussagen des Beraubten eine Summe von etwa 100 Thlr. fehlen. Ueber die Person des Thaters circuliren mancherlei Gerüchte.