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DrrÄNltvorkllcker Redakteur: PaulIebne« — Druck und Verla« Larl Jehne in Divvoldlswal-e. 88. Jahrgang Freitag den 22. September 1922 Otefes Blatt enthält die amtlichen DekanntmachmW« -er Amlshauplmannfchasl, -es Amtsgericht» und -es Sladlrats zu Dtppol-iswal-e — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. 3. I ^enreindeverbands-Giro Konto Nr. 3. Postscheck* Kontor Dresden 12548. LNroiü» Dierielsährlich LJMK.odneZu. SptklS. K<,gen. — Einzelne Nummer» WeitzeritzJeilung rageszeilmg im» Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg n.» Netteste AettnnA -e» BezEr-O »— Kauptmannschc»» Vs», im mnWche« UM -W» Behörde») die geil« Bedlam« PiN. — Nr. 222 - Mehl- und Brotpreise. Infolge der Steigerung der Gestehungskosten bei den Mühlen und Bäckern macht sich mit Wirkung vom 25. ck» NM. »d. soweit aber die Brotmarken der Reihe 6 2 schon vorher beliefert werden, von der Belieferung ab, eine Lk» -öbaor l. der Nsdlproi»« bei 3) Roggenmehl 85 o/g auf 1509 M. b) Weizenmehl 85 o/o auf 1569 M. für 100 Kg ab Mühle, netto Kasse, ohne Sack, 2. der lll»illd»»üvlrprol8» bei s) Noggenmehl 85 o,o auf 9,— M. b) Weizenmehl 85 o/g auf 9,75 M. für das Pfilnd, 3. des vrotpvslgss auf 9 M. für das Pfund und 34,25 M. für l Brot von 1900 ss, 4. des Preises für Wvlrsvßvdkotl 90 L (Semmel) auf 2 M. notwendig. Vorstehende Preise sind Höchstpreise im Sinne des Höchst preisgesetzes. Dippoldiswalde, am 20. September 1922. vor Loatmovslvi^dlmL OerMches und Sächsisches Dippoldiswalde. Heute Donnerstag abend 9 Uhr tritt die Sonne in das Zeichen der Wage und damit beginnt kalendermäßig der Herbst. Daß es herbstelt, hat uns der abziehende sogenannte Sommer diesmal zur Genüge gezeigt, er war in Wirklichkeit der bekannte grün angestrichene Winter. Dippoldiswalde. In einer Sitzung des Pädagogischen Vereins in Schenks Gasthof in Schmiedeberg nahm Herr Lehrer Dittrich, Dippoldiswalde, Gelegenheit, vor seinem Scheiden aus dem Bezirk nochmals über die Notwendigkeit eines Gesamtbildungsplanes für die Volksschularbeit zu sprechen, über einen Gedanken, dem er seine gesamte Arbeit im Bezirk während der letzten 3 Jahre ge widmet hat. Er ging dabei von dem Gesamtbildungsziel aus: die Kinder zu wertvollen Trägern und Förderern des deutschen Kultur lebens heranzubilden und zeigte, wie dieses Ziel nur erreicht werden könne, wenn das Kind nach allen überhaupt möglichen Richtungen planmäßig durchgebildet würde. Diese Erkenntnis führt zu der Notwendigkeit, Einzelbildungsziele aufzusiellen, die etwa die folgenden sein werden: Gesinnungsbildung, sprachliche Bildung, mathematische Bildung, Bildung der Auffassungs- und Darstellungsfähigkeit für Formen und Farben, musikalische Bil dung, geschichtliche Bildung, geographische Bildung naturkund liche Bildung, Bildung zur körperlichen Tüchtigkeit. Jedes dieser EinzelbildungSziele ist in Teilbildungsziele aufzulösen, die nach psychologischen Erkenntnissen auf die einzelnen Altersstufen ver- tellt werden müssen. Die Arbeits- und Bildungsstosse richten sich nach den Teilbildungszielen und nach ihrem Mert, den sie für das spätere Leben des Kindes haben. Die Bildungsoläne müssen weiter Arbeitsweisen, und zwar Methoden der Kraftoildung, der Fertig- teltSaneignung und des Kenntniserwerbs, Vorschlägen und einen guten Literaturnachweis bringen. Herr Dittrich beleuchtete weiter das Verhältnis des Bildungsgedankens zum Gesamtunterricht und zeigte daran anschließend, wie dieser Gedanke die Arbeits schul« weiterentwickelt zur Bildungsschule (so benannt nach dem Aufbau der Arbeit) oder zur Kulturschule (so benannt nach dem Bildungsziel, s. o.). Zum Schluß zeigte Herr Dittrich, wie die Grundsätze für Aufstellung von Bezirkslehrplänen für den Bezirk Divpoldlswalde den soeben entwickelten Gedanken entsprechen und wie bereits danach verschiedene Lehrpläne bzw. Lehrplanenk- würfe im Bezirk unter seiner Mitwirkung ausgestellt worden seien. In den Jahren 1920 und 1921 entstanden Lehrplanentwürfe für Naturkunde und Mädchenfortbildungsschule und ein Rechen- lehrplan, im Jahre 1922 ein Gesangslehrplan und ein Geschichts lehrplan. Der letzte soll demnächst in Druck erscheinen. Mit dem Wunsche weiterer gedeihlicher Lehrplanärbeit im Geiste deS Bil- dungsaedankens schloß Herr Dittrich seine Ausführungen. Eine rege Aussprache klärte noch manche Fragen. Der Vorsitzende, Herr Lehrer Gast, dankte dem Redner herzlich für seine wert vollen Ausführungen und für seine tätige Anteilnahme an den Arbeiten des Bezirks. — Auch die Geldbußen auf der Eisenbahn werden erhöht. Die Geldstrafe von 20 M., die bisher bet Vergehen auf der Eisenbahn (Rauchen Im Nichtraucherabteil, Besteigen und Verlallen eines im Fahren befindlichen Zuges, vorzeitiges Oeffnen von Abkeiltüren, Aufenthalt auf unverschlossenen Plattformen, Stufen usw. während der Fahrt, unerlaubte Benützung einer höheren Magenklasse als die, für die die gelöste Karte gilt) sofort bezahlt werden mußte, wird voraussichtlich mit den neuen Fahr preisen vom 1. Oktober ab auf SO M. erhöht. — Der Teuerungszlckchlag auf Fernsprecher und Fernsprecher gebühren wird am 1. Oktober aus 600 Prozent erhöht. Teil nehmer, denen diese Gebühren zu hoch erscheinen, können Ihre Anschlüsse noch bis 2S. September zum 30. September kündigen. — Der 1884 zu Geising geborene, jetzige Bürgermeister von Bärenstein Artur Paul Wilhelm Drießel mußte sich wegen Unter schlagung und Vergehens im Amte vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden verantworten. Dem Beschuldigten wurde zur Last gelegt, daß er im Jahr« 1918 von einem für Waldarbeiter bestimmten Posten Leder etwa 2 Kilogramm für sich und seine Familie zurückbehalten bzw. verwertet, und daß er ferner im 3ahre 1920 von der Rückvergütung einer Kartosfellieferung den Betrag in Höhe von 703,25 M. nicht an die Bezugsberechtigten ! »ögeUefert habe. Bürgermeister Drießel bestritt ganz entschieden jede ihm zur Last gelegte strafbare Handlung. Zur Aufklärung des Sachverhaltes waren eine ganze Anzahl Zeugen geladen, eine restlose Klärung der Angelegenheit konnte jedoch nicht herbeige- füyrt werden, es machte sich nach längerer Verhandlungsdauer eine Vertagung notwendig. Hlrschbach. In letzter Zeit haben auch bei uns wieder die Feld- und Obstdiebstähle zuaenommen. So wurden vor kurzem einem hiesigen Landwirt Obstbäume und das Kartoffelfeld ge plündert. Kartoffeln wurden gegen 2 Zentner gestohlen, welche mit dem Obste mit Handwagen sorgeschafft wurden. Ein heran- aezogenrr Polizeihund verfolgte die Spur bis ins Dorf, wo er sie dann verlor. Die Diebe konnten bisher noch nicht ermittelt werden. Es wäre zu wünschen, daß die Diebe einmal erwischt würden, da der Verdacht immer auf Unschuldige kommt. Auch Stockholz ist einem Arbeiter in letzter Zeit gestohlen worden. Schmiedeberg. Die nächste Mutterberatungsstunde findet Mittwoch den 27. September 1922 nachmittags 2—3 Uhr in der Schule statt. Glashütte. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr wird am Sonn abend den 14. Oktober im Saale Stadt Dresden' ihr 64. Stif tungsfest durch Vorträge und Ball begehen. Rechenberg. Am Dienstag abend ist hier Pfarrer Georg Emil Haucke, ein geborener Dippoldiswalder, gestorben und wird am Sonnabend begraben. Dresden. Am 1. Oktober wird der zum evangelischen Landes bischof gewählte Geheime Kirchenrat Professor D. Jhmels—Leipzig seine Äntrittspredigt im Hauptgottesdienst der evangelischen Hof kirche zu Dresden halten. Die Begrüßung durch die Vertreter der Landessynode und durch die Superintendenten wird nach dem Gottesdienst im Sitzungssaals des Landeskonsistoriums staktfinden. — Durch die Aufmerksamkeit eines 13jährigen Schul mädchens ist es gelungen, den Türklinkendieb, der seit Januar d. 3. hier sein Unwesen getrieben hak, auf frischer Tat zu ertappen und der Polizei zu übergeben. Der Dieb, ein 17 Jahre alter Lehrling G., hatte bei seiner Festnahme 5 gestohlene Türklinken bet sich. Diese konnten den Bestohlenen wieder ausgehändigt werden. Durch die weiteren Erörterungen der Kriminalpolizei konnten dem Dieb insgesamt 95 Türklinkendiebstähle nachgewiesen werden. Trotz wiederholter in den Tageszeitungen und an die Rohpro duktenhändler ergangenen Warnungen wurden dem Dieb von einem hiesigen Händler sämtliche gestohlenen Türklinken abge- kaufk, ohne daß er sich nach dem Erwerb der Klinken erkundigte oder die Kriminalpolizei auf den fortgesetzten Türklinkenverkauf aufmerksam machte. Der Händler wird sich wegen seines unent schuldbaren Verhaltens gerichtlich zu verantworten haben. Eine Herbeischaffung der gestohlenen Türklinken war nicht mehr mög lich, da sie an Großhändler weilerverkauft wurden. Dohna. Ein Opfer der jetzigen Verhältnisse wurde ein hie siger Handwerksmeister. Weil er am Zahlungstage seine bei ihm beschäftigten Leute nicht auszahlen konnte, da die Außen stände nicht eingingen, machte er seinem Leben ein gewaltsames Ende. Niedersedlitz. Die im Sachsenwerk beschäftigte 18 Jahre alte Frieda Blumrich von hier beriet gestern nachmittag beim Scheibenstanzen mit der linken Hand In die Stanze, wobei ihr die Hand abgeschnitten wurde. Samariter brachten die Verun glückte mit dem Krankenauto in das Johanniter-Krankenhaus. Heidenau. Nach einem Ortsgesetz übernimmt die Gemeinde für alle Einwohner die kostenlose Totenbestattung. Die Hinter bliebenen haben den Tod eines Angehörigen sofort dem Standes amt zu melden. Die Gemeinde liefert unentgeltlich einen Sarg in ortsüblicher Form nebst Ausschlag und Zubehör und Bekleidung (Papierwäsche, soweit sie gewünscht wird). Außerdem werden übernommen die Entschädigung für die Leichenfrau und die Kosten für Leichenwagen und -träger. (Nicht übernommen werden die Friedhossgebühren, die Grabstelle, die Gebühren für den Geist lichen, Läuten, Tokenbettmeister usw.) Bei Einäscherungen und Beisetzungen außerhalb trägt die Gemeinde außer Sarg und Be kleidung die Gebühren für Leichenfrau und -träger nur insoweit, als solche die Ausgaben für die eigentlichen Aufwendungen bei einem Begräbnis Im Orte selbst nicht übersteigen. Stirbt ein Orksangehöriger an einem anderen Orte des Deutschen Reiches, so erhalten die Rechtsnachfolger auf Antrag einen Äeitrag in der Höhe, den die Gemeinde bei einem Begräbnis Im Orte aufzu- wenden hat. Zn allen anderen Fällen werden Geldleistungen nicht gewährt. Bad Schandau. Am Sonntag nachmittag stürzte ein Dresdner Kletterer in der Nähe der Felsenmühle vom Goldstein aus 40 Meter Höhe ab und erlitt einen Schädelbruch. Nach wenigen Minuten verschied er. Freiberg. Von der Strafkammer des hiesigen Landge richts ist der Kontorlehrling Emil Richard Schmerler aus Dittersbach bei Frauenstein wegen versuchter Giftbeibringung und Diebstahls zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Die Strafe gilt durch die Untersuchungshaft als verbüßt. — Als Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Amks- aerichkSdirekkors Oberjustlzrats Hertwig Ist Staatsanwalt Klotzsch hier zum Vorstande des Amtsgerichts ernannt worden. — Unter vielseitigen Ehrungenfeierte der frühere Schneider meister, Stadt- und Kammerrat Moritz Braun, Ehrenbürger Freibergs, sein goldenes Bürgerjubiläum. Chemnitz. Den Besuchern des städtischen Schulgartens war am letzten Sonntag eine sehr interessante und lehrreiche Aus stellung heimischer Arzneipflanzen zu sehen geboten. Der rührige Leiter unseres Schulpflanzgartens an der Leipziger Straße, Lehrer Lachmann, hatte hier in der großen Unterkunftshalle aus zwei langen Tafeln etwa 160 solcher Pflanzen in gepreßtem Zu stande, die mit kurzen sachlichen Erläuterungen versehen waren, zur Schau gestellt. Außer den bekannten Pflanzen, die schweiß treibend, nervenberuhigend oder schmerzstillend wirken, wurden hier dem Besucher der Ausstellung noch zahlreiche Pflanzen der hiesigen Flora vor Augen geführt, die ebenfalls zu Arzneizwecken zu verwenden sind. Viele Pflanzen, die in Flur und Hain, im Wald und Feld, an Megen und Feldrainen, sowie an Eisenbahn- dämmen wild wachsen und wenig beachtet werden, waren hier als nützliche Heilmittel gekennzeichnet. Um die Besucher der Aus stellung diese Pflanzen auch im frischen Zustande sehen zu lassen, waren farbige Abbildungen In überraschender Naturtreue beige- * Run erst recht! Der Verlag Wilhelm Gerstung in Offen bach am Main veröffentlicht jetzt ein neues Blatt «Nun erst recht', das von dem Münchner Dichter Albert Matthäi stammt und folgenden Wortlaut hat: Deutschland, Deutschland über alles, Und im Unglück nun erst recht. Nur im Unglück kann die Lieb« Zeigen, ob fle stark und echt; Und so soll es weiterklingen Von Geschlechte zu Geschlecht: Deutschland, Deutfchland über alles, . Und im Unglück nun erst recht. ,, Der Wandspruch ist in der gediegenen Art, die den Gerstung- schen Erzeugnissen eigen, ausgeführl, und wir möchten Ihm recht große Verbreitung wünschen, damit sein trefflicher Anhalt a»f weiteste Kreise unseres Volkes wirke, die Liebe zu unserem un glücklichen Vaterlande überall aufs neue belebe und in jede» Deutschen den heißen Wunsch erwecke, Deutschland wieder zu einem Staate aufsteigen zu sehen, auf den wir aufS neue mit Stolz blicken können. Mgt. Diese Ausstellung erfreute sich übrigens eines lebhaften Äesuchs. Erwähnenswert waren ferner die interessanten Er läuterungen bei den Führungen des unermüdlichen Veranstalters dieser Ausstellung. Mittweida. Als ein etwa 150 Zentner schwerer Schausteller wagen die Scheibenstraße passierte, versagte plötzlich die Bremse, wodurch der Wagen gegen die Mauer gedrückt wurde und diese sowie einen Zaun beschädigte. Der Anprall war so stark, daß das eine Pferd über das andere hinweg über die Mauer nach dem höher gelegenen Grundstück geschleudert wurde. Verletzungen erlitten beide Pferde dabei nicht. Burgstädt. Die Kellner des Burgstädter Bezirks sind am Sonnabend in den Streik getreten, wodurch namentlich in den größeren Lokalen Störungen dadurch entstanden, daß sich die > Gäste selbst bedienen muhten. Es handelt sich um die Regelung der Frage, ob die 10 Prozent von dem Wirk an die Preise ange- rechnet werden, oder ob oer Bedienende den 10prozentigen Zu schlag von den Gästen selbst fordert. In beiden Fällen bleiben die Preiss dieselben. > > Marienberg. Die Echmiedevereiniaung des Bezirks der Amtshauptmannschaft Marienberg gibt bekannt, daß sie wegen gänzlichem Versagen der Belieferung mit Schmiedekohlen zur Aufrechterhaltung der Betriebe gezwungen ist, vom 20. d. M. ab bis zur Belieferung mit Kohlen die Betriebe zu schließen. Reichenbach i. V. Ein Streik der Butterhändlerinnen wurde auf dem letzten Mochenmarkt dadurch herbeigeführt, daß die Händlerinnen sich weigerten, die von den Erzeugern geforderten Preise zu zahlen, und auf den ganzen Butterhandel verzichteten. Crimmitschau. Zu dem Lustmord an der 14 Jahre alten Tochter Hanna des Arbeiters Schädlich in Kleinhefsen ist noch zu berichten, daß bereits einige Verhaftungen erfolgt sind, doch konnten sie sämtlch nicht aufrecht erhalten werden. 3m Verdacht, das Verbrechen begangen zu haben, steht ein Unbekannter, der schon am 30. August auf Langenbernsdorfer Flur an einem zwölf jährigen Mädchen ein Sittlichkeitsverbrechen verübt hat. Er toll eine hohe blaue Mühe getragen haben und 18 bis 20 Jahre alt sein. Plauen. Von Jocketa, wo die Trieb in die Elster mündet, die Trieb talaufwärts bis zum Treuenschen Wasser, früher Esels bach genannt, von da zur Gölhsch und Mulde, über deren Quelle bei Koktenheide zur Zwota, über den «Hohenbrand' zum Erl bacher Schwarzbach, den Floßbach hinab zur Elster, hinauf zur Quelle des Triebelbaches, den Triebelbach abwärts über oen Pfaffenbera zum Schafbach, zwischen Groß- und Kleinzöbern hin unter ins Kemnitztal bis zur Kemnitzquelle, mitten durch Spllmeß zur Wiesenthal, die Wiesenthal abwärts über Linda zur Weida, ins Tal des Trotschabachs zur Triebuhsch bis in die Elster und die Elster aufwärts zur Triebmündung — das war im großen die Grenze des Gaues der Dobna, des alten Kernlandes des heutigen sächsischen Vogtlandes, wie sie in der vor 800 Jahren ausgestellten Urkunde Bischof Dietrichs von Naumburg festgelegt worden Ist. 3n dieser Urkunde bestätigt Bischof Dietrich die 1122 erfolgte Weihe der St. Johanniskirche zu Plauen. Das Gebiet des Gaues Dobna umfaßte also oder berührte die heutigen Städte Plauen, Oelsnitz, Schöneck, Falkenstein, Treuen, Elsterberg, Auerbach, Adorf, Mühltroff, Pausa. Diese nunmehr 800 Jahre alte Ur kunde ist so früh für unser Vogtland von größter Wichtigkeit, und es ist wohl begründet, bei der 800 jährigen Wiederkehr der Ausfertigung sich ihren Inhalt und die Zustände In dem damaligen Vogtland vor Äugen zu führen. Der Gau Dobna stand 1122 unter der Herrschaft der Eversteine. Ihren befestigten Sih suchen wir mit festen Gründen in dem alten Gebäude Plauens, das 1727—1730 zu einem städtischen Malzhaus umgeballt worden ist. Wie aus dem Text der Urkunde hervorgeht, saßen damals im Vogtland schon zahlreiche ritterliche Dienstmannen auf ihren Rittergütern. Deutsche und slavische Bauern bewohnten die Dörfer, die Slaven noch fest an ihrem alten Glauben hängend, die Deutschen wohl Cristen, doch wird ihr Christenglaube bei dem völligen Mangel an jeder wirklichen Seelsorge auch nicht be sonders tief gewesen sein. Welche Arbeit ist dann von 1122 an von dem neuen kirchlichen Mittelpunkt des Landes, der JohanniS- kirche zu Plauen, geleistet worden! Welch hochinteressantes Kulturbild unserer Heimat vom Beginn des 12. Jahrhunderts entrollt sich dem, der diese Urkunde einmal gründlich liest, der vor allem auch zwischen ihren Zeilen zu lesen versteht! Die Fest schrift zur 8O0jährigen Jubelfeier der Johanniskirche bringt dl« Urkunde von 1122 in erneut genau festgestelltem, lateinischen Text, in deutscher Uebersehung und vortrefflicher Abbildung. Außerdem sind andere wertvolle Aufsätze und insgesamt 16 präch tige Abbildungen darin enthalten. 800 Jahre Geschichte unserer Heimat reden zu uns aus der Geschichte dieser Kirche, die unS anschaulich und fesselnd geschildert wird. Nicht nur der, dem die alte Stadtkirche Plauens lieb und teuer ist, sondern au<H der Freund der heimischen Geschichte wird gern zu der in jeder Weife geschmackvoll und reich auSgestatteten und für die Jetztzeit billigen Festschrift (Preis 30 M.) greifen und sie seiner Büchersammlung einverleiben.