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Dresdner Journal : 18.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960518
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-18
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 18.05.1896
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Bor- 12 Uhr !uther- dmahlS- iabends Pauli- irWolf. en voll- Jn der iokonus dienst: Zungen: lsseier: ^ls Unter- Pastor l Beichte Mittags üg mit kirche rcdigt: > «or- Der- »Uhr: takv- tadt- ittag» Bien), ße 10 vor lokal »an- >l»^ »rod- 8«r- Lret lern ch» b t 11 kiret lovä. »tt«- «elle «e-- Uhr ntzer enst Für Dresden vierteljährlich s Mark S0 Vs, bei den Kaiser lich deutschen Postans'allen vierteljährlich »Mark; außer halb de« Deutschen Reiche- Post und Stempelzuschlag Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr Anschluß: Nr. 1LS5. Dresdner Zournal. vnkt«dt«>n«»«ebübre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift S0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps. Bei Tabellen und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de- Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr so Fernspr Anschluß: Nr ÄS 113. 18S6. Montag, den 18. Mai, abends. Diejenigen ZLtjieher unseres Atattes, ivelche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Über weis n n g s g e b ü h r einsenden zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Tresdeu, 18. Mai. Se. König!. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern, Sonn tag, Vormittags 10 Uhr 20 Min. nach Moskau gereist. Tre-dcn, 15. Mai. Mit Allerhöchster Genehmig ung Sr. Majestät des Königs ist dem Sparkassen kontroleur Alfred Mox Köhler in Rochlitz für die von ihm am 17. März dieses Jahres nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Mädchens vom Tode des Ertrinkens in der Mulde daselbst die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zn genehmigen geruht, daß die Hoflakaien Glausch I und Demelt die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ihnen verliehene goldene Medaille des Kronen-Ardens annehmen und tragen Ernenuuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern Befördert: der StationS- konlroleur, Zollinspektor I)r pdil. Schade in Magdeburg unler Belassung des Titels Zollinspektor zum Vorstand der Zollabfertigungsstelle am Bayerischen Bahnhose in Leipzig, der .hauptamtsassistent Fehrmann zum Obergrrnzlontro:eur in Schirgiswalde, der Hauplamteassiftent Schubarth-Engel schall zum Obergrenzkontroleur in Schandau, der Gcenzaus- seher s d. B Popp zum Büreauassistenlen bei der Zoll- und Steuer - Direktion. Versetzt: der Obersteuerkontroleur Kühne in Kamenz untcr Verleihung drS Titels Steuerinspektor al- StatwnS- kontroleur nach Magdeburg, der Obergrenzkontrolcur Roch in Schandau unter Beilegung deS Titels Steuerinspektor als Obersteuerkontro'eur nach Leipzig, der Obersteuerkontroleur von Semenow von Chemnitz nach Döbeln, der Lbergrenz- kontroleur Gröbel in Schirgiswalde al- Obersteuerkontroleur nach Chemnitz An gestellt: die HauptamtSaccessisten Dost, Fischer, Reichardt, Scheibe, Bretschneider, Hans Rudolf Maller, Herberg und Tischendorf als Steuerausjeher, der Feldwebel Hofsmann, die Biceseldwebel Rieckmann, Qu aa-, Grande und Mann, der Wachtmeister Rüssel, die Vicewachtmeister Nagel und Sehm, der Obersahnenschmied Vicewachtmeister) Braune, die Oberlazarelhgehilsen Ztesch und Schöne, der Militärdäckcr Sergeant) Thielemann und die Trompeter iSergeanteu) Baltot und Lehmann, sowie die vormaligen Studenten Leuthold und Wenzel als Grenzrufseher Pensionirt: der Stcuerausseher Wunderlich in Rade burg, der Steuerausseher Krumbholz in B>rnstadt, der Srenz- aufseher s. d. B. Hähnel in Zittau Auf Ansuchen entlassen: der Grenzaufsehrr Funk in Satzung Gestorben: der Steuerausjeher Fischer in Pausa, der Grenzaufseher Nötzold in Ebmath I» Gefchift-dereiche »es evangelisch - lKthertschen Laude«ro«fiftart»»s sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: da» Pfarramt zu Rüdigsdorf (Borna) — Kl. II (8) — Collator: vr Heinrich Crusius aus Sahlis; die Predigerstelle für dir evangelisch-luiherische Beamtengemeinde zu Bodenbach — Kl II (X) —. Gesuche sind baldigst bei dem geistlichen Commissar für genannte Stelle, Oberconsifiorial- rath v Löber in Dresden, einzurcichen Dagegen wurden angestellt bez. befördert. Walther Großmann, TiaeonatSvicar in Schwarzenberg, als Diaconu» daselbst (Schneeberg), Alwin Otto Morgner, Hilssgeistlicher in Steinbach, als Pfarrer in Gablenz mit Waldjachsen (Werdau), Friedrich Ludwig Espip, Predigtamt-candidat, al» HilsSgelstlicher in Ernstthal (Glauchau», Ernst Bernhard Dillner, 1. Landdiaconus in Plauen i B, als Pfarrer in Reinhardtsdors (Pirna), Oscar Siegfried Christian Pank, Predigtamt-candidat, als Hilssgeistlicher in Bad Elster (Oelenitz', Rudolf Theodor Richler, Archidiaconn» in Wurzen, al- Pfarrer in Waldheim (Leisnig), Richard Karl Haan, Predigtamt-candidat, als Hilssgeistlicher in Steinlach (Marien berg). nichtamtlicher Teil. Vie Verhältnisse auf dem italienisch-abessynischtli Kriegsschauplätze. Die Befürchtungen eines Teiles der europäischen Presse, daß die vom General Baldissera mühelos durchgeführte Entsetzung Adigrats keinen militärischen Erfolg der Italiener bedeute, sondern nur das Re sultat einer gelungenen Kriegslist der Adigrat be lagernden abessynischen Führer sei und daß die italienische Entsatzarmee beim Verlassen dies,r „Mause falle" ein neues Adua zu gewärtigen habe — diese Behauptungen haben sich erfreulicherweise al- unbegründet erwiesen. Vielmehr hat der gedachte Erfolg des italienischen Befehlshabers den Boden zur Herbeiführung eines für beide Teile annehmbaren Friedensschlusses geschaffen. Die Räumung Adigrats, die Bergung des dort aufgespeicherten Kriegsmaterials und die Befreiung der bislang von den Abessyniern in Gefangenschaft gehaltenen italienischen Soldaten kann jedenfalls nicht als ein Blatt im Ruhmeskranz der abessynischen Sieger von Amba Aladschi und Adua gelten, sondern das alles ist vielmehr das Ergebnis der wiederhergestellten Schlagfertigkeit und militärischen Leistungsfähigkeit der italienischen Waffen auf dem abessynischen Kriegsschauplätze. Unter solchen Um ständen versprechen sich offenbar Menelik und seine Unterfeldhercen von der Fortsetzung der krieger ischen Operationen keine weiteren Erfolge mehr nnd sie sind jetzt klug genug, den Italienern gol dene Brücken auf ihrem ehrenvollen Rückzüge zu bauen General Baldissera wird daher, wie verein bart worden ist, mit seinen Truppen und den ihm ohne Zahlung von Lösegeld ausgelieferten italienischen Kriegsgefangenen Adigrat verlassen können, nachdem er durch Desarmierung und Schleifung der Festungs wälle diesen festen Platz zu militärischen Verteibigungs- zwecken unbrauchbar gemacht haben wird, ohne durch formelle Friedensabmachungen mit Menelik oder dessen Vasallenfürsten für die Zukunft Italien in seiner Aktionsfreiheit in Bezug auf Abessynien eingeschränkt zu haben. Dieser dem Ansehen der italienischen Waffen in Afrika so günstige Abschluß der kriegerischen Operationen in Abessynien wird auch um deswillen nicht etwa bedeutungsloser, weil er auch durch günstige äußere Umstände, so u. a. durch klimatische Veränderungen, gefördert worden ist. Die tropische Hitze, welche jetzt auf dem abessynischen Kriegsschauplätze sich fühlbar macht, hat nämlich nicht allein den Italienern, sondern auch den Abessyniern die weitere Kriegführung im offenen Felde derart erschwert, daß der Wunsch noch endgiltiger Einstellung der Feindseligkeiten auch im abessynischen Lager das Verlangen rach weiteren Siegestrophäen überwogen hat. Der ihLtsächliche FriedenSzustand, der nach der Räumung Adigrats durch General Baldissera aus dem abessynischen Kriegt schauplatze cintreten wird, dürfte allem Anscheine nach die Bedeutung eines formellen Friedensschlusses dadurch erhalten, daß beide krieg ¬ führende Teile erklären werden, sich künftighin auf die Ver teidigung der von ihnen jetzt bezogenen Gebiete beschränken nnd rückhaltlos den Marebfluß als Grenzlinie ihrer Be sitzungen anerkennen zu wollen Es fragt sich dann nur noch, inwieweit Menelik den Einflüsterungen seiner russischen und französischen Gönner zugängiz sein wird, die zweifellos nicht verfehlen werden, ihm einen neuen Vorstoß gegen Osten und die Inbesitznahme eines Hafens an der Küste des Roten Meeres anzu raten. Es wäre nicht überraschend, wenn der durch die glänzenden Siege über die Italiener in seinem Machtbewußtsein gestärkte abessynische Herrscher das Verlangen trogen sollte, sobald als möglich seinem Reiche einen freien Weg zum Meere zu bahnen. Daß Menelik diesen Zweck zunächst in friedlicher Weise im Wege von Verhandlungen mit der italienischen Regierung zu erreichen suchen wird, ist nicht ausgeschlossen, aber cs ist kaum zu er warten, daß Italien sich hier besonders nachgiebig zeigen wird. Italien, dessen Kriegsschiffe die ganze Küste der erytreischen Kolonie beherrschen, wird mehr als einen Grund haben, den Abessyniern den freien Weg zum offenen Meere zu verlegen, da Menelik den unmittelbaren Verkehr mit seinen europäischen Freunden und Beschützern sicherlich nicht zur Befestigung der freundnachbarlichen Beziehungen mit der erytreischen Kolonie ausnützen würde. So birgt die Situation in Afrika immerhin in ihrem Schoße noch gar manche Gefahren, welche schnell sich zu ernsten Wirklichkeiten ausbilden können. Sie zu beschwören, wird cs aller Klugheit und Mäßigung der Beteiligten bedürfen. Tagesgeschichte. Dresden, 18. Mai. Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg unternahmen mit Ihrer Kaiser!, und König!. Hoheit der Frau Herzogin Philipp von Württem berg gestern, Sonntag, nachmittags einen Ausflug in die Sächsische Schweiz. Zunächst besuchten die Durchlauchtigsten Herrschaften die Festung Königstein und begaben Sich nach deren Besichtigung mittelst Wagens nach Schandau, woselbst in Sendigs Hotel da- Diner eingenommen wurde. Mit dem abends 7 Uhr 5 t Min. von Schandau abgehenden fahrplan mäßigen Zuge erfolgte sodann die Rückkehr nach Dresden. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser sind, von Primkenau kommend, in Prökelwitz eingetroffen Ter Aufenthalt daselbst soll gegen acht Tage dauern. — Ihre Majestät die Kaiserin sind am Sonnabend abend im dleuen Palais wieder eingetroffen. — Aus Grund einer besonderen Geschäftsanweisung ist bei der Medizinalabteilung des preußischen Kultus ministeriums durch Allerhöchste KabinettSordre ein Apo thekerrat errichtet worden Nach dieser Anweisung ist der Apothekerrat eine beratende Behörde Er hat die Auf gabe, der Medizinalverwaltung in Organisation-- und Verwaltungsfragen, welche das Apothckerwesen betreffen, als Beirat zu dienen und Gutachten abzustatten. Dem gemäß hat der Apothekerrat einmal über alle ihm vom Kultusminister vorgelegten Verhandlungen, Vorschläge oder Fragen sich gutachtlich zu äußern, sodann aus eigenem Antriebe dem Minister Vorschläge zur Abstellung von Mängeln in Bezug auf das Apothekerwesen zu machen, auch neue Maßnahmen in Anregung zu bringen, welche ihm geeignet erscheinen, das Apothekerwesen zu fördern. Ter Apothekerrat besteht aus dem Direktor der Medizinal abteilung des Kultusministeriums, aus den technischen vor tragenden Räten der Medizinalabteilung, aus vier Apo- thekenbesitzern und vier approbierten, nicht besitzenden Apothekern — Nachdem die Zuckersteuervorlage im Reichstage angenommen ist, wird voraussichtlich ohne Verzug eine Beschlußfassung des Bundesrats über dieselbe stattfinden und es steht, da an der Zustimmung des Bundesrats trotz der mehrfachen Änderungen der Vorlage im Reichstage nicht zu zweifeln ist, die Publikation des Gesetzes unmittelbar be vor Alsdann gilt es, die notwendigen Ausführungs bestimmungen mit möglichster Schnelligkeit zu er lassen Der Gesetzentwurf in der vom Reichstage an genommenen Fassung bleibt allerdings in dem Maße des Schutzes weit hinter dem zurück, was die verbündeten Regierungen der heimischen Zucker- und Rübenproduktion zugedacht hatten. Immerhin enthält er so wichtige Vor teile für die heimische Zucker- und Rübenproduktion, daß deren Erhaltung auch für die Zeit sichergestellt erscheint, zu welcher Euba wieder als gefährlicher Rivale auf dem Weltmärkte erscheinen wird — Der telegraphische Verkehr zwischen Deutsch land und Großbritannien, welcher im Jahre 1891, als eine dritte dauernde unmittelbare Telegraphen verbindung zwischen beiden Ländern hergestellt wurde, sich auf 1,3 Millionen Telegramme bezifferte, ist seitdem an dauernd gestiegen und hat im Jahre 1895 die Höhe von 1,8 Millionen erreicht, also um rund 10 Proz. zu genommen Versuche, die Leistungsfähigkeit der bisherigen Kabel durch andere Telegraphiemethoden zu steigern, sind nicht gelungen Da aber eine weitere Steigerung des Verkehrs mit Bestimmtheit zu erwarten ist, so bleibt nur die Vermehrung der Verbindungen übrig. In Überein stimmung mit der großbritannischen Regierung ist daher ins Auge gefaßt, ein neues viertes Kabel mit vier Leitungen zu legen, welches von Borkum ausgehen und bei Bacton (Norfolk) endigen soll Das Kabel soll eine den technischen Fortschritten entsprechende Konstruktion er halten. Mit seiner Herstellung soll unverzüglich vor gegangen werden, damit schon während der Sommer monate den erfahrungsmäßig erhöhten Anforderungen an den Telegraphendienst genügt und einer Schädigung der Ver- kehrsinteressen vorgebeugt werden kann Die auf Deutsch land entfallenden Kosten von beinahe 1,3 Millionen M. sind im Nachtragsetat gefordert — Der seinerzeit erwähnte Erlaß des König! Preußischen Staatsministeriums an die Beamten, betreffend ihre Be teiligung an Agitationen, die gegen die Durchführung der Negierungspolitik gerichtet seien, hat der „Staatsbürger- Ztg." zufolge, nachstehenden Wortlaut: „Es ist neuerdings die Wahrnehmung gemacht worden, daß Staatsbeamte Petitionen unterzeichnet haben, welche darauf abzielen, die parlamentarischen Körperschaften zu einer ablehnenden Haltung gegenüber Regierungsvorlagen, oder zu einer wesentlichen Abänderung derselben zu bestimmen Auch an öffentlichen Versammlungen, in denen solche Petitionen be raten worden sind, haben Staatsbeamte einen Anteil ge nommen, welcher erkennen läßt, daß cs ihnen nicht um eine Abivehr, sondern vielmehr um eine Förderung der gegen Regierungsvorlagen unternommenen Agitation zu thun war Ein solches Verhalten ist unvereinbar mit den Pflichten eines Staatsbeamten, welche ihm gebieten, sich der Teilnahme an Bestrebungen zu enthalten, die daraus gerichtet sind, der Durchführung der Regierungspolitik Schwierigkeiten zu bereiten. Das Staatsminislerium hält es für angezeigt, die Beamten sämtlicher Ressorts hierauf mit dem Bemerken hinzuweisen, daß die Regierung willen« ist, dieser ihrer Auffassung eintretendenfalls unnachsichtig Geltung zu verschaffen " — In der Sitzung der Kommission zur Vorberatung des Gesetzentwurfs über Errichtung von Handwerks kammern vom 15. d. Mts. machte am Sonnabend der König!. Preußische Minister für Handel und Gewerbe Frhr. v. Berlepsch Mitteilung von dem Stande der An gelegenheit, betreffend den im Handelsministerium au«ge- arbeiteten Entwurf eines Gesetzes über die Organi sation des Handwerks. Der Entwurf, der Mitte April dein StaatSministerium zugegangen sei, werde von diesem voraussichtlich in wenigen Wochen durchberaten sein Da gegen werde die Beschlußfassung des Bundesrats voraus sichtlich längere Zeit in Anspruch nehmen, sodaß der Ent wurf aller Wahrscheinlichkeit nach dem Reichstage erst im Herbst d. I. zugehen werde. Im Anschluß hieran äußerte der Unterstaatssekretär im Reichsamte des Innern, Rothe, als Vertreter des durch eine Reise behinderten Staats sekretärs I)r. v. Boetticher, den Wunsch, daß die Kommission die Beratung des vorliegenden Gesetzentwurfs über Er richtung von .Handwerkskammern fortsetzen möge, da diese ein geeignetes Organ sein würden, um die in Aussicht ge nommene gesetzliche Organisation de« Handwerks zu begut- Kunss und Wissenschaft. K.Hoftheater — Neustadt. — Am l 6 Mai: Goethe-Cyklu« Vtl. Abend. „Faust" (erster Teil), Tragödie in sechs Alten von Goethe. Nicht nur als die größte dichterische Schöpfung Goethes überhaupt, sondern auch als diejenige, deren Ausgestaltung sich über länger als ein Halbjahrhundert seines reichen Lebens hin erstreckt, muß die Faustdichtuna in zwei Abenden den Beschluß des Goethe-Cyklu» unsere« HoftheaterS bilden. Was nach dem Gesichtspunkt der Zeitfolge der Goethischen Dramen vollkommen richtig ist (der erste Teil de« „Faust" wurde im Anfänge unsere« Jahrhundert», längst nach allen anderen im Cyklu» vorgeführten dramatischen Dichtungen Goethes, der ziveite Teil aber im Sommer 1831 beendet) erscheint unter höheren Gesichtspunkten besonder» glücklich. Der gewaltigen und tiefergreifenden Dichtung, dem mächtig sten und poetisch herrlichsten Werke der neueren dcunchcu Litteratur, ist seit mehr als einem Menschenalter die Auf gabe ,»gefallen, jeden Streit über Goethe« Wesen, Wert und Wirkung mit allseitiger freudiger Huldigung für den Dichter zu schließen, über die Bibliotheken der Forschungen und Kommentare hinweg den Zauber unmittelbaren poetischen Leben«, unvergänglicher Frische und bezwingender Seelenmacht fort und fort zu bewähren. Daß die« vor zugsweise von der Tragödie erstem Teil gilt, daran braucht nicht mehr ermnert zu werden Mit dem Tiefsinn und der herz- bestrutenden Einfalt, der erschütternden Kraft und der naiven Lebensfülle de« „Faust" hat die deutsch« Bühne ein Gut gewonn-n, auf da« sie nie Verzicht leisten darf, wenn sie auch nur an ihren höchsten Feiertagen diese« Besitze« völlig froh werden kann Di« gestrig« Aufführung fand in der bekannten und bei früheren Anläßen eingehend besprochenen Besetzung statt, die unserer Hofbühnc für die« größte und zugleich volkstümlichste aller Goethischen Werke zu Gebote steht. Hr Waldeck als Faust, Hr Holthaus als Mephistopheles, Frl Salbach al- Gretchen waren die berufenen und vortrefflichen Hauptträger einer Darstellung, die wohl nicht allen hochgespannten Ansprüchen genügt, die sich mit den Hauptgestalten der Dichtung verknüpfen lassen, aber in Verständnis, Frische der Auffassung, in lebendiger Hingabe an die Stimmungsmacht der Dichtung ihre« vollen und berechtigten Eindruck« gewiß ist. Den stärksten und überzeugendsten Eindruck hinterließ auch diesmal Frl. Salbachs Margarete, die in mehr al« einer Szene von dem tiefen schmerzenvollcn Glück, das der Dichter dieser Gestalt geliehen hat, durchdrungen und verklärt erschien, da« höchste Lob, da« sich üverhaupt einer Künstlerin spenden läßt Die Herren Franz (Valentin), Swoboda (Siebel), Bauer (Altmeyer), Frau Wolff (Marthe), Frl. Guinand (Hexe) unterstützten das Ge lingen der im ganzen von sichtlicher Freude an der Sache getragenen Vorführung. Die Inszenierung war zum Teil sehr malerisch, die beschränkten Raumverhältnisse de« Neu städter HoftheaterS machten sich am empfindlichsten bei der Wiedergabe de« Osterspaziergange« fühlbar, in der außerdem der Rotstift de« Regisseurs ,nahrhaft erbarmuna«- lo« gewütet und unter anderem die schöne und schlechthin unentbehrliche Szene mit den Bauern gestrichen hatte Adolf Stern K. Hoftheater. — Neustadt — Am 17 d Mt« : „Graf Waldemar". Schauspiel in fünf Aufzügen von Gustav Freytag In der menschlich interessanten und schauspielerisch höchst dankbaren Titelfigur deS Freytagschen Stücke« hat Hr Friedrich Mitterwurrer gestern ein auf mehrte Abende berechnete« Gastspiel eröffnet Er ist unserem Publikum schon länger al» ein Jahrzehnt wohlbekannt, man schätzt ihn hier wie überall al« ernen der geistreichsten, tempera mentvollsten und vielseitigsten Künstler der deutschen Bühne in der Gegenwart Wenn demungeachtet da« Hau» gestern kaum halb besetzt war, so mag das zum kleinen Teil an der Frühjahrswitterung, zum größeren an der Wahl des Schauspiels gelegen haben, das gerade in letzter Zeit mehrfach gegeben worden ist und überhaupt keine starke Zugkraft mehr besitzt. Wie dem aber auch sei, jedenfalls haben sich die Anwesenden an einer bedeutenden Kunst leistung de» Gastes erfreut, welche die Wirkung des Stückes selbst ungewöhnlich steigerte und letzteres gleichsam ver- lüngle. Hr. Mittrrwurzcr verläßt sich nicht auf die Effekt- scencn des Stücke«, sondern er bietet eine vollkommen durch gearbeitete, gleichmäßig reise Darstellung, eine ruhiae Ent wickelung der Gestalt, wie sie aus ungesunder Blasiertheit zum Bewußtsein besserer Gefühle, zum Verständnis für edlere Dasein-Pflichten emporwächst. Er legt seine Wieder gabe der Figur so an, daß wir bald erkennen, eine Läuterung de« Grafen Waldemar sei möglich und lohnend, und er führt sie so durch, daß wir den vollen Glauben an sein Gebilde haben Vornehm in der Haltung, reich in der Mimik und im Geberdenspiel, spricht er mit innerer Bewegung, mit impulsivem Schwung, und findet an rechter Stelle den unmittelbaren Ton der Seele Es ist eine in den Färbungen de« Detail« außer ordentlich mannigfaltige und zugleich einheitliche Darstellung, die un« bi« zum End« fesselt und bei der wir uns von der ost weichlichen, dem slawischen Tonfall sich nähernden Sprechweise de« Gaste« nicht stören lassen Den von un- q iundem Weltschmerz blasierten Grafen kleidet diese Art ja nicht schlecht, aber schließlich ist e« doch ein deutscher Aristokrat, von dem nicht erwiesen ist, daß er etwa eine Polin zur Mutter gehabt hat Über die weitere Aufführung de« Schauspiel« ist nicht« zu berichten; daß Frl Salbach (Gertrud) und Ml. Ulrich (Fürstin Udaschkin) den Gast auf« trefflichste unterstützen würden, ließ sich voraussehen Residenztheater. Am 16. und 17. Mai: Gastspiel de« König! Bayerischen Hofschauspielers Emil Drach. „Drei". Drama in drei Akten von Max Dreyer. — „Treffer und Nieten" Schwank in einen» Akt von Ernst Hallenstein. Mit dem Gastspiel des Hrn Emil Drach scheint am Residenztheater eine Gruppe der Schauspiele neuesten Ge präges und Stile« Einzug halten zu wollen, die au« der Schule Ibsens in dem Sinne hcrvorgegangen sind, wie etwa Raupach und Auffenberg aus der Schule Schiller«. DaS Drama „Drei" ist eine psychologische Studie, in der der Privatgelehrte Herr Karl Genzmer, der mit einer liebenswürdigen jungen Frau verheiratet ist, für die Auf frischung seiner etwas schwül gewordenen häuslichen Zu- stände einen Freund, den Architekten Hans Martienssen, zu Hilfe ruft Dieser offene, leben-frische und liebens würdige Mensch wohnt zwar nicht im Hause des Genzmer- schen Paare«, aber er lebt mit den Freunden, und der Herr Doktor, der sich viel mit seiner tapferen und emfichligcn Auffassung de« Leben« weiß, hat gerade Susanne, seine Frau, veranlaßt, mit dem Freunde Schwesterschaft zu schließen, als seine eigene Vergangenheit in Gestalt de« braven, warmherzigen Hamburger« Paul Bollert an ihn herantritt In Bollert« Hau« hat Genzmer früher gelebt und hat seit acht Jahren jede Beziehung zu den ehe maligen Freunden vermieden Er weiß wohl warum, und nun sich der Hamburger mit warmem Anteil über Genzmer« persönliche und häusliche Verhältnisse unterrichtet und, al« er von dem trefflichen Hau«freunde hört, in ahnung«loser Naivetät wiederholt versichert: „da« ist ja bei Euch jetzt gerade f», wie es vorZeiten zwischen Dir und un« war",da wandelt sich bei dem Priatgelehnen da« Gesühl der eigenen Schuld in dämonischen Argwohn gegen die Frau und den Freund, e« erwacht eine rasende Eifersucht, in der er Susanne und den Baumeister belauert Er beschuldigt die bi« dahin über ihr Gefühl im Unklaren befindliche Frau de« Nb-
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