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Dies»! Blatt erscheint täglich Arends und ist durch alle Post- «»kalte» de«Ln- «n» Auslandes gu beziehen. Dresdner Journal, Preis für da« Vierteljahr Thlr. Ansertionsgebütz- re» für de» Na»» einer gespalten»» Leile N Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redtgirt von Karl Bie-err-ramr. Inhalt. Die deutschen Universitäten. I. Artikel. — Verhandlungen der Stadtverordneten in Dresden. — Lagrsgeschicht«: Leipzig: Deutscher Verein; Maueranschläge. Crimmitschau: Versammlung des vaterländischen Bezirk-Vereins. Berlin. BreSlau. Posen. Eisenach. Schleswig. Anhalt-Dessau. Frankfurt. Waldshut. Marburg. Wien. Lombardei. Rom. Neapel. Stockholm. — Eingesendete-. — Ortskalea der. — Angekommene Reisende. Die deutschen Universitäten. Erster Artikel. Am Pfingstmontag wollen die deutschen Studenten wieder ein« mal tagen. Zum Ort der Zusammenkunft haben sie die Wartburg gewählt, zur Erinnerung weniger an Luther und an den berühmten Sängerkampf, als an jenes letzte, große, allgemeine deutsche Sluden- tenfest, dessen Erinnerung nun über 30Jahre her in allen akademischen Kreisen vom Glanze der Sage umwoben fortlebt. ES ist ein eigen Ding mit den akademischen Größen. Sie kom men und gehen gar schnell vorüber. Wer kennt jetzt noch die Na men der Studenten, die vor 20, vor 30 Jahren, ja noch vor kürzerer Zeit unter ihren Genossen berühmt waren? Und die meisten Orte, welche ein früheres Geschlecht feierte, sind von den folgenden über neuen Lieblingen vergessen. DaS kommt von dem immer nach Neuem greifenden Sinne der Jugend, von den rasch sich verdrängenden Ge- nerazienen. Aber gerade darin liegt auch der Grund, warum, wenn sich einmal eine derartige Berühmtheit geschichtlich festgestellt hat, dieselbe mit aller Pietät der jungen Herzen gefeiert, mit jedem Glanze der glühenden Fantasie verschönert wird. Eine solche Berühmtheit ist die Wartburg. Nur da, wo jene- Fest gefeiert wurde, welches die deutsche Burschenschaft gründete, nur da können die Studenten von 1848 die neue Auferstehung deS Vaterlandes würdig feiern. Der Zu sammenhang zwischen jener Zeit und der unfern ist in den Studenten lebendig; sie fühlen sich als die unmittelbaren Nachfolger jener Fest genoffen von 1817 und glauben nur, die damalige Feier konsequent fortzusetzen. Und doch, wie anders wird es Heuer auf der Wartburg sein, als damals. Die düstere Zeit, die jetzt vorüber ist, hat auch die deutsche Jugend mit ihrem Mehltdau nicht verschont. Ist auch die Liebe zum Vaterland« noch dieselbe, der Glaube ist gewichen und muß erst wie der heimisch werden. Wenn man Heuer wieder ein Autodafe anstellt, wie dazumal, wird man ganz andere Sachen ins Feuer werfen, al- einen Zopf, einen Schnürleib und die Schriften von Kotzebue. Hoffen wir, daß die heutige Jugend mit ihren Zweifeln ebenso Unrecht be hält, wie die damalige mit ihren Träumereien. DaS beste Mittel wird hierzu sein, wenn sie an dem Werke fest- chält, da- ihr zunächst liegt. DaS ist die Umgestaltung der Universi täten. Unsere Zeit, welche die Nothwendigkeit anerkannt hat, die Arbeiter zu hören, wo eS sich um GewerbSvrrhältniffe handelt, wird *S wobl auch den Studenten zugestehen, daß sie ihre Stimme über Universitäten abgeben, und Jeder, dem die Sache am Herzen liegt, wird aufmerksam die Vorschläge achten, welche von dieser Seite her kommen. Aber das Universität-Wesen ist von zu allgemeiner Wichtigkeit, als daß bloS die unmittelbar Betheiligten darüber zu hören wären. Die deutschen Universitäten bilden seit ihrem Entstehen einen der Hauptpunkte, um welche sich die Entwickelung deS deutschen Lebens dreht. Hier wurden jene großen Gedanken geboren, welche die Zeit bewegten; hier wurden sie auSgestreut unter wißbegierige Jünglinge, welche sie bald über alle Theile deS Vaterlande- verbreiteten. Hier bildeten sich jene tausendfachen Bande der Freundschaft, welche den Grund legten zu dem Bewußtsein der Brüderlichkeit unter den ver schiedenen deutschen Stämmen. Hier lebte und wirkte männlicher Freimuth noch fort, als er au- andern Kreisen de- Leben- schon längst vertrieben und verbannt war. Darum nahm aber auch da- ganze Vaterland an den Bewegungen der Universitäten Theil; darum war ihre Sache eine allgemeine deutsche Sache; darum mußte der Polizei staat auf ihre Ueberwachung sein besondere- Augenmerk richten, und darum fühlte das Volk, daß jeder Schaden, welchen dieses Sistem ihnen zufügte, ihm selbst zugefügt war. ES ist nicht Zufall, daß die vom Bunde verfügten polizeilichen Beschränkungen da- UniversitätS- wesen so wiederholt und speziell in- Auge fassen, und ebenso wenig ist es Zufall, daß der erste Ausdruck der neuen Bewegung de- Vater landes sich an die Vertreibung jener sieben Göttinger Professoren an schloß, welche dem gedemüthigten Deutschland zuerst wieder da- Be wußtsein gaben, daß männliche Treue und Festigkeit noch in ihm fort lebe und überall in deutschen Herzen Anerkennung finde. So soll es auch in Zukunft sein. Unsere Universitäten sind ein Kleinod, über welche- da- gesammte Vaterland wachen soll, ihre nvth- wendige Umgestaltung ein Gegenstand, welcher das Nachdenken eine- Jeden verdient und dem wir auch in diesem Blatte, da- in keiner Universitätsstadt erscheint, eine Reihe von Bemerkungen widmen zu dürfen glauben. zs Verhandlungen der Stadtverordneten in Dresden. Außerordentliche Sitzung am S. Juni 18L8. Inhalt: 1) DaS neue Krankenhaus. — 2) Ohne Entschuldigung abwesende Stadtverordnete. — 3) Schulgebäude. — 4) Wahlen. — 5) An legung eine- öffentlichen Brunnen-. — 6) Die Anstellung eine- Hilf-aufwärter- beim Leihhause betr. — 7) Bewilligung an Herrn Heinrich bezüglich der Armenarbeittanstalt. I) Vorst. Kürtner leitet die Sitzung bei sehr spärlich besetzten Plätzen mit dec Anzeige ein, daß das neue StadtkrankenhauS nun bi- zur inner» Einrichtung fertig sei. Hofrath vr. Abendroth hat in Folge Dessen der betreffenden Deputazion die Voranschläge zur innem Einrichtung vorgelegt, wonach dieselbe nicht weniger al- 32,878 Thlr. kosten würde. Bei dieser Gelegenheit kam in der Deputazion ein An trag deS Stadtv. vr. Siebenhaar zur Sprache, die Erweiterung der Fenster, sowie die Einrichtung von Sturz- und Dampfbädern, endlich di, Nothwendigkeit einer Hausapotheke betreffend. Die Voranschläge sind sehr allgemein gehalten, z. B. 15,000 Thlr. firr Betten, 2000 Thlr. zum Bau eine-Waschhauses, 3000 Thlr. für ein BadehauS ! u. dgl. m. Gleichwohl verlangt der Stadtrath die Erklärung darüber, ob die Stadtverordneten diese 32,878 Thlr. verwilligen und in welcher Weise sie zu beschaffen seien. —Die Deputazion hält eine Erweiterung der Fenster nicht für nöthig, und eS ergiebt sich, daß für Einrichtung