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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt 1 für die Ortsbehörde und den Gemeinderat;u Bretnig. Mal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Lbonnemeutspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltung«blatte»" viBkteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau« t Marl 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf do« All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser« sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bet größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,H Uhr einznssnd«. Hchristleilung, Druck «nö Verlag von N. ZAHurig, Bretnig. Nr. 18. Sonnabend den 3. März 1906. 1«. Jahrgang. OertlicheS und S-chstsche». Bretnig. Gemeinderatsbericht vom 20. Febr. und 1. März d. I. 1) wird beschlossen, den Leichenwagen nebst Zubehör bei der Hamburg-Bremer Mobiliarverficherung zu ver sichern. Desgl. soll ein LcichenwagenhauS ge- baut werden und zwar soll dazu da« Ge meindeland hinter der Kirche in» Auge gefaßt werden. Das Haus soll so groß gebaut wer den, daß es den nötigen Raum zur Ausbe Währung verschievener Gerätschaften der Ge meinde bietet. Zur Feststellung des Platze« soll eine Besichtigung des Planes Sonntag den 25. d. M. i/z11 Uhr oorgenommen wer den. Die Geschirre sollen beim Sattlermeister Wendrich durch die Herren Bernhard Petzold und Adolf Kunath bestellt werden. Als Kom mission für Ausarbeitung des Statut« für Benutzung des Leichenwagens werden die Herren Bernhard Eichhorn, Hermann Gebler, Hermann Schölzel und Adolf Zschiedrich unter Vorsitz der Herrn Gemeindevorstands gewählt. 2) Vorgelragen wird ein Beschluß de» Kgl. Amtsgerichts, den Rezeß vom Jahre 1853, die Altgemeinde betr. Dem Herrn Gemeinde vorstand wird aufgetragen, weitere Schrille zur Auflösung der Altgemeinde einzuleiten Unter Hinzuziehung der beiden Gemeindeältesten. Nach erfolgter Besichtigung für das zu bauende Leichenwagenhaus wird einstimmig beschlossen, den besichtigten Plan für den Bau im Auge zu behalten, vorausgesetzt, daß der Kirchenvorstand die Ausfahrt über da» der Kirche gehörige Grundstück und die Benutzung der Pumpe auf dem Kirchhofe zum Waschen des Leichenwagen» genehmigt. 2 Stück Trauer- dienertrachten sollen angeschafft werden. 4) Ein Vorschuß in Höhe von 50 Mark wird au« der Gemeindekasse gewährt. 5) Ein Fragebogen vom Oberlandesgericht in Stutt gart wird durch den Gemeinderat ausgefüllt. 6) wird der Haushaltplan auf das Jahr 1906 vorgetragen und mit 13 gegen 1 Stimme ge nehmigt. E» werden demnach 190 o/^ An lagen erhoben, weiche sich folgenderart ver teilen: Gemeinde 105 °/g, Schule 60 °/y, Kirche 25 o/g, Armenkasse 0 °/g. 7) werden verschiedene Steuerrückstänoe erledigt. Bretnig. (Sparkasienbericht.) In hie siger Sparkasse wurden un Februar d. I. in 165 Posten 13 448 Mark 2 Pfg. eingezahlt und in 63 Posten 9642 Mark 81 Pfg. zurück gezahlt, 18 neue Bücher ausgestellt und 4 Bücher kassiert. — lieber den Wert der kindlichen Aus sagen teilt ein Lehrer folgendes kleines Er lebnis mit: Ich betrete mein Klassenzimmer. Nach dem Gebet meldet ein Knabe: „Herr Lehrer, mein Ranzen ist weg". „Das ist wohl nicht möglich, er ist melleicht herunter- gefallen." Der Ranzen ist nicht zu finden. »Du hast wohl gar keinen mit zur Schule gebracht!" „Doch, K. weiß es auch, mit dem bin ich zur Schule gekommen." K. bestätigt darauf, daß L. auf dem Schulwege einen Ranzen getragen. „Dann hast du ihn wohl in der Garderobe liegen lasten!" Ein anderer Schüler meldet sich: „Als L. an mir vorüderging, trug er den Ranzen." Trotzdem wird in der Garderobe nachgesehen — kein Ranzen. „Ein Ranzen kann nicht verschwin den, also hast du keinen mitgebracht!" Ein anderer, begabter Schüler, hebt die Hand: „Ich habe gesehen, wie L. den Ranzen auf die Bank, dann unter die Bank gelegt hat". Auch ver Primus bestätigt, daß L. mit dem Ranzen zur Schule gekommen sei; ebenso noch andere Kinder. „L., gehe nach Hause, du hast deinen Ranzen vergessen." „Ich will gehen, Herr L., aber ich habe ihn nicht zu Hause." Die Knaben werden aufmerksam ge macht auf die ev. Bedeutung, dez. auf die eo. Folgen ihrer Aussagen. Wäre z. B. Geld abhanden gekommen, so müsse sich der Nach bar von L eine Durchsuchung gefallen lasten, u. s. w. Alle bleiben bei ihrer Aussage. E« imrü noch eine Geschichte erzählt: Gin Un schuldiger wird wegen Diebstahl» verurteilt, weil ein Zeuge vor Gericht erklärt, ihn an einem bestimmten Tage zu einer bestimmten Zeit mit einem Paket an einem bestimmten Orte gesehen zu haben. Niemand ändert seine Aussage. Nun wird L. nach Hause geschickt, erscheint nach Stunde wieder, die Augen zu Boden gerichtet — mit dem Ranzen Da» ist ein Beispiel von vielen! — Die Einfuhr von Rindern und Schafen aus Oesterreich-Ungarn zum Zwecke der Ab schlachtung ist bi» aus weiteres nach den Schlachthöfen zu Annaberg, Bautzen, Chem nitz, Döbeln, Dre«oen, Freiberg Glauchau, Leipzig, Meerane, Plauen i. V., Reichenbach, Zittau und Zwickau zugelaffen. — Ein neue« Papiergeld in Gestalt von Zehnmarkscheinen wird der deutsche Geldner- kehr in Zukunft aufzuweisen haben. Die vom Reichstag angenommene Ausgabe von Reichs banknoten in Stücken von je 50 und 20 Mk. wird bekanntlich eine Einziehung der auf diese Beträge lautenden Reichskaffenscheine zur Folge haben. An deren Stelle ist nun die Aus gabe von Reichskaffenschernen in Stücken von 10 Mark in Aussicht genommen. — Gegen die Besteuerung von Quittungen, Frachturkunden und Postanweisungen richtet sich eine an den Reichstag gerichtete Petition, die von dem Gewerbeverein, der Schutzge- meinschaft für Handel und Gewerbe und dem gemeinnützigen Rabatt-Spar-Verein zu Plauen unterschrieben und von ver Mittelstands-Ver einigung im Königreich Sachsen unterstützt wird. Die Petition fußt in der Hauptsache darauf, daß die geplante Steuer gerade den Mittelstand am stärksten belastet, da die kleinen Objekte verhältnismäßig mehr belastet werden als die großen. Hierfür werden verschiedene Beispiele angeführt. Eine Quittung von 20 Mark trägt z. B. die gleiche Belastung wie eine solche Uber 1000 Mark. Eine Giro- Ueberweisung von 1000 000 Mark bleibt oa- gegen gänzlich frei. Die gleichen Unzulräg- lichkeiten werden sich Herausstellen für jeoen Kaufmann, ver einem größeren Detailgeschäft vorsteht, für jeden Mieter, der seine Miete in Monatsraten zahlt, für jeden Reisenden, der einen Fahrschein lösen will. Für die Ersteren kommt noch hinzu, daß die Steuer gerade für ihn zu einer chikanösen gemacht werden kann. Auf Grund aller dieser Be denken ersuchen die Petenten schließlich, die betreffende Steuer als im höchsten Grade schädigend abzulehnen. — Die Aushebung der Bestimmung in 8 30 der revidierten Städteordnung und in 8 23, Abs. 2 der revidierten Landgemeindeord- nung, wonach Beamte nur mit vier Fünfteln ihres Einkommens zu den Gemeindesteuern heranzuziehen find, wird in nicht weniger al» 1152 Petitionen, von denen 50 von Stadt verwaltungen ausgehen, vom Landtage ver langt. Eine Entscheidung der Petitionsdepu tation über diese weite Kreise interessierende Angelegenheit dürfte demnächst bevorstehen. Als Berichterstatter hierüber wird der konser vative Abgeordnete Hauffe - Dahlen fun- gieren. O — Die Einfuhr österreichischer geschlachteter Schweine nach Sachsen. Die Königl. säch- sichen Ministerien de» Innern und der Fi nanzen geben im „Dr. Journ." die Einzel bestimmungen der Verordnung über die Ein fuhr von Schweinen au« Oesterreich-Ungarn bekannt. Nach dem Viehseuchen-Ueberein kommen zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn vom 25. Januar 1905 ist die Einfuhr von Schweinen nach Sachsen bi« zu 30 000 Stück jährlich zugelaffeu, und zwar findet diese bi» auf weitere» ausschließ lich über den städtischen Schlachthof in Boden- bach statt. Diesem Schlachthofe dürfen, so lange er nicht für die Schlachtungen von jenen Schweinen seuchenpolizeilich geschloffen ist, wöchentlich 577 Schweine zur alsbaldigen Schlachtung zugeführt werden. Dieses Wochen- Kontingent ist mit der Maßgabe übertragbar, daß innerhalb eine« Monats nicht mehr als 2375 Stück eingebrucht werden dürfen. — Unterstützung für Handwerker. Die Gewerdekammer zu Zittau ist vom Königlichen Ministerium de» Innern für die Finanzperiode 1906/07 ermächtigt worden, an würdige und bedürftige, in Sachsen staatsangehörige Hand werksmeister ihres Bezirks, die zu ihrer Weiterbildung an Meisterkursen teilnehmen, auf begründetes Ansuchen UnterstützungSdei- träge zu gewähren. Arme Hanowerker des Bezirk», die an Meisterkursen, die größere Anforderungen an Zeit und Geld stellen, teil nehmen oder teilnehmen wollen und eine Unterstützung an den der Kammer und der Regierung zur Verfügung gestellten Mitteln zu erlangen wünschen, haben daher ihre Gesuche mit entsprechender Begründung bei der Kam mer einzureichen. Hauswalde. Bei der hiesigen Spar- kaffe wurden im Monat Februar 1906 in 50 Posten 3362 Mark 85 Pfg. emgezahlt und 7 neue Bücher ausgestellt. Dagegen erfolgten 17 Rückzahlungen im Betrage von 1399 Mk. 48 Pfg. Bautzen. Ein tragisches Geschick ist Herrn Vizefeldwebel Taggesell der 1. Komp, de» hiesigen Jnfanterie-Regiments am 21. v. widerfahren. Derselbe war am genannten Tage nachm. in der 5. Stunde mit seiner Frau und seinen 3 Kindern auf dem Heim wege von einem Spaziergang begriffen. Am „Carolagarten" stand ein Einspännergeschirr eines Gutsbesitzers aus Jenkwitz vor einer Futterkrippe. Durch das Umfallen der letz teren scheute das Pferd und raste auf tue obengenannte, die Löbauer Chaussee entlang kommende Familie zu. Dem Vater gelang es noch im letzten Augenblick, zwei seiner Kinder beiseite zu reißen, während das ältere, die 9 Jahre alte Tochter Paula, überfahren wurde; dabei erlitt das Kind so schwere innere Verletzungen, daß wenig Hoffnung auf Erhaltung des jungen Menschenleben« besteht- Neustadt. Der 11jährige Sohn eines hiesigen Messerschmieds hatte sich beim Schlitt- schuhlaufen einen Fuß wund gerieben und vermutlich durch farbige Strümpfe eine Blut vergiftung zugezogen, die nach unsäglichen Schmerzen den Tod des Bedauernswerten her beiführte. — Aus dem Landtage. Die Zweite Kammer beschloß am Dienstag, die Petition der Stadt Leipzig und des Vereins ver Buchhändler in Leipzig, soweit sie darauf gerichtet ist, daß der 6. Januar nicht mehr als allgemeiner Feiertag begangen werde, der Regierung „zur Kenntnisnahme" zu überweisen, soweit sich aber die Aushebung de» auf den Mittwoch vor Okuli fallenden Bußtage» al» allgemeinen Feiertag bezweckt, „auf sich beruhen" zu taffen. — Da» evangelisch lutherische Landerkon- sistorium in Dresden hat dem au» dem Amte scheidenden Kultusminister Dc. v. Seydewitz eine Adresse gewidmet, in oer ihm für sein der Kirche zugewendete» Interesse gedankt und namentlich sein Verdienst um die Besserung der äußeren Lage der Geistlichen heroorgeho- ben wird. — Da» Ende eines Opfer« der Spiel bank in Monte Carlo. Der Dresdner Pri- vatu» H, der in den letzten Wochen mit seiner Gattin sein gesamte» Vermögen an ver Spielbank verspielte und fast gänzlich mittellos nach Dresden zurückkehrte, wird jetzt gerichtlich verfolgt. H. suchte nach seiner Rückkunft einige Bekannte und befreundete Kapitalisten auf und soll sich von den letzteren mehrere größere Summen — bis zu 9000 Mark — erschwindelt haben. Mit dem Gelde hat sich H. nebst seiner Frau au» dem Staube gemacht. Die Geschädigten Haven gegen ihn Anzeige bei der Dresdner Staatsanwaltschaft erstattet un» es wird, da er nirgends auszu finden ist, gegen den Verschwundenen ein Steckbrief erlassen werden. — Ist es etwa Galgenhumor, wenn der Restaurateur Richter in Altmittweida „hoch erfreut" die Geburt des dreizehnten Töchter chens anzeizt? Angesichts einer solch starken Vermehrung des weiblichen Geschlechts wird die Lösung der Frauensrage freilich immer schwieriger gemacht. — In der Zitterklankheit unter der Schul jugend von Meißen ist mit dem Schulschluß ein Stillstand eingetreten. In Basel, wo die Krankheit im vorigen Jahre auftrat und mehrere Monate anhielt, hat man die Schulen nicht geschloffen. Neuerdings ist die Krankheit auch in Chemnitz aufgetreten. Zwickau, 28. Februar. Gestern in oer 10. Abendstunde hat in dem benachbarten Wilkau der 25-jährige Fabriktischler Stomm seine 23-jährige Ehefrau durch 4 Beilhiebe tödlich verletzt, dann durch einen Beilhieb sein 5 Monate altes Kind erschlagen und sich da rauf selbst mit einem Tischmeffer die Kehle durchschnitten. Während Vie Frau noch lebend aber ohne Hoffnung auf Wiederher stellung in da» Königliche Kreiskrankenstift zu Zwickau gebracht wurde, verstarb der Mann nach etwa 2 Stunden. Das Kind war sofort tot. Die Ursache zur Tat ist unbegründete Eifersucht. — Tod in den Flammen. Dienstag früh gegen 4 Uhr brach in dec Wagenremise des SpedilionshauseS von Held in Thalheim Feuer aus, wobei zwei Leichenwagen verbrannten. Dabei fand auch der dort schlafeuve Knecht Voitel au» Burkhardtsdorf in den Flammen den Tod. — Das billige Hau». Für bare 32 Mk. hatten in Sohtanv a. R. bekanntlich die Käu fer das vom Remonledepot zum Abbruch be stimmte, umfangreiche und immerhin noch nicht sonderlich baufällige Hau» mit Scheune erworben. Daß sie aber auch noch beim Ab bruch de» Hauser zwischen der Stuvendecke und dem Fußboden de» oberen Stockwerke» einen Beutet mit alten Manzen fanden, das rst doch ein besondere» Glück.